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BENNETT'S FAMILY HOUSE
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Gus Evans
REVOLT, REBEL, RESIST!


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Beitrag #2
RE: FAMILIE BENNETT
Für mich selber lag in diesem kurzen, viel zu überstürzten Kuss keinerlei Bedeutung und ich sah auch absolut nicht, dass es für Jamie ganz anders war. Ja, okay, ihr schnelles Fliehen mochte komisch sein, aber vermutlich war es ihr einfach peinlich mich geküsst zu haben, aus Dankbarkeit für meine Hilfe. Normalerweise war ich nicht der Typ Mann, in den sich die Frauen in Scharen verliebten, und deshalb lag es mir auch völlig fern, dass es bei Jamie anders sein konnte. Gerade bei ihr, die doch gar keine Erfahrungen damit hatte. Wenn ich bewusst darüber nachdachte, Jamie war grundsätzlich keine sexuelle Person. In meiner Gegenwart hatte sie noch nicht einmal erwähnt, dass sie einen bestimmten Mann attraktiv fand, vielleicht legte sie da einfach nicht viel wert drauf. So wie ich auch. Ich schlief zwar hin und wieder mit Frauen - so wie auch mit Lahja - aber meistens blieb das eine einmalige oder eine lockere Sache, ich strebte nicht nach einer Beziehung. Dafür war ich einfach nicht gemacht.
Erst als Jamie auch am Abend unter der Brücke einfach nicht wieder auftauchte, begann ich über das Geschehene nachzudenken. Hatte ich etwas getan, das nicht in ihrem Interesse gewesen war? Hatten diese Mädchen sie vielleicht noch einmal gefunden und verprügelt? Oder was war da passiert? Völlig untypisch für mich selber wurde ich unruhiger und nervöser je länger sie fort blieb, machte mir selber Vorwürfe. Hatte ich sie in noch größere Schwierigkeiten gebracht? Es war kurz vor Mitternacht, als ich es einfach nicht mehr aushielt und zu der Wohnung ihres Halbbruders lief, um dort nach ihr zu suchen. Erfolglos drückte ich mehrmals auf die Klingel, aber weil ich keinen anderen Anhaltspunkt hatte als diesen setzte ich mich ein paar Meter neben der Haustür auf den Boden und wartete dort. Mehrere Stunden waren vergangen, als ich früh am nächsten Morgen verwirrte Blicke von jemandem erntete, den ich bereits von Bildern aus der Wohnung kannte. Jamies Bruder Matt, zweifellos. Als ich aufstand, um nach ihr zu fragen, sah ich in seinem Blick, dass ich ihn damit nur noch mehr überforderte, aber er schien schneller als geahnt zu verstehen, wer ich war. Mehr noch, er sagte mir sogar, dass er sowieso nach mir suchen wollte und bat mich hinein. Nach mir suchen? Warum?
Etwa eine Stunde später wusste ich, dass Jamie am Nachmittag hier aufgetaucht war und ich wusste auch, dass ihr Vater sie mitgenommen hatte, um sie in ein Internat zu stecken, doch ich wurde das Gefühl nicht los, dass ihr Bruder mir irgendetwas verschwieg. Warum sonst sah er mich immer wieder so durchdringend an? Oder erkundigte sich so viel nach meinem Leben? Wenn es dabei um geschwisterliche Fürsorge ging, dann sollte er sich doch lieber darum kümmern seine Schwester vor diesem scheiß Internat zu bewahren, oder? Doch das hatte anscheinend keine Priorität bei ihm. Er versicherte mir zwar, dass er sich irgendetwas einfallen lassen würde, um Jamie zurück zu holen, aber als ich mich wenig später von ihm verabschiedete und versprach im Laufe des Nachmittags Jamies Gitarre vorbei zu bringen, fühlte sich das an wie ein leeres Versprechen. Was sollte er denn auch tun, solange die Mutter der beiden nichts von sich hören ließ? Ich zweifelte keine Sekunde an, dass ihr Vater tatsächlich ernst machen und die Polizei rufen würde. Nur - wenn er nicht wusste wo Jamie sich aufhielt, wohin sollte er die Bullen dann bestellen? Bei Matt konnte sie sich nicht verstecken, das war mir klar, ihr Vater wusste schließlich wo er wohnte und wo er arbeitete. Aber wenn ich es irgendwie schaffen würde sie zu finden und mit mir zu nehmen? Es gab keine Wohnung, die auf mich gemeldet war, und abgesehen davon wusste er nicht einmal meinen Namen. Dass ich völlig entgegen meiner üblichen Prinzipien handelte, war mir gar nicht bewusst, als ich noch am selben Abend zu dem Haus ging, in dem Jamie mit ihrer Mutter und bis vor Kurzem auch mit ihrem Vater gelebt hatte. Sie hatte es mir in den vergangenen Wochen einmal gezeigt, als wir ganz in der Nähe gewesen waren und ich konnte mich noch gut an die Fassade erinnern. Ich wartete so lange in einem Park in der Nähe, bis es dunkel geworden war, und ein Großteil der gesitteten, ruhigen, familiären Nachbarschaft sich bereits im Bett befand, bis ich dorthin lief und mit Hilfe eines Brecheisens eines der Fenster öffnete. Für mich gab es halt nur diesen einen Anhaltspunkt, ich hatte keine Ahnung, wo ich sonst nach ihr suchen sollte, und wenn ihr Vater sie tatsächlich auf ein Internat schicken wollte, dann musste sie doch kommen und ein paar Sachen holen. Oder ihr Dad musste kommen und dann konnte ich versuchen ihm zu folgen oder wenigstens sein Kennzeichen notieren. Das wäre zumindest ein Anfang. Es vergingen jedoch zwei ganze Tage, bis endlich jemand in die Einfahrt fuhr und ich durch das laute Geräusch einer knallenden Autotür aufgeschreckt wurde. Ich hatte mich in den letzten beiden Tagen hier so ruhig verhalten wie möglich, die meiste Zeit hatte ich in Jamies Zimmer verbracht, hatte Bücher gelesen und einfach nur gewartet. Es konnte doch auch gut sein, dass ein Nachbar einen Schlüssel besaß und ab und zu vorbei kam, um nach dem Rechten zu sehen, deswegen hatte ich in den letzten zwei Tagen nicht einmal einen Lichtschalter hier bedient. Und auch jetzt sprang ich sofort vom Bett auf, stellte mich dicht hinter die Tür zu ihrem Zimmer und hoffte atemlos, dass Jamie gleich hier herein kommen würde, nicht ihr Vater. Doch ausnahmsweise sollte ich diesmal Glück haben und nur wenige Sekunden später hörte ich im Flur ihre Stimme. Ich wusste nicht genau, was sie sagte, aber ihre Schritte näherten sich dieser Tür, die Klinke wurde herunter gedrückt und im selben Moment, in dem sie hinein kam, ging ich einen schnellen Schritt auf sie zu und presste direkt meine flache Hand auf ihren Mund, um zu verhindern, dass sie vor Schock irgendetwas sagen oder tun könnte, das ihren Vater auf mich aufmerksam werden ließ. "Ich bins, sei ruhig", nuschelte ich ihr ins Ohr, wartete darauf, dass ihr Widerstand nachließ, löste meine Finger von ihrem Mund, nahm auch meine Hände von ihrem Körper und gab ihr die Chance sich nach mir umzudrehen. Ehe sie jedoch irgendetwas sagen konnte, hob ich meine Hand und drückte leise die Zimmertür zu. "Tut mir Leid, ich wollte dich nicht erschrecken. Gehts dir gut?"


AUGUSTUS EVANS # 25 YEARS OLD # HOMELESS

[Bild: gus04.png]
30.06.2015 16:16
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BENNETT'S FAMILY HOUSE - Admiss - 30.06.2015, 11:23
RE: FAMILIE BENNETT - Gus Evans - 30.06.2015 16:16
RE: FAMILIE BENNETT - Jamie Bennett - 30.06.2015, 20:21
RE: FAMILIE BENNETT - Gus Evans - 30.06.2015, 23:27
RE: FAMILIE BENNETT - Jamie Bennett - 01.07.2015, 17:11
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