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LAGERHALLE - Admiss - 10.08.2015 18:41 Ein gutes Versteck in einem Industriegelände. RE: Lagerhalle - Summer Alica Jones - 10.08.2015 18:42 Wie von Chas schon vorhergesagt waren die nächsten Tage eine absolute Tortur. Der Grund, warum sie weder Matt noch Kilian um Hilfe bat, war nicht, dass sie es nicht wollte sondern das beide am Telefon erst ihre Sorgen los wurden und sie sich deswegen nichts Anmerken lassen wollte. Kilians Tochter war wieder da und Summer selber hatte schon so ihre Erfahrungen mit der eigenwilligen Person von Lahja gemacht. Also konnte sie nachvollziehen, unter welchen Sorgen und unter welchem Druck er nun stand. Matt hingegen hatte da freudigere Nachrichten, seine Frau war aus dem Nirgendwo wieder zurück und die beiden wollten nun ganz schnell ihre Hochzeit in Angriff nehmen. Die beiden wollten sogar ein Haus kaufen und seine Halbschwester adoptieren? Sie hätten alle niemals damit gerechnet, dass ausgerechnet er derjenige war, der eine Frau fürs Leben finden würde und sie wollte ihm mit den belastenden Neuigkeiten sicher nicht die Vorfreude vermiesen. Also wimmelte sie beide ab, die sich natürlich über den Anruf wunderten und warum Summer nicht einfach auf ein Bier in die Kneipe vorbei gekommen war. Sie versicherte sich auf der Hochzeit sehen zu lassen und damit stand sie dann auch die Verletzungen ganz alleine in ihrer Wohnung aus, ging nicht vor die Tür. Sie machte sich nur ein paar Beweisbilder, von sich selber, falls sie sich doch noch zu einer Anzeige durchringen würde. Chas Worte, dass alle beide nicht zögern würden, ihrem Leben ein Ende zu setzen hatte aber Eindruck hinterlassen – die junge Frau hing doch sehr daran, wie man wusste, wenn man sie nur ein bisschen kannte. Möglicherweise sollte ihr das noch mal eine Lehre sein, in welcher Stadt sie aufgewachsen war und sie spielte tatsächlich mit dem Gedanken, nach der Hochzeit die Stadt wieder hinter sich zu lassen. Das war ihre Art und immerhin war sie schon eine Weile hier. Das jemand anderes genauso dachte, Summer sein an einem anderen Ort besser aufgehoben, dass konnte sie zu der Zeit nicht ahnen, als sie sich Wohnungsanzeigen ansah. Texas oder Florida vielleicht. Brooke handelte nicht nur mit Drogen und Waffen, der Markt, der gerade in Los Angeles am schnellsten wachsen wollte, war der Menschenhandel. Auch einige ihrer Mädchen waren aus anderen Ländern hier her geschleust worden und wussten nichts über ihre Rechte oder was man mit ihnen anstellen durfte oder was nicht. Sklaverei des 21. Jahrhunderts war also auch für die Rothaarige ein lukratives Geschäft. Normal handelte es sich dabei aber um Männer und Frauen aus dem Ausland. Die die Sprache nicht sprechen konnten und nach ein paar Monaten hier wieder weg geschickt wurden, die den Behörden aufgefallen waren oder einfach ein Freundschaftsdienst von Brooke für Arbeitskollegen aus anderen Teilen des Landes. Sie brachte die Ware sozusagen nur Sicher an der Polizei vorbei. Sie hatte sich wirklich den Kopf zerbrochen, wie man Summer ein für alle Mal eliminieren konnte und sie sich sicher sein könnte, sie würde nicht plappern. Sicherlich war Chas der Meinung, sie wäre keine Bedrohung und natürlich spielte sie ihm vor, es sei alles erledigt aber nein. So schnell vergaß sie nie, besonders nicht, wenn jemand so mit ihr sprach wie die Brünette. Sie hatte das Leben von ihr durchleuchtet, sie war hier geboren und wieder gekehrt. Nach etlichen Umzügen. War ein Escort Girl. Woran sie aber hängen blieb, sie hatte Verbindungen zu Matt. Wem man nicht alles über den Weg lief, wenn man jemanden ausspionierte. Das Interessante für sie war aber sicher nicht der Kleinkrieg zwischen ihr und einem alten Bekannten sondern viel eher, dass der Mann, für den sie sich Interessierte diese Frau einfach nie mehr zu Gesicht bekam und vor allem sie selber nicht. Brooke machte sich zur Nutze, dass Summer sprunghaft schien und immer wieder Umzog, es kam ihr sehr gelegen, als ihre Handlanger die Wohnung inspizierten um Summer auch netterweise abzuholen, dass diese auf ihrem Laptop auch noch Fenster zu Wohnungsangeboten in anderen Städten geöffnet hatte. Brooke ließ es also Augenscheinlich so aussehen, als sei Summer umgezogen. Die Möbel wurden geholt, alles Abgemeldet während die Frau, die den Hass der Rothaarigen auf sich gezogen hatte in einem Lager ausharren musste, mit einigen anderen Menschen, bis sich eine Woche später ein günstiges Angebot ergab, sie los zu werden. Brooke wollte sie nicht länger in ihrer Nähe Wissen als Nötig. In der Zeit versuchte sie sich nämlich auch Chas vom Leib zu halten, damit er keinen Verdacht schöpfte, bei der Frau traute sie ihm noch immer nicht über den Weg. Auch wenn sie das vor den anderen nicht zugab, es könnte sie entlarven, ihm mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, als gut war. Sie gab den beiden alt Bekannten Gesichtern, die Summer auch das letzte Mal so freundlich nach Hause geschafft hatten, die Anweisung, diesen Transport mit Summer ganz besonders im Auge zu haben. Weil Summer auch die Sprache sprach, sollten sie ihr den Mund verbinden, damit sie weder um Hilfe schreien noch mit irgendwem Reden konnte. Einer der beiden war schon die ganze Zeit spitz auf Summer gewesen und Summer sprach ihm zu, wenn er die Zeit fand, dürfte er sich auch mit ihr Vergnügen. Das Problem wäre danach ohnehin erledigt und sie würde sich an ihr neues Leben gewöhnen können. Brooke hatte Summer natürlich nicht in der USA herum Schleusen können, sie würde irgendwo im Asiatischen Raum bei einem kranken Kerl landen, eigentlich hätte sie es sogar besser getroffen, wenn man ihr hier eine Kugel durch den Kopf gejagt hätte. So leicht kam man ihr nur nicht davon. Summer selber hatte das alles mit wesentlich mehr Emotionen erlebt. Als sie auf einmal mitten in der Nacht in ihrer Wohnung überrascht und mit einem Tuch außer Gefecht gesetzt wurde, wünschte sie sich, sie hätte Matt und Kilian von allem Erzählt. Ihre Wunden waren gerade wieder geheilt, sie hatte am nächsten Tag das erste Mal wieder arbeiten wollen und keinen Schimmer, dass Brooke ihre Kündigung schon in die Wege geleitet hatte. Das alle ihre Freunde denken würden, sie sei einfach weg gezogen. Die darauf folgende Woche war furchtbar, da waren so viele Menschen, die sie nicht verstanden und die so viel Angst in sich trugen. Sie schliefen teilweise zu dritt in einem Bett und Summer wollte Reden, wollte sich Gehör verschaffen aber die Aufseher waren unnahbar für das Flehen und kein anderer Mensch verstand sie. Niemals hätte sie damit gerechnet, das durchstehen zu müssen und noch schlimmer – sie wusste nicht mal warum, wieso und weshalb? Hatte Chas doch Recht und diese Schläge waren nicht alles? Aber was tat Brooke? Ihr Angst machen? Sie dann wieder gehen? In ihren Gedanken war das so fern, dass sie bald in einem Container oder Laster irgendwohin auf dieser Welt geschafft werden sollte. Einfach nicht Real! Sie klammerte sich an den Gedanken, es sei nur eine Lehre und bald würde sie wieder raus kommen. Bis zu dem Tag, als sie die Männer aus ihrer Wohnung wiedersah. Grob wie beim letzten Mal kam der korpulentere der beiden auf sie zu “Sonderbehandlung Lady.“ Und verband ihr den Mund, sie hatte gerade um Hilfe rufen wollen. Sie wehrte sich als fast einzige hier mit allem, was ihr gegeben war. Sie war wohl auch die einzige, die in diesem Land mal einen Ausweis und auch eine Existenz besessen hatte aber keine Chance. Weil sie keine Unruhe zwischen die anderen bringen sollte, würde Summer als letzten und Betäubt in den Transporter kommen und so lange blieb dem Ekel von neulich noch, sich etwas Vergnügen mit ihr einzuräumen. Die beiden landeten in einem der leer gewordenen Zimmer, aus den Augen des ganzen Trubels und der anderen Helfer von Brooke und er warf sich stürzte sich auch sofort auf sie wie ein Tier. Noch immer bemühte sie sich nach ihm zu treten. Vielleicht hätte sie selber gerade eher die Kugel bevorzugt als zu begreifen, dieser ganze Albtraum würde bald wahr und niemand ihrer Freunde würde je Wissen, was mit ihr passiert war. Wo sie hingekommen war. Sie war doch bekannt dafür, immer wieder das weite zu Suchen. Scheiße! Das was sich außerdem gerade in dem Zimmer abspielte, erinnerte sie an ihre frühe Kindheit, das lag so weit zurück. Trotzdem wollte sie noch nicht Aufgeben! Noch immer versuchte sie gegen das Tuch in ihrem Mund anzubrüllen. RE: Lagerhalle - Charles Thompson - 10.08.2015 23:48 Wenn man eines in diesem Beruf lernte, dann war es, dass man niemandem trauen konnte. Niemandem. Nicht den engsten Verbündeten, nicht den Freunden, nicht den Partnern. Wer sich der Kriminalität verschrieb und den Staat belog, dem fiel es auch nicht schwer, das in andere Lebensbereiche einfließen zu lassen. Vor allem nicht, wenn man so tief drin steckte wie Brooke und ich. Nächstenliebe war für uns ein Fremdwort, ebenso wie Mitgefühl. Das waren Charaktereigenschaften, die wir nicht besitzen durften, denn sie machten schwach und angreifbar. Und wer sich so entblößte, der war nicht dafür geschaffen ein solches Imperium gegen die Polizei und die Gesetze des Landes zu führen. Genau aus dem Grund glaubte ich Brooke von Anfang an kein Wort, obwohl sie vor mir noch einmal betonte, dass Summer ihre Lektion gelernt hatte und dass es für sie nichts zu befürchten gab, wenn sie sich an die Regeln hielt. Brooke spielte zwar ihre Rolle perfekt, keine Frage, aber dennoch blieb das unangenehme Gefühl in mir und das äußerte sich, indem ich immer wieder hinter ihrem Rücken Summers Sicherheit kontrollierte. Wenn ich mich unbeobachtet fühlen konnte, dann fuhr ich an ihrer Wohnung vorbei, hielt auf der Straße und wartete dort, bis ich durch das Fenster eine Regung erkannte. Manchmal öffnete sie es, manchmal schaltete sie auch einfach nur das Licht im Raum ein oder aus. Das reichte mir als Beruhigung und ich fuhr weiter. Aber als ich nach ein paar Tagen am frühen Abend mein Auto wieder unauffällig auf dem Seitenstreifen parkte und tief in den Sitz sank, um ihr Fenster mit meinem Blick zu fixieren, passierte nichts. Keine Regung. Stundenlang saß ich dort, bis zum nächsten Morgen, aber das Licht wurde nicht einmal betätigt. Mit einem unangenehmen Gefühl im Bauch entfernte ich mich zwar wieder von ihrem Gebäudekomplex, um meiner Arbeit nachzugehen, aber am nächsten Abend kam ich wieder. Erneut starrte ich mehrere Stunden nur auf ein dunkles Fenster, bis mitten in der Nacht meine Nervosität Überhand nahm und ich mir selber Zutritt zu ihrer Wohnung verschaffte. Zu ihrer leeren Wohnung. Nichts stand mehr in ihren vier Wänden, alle Möbel waren heraus geschafft, keine Kleidung, keine ihrer Habseligkeiten. Es war, als hätte es sie überhaupt nicht gegeben. Was man jedoch ebenfalls in unserem Beruf lernte, war, dass man nicht zu schnell in Panik geraten durfte. Panische Menschen machten Fehler und ich war definitiv in einer Position, in der ich mir das nicht leisten konnte. Regungslos stand ich einige Minuten in diesem leeren Raum, versuchte die Zusammenhänge in meinem Kopf zu setzen, eine Verbindung herzustellen, eine Logik in diesem plötzlichen Verschwinden zu suchen. Es bestand die Möglichkeit, dass sie tatsächlich freiwillig die Stadt verlassen hatte, also rief ich bei ihrem vorherigen Arbeitgeber an und fragte nach. Wenn ich etwas wollte, dann konnte ich sehr beharrlich sein, und deshalb bekam ich auch nach einigen Überredungskünsten die Information, dass Summer vor wenigen Tagen schriftlich gekündigt hatte und seitdem nicht aufgetaucht wäre. Das war zwar noch kein Beweis für ein Fremdverschulden und ich erinnerte mich auch daran, wie sie mir von ihren vielen Umzügen erzählt hatte, aber mein Bauchgefühl ließ sie davon nicht überzeugen. Und meistens behielt es leider Recht. Ein paar wenige Tage vergingen, in denen ich unauffällig versuchte irgendetwas über Summers Verbleib herauszufinden. Ich fand durch ein paar Kontakte ihre Telefonnummer heraus, aber dort meldete sich niemand. Ich sprach mit einigen ihrer Kolleginnen, aber auch die wussten nichts. Ich redete mit dem Wirt aus der Kneipe, in der ich sie mit Brooke getroffen hatte, aber auch er hatte sie nicht gesehen. Nur eines wurde immer wieder erwähnt: Dass Summer ständig ihren Wohnort wechselte. Dass es sie nie lange an einem Ort hielt. Aber mittlerweile steckte ich so tief drin, dass ich keine Ruhe geben würde, bis ich sie nicht gesehen oder mit ihr gesprochen hätte. Eine knappe Woche verging seit ihrem Verschwinden, bis sich plötzlich eine weitere Idee in meinem Kopf einnistete. Immer wieder hatte ich in Gesprächen unter Brookes Handlangern mitbekommen, wie sie über Chris redeten. Darüber, dass auch er sich mit der Rothaarigen angelegt und ihren Zorn auf seine Seite gezogen hatte, wegen irgendeiner ihrer Huren. Was genau da passiert war interessierte mich nicht, aber vielleicht war das ein Ansatz. Chris und ich kannten einander noch aus New York, hatten dort einige Geschäfte miteinander geführt und als ich am selben Abend noch vor seiner Haustür erschien, zeigte er sogar so etwas wie Freude darüber, dass wir endlich die Chance hatten uns mal in privatem Umfeld zu unterhalten. Außerhalb von Brookes Lokalitäten. Zu meinem Vorteil war Chris vollkommen durchgedreht, schon immer gewesen. Er war zwar skrupellos und brutal, aber dabei unvorsichtig und nur auf sich selber fixiert. Er dachte nicht weiter, als bis zur nächsten Ecke und als ich ihn unterschwellig nach seiner Beziehung zu Brooke befragte, zögerte er auch nicht haarklein vor mir auszubreiten, wo sein Konflikt mit ihr lag. Er schien eine unfassbare Wut auf sie zu verspüren, die sich in den letzten Wochen nur mehr und mehr gesteigert hatte, und als ich ihn offen danach fragte, wo sie jemanden hinbringen könnte, den sie loswerden wollte, berichtete er mir bis ins Detail von ihren Geschäften im Menschenhandel. Bisher hatte ich nichts davon gewusst, Brooke hatte mich eher auf die Drogen und die Waffen angesetzt - darauf, womit ich mich auskannte - aber Chris schien im Bilde zu sein. Nach all den Jahren unter ihrer Hand. Er erzählte mir sogar bereitwillig von einer alten Lagerhalle, in der sie diese Menschen unterbrachte, hauptsächlich Immigranten. Ich wusste, dass Chris nicht mehr lange leben würde, falls Brooke irgendwann erfuhr, welche geheimen Informationen er hier mit mir teilte, aber davon sagte ich ihm kein Wort, als ich aufstand und mich verabschiedete. Er würde es noch früh genug merken. Mir war durchaus bewusst, wie dumm und leichtsinnig es von mir war, direkt dieses besagte Lagerhaus anzusteuern, ohne weitere Informationen, aber die letzte Woche hatte mich tatsächlich immer mehr zur Verzweiflung getrieben. Wenn Brooke wirklich etwas mit Summers Verschwinden zutun hatte, dann würde sie sie nicht länger als nötig in der näheren Umgebung halten und mittlerweile waren schon so viele Tage vergangen, dass die Chance sie zu finden immer mehr sank. Es blieb einfach keine verdammte Zeit mehr. Meine Vorsicht verlor ich dadurch trotzdem nicht. Das Auto stellte ich ein paar Straßenecken von dieser Halle entfernt ab, bewegte mich im Schatten der Häuser immer näher auf die genannte Adresse zu und als ich endlich dort ankam, mich im Schutz einer Mauer versteckte, entdeckte ich tatsächlich einen Truck vor dem Eingang. Ich konnte beobachten, wie zwei Männer immer mehr Menschen auf die Ladefläche führten, teilweise gegen ihren Willen, aber keine der Personen sah Summer auch nur ansatzweise ähnlich. Das Herz in meiner Brust schlug schwer, den Lauf der Waffe hatte ich bereits fest mit meinen Händen umschlossen, als ich etwas hörte, das dafür sorgte, dass sich meine Kiefer fest aufeinander pressten. "Waren das alle?", fragte einer der Männer und der andere antwortete: "Nein, eine fehlt noch. Joe bringt sie gleich raus. Er sorgt noch dafür, dass sie endlich ihre Fresse hält." Ich wusste, wer Joe war. Und auch Summer hatte schon seine Bekanntschaft gemacht. Und auf einmal fühlte es sich so an, als gäbe es keinen Zweifel mehr, dass diese Frau, über die dort geredet wurde, tatsächlich die war, die ich so dringend suchte. Diesmal nahm ich mir nur wenige Sekunden, um die Situation zu überdenken und einen Plan zu entwickeln, aber ich war mir des Risikos durchaus bewusst, als ich einen Schalldämpfer auf meine Waffe drehte und am Rande des Lagerhauses entlang ging, bis ich ein Fenster fand, das sich öffnen ließ. Es brauchte ein wenig Anstrengung, aber kurze Zeit später stand ich im dunklen Gebäude und stand vor einer nervenzerrenden Wahl. Entweder bewegte ich mich so vorsichtig wie möglich und versuchte meine Deckung zu wahren, aber riskierte dadurch, dass Summer etwas zustoßen würde, das sie vermutlich nie vergaß. Oder ich versuchte sie so schnell wie möglich zu finden, aber nahm dafür in Kauf eventuell einen Fehler zu begehen. Warum auch immer, diesmal tat ich etwas, das ich sonst nie tat, und entschied mich für die zweite Version. Mit der Waffe schussbereit vor mir ging ich einen langen Flur hinab, öffnete mehrere Türen und wich immer wieder vor bestialischem Gestank zurück. Die Menschen lebten hier wie Tiere, in dunkle kleine Räume eingesperrt, niemand sorgte für Sauberkeit. Ich stolperte gerade erneut aus einem Zimmer wieder heraus, in dem sich Fäkalien in einem Eimer gesammelt hatten, als ich die Stimme eines Mannes gedämpft durch ein paar Wände hörte und genau dieser Spur folgte, bis ich vor einer weiteren geschlossenen Tür stand. Es bestand kein Zweifel, dass jemand in dem Raum dahinter war, aber weil ich nicht wissen konnte, ob er eventuell selber ebenfalls die Waffe auf Anschlag hielt, stieß ich mit voller Wucht die Tür auf und richtete direkt den Lauf meiner Pistole auf die Ecke im Raum, in der sich etwas bewegte. Joe lag mit seinem vollen Gewicht auf Summer, drückte sie in die dünne Matratze eines klapprigen Bettes, zumindest so lange, bis er mich erkannte, auf die Waffe in meiner Hand sah und aus Reflex versuchte nach seiner zu greifen. Erfolglos, denn noch eher der die Finger zu seinem hinteren Hosenbund führen konnte, traf ihn ein Schuss im Oberarm, der ihn erbärmlich aufschreien ließ. Einer meiner Fehler, die ich in der Schnelligkeit beging, denn es konnte gut sein, dass dieser Laut bis nach draußen zu hören war. Und nur deshalb traf ihn sofort danach noch ein Schuss in den Kopf. Lieber hätte ich ihn leiden sehen, mich an seinen Schmerzen ergötzt, vielleicht noch meinen Fuß in seine blutende Wunde gedrückt, aber stattdessen bekam er einen schnellen Tod. Und Summer nicht die Rache, die sie eigentlich verdiente, sondern nur Blut und Fetzen seines Gehirns, die sich auf ihr verteilten. "Bist du okay?", fragte ich mit gewohnt fester Stimme, obwohl das Herz in meiner Brust noch immer raste, ging auf das Bett zu und stieß mit meinem Fuß gegen den leblosen Körper von Joe, damit sie sich unter ihm befreien konnte. So sehr ihr das auch wehtun würde und obwohl ich dadurch mit Sicherheit ihre Lippe aufriss, zog ich mit einem Ruck das Klebeband von ihrem Mund. "Hat er dir was getan?" RE: Lagerhalle - Summer Alica Jones - 11.08.2015 05:27 Summer passierte zum ersten Mal, dass sie alle ihr Hoffnungen verlor. Das sie aufhörte daran zu denken, irgendwie würde sie hier schon heraus kommen und alles würde ein gutes Ende nehmen. Bis zu diesem Augenblick hatte sie sich durchgehend gewehrt aber auf einmal war das nicht mehr so. Sie ließ die Rebellion in ihrem Körper ersterben und wollte eigentlich nur versuchen, alles schnell über sich ergehen zu lassen. Versuchte sich selber einzureden, sie kenne das doch alles von dem Freund ihrer Ma und danach würde sie sowieso die Stadt verlassen. Joe hatte also leichteres Spiel ihr das Oberteil nach oben zu schieben, die Hose gerade bis zur Mitte ihrer Oberschenkel zu drücken und gerade als er sich selber im Begriff war, die Hose aufzumachen, bewegte sich rasend schnell etwas in der Ecke des Raumes. Die Tür schnellte auf und Summers Blicke richteten sich eilig auf den Punkt, aus dem noch Hoffnung zu kommen schien. Auch wenn sie Chas viel später erst als diesen erkannte, begann sie auch genau an dem Punkt sich wieder gegen dem Mann auf ihrem Körper zu wehren. Sie war dankbar, dass der Mut sie nur eine kurze Zeit verlassen hatte – genau so lange, bis die Blutspritzer sie trafen. Wenigstens war ihr Mund noch verbunden, denn es war natürlich, jemand der das nicht kannte – für den war das ein grauenhafter Anblick und sie Schrie entsetzt in den Kleber auf ihren Lippen. Sie würde nie vergessen, wie der leblose Körper auf ihr zusammensackte. Wie nahe sie den offenen Wunden war, die zum Tode eines anderen Geführt hatten. Summer bebte am ganzen Körper als sie mit der letzten Kraft versuchte, den toten Körper von sich zu drücken und ihre nackte Haut vor dem Kontakt in Sicherheit zu bringen. Sie schob sich das Shirt wieder über den Oberkörper, als Chas ihn von sich herunter stieß auch die Hose. Eigentlich wünschte sie sich gerade, es wäre wie in den Hollywoodstreifen – um einen herum wurde alles weiß und in der nächsten Sequenz wachte man in dem Happy End auf, alles war schon aufgelöst und es gab nichts, worüber man sich fürchten musste. In dem Fall fragte sie sich aber wo stand der Mann, der sie gerade vor einer weiteren, furchtbaren Erinnerung bewahrt hatte und was tat er hier? Brooke konnte nicht wollen, dass er als ihr Retter dastand und sie konnte sich auch nicht Vorstellen, dass sie nur um ihr einen Streit zu spielen einen ihrer Handlanger opfern würde wie Joe. Also was war das hier? Summer beantwortete mechanisch trotzdem zuerst Chas frage, weil sie auch so Glücklich war, dass sie endlich wieder jemand verstehen würde. „ Nein, du... kamst in aller letzter Sekunde.“ Ihre aufgerissene Lippe interessierte sie ernsthaft nicht mal selber, lieber erhob sie sich eilig von dem Bett um von dem toten Körper weg zu kommen. Sie war kein Mensch von großen Emotionen, eigentlich aber nach der Erfahrung war das anders. Ihre Arme schlossen sich so Dankbar um Chas, eigentlich wollte sie ihn nicht wieder los lassen und ihn genau so fest halten. Da fiel ihr aber auch wieder ein, Chas war nicht einer von den guten, oder? Wer hatte sie denn in der Wohnung so zugerichtet? Doch ein Spiel von ihm und seiner kranken Freundin? „ Was... wo bringst du mich jetzt hin?“ vielleicht hatte Joe sich nur etwas raus genommen, was er nicht durfte und sie würde trotzdem noch irgendwohin mit diesen ganzen anderen Menschen verschleppt. RE: LAGERHALLE - Charles Thompson - 11.08.2015 09:24 Mein Körper stand noch immer so unter Spannung, dass ich einen Arm nur verkrampft um Summers Schultern legen konnte und das auch nur so lange, bis meinen aufmerksamen Ohren ein Geräusch draußen vom Flur nicht entging. "Ruhe", zischte ich ihr hart, mit gedämpfter Stimme entgegen, drückte dabei eigenhändig ihren Körper in eine Ecke neben der Tür und stellte meinen schützend vor sie. In dem Bruchteil einer Sekunde versuchte ich die Situation wieder zu überblicken, stellte dabei fest, dass man von der geöffneten Tür direkt auf das Bett und den leblosen Körper von Joe sehen konnte. Noch ein Fehler, denn das würde die anderen beiden Männer warnen, bevor ich überhaupt die Chance hatte den Lauf meiner Waffe auf ihre Köpfe zu richten. Einer, den ich allerdings beheben konnte, indem ich das Risiko auf mich nahm und so schnell wie möglich ein paar Schritte in Richtung der Tür ging, um sie wenigstens mit meiner Hand ein wenig anzulehnen. Gerade rechtzeitig hatte ich zur Stabilität die Finger eben dieser Hand wieder um den Lauf der Pistole gelegt, als einer der beiden Männer direkt neben mir in das Zimmer gestürmt kam, ich auf seinen Kopf zielte und abdrückte. Keine Ahnung, wonach Brooke ihre Männer aussuchte, aber Intelligenz konnte es sicher nicht sein. Damit blieb nur noch einer übrig und das war verdammt nochmal immer wieder das Nervenaufreibende. Das war die Situation, die das Adrenalin so durch den Körper schoss, dass ich sogar meinen eigenen Herzschlag laut hören konnte, denn dieser Typ konnte überall sein. Er konnte direkt hinter der Tür an der Wand stehen und auf uns warten oder nichtsahnend am Truck lehnen. Ebenso konnte er auch schon Verstärkung rufen. Verbissen presste ich meine Kiefer aufeinander, ärgerte mich innerlich darüber, dass ich so im Ungewissen blieb, aber wenn tatsächlich Letzteres der Fall war, dann konnten wir auch nicht hier im Schutz der Ecke stehen bleiben und darauf warten, dass etwas geschah. Uns blieb keine andere Wahl, als uns selber der Gefahr zu stellen. Für einen ganz kurzen Moment presste ich meinen Rücken fest gegen die Wand, lehnte den Kopf nach hinten und atmete tief ein, aber dann sah ich Summer mit dem selben abgeklärten Blick an, den sie schon die ganze Zeit auf meinem Gesicht beobachten konnte. "Vertrau mir, ich bring dich hier raus", sprach ich so leise wie möglich aus, fixierte ihre Augen mit meinen und nickte ihr ermutigend zu. "Bleib bei mir." Mit den Worten umgriff ich wieder fest die Waffe in meiner Hand, ging geräuschlos noch näher zur Tür und tat genau das, was man auch immer in Filmen beobachten konnte. Den Lauf der Pistole ständig auf Anschlag wagte ich mich mit einer schnellen Bewegung auf den Flur, aber da war niemand und obwohl das mein Herz nur noch schwerer schlagen ließ, bedeutete ich Summer mit einem Nicken, dass sie mir folgen sollte. Lieber wäre es mir gewesen, wenn ich alle drei hätte umlegen können. Wenn wir dadurch zumindest ein paar Stunden Vorlauf bekamen, aber wenn einer übrig blieb und die zwei leblosen Körper fand, dann hatten wir vielleicht nur ein paar Minuten, bis Brooke erfuhr, was geschehen war und sofort verstand, nach wem sie suchen musste. Doch - warum auch immer - die größte Priorität war momentan Summers Sicherheit und deshalb führte ich sie schnell aber vorsichtig zugleich zu dem Fenster, durch das ich in die Lagerhalle eingestiegen war, kletterte als Erster selber hinaus, versicherte mich, dass wir dabei unbeobachtet blieben, und half dann auch ihr. Im dunklen Schatten der Industriegebäude rannten wir zum Auto, anfangs noch ständig auf der Hut, aber je weiter wir uns entfernten, desto schneller wurden wir auch. In meinem Kopf zählte gnadenlos die Zeit herunter, ich war ständig darauf vorbereitet, dass jeden Moment ein anderer Wagen mit Brookes Männern um die Ecke biegen konnte, aber wir schafften es tatsächlich bis zu meinem Wagen. Summer sprang hinein, ich ebenfalls, aber wir hatten noch nicht einmal die Türen richtig geschlossen, als ich bereits auf das Gaspedal drückte und uns erst einmal so schnell wie möglich von diesem Ort weg führte, in belebteres Gebiet. Erst auf dem Highway, umgeben von einigen anderen Autos, die ebenfalls in der Nacht unterwegs waren, konnte ich einmal tief durchatmen und auch endlich die Waffe neben mir in einem Seitenfach ablegen. Bewusst nicht in Summers Reichweite, denn nach dem, was ich ihr angetan hatte, konnte ich nicht damit rechnen, dass sie auf einmal wieder ihr volles Vertrauen in mich legte. "Wir müssen aus der Stadt raus", war das Erste, was ich ruhig sagte, aber weil ich mich in diesem Staat nicht so auskannte wie in New York, sah ich meiner Begleitung in die Augen. "Kennst du irgendeinen Ort, wo wir hin können? Etwas, das Brooke nicht mit dir in Verbindung bringen kann? Oder ein abgelegenes Motel?" In genau dem Moment, in dem ich das ausgesprochen hatte, fing auch das Handy an zu vibrieren, das mir für die Arbeit gegeben worden war, aber außer eines kurzen Blickes schenkte ich dem keinerlei Beachtung. RE: LAGERHALLE - Summer Alica Jones - 11.08.2015 16:43 Summer wusste nicht, was sie tun sollte, als Chas ihr sagte, sie sollte ihm Vertrauen. Ihm? Der sie mit seinen Fäusten ins Gesicht geschlagen hatte? Auf der anderen Seite, eigentlich gab es nichts schlimmeres als diese letzte Woche in diesem Haus, in dem Menschen gehalten wurden sie Vieh auf dem Weg zur Schlachtbank. Wo würde sie mit all diesen armen Menschen hinkommen? Ihr war klar, dass ihr nur wenig Zeit blieb die richtige Wahl zu treffen. Ihr Blick wich noch einmal zu dem toten Mann auf dem Bett, dem anderen auf dem Boden. Da war so viel Blut, an ihr klebte so viel Blut und innerlich hätte sie sich gerade auch gerne einfach auf den Boden gesetzt, geschrien und darauf gewartet, dass jemand zu Tür herein kam und ihr ebenso den Kopf weg schießen würde, wie Chas es bei den beiden Männern getan hatte. Trotzdem, wenn man die Wahl hat und nicht sterben will, klammert man sich an das verdammte Leben und deswegen nickte sie Chas entschieden zu und blieb hinter ihm. Folgte ihm blind durch das Haus und verließ sich darauf, dass weder Brooke ihr gleich gegenüberstand um sich über ihr Vertrauen in Chas lustig zu machen noch das er sich umdrehen würde, um ihr erneut unfassbar weh zu tun. Irgendwann sah sie auch das Ziel, es war sein Wagen. Den, den sie in der Nacht auch gefahren hatte, als er sich diese Schutzverletzung eingefangen hatte um ihr das Leben zu Retten. Summer hatte diese Tatsache fast verdrängt aber das Erinnerte sie daran, auch jetzt wieder hatte er sie vor einem elenden Weg bewahrt. Denn sie sah ein letztes Mal aus dem Fenster, als er auf das Gaspedal drückte und diese ganzen, armen Menschen würden trotzdem irgendwohin verschleppt. Die Frau hatte noch ein Gewissen und die Frau verabscheute Brooke und diese kriminellen Machenschaften in Los Angeles noch mehr. Wie konnte man Menschen anbieten wie eine Ware? Geld dafür nehmen, sie an jemand anderes zu Verkaufen, der über sie bestimmen durfte? Sie konnten nicht mal die Sprache! Sich wehren oder verteidigen! Was waren das nur für Menschen? Lange sah sie noch aus dem Fenster, sie schien nicht zu fassen, was sie gesehen hatte und als Chas sie Ansprach, wurde ihr erst klar, wie weit sie fern war. Es klang so als stünde er einige Schritte von ihr weg, dabei saßen die beiden nebeneinander und als sie sich zu ihm umdrehte, verriet ein Blick auf ihre Hände, wie die nur bebend auf dem Schoß lagen. Summer hatte nicht mal mitbekommen, dass sich Tränen auf ihren Wangen gesammelt hatten. Eigentlich wollte sie ihren Beifahrer anspringen, ihn anbrüllen, was das alles zu Bedeuten hatte. Das sie zurück müssten, die anderen auch befreien aber sie war auch nicht dumm. Sie wusste, das ging nicht. Um sich selber in die Realität zu holen, legte sie die Hände in ihren Nacken und vergrub die Fingernägel so fest in die Haut, bis sie aufriss und es schmerzte „ Santa Barbara. Da kommen wir gut über eine befahrene Straße hin. Umgeben von Nationalparks gibt es eine Seitenstraße zum Mission Canyon. Da sind nur ein paar Touristen unterwegs um die Zeit. Da ist ein kleines Motel. Es liegt noch hinter Malibu, meinst du das reicht? Ich denke nach Mexiko herunter sind ihre... Verbindungen zu gut.“ Zumindest aus Klischees sagte man sich selber, welcher Gangster aus Compton kam hatte bessere Verbindungen in den Teil des Landes als in das nichts, was zwischen hier und San Francisco lag. Danach wurde sie wieder still, wieder verharrte sie Ungläubig in der Pose, bis sie nicht mehr konnte „ Was hast du da zu suchen gehabt? Wusstest du davon? Warum... hast du mich da raus geholt? Was hatte diese kranke Frau denn bitte vor? Sind meine Freunde jetzt in Sicherheit?“ Er würde das kennen, je mehr von ihrem Leben wieder in sie kehrte, desto eher auch die Wut und die Hysterie. Das war eine unfassbar traumatische Woche gewesen, man hatte sie einfach aus ihrer Wohnung entführt! RE: LAGERHALLE - Charles Thompson - 12.08.2015 12:02 Ein Blick zur Seite in Summers Gesicht verriet mir, wie sehr sie das Geschehene tatsächlich mitnahm. Tränen liefen an ihren Wangen hinab, ihre Schultern waren verspannt nach oben gezogen und die Hände in ihrem Schoß zitterten unaufhaltsam, aber ich war nicht für diese Art von Nähe gemacht. Ich wusste nicht, was ich tun konnte, um diese Angst, die Wut, die Schmerzen und die Verzweiflung zu lindern, weil ich diese Emotionen schon lange nicht mehr gespürt hatte. Hier auf dem befahrenen Highway regulierte sich mein Herzschlag wieder, mein Adrenalinspiegel sank und zurück blieb nur die Anspannung über die Unsicherheit, wie es weitergehen sollte. In New York suchte mich die Polizei, hier war es jetzt Brooke. Aber die vielen Immigranten auf dem Truck waren schon wieder vergessen, ebenso wie die beiden leblosen Körper, das ganze Blut und alles, was Summer als Grausamkeit betiteln würde. Das gehörte zu meinem Leben. Deswegen nickte ich über ihre Wegbeschreibung auch nur einmal, sah wortlos starr auf die Straße und folgte genau der Strecke, die sie mir riet. Mein Auto war zu auffällig, dachte ich schweigend, und fragte mich dabei selber, ob es jemanden gab, der mir helfen konnte ein Anderes zu organisieren. Scheiße, jetzt hatte ich sogar meinen geliebten Ford aus den 60er Jahren aufs Spiel gesetzt und für was? Für eine Frau? Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass ich mir selber diese Frage nicht beantworten konnte, konfrontierte Summer mich nur kurze Zeit später genau damit. Und noch mit viel mehr. Für ein paar Sekunden sah es so aus, als würde ich ihre Fragen einfach völlig ignorieren und reaktionslos weiter durch die Nacht fahren, aber irgendwann senkte ich kurz meinen Blick und atmete tief durch. "Ich wusste nicht davon, nein. Ich wusste nicht, dass sie mit Menschen handelt und ich wusste auch nicht, dass sie dich hat. Ich bin ein paar Mal bei dir vorbei gefahren, nachdem das- letztens passiert ist, weil ich Brooke kenne und weil ich geahnt hab, dass diese Lektion nicht alles gewesen ist. Aber sie hat nicht mit mir darüber gesprochen. Vor ein paar Tagen hab ich dann gemerkt, dass du weg bist, deine ganzen Möbel waren nicht mehr da, deine Arbeit gekündigt-" Ich warf kurz einen Blick von der Seite auf Summer, um zu überprüfen, ob sie irgendetwas davon geahnt hatte. "Deine Arbeitskolleginnen haben mir gesagt, dass du öfter umziehst und dass man darüber nicht verwundert sein sollte, aber irgendwie- ich hatte ein schlechtes Gefühl. Deshalb hab ich mich heute Nachmittag mit einem alten Bekannten getroffen, der auch unter Brooke arbeitet, und der hat mir von dem Menschenhandel erzählt. Und von der Lagerhalle. Deshalb war ich da." Weil das alte Handy während meiner Berichterstattung schon zum dritten Mal vibrierte, nahm ich es in die Hand und schaltete es einfach aus. "Was genau mit den Menschen passiert und was mit dir passiert wäre, das weiß ich nicht. Ich vermute sie hätte euch erst nach Mexiko gebracht und von dort auf ein Schiff verfrachtet. An irgendwelche Leute verkauft, die viel Geld dafür zahlen." Auch das kam überraschend kühl und distanziert aus meinem Mund, ebenso wie das, was danach folgte. "Warum ich dich da raus geholt hab? Keine Ahnung. Vielleicht, weil es meine Schuld bist, dass du überhaupt da drin steckst. Brooke und ich- wir kennen uns schon sehr lange. Seit unserer Jugend. Und wir haben auch Vergangenheit miteinander. Ihr hat es nicht gefallen wie ich dich angesehen hab und deshalb musstest du weg. Vielleicht war es nicht das strategisch Klügste in ihren Club zu marschieren und eine solche Szene zu machen, aber du konntest nicht wissen, mit wem du es zutun hast." Das war zwar alles schön und gut, aber dafür meine gerade neu erbaute Existenz aufs Spiel setzen? Mein Leben riskieren? Das verstand nicht einmal ich selber. "Deine Freunde sind in Sicherheit." Die einzige Lüge zwischen all meinen aufrichtigen Antworten, aber ich konnte nicht riskieren, dass Summer hysterisch wurde und eventuell noch darauf beharrte Kontakt zu ihren Freunden aufzunehmen. Nicht, solange ich nicht wusste, was uns noch erwartete. RE: LAGERHALLE - Summer Alica Jones - 12.08.2015 18:02 Summer hörte Chas zu aber ihr entgeisterter Blick traf genau auf seine, als er sie forschend ansah, ob sie davon gewusst hatte. „ Meine Wohnung ist leer und mein Job gekündigt?“ sie musste einfach ihren Kopf ungläubig schütteln „ Sie hat es für alle Menschen so aussehen lassen, als sei ich einfach in einer Nacht und Nebel Aktion verschwunden?“ naja – das war nichts ungewöhnliches aber, wusste sie, was sie hatte tun müssen? „ Macht sie das immer so oder... meinst du, sie wusste, was sie machen musste?“ Aber Summer hatte noch etwas herausgehört, er hatte sich vergewissert, ob bei ihr alles in Ordnung war. Er hatte ihr damals auch gesagt, sie sollte auf sich aufpassen. Die Brünette war nicht dumm, sie würde es ihm nicht an den Kopf werfen – aber, wenn sie nicht all ihre Sinne täuschten verdammt, dann mochte Chas sie irgendwie. Wenn man sich auch Fragen konnte, wie jemand der so handelte und so kalt über Themen sprach, die einem doch unter die Haut gingen irgendwas oder irgendjemanden gerne haben konnte. Das brachte sogar sie zu einem kurzen Zucken ihrer Mundwinkel. Aber wirklich nur sehr kurz, denn dann versuchte er sich zu Erklären und raus zu Reden „ Also um ehrlich zu sein, ich wusste schon so etwa... wen ich da vor mir habe. Ich habe aber ein ziemlich großes Mundwerk. Um bei der Wahrheit zu bleiben.“ Es wäre klüger gewesen, den Mund zu halten aber Summer hasste es, wenn man etwas verheimlichte. „ Ich habe den Wirt an dem Abend ausgequetscht wer sie ist... und ein paar Informationen hatte ich da schon.“ sie deutete mit dem Zeigefinger und Daumen die Geste für Kleinigkeit an. Es war genauso gut Möglich, dass Chas nun bremsen würde und sie wieder zu Brooke brachte – oder aber sie lag mit der Vermutung richtig und es lag ihm wirklich etwas daran, dass sie nicht über die Grenzen von Mexiko an irgendwen verschachert wurde. Denn auch wenn es bei ihm nicht so war, über ihre Lippen kam „ Das ist doch unfassbar verachtend.“ und blickte aus dem Fenster. Weil sie an die ganzen Menschen dachte, mit denen sie diese ganze Woche zusammen gepfercht verbracht hatte. Aber da war noch mehr „ Wo hat Brooke denn mein Leben hingeschafft? Verdammt willst du mir jetzt sagen, bis auf das, was ich an mir habe und meinem Leben ist mein ganzes Leben wie ausraddiert?“ Da kam auf einmal auch die Wut wieder mit hoch. Wieso nahm man ihr das alles weg? Summer war das alles zu viel und zu Anstrengend, sie schob sich etwas in dem Sitz tiefer und rieb sich mit beiden Händen die Schläfen. „ Weil du mich angeguckt hast? Na hätte ich das gewusst, hätte ich mich vor ein paar Wochen auf dich eingelassen, dann wäre dein Jagdtrieb erledigt gewesen und wir wären jetzt beide nicht in diese Situation.“ Ach Matt, danke für die Jahrelange Blödsinn Laberei. „ Und jetzt verstecken wir uns... in einem Motel und warten auf was? Kann man ihr denn gar nichts mit den....“ sie wollte fragen, wegen der Polizei aber dann würde sie Chas auch mit rein ziehen und verdammt, dass er sie mochte das war ja nicht alles. Abgesehen davon, dass er ihr schon zwei Mal das Leben gerettet hatte, sah sie irgendwas in ihm. Sie war Wahnsinnig, sie war total Übergeschnappt aber sie mochte den Kerl neben sich mit seiner Art auch. Das musste ein Komplex aus der Kindheit sein, anders konnte man sich den faibel genau solche Typen doch nicht Erklären. Nun hatte sie erst einen Blick für sich, die zerschlissene Kleidung, das Blut, was daran klebte „ Und... da soll ich so an die Rezeption?“ RE: LAGERHALLE - Charles Thompson - 13.08.2015 10:45 Okay, anscheinend war es also nicht in Summers Sinn gewesen ihren Job zu kündigen und die Stadt erneut zu verlassen. "Wenigstens eine Sache, um die du dich jetzt nicht mehr kümmern musst", warf auch ich ein wenig makaber-ironisch ein, aber im Gegensatz zu ihr brachte ich kein Lächeln zustande, sondern schüttelte nur kurz den Kopf. "Sie wusste, was sie machen musste. Brooke weiß immer, was sie machen muss. Es ist nicht schwer für sie herauszufinden, wo deine Schwachstelle liegt und die hat sie sich zunutze gemacht. So oft wie du umziehst, würde es niemanden wundern, dass du auf einmal nicht mehr da bist. Solange du dich eben um die wichtigen Dinge kümmerst, wie deinen Job und deine Möbel." Völlig zurecht fiel Summer aber auch auf, dass damit ihre gesamte Existenz verschwunden war. "Ich würde nicht davon ausgehen, dass du diese Dinge jemals wieder siehst, nein", antwortete ich wahrheitsgemäß und warf dabei erneut einen Blick von der Seite in ihr Gesicht. So abgeklärt sie auch oft wirkte, Summer hatte keine Ahnung, was noch alles auf sie zukommen würde. Bis ich nicht eine Möglichkeit fand, wie wir uns beide vor Brooke schützen konnten, war jeder scheiß Tag ein verdammtes Katz-und-Maus-Spiel und der Verlust ihrer Habseligkeiten nur noch zweitrangig, wenn man dauernd um sein Leben fürchten musste. Vielleicht gab ihr meine Anwesenheit eine gewisse Sicherheit, aber wenn Brooke uns finden würde, dann konnte auch ich sie nicht mehr schützen. Doch auch das behielt ich vorerst lieber für mich. Nicht, solange ich mir nicht sicher sein konnte, dass sie keinen großen Fehler beging. Zu ihren Freunden oder ihrer Familie Kontakt aufzunehmen wäre einer davon. Nichtsdestotrotz war ich tatsächlich sehr kurz davor auf die Bremse zu treten und Summer einfach hier aus dem Auto zu schmeißen, als ich ihren Worten entnahm, dass sie sehr wohl gewusst hatte, mit wem sie sich dort anlegte. Aber stattdessen traf sie nur ein fassungsloser Blick meinerseits, der ausnahmsweise mal nicht völlig ruhig und abgeklärt wirkte. "Du wusstest, wer Brooke ist und zu was sie fähig ist? Und du bist trotzdem einfach in ihren Club spaziert? Bist du vollkommen durchgedreht oder was ist falsch mit dir?" Ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme dabei ein wenig lauter wurde. Scheiße, sollte das alles hier tatsächlich viel weniger meine Schuld sein, als ich dachte? Hätte ich Summer mit diesem Wissen einfach ihrem Schicksal überlassen? Diese ganze Situation wurde auf einmal so absurd, dass ein kurzes, völlig überfordertes Lachen meine Lippen verließ. "Ehrlich, was ist los mit dir? Ziehst du die Gefahr irgendwie magisch an? Kann das sein? Oder was hast du dir dabei gedacht?" Meine Augen fixierten wieder die dunkle Straße vor mir, aber diese neuen Gegebenheiten lenkten meinen Kopf so ab, dass ich dabei völlig vergaß immer mal wieder in den Rückspiegeln zu kontrollieren, ob wir auch nicht verfolgt wurden. Verdammt, jetzt war diese Frau auch noch dafür verantwortlich, dass mir die Dinge abhanden kamen, die mich eigentlich auszeichneten. Meine Vorsicht zum Beispiel. Und dass ich immer irgendwie wusste, was um mich herum geschah. "Erstmal verstecken wir uns im Motel und warten darauf, dass mir eine Idee kommt, wie ich das wieder gerade biegen kann. Ohne die Polizei zu verständigen." Summer hatte den Satz zwar nicht zu Ende geführt, aber ich war nicht dumm und sah sie deshalb auch eindringlich von der Seite an. "Und auch sonst niemanden. Keine Telefonate. Erstmal bis morgen und dann sehen wir weiter." Gleiches galt auch für so etwas Simples für ihre Kleidung, da konnten wir uns heute Nacht nicht mehr mit auseinander setzen. "Ich geh gleich an die Rezeption. Für heute Nacht leih ich dir mein T-Shirt." Zwar hatte ich im Kofferraum immer eine kleine Tasche liegen mit den nötigsten Utensilien - unter anderem auch Wechselkleidung - aber wenn ich schon mein Leben für Summer aufs Spiel gesetzt hatte, dann durfte ich mir doch zumindest das Recht herausnehmen mir selber den Blick auf ihre schönen Beine zu gönnen, oder? RE: LAGERHALLE - Summer Alica Jones - 13.08.2015 18:11 Summer war wirklich einen Moment ihrer Sprache nicht mächtig, da gab es zwei für sie fremde Personen und die wussten beide Dinge aus ihrem Leben? Sowohl Chas als auch Brooke wollte sie doch niemals so viele Informationen über sich zukommen lassen. Sie schnaubte einmal „ Wenn das hier durch ist, werde ich an Verfolgungswahn leiden.“ zum Glück belastete sie das Finanziell nicht, Summer brauchte immer Geld für ihre Umzüge und auch für ihre Zukunft und sie hatte doch wieder einiges sparen können in der Zeit, in der sie wieder hier her gezogen war. Das müsste dann wohl alles dafür herhalten, sich wieder ihre Existenz zusammen zu kaufen. Denn das unterschätzte sie wirklich, sie war noch der Meinung in ein paar Tagen wieder daheim zu sein und alles wäre beim alten. Sie wusste nicht, dass diese Menschen verdammt lange nachtragend waren und hartnäckig, deswegen vielleicht auch diese Frage, die für Chas unverständlich sein müsste „ Aber... wenn Brookes Plan jetzt nicht geklappt hat, dann wird sie doch nicht noch mehr Energie darein verschwenden und dich scheint sie ja ziemlich gerne zu haben.“ reichte das nicht aus, wenn die beiden auch so eine lange Vergangenheit hatten, ihn in Frieden zu lassen? Wobei sie so grübelte, wurde es auf einmal laut neben ihr und Summer hob eine Augenbraue an. Wie oft hatte sie das nun schon gehört? Trotzdem konnte sie nicht anders und musste Schmunzeln „ Oha, wenn man dich Ärgert bekommt man immer die meisten Emotionen aus dir heraus.“ stellte sie zuerst fest, denn es war ja nicht das erste mal zwischen den beiden. Wenn man sich daran Erinnerte, wie überaus Glücklich er war, als sie sein Auto verschönert hatte. „ Ich mag es einfach nicht, wenn mir jemand so kommt. Das mit dem Geld war völlig übertrieben, der Typ hat mich wie in einem schlechten Film fast angefahren und mir diesen Geldumschlag in die Hand gedrückt. Ich entscheide, wann ich wohin gehe. Basta. Ich habe eben... ein sensibles Gemüt und weil mich das so sauer gemacht hat, bin ich zu ihr gegangen. Ich dachte Gangster sind vielbeschäftigt, also warum sich mit mir so eine Arbeit machen? Von eurer Sandkastenliebe wusste ich ja nicht, da werden Frauen immer sehr fuchsig.“ Sie lehnte den Kopf gegen die Lehne, Summer musste sich irgendwie Ablenken und deswegen plapperte sie vorerst einfach weiter „ Früher war das schon immer so. Meistens hab ich mich dann aber an die großen, älteren Jungs gehangen und die haben dann die Bösewichte für mich verhauen. In Compton kommst du nicht weit, wenn du deine Zähne zusammen beißt. Naja... vielleicht auch nur unter die Erde aber ich bin nicht dafür gemacht, mich bedeckt zu halten und deswegen könnte es sein, dass ich ein wenig mehr Ärger habe als andere Menschen, ja.“ sie drehte den Kopf zu ihm. Sie wusste ja nicht mal ob es ihn Interessierte aber das Reden half ihr dabei, diese sieben Tage zu verbannen. Misstrauisch sah sie dann auf sein Shirt „ Nun gut, du standest zumindest nicht im Blutregen.“ ihr wurde nun noch Übel, wenn sie an den Mann dachte, der über ihr zusammengesackt war und den Anblick. Sie kniff die Augen zusammen, um den Würge reiz zu unterdrücken. „ Danke.“ sprach sie danach aber auch einfach aus, weil ihr wurde deutlich, er hatte sie vor einer Vergewaltigung und allem, was danach gekommen war, beschützt. Deswegen nickte sie ihm auch zu „ Dann... müssen wir wohl beide aus dem Schlamassel wieder raus, es sei denn wir wollen bis ans Ende unserer Tage zusammen flüchten und in einem Motel hocken.“ Wie romantisch das klang aber ob die beiden das richtige Gespann dafür waren? |