RE: PSYTRANCE RAVE
Hailys Freunde schienen wirklich verdammt viel Ähnlichkeit mit ihr zu haben, denn ausnahmslos alle von ihnen waren genauso offen, freundlich und herzensgut wie die blonde Frau, die ich innerhalb weniger Tage schon so in mein Herz geschlossen hatte. Die anfängliche Unsicherheit in mir verschwand unheimlich schnell, als ich merkte, dass sie tatsächliches Interesse an mir zeigten, genauso wie ich mich auch für sie und für ihre Lebensstile interessierte. Mit den Augen blieb ich zwar immer wieder an Haily kleben, die mit ihren rhythmischen, harmonischen, aber doch so andersartigen Tanzbewegungen gerade mehr einem Fabelwesen ähnelte, als jemals zuvor, aber die Zeit flog dank der netten Gesellschaft so schnell an mir vorüber, dass ich irgendwann, vermutlich von dem Acid, ein warmes Kribbeln in meinen Fingerspitzen fühlte. Ganz schwach, vielleicht bildete ich mir das auch nur ein, aber weil es sich so angenehm und so entspannend durch mich hindurch zog, nahm ich mir übermotiviert noch eine halbe Pappe, als Hailys Freunde sie erneut durch die Runde reichten. In Viertel hatte sie eigentlich gesagt, aber wenn ich bedachte wie viel sie heute schon davon in ihren Mund geschoben hatte, konnte das doch nicht allzu verkehrt sein und das war es auch nicht. Wieder passierte für eine Zeit lang kaum etwas, außer dass dieses Kribbeln einfach nicht nachlassen wollte, erneut redete ich ungehalten mit den Personen weiter, die um mich herum saßen, bis ich auf einmal ganz still wurde. Weil sich in mir etwas veränderte. Nicht auf eine negative Art, sondern- unheimlich erfüllend. Die Wärme breitete sich über meine gesamte Haut aus, nahm mich vollkommen ein, und ließ mich mit der Umgebung verschmelzen. Genau so fühlte es sich an. Als wären die Atome in der Luft die selben wie in meinem Körper, als wäre ich ein Bestandteil von allem um mich herum und als könnte ich mich aus meiner Haut lösen, die auf einmal nur noch wie ein Hülle wirkte. Niemanden schien es zu verwirren, dass ich mich komplett von ihren Stimmen verabschiedete, die nur noch rauschende Töne in meinen Ohren waren, und ganz langsam meinen Körper zurück sinken ließ. Wie ein weiches Federbett fühlte sich der Boden unter meinem Rücken an, und wie Wasser wurde mein Körper mit dem Sand unter mir zu einer Einheit. Allein dieses Gefühl war schon so überwältigend, dass ich am Liebsten meine Augen geschlossen und mich dem völlig hingegeben hätte, aber gleichzeitig passierte dort oben in den Blättern der Bäume und in den Sternen dahinter so viel, dass ich es nicht wagte den Blick davon abzuwenden. Die Farben waren auf einmal so viel klarer, so viel intensiver, und die Sterne leuchteten so grell wie niemals zuvor. All meine Sinne waren dank der Droge in meinem Körper geweitet, und als ich auf einmal Hailys Stimme hörte und danach ihre Hand auf meiner Brust spürte, wirkte es fast so, als wäre ich noch niemals zuvor berührt worden. Als wäre das eine ganz neue, überwältigende Art des Körperkontaktes. "Spürst du das?", fragte ich, noch immer von den Sternen so fasziniert, dass ich es nicht einmal schaffte sie dabei anzusehen. "Spürst du das auch wie- wir miteinander verschmelzen?" Erst jetzt sah ich ihr in die Augen. Wie selbstverständlich hob ich dabei meine Hand und legte sie an ihre Wange, zog meine Fingerspitzen über ihre weiche Haut und versuchte diese Intensität irgendwie fassen oder irgendwie zum Ausdruck bringen zu können, aber versagte dabei kläglich. Es gab keine Worte für das, was gerade mit mir geschah. "Ich hab das Gefühl ich kann dich wirklich sehen." Wenn ich jetzt nüchtern auf mich hinab schauen könnte, hätte ich wahrscheinlich über diese zusammenhanglos wirkenden, verwirrenden Worte gelacht, aber auch das war nur ein trauriger Versuch auszudrücken, was mir durch den Kopf ging. Denn ich fühlte mich tatsächlich so, als würde ich Haily gerade noch einmal ganz anders wahrnehmen. So wie alles um mich herum.
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