RE: LAGERHALLE
Lahja war Noah so Dankbar, dass er im richtigen Moment wieder an sie heran rutschte und versuchte ihr auch nach all diesen Geständnissen einfach eine Hilfe zu sein, für sie da zu sein, ihr den Schmerz zu nehmen und sich nicht auf sich Konzentrierte. Sie hätte sich gefühlte eine Millionen mal bei ihm Entschuldigen müssen, für alles, was sie in den vielen Jahren getan hatte. Lahja hatte sich durch ihre Art einiges erlaubt, hatte ihn zig Mal vor den Kopf gestoßen und dennoch war er derjenige, der immer hinnahm, wie sie war und Akzeptierte, was sie brauchte und darüber hinaus liebte er sie auch noch? Immer wieder Chancen, immer wieder zeigte er ihr Wege und sie hatte das oft genug einfach mit Füßen getreten und zerschlagen, ihn sogar noch härter Verurteilt als jeden anderen, als er damals mit Lucy geschlafen hatte, nachdem sie ihn mal wieder mit all seinen Gedanken alleine gelassen hatte. Wie weh sie ihm im Gefängnis getan hatte mit ihren ersten Worten und er freiwillig, immer wieder, zu ihr zu Besuch gekommen war. Das hier zeigte ihr auch, dass eine Haily oder der Sex mit zwei anderen Frauen nichts daran änderte, wie er zu ihr war, was sie für ihn Bedeutete und wie sehr sie sich auf ihn verlassen konnte. Noah verlangte nie, dass Lahja aussprechen musste, wenn sie ihn brauchte oder wenn sie sich nach Liebe sehnte, entweder spürte er das durch eine Unsichtbare Verbindung der beiden, genau wie wenn sie in Gefahr schien oder er ließ sich sogar weg drücken, wenn ihr mal einfach nicht danach war und er wurde nicht müde, ihr immer wieder seine Aufmerksamkeit, seine Nähe, seine Zuneigung und sein Herz zu schenken. Oft genug war das Impulsive Mädchen dafür total blind aber jetzt, als sie zusammen schreckte, als Kilian ohne Vorwarnung den Tisch umkippte, da krallten sich ihre Finger in seinen Pullover und sie probierte es, sich nur auf seine Worte in ihrem Ohr zu konzentrieren... wobei sie es nicht lassen konnte, seine Hand zu nehmen, um ihm zu sagen, dass sie ihn gar nicht verdient hatte – so war sie eben. Immerhin, es hörte den beiden eh keiner zu. Kilian überragte alles mit seiner Stimme. Natürlich beruhigte es Lahja ihn so zu sehen, wenn jemand Kilian so zum Ausnahmezustand trieb, dann nur, weil diese Person ihn am Herzen lag. Jeany und sie waren die, die sich von ihm eine Ohrfeige eingefangen hatten – aber das war mehr, als diese distanzierte Kälte, in der er sich sonst so wunderbar Unerreichbar machte. In der seine Tochter das Gefühl hatte, nichts in seinem Herzen zu suchen zu haben und nicht nur ein Mal musste sich Lahja auch schon bei ihm vergewissern, dass er seine Tochter auch liebte aber in diesem Raum blieb daran keinen Zweifel. Einzig und alleine Matt ging ganz anders mit allem um, als sie es von dem lockeren Onkel kannte, sie hatte ihn noch nie so Schweigsam zu einem Thema gesehen, dass er es sogar vorzog, sich nur um seinen besten Freund zu kümmern – vielleicht war das ein Einblick in die Jugend der beiden, in denen das schon fast ein fester Job von Matt war. Sie glaubte zu sehen, wie er sogar einen kurzen Moment daran dachte, so etwas wie Wut an Zac raus zu lassen und von Rache sprach, an Chris. Vielleicht hatte sie Matt schon mal so gesehen, das war lange her, als sie sich bei ihm daheim einquartiert hatte, auf der Flucht vor ihrem Dad und der bei ihm in der Wohnung auch so Wutentbrannt aufgetaucht war um sich seine Tochter zurück zu holen. Lahja bereute es gerade so bitter, auf der Hochzeit angezweifelt zu haben, er würde sich für sie Interessieren und ob sie auch ohne Blutsverwandtschaft in sein Leben gehörte. Diesen liebsten Menschen hatte sie in ihren Augen nicht viel Gutes getan und der einzige, der wohl genauso dastehen würde wie sie, das war ihr Vater – die beiden waren sich so verdammt ähnlich und sie hatte ihm nicht umsonst geraten, sich für April mal ins Zeug zu legen. Also, was müsste sie nun tun? Verbissen fixierte sie Zac, wie er sich selbstgefällig in ihren Augen dahin stellte und sagte, was jeder zu tun hatte aber eines musste sie sich nun durch den Kopf gehen lassen, war sie das hier nicht allen Schuldig, weiter zu Kämpfen? Nicht irgendwo hin zu verschwinden? Wenn die vier sie hier nicht gefunden hätten, wenn ihr Kumpel sie nicht verpfiffen hätte, wäre Lahja vielleicht nur mit einem Abschiedsbrief auf und davon gewesen – endend in einer Heroin sucht, die nicht selten zum Tod führte – also war sie nicht in der Pflicht, allen hier zu zeigen, dass es einen Weg weiter gab? Stattdessen sah sie nun Sehnsüchtig auf das weiße Tütchen in seiner Hand, weil das alles so viel war und weil ihr Betäubung schon immer so enorm viel gebracht hatte. Jeder konnte probieren, ihr das auszureden aber in den Rauschmomenten wie diesen, kam niemandem das vergessen als negativ vor sondern wie ein Strohhalm. Nachdem jeder sehen konnte, wie das junge Mädchen viel zu lange und liebevoll auf den weißen Stoff starrte, sahen sie aber auch alle so an, als hätte Zac den richtigen Weg aufgezeigt – nicht mit der Begeisterung oder Euphorie aber das betretene Schweigen für einen Moment, genau das war es, was Lahja unter Druck setzte. Den nun viel weicheren Blick von Zac konnte sie gar nicht deuten, auch das Hilfsangebot war nach den harten Worten so schwer mit offenen Armen anzunehmen. Mit unterdrückten Lauten richtete sie sich auf, schob sich weiter auf dem Sofa vor aber jeder bewegte sich dieses minimale Stück in Alarmbereitschaft, wenn sie fliehen wollte, sie nicht zu lassen. Sie saß in der Falle, so kam sie sich zumindest vor und als sie ihren Vater anschaute – weiter zu Matt und letzten Endes zu Noah, gab es viel darin zu lesen aber alles deutete darauf hin, sie erwarteten, dass sie einwilligte. Nur Kilian, der sah momentan auch so aus, als würde er seine Tochter dahin tragen, wenn es sein müsste oder aber er machte das mit ihr, sie von dem Stoff los zu bekommen – nein, dann lieber doch Zac. Sie konnte ahnen, dass Matt und Kilian aus Lebenserfahrung Freunde an Heroin verloren hatten, sie wollten Sicher nicht, dass Lahja die nächste auf der Liste war aber Noah auch? Eigentlich stärkte er immer ihr den Rücken aber leider war er auch ein Mensch mit Vernunft, selbst, wenn es um sie ging und dieses feine nicken, seine behutsame Berührung – ja auch er wollte, dass sie das machte. „ Ihr spinnt alle, vergesst es.“ Der verzweifelte, verbissene Versuch sich zu wehren, wie eine Raubkatze in einer Ecke und sie schob grob die Hand von Noah von sich. „ Nein...“ mit einer bittend nach oben gehobenen Augenbraue sah sie ihren Freund an, vielleicht weil sie gerade bei ihm das Gefühl hatte, er würde nie etwas für sie wollen, was ihr nicht gut tat. „... das ist doch nicht dein Ernst Noah.“ Er hatte doch sonst immer Mitleid mit ihr? Warum jetzt nicht? Die eben so grob beiseite geschobene Hand berührte sie dann doch mit ihren Fingerspitzen, vielleicht würde sie ihn umstimmen?
Nein, auch nach ein paar Minuten sahen sie noch alle an, als warteten sie auf ihre Zustimmung aber eigentlich... brauchte es die doch nicht? „ Okay... okay.“ Lahja rieb sich über die Schläfe. Sie brauchte auch diesen Kampf um sich nicht von allen etwas vorschreiben zu lassen, um für sich den Standpunkt fest zu machen, Chris hatte sie nicht gebrochen und dann hob sie die Schultern an „ Dann... Besprecht wie ihr Zeit habt, ohne mich, ich will mir nicht vorkommen wie ein behinderter Pflegefall, der nicht allein irgendwas kann. Wenn ihr... die Videos findet, seht sie euch nicht an, ich will dabei sein um... zu merken, ob ich das wirklich zeigen will und wenn ja, welche.“ Damit schloss sie aus, dass sie sich in allen Punkten als Sieger fühlten, das Mädchen wollte nun nicht auch schon einräumen, der Bewährungshilfe das Video zu zeigen obwohl sie nicht mal von den Drogen herunter gekommen war. Außerdem wollte sie die von dem sexuellen Missbrauch vor ihren Liebsten noch immer vertuschen. „ Dad, du räumst den... Tisch wieder dahin, wo er war, das ist nicht meine Wohnung und Noah, du suchst mir ein paar Sachen bei mir zusammen, bringst sie, wenn es passt? Matt, rufst du einen Bekannten... der uns zu Zac fährt oder kannst du ein Auto besorgen? Ich... will so nicht in ein Taxi steigen.“ Sie sprach viel Befehlender als sie es sich vielleicht erlauben konnte, dass war aber Lahja´s Art und verdammt, sie musste da doch auch durch, wie sie das am besten Verantworten konnte – wenn sie kein fremden Taxifahrer sehen wollte, in dieser Verfassung, dann wollte sie das auch nicht. Entgegen dem Wortlaut stand sie dann auf und ging mit noch immer Unsicherem, Misstrauischem Blick auf Zac zu, wie er bemerkt hatte, so jemand wie er, den gab es bisher in ihrem Leben nicht – er kannte nun die Menschen aus ihrem direkten Umfeld – hielt die Hand ausgestreckt hin. „ Ich... lasse dich Helfen und... um es dir zu Beweisen, ich werfe es selber weg.“ Das war wohl die härteste Prüfung, denn Lahja sah dem Pulver Trauernd hinterher, als sie es in die Toilette rieseln ließ. Noch ein Schuss darin und sie stockte... sie sah fragend zu Zac, kein Erbarmen und keinen letzten Rauschzustand, das sah sie in seiner Mimik sofort und auch der letzte Rest verschwand. Jetzt kam sie mit einem wirklich ratlosem Gefühl ins Wohnzimmer und statt sich wieder hinzusetzen blieb sie im Türrahmen stehen, wo sich eben Zac platziert hatte, mit einem Zweifelnden Blick auf all das. Wollte sie das? Unsicher verschränkte sie die Arme vor dem Bauch und ohne Aussicht auf Erlösenden Stoff, mit Blick auf die Vorbereitung, wie miserabel sie sich noch fühlen würde und was da für eine Zeit nach und vor ihr lag, wurden ihre Augen ganz glasig und ein Kloß bildete sich in ihrem Hals. Alle Zeichen standen auf Aufbruch und sie wollte sich doch nur irgendwo verkriechen und nicht weiter Kämpfen, fuck. Anders als eben suchte sie den Blick nicht mehr in die Augen von ihren Liebsten sondern nur auf den Boden, gleich würde sie sich von ihnen Verabschieden und dann? Ihr jagte das alles eine fürchterliche Angst ein, ihren Dad, Noah und Matt dann erneut zu sehen, wenn sie verarbeitet hatten, was sie eben gehört hatten. Jeder auf seine Weise.
|| DESTRUCTIVE » 23 YEARS OLD » DRUG ADDICTED ||
I need to feel something before I'm just nothin'.
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