![]() |
BENNETT'S FAMILY HOUSE - Druckversion +- LOS ANGELES # SAN FRANCISCO (http://california.bplaced.net) +-- Forum: ARCHIVE (/forumdisplay.php?fid=23) +--- Forum: CLOSED THREADS (/forumdisplay.php?fid=25) +--- Thema: BENNETT'S FAMILY HOUSE (/showthread.php?tid=30) |
BENNETT'S FAMILY HOUSE - Admiss - 30.06.2015 11:23 Hier lebt(e) die Familie Bennett. RE: FAMILIE BENNETT - Gus Evans - 30.06.2015 16:16 Für mich selber lag in diesem kurzen, viel zu überstürzten Kuss keinerlei Bedeutung und ich sah auch absolut nicht, dass es für Jamie ganz anders war. Ja, okay, ihr schnelles Fliehen mochte komisch sein, aber vermutlich war es ihr einfach peinlich mich geküsst zu haben, aus Dankbarkeit für meine Hilfe. Normalerweise war ich nicht der Typ Mann, in den sich die Frauen in Scharen verliebten, und deshalb lag es mir auch völlig fern, dass es bei Jamie anders sein konnte. Gerade bei ihr, die doch gar keine Erfahrungen damit hatte. Wenn ich bewusst darüber nachdachte, Jamie war grundsätzlich keine sexuelle Person. In meiner Gegenwart hatte sie noch nicht einmal erwähnt, dass sie einen bestimmten Mann attraktiv fand, vielleicht legte sie da einfach nicht viel wert drauf. So wie ich auch. Ich schlief zwar hin und wieder mit Frauen - so wie auch mit Lahja - aber meistens blieb das eine einmalige oder eine lockere Sache, ich strebte nicht nach einer Beziehung. Dafür war ich einfach nicht gemacht. Erst als Jamie auch am Abend unter der Brücke einfach nicht wieder auftauchte, begann ich über das Geschehene nachzudenken. Hatte ich etwas getan, das nicht in ihrem Interesse gewesen war? Hatten diese Mädchen sie vielleicht noch einmal gefunden und verprügelt? Oder was war da passiert? Völlig untypisch für mich selber wurde ich unruhiger und nervöser je länger sie fort blieb, machte mir selber Vorwürfe. Hatte ich sie in noch größere Schwierigkeiten gebracht? Es war kurz vor Mitternacht, als ich es einfach nicht mehr aushielt und zu der Wohnung ihres Halbbruders lief, um dort nach ihr zu suchen. Erfolglos drückte ich mehrmals auf die Klingel, aber weil ich keinen anderen Anhaltspunkt hatte als diesen setzte ich mich ein paar Meter neben der Haustür auf den Boden und wartete dort. Mehrere Stunden waren vergangen, als ich früh am nächsten Morgen verwirrte Blicke von jemandem erntete, den ich bereits von Bildern aus der Wohnung kannte. Jamies Bruder Matt, zweifellos. Als ich aufstand, um nach ihr zu fragen, sah ich in seinem Blick, dass ich ihn damit nur noch mehr überforderte, aber er schien schneller als geahnt zu verstehen, wer ich war. Mehr noch, er sagte mir sogar, dass er sowieso nach mir suchen wollte und bat mich hinein. Nach mir suchen? Warum? Etwa eine Stunde später wusste ich, dass Jamie am Nachmittag hier aufgetaucht war und ich wusste auch, dass ihr Vater sie mitgenommen hatte, um sie in ein Internat zu stecken, doch ich wurde das Gefühl nicht los, dass ihr Bruder mir irgendetwas verschwieg. Warum sonst sah er mich immer wieder so durchdringend an? Oder erkundigte sich so viel nach meinem Leben? Wenn es dabei um geschwisterliche Fürsorge ging, dann sollte er sich doch lieber darum kümmern seine Schwester vor diesem scheiß Internat zu bewahren, oder? Doch das hatte anscheinend keine Priorität bei ihm. Er versicherte mir zwar, dass er sich irgendetwas einfallen lassen würde, um Jamie zurück zu holen, aber als ich mich wenig später von ihm verabschiedete und versprach im Laufe des Nachmittags Jamies Gitarre vorbei zu bringen, fühlte sich das an wie ein leeres Versprechen. Was sollte er denn auch tun, solange die Mutter der beiden nichts von sich hören ließ? Ich zweifelte keine Sekunde an, dass ihr Vater tatsächlich ernst machen und die Polizei rufen würde. Nur - wenn er nicht wusste wo Jamie sich aufhielt, wohin sollte er die Bullen dann bestellen? Bei Matt konnte sie sich nicht verstecken, das war mir klar, ihr Vater wusste schließlich wo er wohnte und wo er arbeitete. Aber wenn ich es irgendwie schaffen würde sie zu finden und mit mir zu nehmen? Es gab keine Wohnung, die auf mich gemeldet war, und abgesehen davon wusste er nicht einmal meinen Namen. Dass ich völlig entgegen meiner üblichen Prinzipien handelte, war mir gar nicht bewusst, als ich noch am selben Abend zu dem Haus ging, in dem Jamie mit ihrer Mutter und bis vor Kurzem auch mit ihrem Vater gelebt hatte. Sie hatte es mir in den vergangenen Wochen einmal gezeigt, als wir ganz in der Nähe gewesen waren und ich konnte mich noch gut an die Fassade erinnern. Ich wartete so lange in einem Park in der Nähe, bis es dunkel geworden war, und ein Großteil der gesitteten, ruhigen, familiären Nachbarschaft sich bereits im Bett befand, bis ich dorthin lief und mit Hilfe eines Brecheisens eines der Fenster öffnete. Für mich gab es halt nur diesen einen Anhaltspunkt, ich hatte keine Ahnung, wo ich sonst nach ihr suchen sollte, und wenn ihr Vater sie tatsächlich auf ein Internat schicken wollte, dann musste sie doch kommen und ein paar Sachen holen. Oder ihr Dad musste kommen und dann konnte ich versuchen ihm zu folgen oder wenigstens sein Kennzeichen notieren. Das wäre zumindest ein Anfang. Es vergingen jedoch zwei ganze Tage, bis endlich jemand in die Einfahrt fuhr und ich durch das laute Geräusch einer knallenden Autotür aufgeschreckt wurde. Ich hatte mich in den letzten beiden Tagen hier so ruhig verhalten wie möglich, die meiste Zeit hatte ich in Jamies Zimmer verbracht, hatte Bücher gelesen und einfach nur gewartet. Es konnte doch auch gut sein, dass ein Nachbar einen Schlüssel besaß und ab und zu vorbei kam, um nach dem Rechten zu sehen, deswegen hatte ich in den letzten zwei Tagen nicht einmal einen Lichtschalter hier bedient. Und auch jetzt sprang ich sofort vom Bett auf, stellte mich dicht hinter die Tür zu ihrem Zimmer und hoffte atemlos, dass Jamie gleich hier herein kommen würde, nicht ihr Vater. Doch ausnahmsweise sollte ich diesmal Glück haben und nur wenige Sekunden später hörte ich im Flur ihre Stimme. Ich wusste nicht genau, was sie sagte, aber ihre Schritte näherten sich dieser Tür, die Klinke wurde herunter gedrückt und im selben Moment, in dem sie hinein kam, ging ich einen schnellen Schritt auf sie zu und presste direkt meine flache Hand auf ihren Mund, um zu verhindern, dass sie vor Schock irgendetwas sagen oder tun könnte, das ihren Vater auf mich aufmerksam werden ließ. "Ich bins, sei ruhig", nuschelte ich ihr ins Ohr, wartete darauf, dass ihr Widerstand nachließ, löste meine Finger von ihrem Mund, nahm auch meine Hände von ihrem Körper und gab ihr die Chance sich nach mir umzudrehen. Ehe sie jedoch irgendetwas sagen konnte, hob ich meine Hand und drückte leise die Zimmertür zu. "Tut mir Leid, ich wollte dich nicht erschrecken. Gehts dir gut?" RE: FAMILIE BENNETT - Jamie Bennett - 30.06.2015 20:21 Es trat das ein, was passieren musste. Jamie begann wieder zu Resignieren. Es war nicht so, dass sie die Zeit einfach vergessen hatte, was sie gelernt hatte und für was sie sich Interessierte aber das kämpfen für sich, das für sich einstehen, das zerbrach in der Zeit bei ihrem Dad. Diese neue Frau um sie herum, sie an der Seite ihres Vaters zu sehen, wie die beiden herumturtelten, es tat dem achtzehnjärigen Mädchen so unglaublich weh. Sie wusste gar nicht wohin mit dem Schmerz darüber und der Verzweiflung. Die beiden hatten kein Zimmer für sie, wo sie sich zurück ziehen konnte, sie schlief im Wohnzimmer auf der Couch und deswegen waren die beiden aber auch so lange um sie, solange sie das wollten. Sie sah die Häfte ihrer auseinandergebrochenen Familie vor sich, wie sie alles, was Jamie halt gegeben hatte mit Füßen trat und wenn sie sich erlaubte mal in patzigem Ton zu Antworten oder etwas an dem Verhalten zu kritisieren, wurde ihr Vater sofort laut. Er war noch nie so Streng wie in den letzten zwei Tagen zu ihr gewesen, noch nie hatte er ihr so strikt den Mund verboten, sie so grob zurück zu halten, wenn sie versuchte zu fliehen. Ja, Jamie stand zwei mal gegen ihren Vater aufgelehnt vor der Tür und stotterte, sie wollte zu Matt zurück. Wenigstens, bis sie in das Internat müsste. Wenigstens ein eigenes Zimmer haben. Oder nach Hause. Diese Situation setzte ihr einfach so sehr bei, die Psyche war so durcheinander, sie fühlte sich richtig körperlich krank. Angeschlagen. Ihr Vater versuchte auch alles über Gus heraus zu bekommen, was die beiden da gewollt hatten aber Jamie war nicht dumm. Abgesehen davon, dass sie nichts über Gus heraus rückte, ließ sie ihr Tierschutzengagement nicht raus kommen und tarnte ihr neues Essverhalten, ohne tierisches mit der Begründung abzunehmen. Das neue, dumme Huhn von Freundin von ihrem Dad schien darüber auch noch so Begeistert, dass diese mitzog. Wenn sie nicht auch so traurig gewesen wäre, ihr Zuhause, ihre Heimat und auch die neu gewonnen Menschen in Los Angeles zu verlassen, hätte sie sich gefreut, als es zwei Tage später zu dem ehemaligen Elternhaus ging und sie ihre Sachen holen sollte. Morgen in aller frühe wäre das hier erst mal nicht mehr ihr Heim. Was hatte ihre Mutter ihr nur angetan? Mit der leeren Tasche ging sie in das Zimmer, bat ihren Vater an der Tür zu warten um die letzte Privatsphäre der Mutter zu wahren. In dem Raum dachte sie eigentlich nur daran, die Sachen die überhaupt noch hier waren in den Koffer zu legen aber sie rechnete sicher nicht damit, dass eine Hand sich von hinten um ihren Mund legte. War hier eingebrochen worden, als sie nicht da waren? Hatte jemand gesehen, hier lebte niemand? Gus tat gut daran, sie erst eine Weile später los zu lassen und sich schnell zu zeigen aber sie sah ihm einfach nur entgeistert ins Gesicht. Was tat er hier? Von dem Schock noch immer ganz wackelig auf den Beinen nickte sie nur darauf, dass er sie nicht erschrecken wollte. Wie es ihr ging? Auch darauf blieb ihr nur das Schultern heben, sie war im Moment gar nicht wirklich auf der Welt anwesend, hatte sie von Tag zu Tag den Eindruck. „ Was machst du hier? Hat Matt dich nach meiner Gitarre gefragt?“ sie dachte nicht mal an Flucht, dass er von hier aus abhauen wollte. Jegliche rebellion war immerhin niedergetrampelt worden und so blieb ihr nur der letzte Funken Hoffnung, der ihr das Leben wieder ein bisschen schmackhafter machen würde. „ Dann kann ich zumindest noch Lebwohl sagen.“ weil sie wusste, das ihr Vater ein strenges Zeitmanagement hatte, blieb ihr nichts anderes, als die Sachen einzustecken, die ihr als erstes zwischen die Finger kamen. Es lenkte sie auch von den Gefühlen ab, die sie total unsicher machten, wenn sie Gus ansah. Wieso musste es das Herz denn nun noch schwerer haben? RE: FAMILIE BENNETT - Gus Evans - 30.06.2015 23:27 Innerhalb von wenigen Tagen schien Jamie wieder zu der jungen Frau geworden zu sein, die ich vor gar nicht allzu langer Zeit im Supermarkt getroffen hatte, meine Taschen voll mit Lebensmitteln, die ich für mich und für den Hund an meiner Seite unbezahlt hinaus transportieren wollte. Sie hatte sich damals gegenüber diesen schikanierenden Mädchen für mich eingesetzt, hatte meine Dinge bezahlt und war sogar meiner Bitte nachgekommen mich mit in ihre Wohnung zu nehmen, um dort kochen zu können. Ich hatte damals schon gemerkt, dass etwas Rebellierendes in ihr steckte, dass ihr Herz am richtigen Fleck saß, aber sie war viel zu schüchtern und in sich gekehrt, um das nach außen zu transportieren. Und genau so war sie jetzt auch wieder. Sie sah so aus, als würde sie sich zwischen ihren Schultern verstecken, als würde sie einfach resignierend hinnehmen, was eine Autoritätsperson - in diesem Fall ihr Vater - von ihr verlangte. In den letzten paar Wochen war das doch nicht so gewesen. Scheiße, wenn ich mich nur an die Nacht erinnerte, in der ihr Vater uns in der Nähe des Kosmetiklabors erwischt und wie sie sich gegen ihn zur Wehr gesetzt hatte. Davon war jetzt nichts mehr übrig in ihrem Blick und die Worte, die ihren Mund verließen, bestätigten auch genau das. "Lebwohl sagen? Spinnst du? Du kommst mit mir mit." Meine Tonlage ließ gar keine Wiederrede zu. Obwohl ich so leise sprechen musste, damit ihr Vater uns nicht hörte. "Ja, ich war bei Matt und ich hab ihm auch deine Gitarre gebracht, er hat mir erzählt, was passiert ist und wo dein Vater mit dir hin will, aber das ist Schwachsinn, Jamie. Ein Internat? Ist das sein Ernst? Scheiße, du bist doch so gut wie fertig mit der Schule, du brauchst das nicht." Abwesend beobachtete ich, wie sie etwas Kleidung und einige persönliche Dinge in ihrer Reisetasche verschwinden ließ, so als wäre ihr gar nicht bewusst, dass sie das nicht tun musste. Nur weil ihr Vater das so wollte. "Ich hab gehofft, dass du vorher noch ein paar Sachen holen musst, ich hab hier auf dich gewartet. Hör zu, ich weiß wie schwer dir das fällt dich gegen deinen Vater zu wehren, deshalb bin ich hier. Und ich weiß auch, dass du nicht zu Matt kannst, du bringst ihn damit nur in Schwierigkeiten und das willst du nicht. Aber wenn du dich vor deinem Vater verstecken willst, dann helfe ich dir. Wir kriegen dich schon irgendwo unter, wo er dich nicht findet, okay?" Ich wusste selber nicht einmal, warum ich mich so auf Jamie fixiert hatte, eigentlich hatte ich doch schon seit jeher genau damit so große Probleme. Erst meine völlig überstürzte Reaktion im Park, jetzt das hier. Irgendetwas war da, das mich immer wieder dazu brachte an meine Grenzen zu gehen, ihr zu helfen und mich für sie einzusetzen. So wie sie das damals im Supermarkt für mich getan hatte. RE: FAMILIE BENNETT - Jamie Bennett - 01.07.2015 17:11 Jamie sah Gus unsicher an, als er ihr sagte, dass sie nicht mitgehen würde, mit ihrem Vater. Was hatte er vor und was dachte er? Die letzten Tage hatten sie dazu gebracht, wieder zu resignieren und jetzt weckte er wieder alle diese Gefühle in ihr? Mit ihm mit kommen? Aufzuhören, wie ein Soldat unter dem Dienst ihres Vaters zu stehen? Jamie war trotzdem verwirrt, denn eigentlich stand doch da auch noch eine Menge zwischen Gus und ihr. Was wenn das schief ging, was sie mit Matt besprochen hatte? Und das musste es, immerhin musste sie das dann alleine in die Hand nehmen? Verdammt aber das war so viel besser, als in diese Welt einzutauchen, in der sie sich die letzten Tage wieder so falsch Gefühlt hatte. In dem Internat würde es sicher genauso Mädchen geben, die erkannten, dass sie einfach als Opfer geboren war und dann? Jamie schluckte schwer und umgriff die Tasche fester. War das hier wichtiger, als alle die Zweifel, die sich wegen der Zwischenmenschlichen Beziehung der beiden auch noch in ihr befanden? War das nun einfach mal ganz egal und ihre Chance, endlich ihr Leben für sich in die Hand zu nehmen? Wegen dieser Zweifel lenkte sie sich noch immer damit ab, Kleidung in die Tasche zu packen und über seine Worte nachzudenken. Nur blieb dafür nicht lange Zeit, es war wie ein Wettlauf, ihr Dad hatte ihr zwanzig Minuten gegeben, um alles einzupacken und sich irgendwie daheim zu verabschieden und sie kannte ihn gut genug, um zu Wissen, dass er mit der Stoppuhr vor dem Eingang wartete. „ Er... ist noch etwa fünfzehn Minuten da draußen. Ich habe ihm gesagt, er soll respektieren, dass Ma nicht wollen würde, dass er rein kommt und ich mich in Ruhe vorbereiten will.“ nannte sie ihm das Zeitfenster was sie hatten, Flüsterte dabei genauso wie Gus, denn sie konnten beide nicht gebrauchen, ihren Vater misstrausich zu machen. Als Gus dann sagte, er habe auf sie gewartet hier – er war bei Matt, machte Jamie große Augen „ Das... hast du...“ das hatte er für sie getan, nur sie brachte das gar nicht raus. Angestrengt strich sie über ihre Stirn „ Er will das ich von dem Internat aus eine Schule suche, wo ich hingehe, weiter. Möglichst weit weg. Wegen Matt. Wegen meiner Ma. Wegen dir oder meinem angeblich schlechten Einfluss hier. Ich habe dich nicht verraten und auch... keinen Plan. Mein Dad weiß bis heute nicht genau, warum wir da einbrechen wollten.“ doch das war eigentlich gar nicht das, was die beiden klären wollten. Jamie sträubte sich nur noch etwas, gegen diese Waghalsigkeit, denn es hatte am Ende doch nur alles schlimmer gemacht, oder nicht? Das Mädchen schluckte schwer, eher sie den Blick wieder zu dem Jungen richtete „ Danke, dass du das alles für mich gemacht hast aber... wenn es schief geht? Und wo sollen wir hin? Und... gehe ich dir nicht auf den Geist?“ waren die schnellsten Fragen, doch eigentlich... hatte dieser verrückte Kerl sie doch schon wieder für sich gewonnen, was man bei der Frage spürte „ Und wie kommen wir hier raus?“ RE: FAMILIE BENNETT - Gus Evans - 02.07.2015 09:49 Ich konnte in Jamies Blick ganz deutlich sehen wie sie im Konflikt mit sich selber stand, wie sie innerlich die Optionen gegeneinander aufwog. Entweder ging sie mit mir mit und tat damit das, was richtig und gut für sie war, oder sie gehorchte ihrem Vater und handelte damit so, wie ihre jahrelange wichtigste Bezugs- und Autoritätsperson es von ihr verlangte. Für einen Außenstehenden wie mich mochte die Entscheidung nicht kompliziert sein, aber in den vergangenen Wochen hatte ich so viel mit Jamie geredet und so viel über sie gelernt, dass ich wusste, wie schwer ihr das gerade fallen musste. Vielleicht war auch das genau der Grund, weshalb ich mich so sehr auf sie fixierte. In meinen Augen war Jamie ähnlich wie die streunenden Hunde, die ich regelmäßig zu mir nahm. Sie hatte auf einmal keine Familie mehr, niemanden, der sich wirklich um sie kümmerte, abgesehen von ihrem Halbbruder. Aber auch der hatte so viele eigene Probleme, dass Jamie daneben oft zu kurz kam. Sie hatte so ein gutes Herz, aber niemand schien sie verstehen und akzeptieren zu wollen. Sie hatte keine Freunde in der Schule, wurde dort nur schikaniert oder ausgenutzt, und niemand half ihr. Vielleicht rief das den Beschützerinstinkt in mir hervor, meinen Sinn für Gerechtigkeit, obwohl ich dieses Gefühl normalerweise nicht gegenüber anderen Menschen hatte. Vielleicht wollte ich ihr deswegen helfen. Weil ich mich so gut in sie hinein versetzen konnte. Weil ich wusste, was gerade in ihr geschah. "Was soll denn passieren? Wenn es schief geht und dein Dad dich findet, dann schickt er dich auf dieses Internat. Du hast also nichts zu verlieren", klärte ich Jamie mit gedämpfter Stimme auf, die Schultern nach oben gezogen. "Du machst nichts falsch. Selbst wenn er die Polizei ruft, dann schicken die dich nicht ins Gefängnis, weil du vor deinem verlogenen, untreuen Vater weg läufst." Schwieriger zu beantworten wurde erst die Frage, wo wir hingehen sollten. "Die Brücke ist vielleicht zu offensichtlich. Zu viele Leute, die dort vorbei kommen. Aber ich kann mich umhören, wo ein paar verlassene Häuser oder alte Fabrikhallen sind. Da finden wir schon was. Oder wir trampen erstmal ein Stück nach Norden, aus der Stadt raus und schlafen dort am Strand oder im Wald, zumindest für ein paar Tage. Bis dein Vater nicht mehr überall nach dir sucht. Und nein, solange du mich nicht noch einmal fragst, ob du mir auf den Geist gehst, gehst du mir auch nicht auf den Geist." Ich lehnte meinen Kopf ein wenig zur Seite, lächelte Jamie mit einem ironischen Ausdruck auf dem Gesicht an, aber drehte mich dann um und zog mir die Kapuze meines Hoodies über den Kopf. "Ich glaube du kennst dich hier im Haus besser aus als ich. Aber wenn dein Dad vor der Tür wartet, dann klettern wir einfach aus einem Fenster auf der anderen Seite und laufen weg?" Erwartungsvoll sah ich Jamie noch einmal in die Augen, dann öffnete ich vorsichtig und so leise wie möglich die Tür von ihrem Zimmer. RE: FAMILIE BENNETT - Jamie Bennett - 02.07.2015 19:36 Jamie sah Gus eine Weile in die Augen, egal wie viel Zeit die beiden hatten. Sie musste sich über etwas klar werden, dafür brauchte sie ein paar Sekunden. Er hatte ihr nie das Gefühl gegeben, ein Mensch zu sein, der weniger Wert war. Der langweilig war. Der nur Funktionieren musste, in einem System und der gedrillt werden musste bis zum Ende. Er hatte sie so aktzeptiert wie sie war, mit ihrer dämlichen Angst vor Hunden bis hin, dass sie ein Feigling war und sich zusammenschlagen ließ. Auch wenn ihr Herz vielleicht zu schnell schlug und sie das erste mal in jemanden Verliebt war, da war auch noch etwas anderes in ihr, was sie dazu brachte zu nicken und das war, dass sie sich auf Gus verlassen konnte. Wie auf Matt. Auch er hatte ihr versprochen, ihr zu helfen und zu verhindern, dass sie weg von ihrem Zuhause musste. Jamie musste doch endlich lernen, für die Menschen zu kämpfen, die ihr wichtig waren und die es gut mit ihr meinten. „ Ich komme mit, ich Glaube – das ist genau das richtige. Ich will nicht weg von hier und wenn ich noch einen Tag länger zusehen muss, wie mein Dad seine neue Freundin abknutscht, kotze ich über den Tisch.“ die letzten Tage hatten sie fertig gemacht, dass diese Worte ihr weh taten, hörte man an dem zittern in der Stimme, was Jamie immer wieder verriet. Nun suchte sie bewusster Sachen, die ihr helfen würden, die Zeit mit Gus klar zu kommen auf der Straße. Die Nachts helfen konnten. Sie zog die Tasche über und überlegte derweil, wo die beiden herauskommen würden und bei dem Gedanken wurde ihr übel. „ Ich weiß, wie wir raus kommen aber...“ Jamie hatte ihm wohl noch nie gesagt, dass sie sich vor Höhe absolut gruselte. Da reichte schon eine Standleiter. „ Im Wohnzimmer ist ein Balkon, einen Balkone weiter kommt man zum Anbau und von da aus runter.“ ein Blick auf die Uhr verriet ihr, in zehn Minuten müssten sie es geschafft haben, damit sie auch noch genug Zeit hatten zu verschwinden, bis ihr Dad aus dem Fenster sah und nicht mitbekommen würde, in welche Richtung sie gelaufen waren. Mit einem mulmigen Gefühl ging sie durch das Wohnzimmer auf den Balkon, Gus musste sich leise bewegen, damit ihr Dad dachte, sie ginge alleine durch die Wohnung um alle Dinge Sorgsam beisammen zu suchen und sich wirklich zu verabschieden von ihrem Zuhause. Sie befanden sich in einer Spießer Doppelhaushälfte, so hoch war es nicht aber zum Springen definitiv. Sie warf die Tasche, so leise das eben ging, auf den anderen Balkon. Sie wusste, die Nachbarn waren arbeiten und sah zweifelnd nach unten, ihre Finger bebten jetzt schon, wenn sie sie nur über das Geländer legte „ Das ist immer ein ganz schön hoher Preis, für die Freiheit. Geschichtsbücher haben doch nicht gelogen.“ sie versuchte gar nicht nach unten zu schauen, während sie sich auf die andere Seite der Brüstung vorkämpfte. Scheiße! RE: FAMILIE BENNETT - Gus Evans - 03.07.2015 12:56 Ich nickte Jamie nur knapp zu, als sie mir den Plan verriet, wie wir hier aus dem Haus fliehen konnten, denn im Gegensatz zu ihr hatte ich absolut kein Problem mit Höhe. Für mich war das wie mit dem Überqueren der Straßen oder dem Balancieren auf einem Brückengeländer, ich hatte grundsätzlich keine Angst vor irgendetwas. Angst schränkte Menschen ein. Wenn ich von einem Auto erfasst wurde oder jetzt von diesem Balkon fiel und mich dabei ernsthaft verletzte oder gar ums Leben kam, dann sollte es eben so sein. Für mich war der Tod nie etwas Schlechtes gewesen oder etwas, vor dem man sich fürchten musste, im Gegenteil. Ich hatte es schon immer als einen Teil des Lebens angesehen, als einen schönen und, ja, auch aufregenden Teil des Lebens. Vielleicht ging ich deshalb so absolut gleichgültig mit mir selber und meiner Sicherheit um. "Du hast definitiv zu viel Angst", erwiderte ich, noch immer mit gedämpfter Stimme, und warf Jamie ein schwaches Lächeln zu, ehe ich so lautlos wie möglich hinter ihr her durch den Flur in Richtung des Wohnzimmers lief. Hunde, Höhe, ihre Mitschüler, selbst ihr Vater machte ihr doch Angst. Wie anstrengend das sein musste. Das merkte man doch schon am Zittern ihrer Finger oder an dem Beben in ihrer Stimme. "Definitiv ein ganz schön hoher Preis", verbesserte ich mit der richtigen Betonung ihre Worte, lehnte mich selber einmal über das Geländer und betrachtete den langen Weg zum Boden, den wir herunter fielen, wenn wir es nichts schaffen würden auf die andere Seite zu springen. Gut 3 Meter müssten das sein. Schmerzhaft, aber nicht lebensgefährlich, wenn man nicht unglücklich mit dem Kopf auf einem Stein aufschlug. "Positiv denken. Immer noch besser, als in einem Internat gefangen zu sein, oder?" Motivierend legte ich von hinten meine Hand auf die Schulter von Jamie und streichelte einmal sanft über ihren Rücken, ehe ich durchaus leichtfertiger über die Brüstung des Geländers kletterte, mich mit den Händen daran festhielt und erneut einen Blick nach unten riskierte. Das Adrenalin der Gefahr rauschte in meinem Körper, wenn auch sicher nicht so intensiv wie in dem von Jamie, aber im Gegensatz zu ihr genoss ich es viel eher. Man fühlte sich so wach und lebendig. In der Hoffnung das noch intensiver spüren zu können ließ ich das Geländer los und sprang ohne zu zögern, als Erster von uns beiden, auf den Balkon der Nachbarn, hielt mich dort an dem Gitter fest und kletterte über die Brüstung auf die andere Seite. Mein Herz raste, schlug mir bis zum Hals, aber als ich mich zu Jamie drehte, waren meine Lippen zu einem breiten Grinsen geformt. "Komm her, das schaffst du", sprach ich ihr unterstützend zu, stellte mich mit dem Körper so nah an das Geländer wie möglich und streckte als Hilfestellung meine Hände nach ihr aus. Dass ich sie halten konnte, wenn sie fiel. RE: FAMILIE BENNETT - Jamie Bennett - 03.07.2015 21:50 Jamie sah ihn etwas verwirrt an, als er ihr sagte, sie habe zu viel Angst. Das hatte ihr noch nie jemand gesagt. Matt hatte es vielleicht angedeutet, als er sie so geschockt angesehen hatte, als sie ihm Erzählt hatte, wie sie ihr Leben bisher gelebt hatte aber nie war jemand so offensichtlich geworden und hatte das so in Worte gefasst und das überraschte sie. Daran würde sie noch eine Weile zu knabbern haben. War sie einfach ein Angsthase? Warum nahm Gus sie dann mit? Das passte nicht zu ihm, wenn er fast blind über die Straße ging, wenn er sich mal wieder leichtfertig benahm – sie bewunderte seinen Mut, sie spürte diese Aufregung ja schon nur vom Zuschauen aber so jemand konnte sie doch einfach nur lahm finden? Trotzdem wartete er hier auf sie, fing sie ab. Nahm sie mit zu sich. Sie ging ihm nicht auf den Geist. Selbst nach dem peinlichen Kuss nicht. Als er dann auch noch sanft über ihren Rücken strich war sie ganz verwirrt und toll, noch wackeliger auf ihren Beinen als eh schon. Wenn sie fallen würde, dann war das die Schuld dieser Berührung. Jamie war das erste Mal verliebt, das wusste sie nun dank Matt aber sie konnte damit gar nicht umgehen. Selbst in der Situation, wo es nur um Flucht ging, hatte sie dafür noch Zeit. Für diese Gedanken. War das nicht furchtbar. Wo würde denn so eine Verliebtheit noch hin führen? Sie ahnte ja nicht, dass Gus den Kuss nicht so gedeutet hatte. „ Naja, vielleicht ist es Zeit für ein bisschen weniger Angst und ein paar höhere Preise zu zahlen.“ sagte sie mehr zu sich, als zu ihm. Motivation. Man sah, wie viel Überwindung es sie kostete, das Geländer los zu lassen und ihm zu Folgen aber dafür war ihr Gesichtsausdruck danach immer unbezhalbar. Jamie hatte Erfolgserlebnisse, die sie ermüdet hatten, in der Schule aber nicht solche, wie die, die sie in der Zeit mit ihm gesammelt hatte. Wo sie über sich hinauswuchs. „ Ich werde noch ein richtig böses Mädchen.“ sagte sie ironisch, weil Jamie sich selber nie so sah und nahm doch noch einmal Abschied von dem Ort, der seid achtzehn Jahren ihr zuhause gewesen war. Verdammt, so leicht war das auch nicht. Was sich alles verändert hatte. Nun blieb aber langsam keine Zeit mehr dafür, die beiden kämpfen sich den Weg nach unten und oben hörte sie schon ihren Dad ihren Namen in die Wohnung rufen. Das war ein Zeichen für beide, sie sollten lieber schnell rennen. Zum Glück kannte sie sich hier aus, dass sie durch ein paar Gärten dahin abhauen konnten, wo ihr Dad mit dem Wagen so schnell nicht hin könnte, selbst, wenn er die beiden sehen würde. Obwohl sie bei dem ehemaligen Soldat nicht sicher war, ob der sich nicht selber von dem Balkon stürzte und ihnen Querfeldein nachlief. Das war aber auch der Punkt, an dem Jamie endlich verstand, sie war wieder frei! Diese Tortur hatte ein Ende und irgendwie wollte sie gar nicht aufhören zu laufen, das fühlte sich so sehr nach dem an, was sie die letzten Tage in sich gehabt hatte – abhauen! |