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MATT'S HOUSE
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Matthew Dawson
WHERE IS MY MIND?
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Registriert seit: Jun 2015
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RE: MATT # MADISON # JAMIE
Madison und ich befanden uns im Moment auf völlig unterschiedlichen Ebenen und das spürte ich erst ganz deutlich, als ich ihr auf Augenhöhe gegenüber hockte, als wir einander ansahen und sich in ihrem Blick ganz andere Emotionen spiegelten, als in meinem. Dass sie sich so lebhaft an die Vergewaltigung erinnerte, das war hart, das konnte ich auch nachvollziehen, aber allem voran spürte ich in mir Hoffnung. Dass endlich all ihre Erinnerungen zurückkehrten, die Guten als auch die Schlechten. Die Frau, die jetzt vor mir saß, war mehr Madison, als diese völlig verlorene Person der letzten vier Wochen. Ihre Kindheit war wieder da, ihre jugendliche Rebellion, ihre Liebe zur Kunst. Diese verrückten Ideen an den Wänden unseres Hauses würden jetzt auch für sie Sinn ergeben, weil das alles schon immer in ihr gewesen war. Das war doch gut. Das war ein Anfang. Und sie musste mit einem Arzt reden, damit er ihr sagen konnte, wie sie jetzt weiter vorgehen sollte. Wie sie auch die restlichen paar Jahre, die Jahre nach der Vergewaltigung von Chris, in ihrem Kopf abrufen konnte.
Doch meine Frau hingegen, für sie waren all die Erinnerungen, die auf einmal wieder da waren, bloß eine Qual. Nicht erlösend oder hoffnungsvoll, wie für mich, sondern grauenhaft und eine schwere Last. In ihren Augen sah ich, dass sie ihre Worte tatsächlich ernst meinte. Dass sie sich nie wieder an etwas erinnern wollte. Sie durchlebte gerade die Hölle zum zweiten Mal und weil ihre Erinnerung genau an dem Punkt abbrach und weil sie nicht abrufen konnte wie sie auch schon beim ersten Mal leiden musste, geschah das jetzt erneut mit ihr. So wie sie jetzt dort saß, zitternd, zusammen gekauert, mit Tränen in den Augen, wirkte sie so, als würde sie die Zeit gerne um ein paar Stunden zurück drehen. Als wolle sie lieber diese Erinnerungen wieder abgeben und zu der Person zurückkehren, die sie vorher gewesen war, ohne Bezug zu sich selber. Weil es sogar erträglicher war sich an gar nichts zu erinnern, als bildlich vor Augen zu haben wie Chris sich an ihr verging. Ihr vorheriges Leben, das war auf einmal nicht mehr erstrebenswert für sie, ganz im Gegenteil. Und genau das musste ich erst einmal vollends realisieren.
Ganz abwesend starrte ich auf ihre bebenden Hände, noch immer mein Mobiltelefon zwischen den Fingern, um jeden Moment den Arzt anrufen zu können, aber dann tat ich das, worum sie mich bat. Ich versuchte mich selber in die Zeit zurück zu versetzen, in der ich Madison kennen und lieben gelernt hatte. Ich versuchte mich an all die Schwierigkeiten zu erinnern, wie sie sich damals vor mir verschlossen hatte, wie das auch jetzt noch manchmal zum Vorschein kam. Ich versuchte mich daran zu erinnern, was es für ein langer Weg gewesen war bis zu dem Paar, das wir jetzt waren. Eigentlich. Wie lange ich nicht bei ihr übernachten durfte. Wie ich sie nicht liebevoll berühren durfte. Ich versuchte mich daran zu erinnern, was die Madison damals von mir gebraucht hatte und genau das setzte ich dann auch um, als ich ergeben nickte und den Blick gen Boden senkte. "Kein Arzt. Erstmal", sagte ich ihr tonlos, mit rauer Stimme, zu. "Ich geh raus, du kannst dich in Ruhe abtrocknen und- versuchen das zu verarbeiten, aber ich warte in unserem - deinem - Zimmer. Ich räume die Fotos für dich zusammen, ich mach dir einen Tee - oder ein Glas Whiskey-Ginger-Ale - und wenn du bereit bist mit mir zu reden und dich mit mir auseinander zu setzen, dann kommst du. In Ordnung? Madison, wir müssen doch wissen wie es jetzt weiter geht." Ich erwartete darauf keine Antwort von ihr, aber dennoch sah ich sie erneut mit einem verzweifelten, besorgten Blick an, bevor ich vom Boden wieder aufstand und im Schrank unter dem Waschbecken wenigstens nach einem Pflaster suchte, das ich auf die Kommode legte, damit sie damit die Verletzung an ihrer Hand verarzten konnte. Dann tat ich genau das, was ich vorher gesagt hatte. Ich ging raus, zog die Tür hinter mir zu, mixte ihr in der Küche einen starken Cocktail zusammen und stellte den in ihrem Zimmer auf dem Nachttisch ab, während ich die Fotos wieder in der Kiste verstaute und versuchte das alles zu verarbeiten. Und eine Lösung zu finden.
MATTHEW NICHOLAS DAWSON # 39 YEARS OLD # HIPPIE PUNK
![[Bild: matt04.png]](https://i.postimg.cc/g2W8p0zz/matt04.png)
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28.09.2015 14:31 |
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