RE: GUS # JAMIE
Es gab ja diesen unverkennbaren Betrunkenen-Blick. Wenn die Augenlider nicht ganz geöffnet waren, etwas rötlich unterlaufen und man merkte, dass es der Person schwer fiel etwas oder jemanden zu fixieren. Die Reaktionen benötigten etwas länger, sowohl die Körperlichen, als auch die Sprachlichen. Genau deshalb kniff ich auch selber meine Augen ein wenig zusammen, betrachtete Jamie durch die Dunkelheit kritisch und versuchte das alles in ihr zu erkennen. Um ehrlich zu sein hätte aber auch ein Blinder mit Krückstock keine Probleme gehabt ihr die komplette Flasche Sekt zuzusprechen, so wie sie lallte. "Ich bin noch immer dabei für mich selber herauszufinden, ob ich Gus glauben kann, wenn er etwas sagt", reagierte ich trotzdem ehrlich, warf dabei ihrem Quasi-Freund einen kurzen Blick zu und hob meine Schultern. "Nichts für ungut, Gus." Möglicherweise gefiel es mir auch einfach, wie er mich behandelte, und ich versuchte das so lange wie möglich auszukosten. Ich kannte es schließlich nicht, dass man so viel Respekt vor mir hatte - um nicht zu sagen Panik, so wie er gerade stotterte. Eigentlich war das immer eher Kilians Ding gewesen, der konnte gut Angst und Schrecken verbreiten, aber auf eine absurde Art fühlte sich das ziemlich gut an. Zumindest gab es mir die Sicherheit, dass Gus erst zwei Mal darüber nachdenken würde, bevor er Jamie wieder stehen ließ und in die weite Welt verschwand, und das war schonmal viel wert. "Okay, du Streber-", wollte ich gerade ansetzen, um mich gegen ihre neunmalklugen Worte zur Wehr zu setzen, als sich jedoch plötzlich der Gesichtsausdruck meiner kleinen Schwester-Tochter veränderte. Oh nein. Mit angewidert verzogenem Gesicht blieb ich einfach nur regungslos mit der Flasche Sekt in meiner Hand stehen, während sie sich direkt neben eine Palme übergab, und freute mich innerlich dann doch darüber, dass Gus vor Ort war. Wenigstens wurde es dadurch nicht zu meiner Aufgabe ihr bereitwillig zu folgen, über Jamies Rücken zu streicheln und darauf zu achten, dass keine Kotze in ihren Haaren kleben blieb. Pfui. "Na, wenigstens bleibt deine Nacht jetzt nicht ganz ohne erstes Mal, hm?", setzte ich ein weiteres dummes Kommentar direkt hinterher und bewegte mich dann doch langsam auf Jamie und Gus zu, als die erste Übelkeit überstanden war. "Einen Quoten-Besoffenen muss es immer geben und so gerne ich dich jetzt auch wieder mit auf die Feier nehmen würde, damit dich in den folgenden Tagen jeder daran erinnern kann wie peinlich du dich verhalten hast, und du dadurch zu viel Angst davor hast dich jemals wieder zu betrinken - vielleicht wäre es besser, wenn ihr nach Hause geht, bevor Madison euch sieht. Sie macht sich sonst nur unnötig Sorgen. Und das würde für keinen von euch gut ausgehen, ich hab keine Ahnung, was da wirklich in ihrem hübschen Kopf vor sich geht, aber sie ist ziemlich gut mit Bestrafungen. Glaubt mir." Bei den letzten zwei Wörtern konnte ich es mir nicht nehmen lassen meine Lippen zu einem schiefen, zweideutigen Grinsen zu verziehen. Bis mir dann auffiel, mit wem ich hier gerade sprach und ich dann doch lieber räuspernd zu einem strengen Gesichtsausdruck zurückkehrte. Um nicht meine gerade erlangte Autorität zu gefährden.
MATTHEW NICHOLAS DAWSON # 39 YEARS OLD # HIPPIE PUNK
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