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SAN FRANCISCO KRANKENHAUS
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Gus Evans
REVOLT, REBEL, RESIST!


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Beitrag #37
RE: KRANKENHAUS
Das war tatsächlich ein Konflikt, den wir beide schon mehrmals thematisiert hatten, aber dabei nie auf einen Nenner kamen. Ich würde niemals jemand sein wollen, der ich nicht war, um jemand anderem zu gefallen. Oder Anerkennung von genau dieser Person zu erhalten. Nicht einmal bei meinen Eltern war das so. Wenn ich mir einredete, dass es an mir und an meiner absurden Persönlichkeit lag, dass sie mich nicht wollten, dann wünschte ich mir nicht anders zu sein. Ich hatte nur dieses eine Leben, diesen einen Körper und diesen einen Geist in mir. Und genau das wollte ich ausleben, genau so wie ich es für richtig hielt. Ich wollte mich nicht verändern oder verstellen, damit ich eher akzeptiert wurde. Selbst, wenn das hieß, dass ich mich auf dieser Welt nicht wohl fühlte. Lieber würde ich im Alter von 27 Jahren gehen, weil ich hier nicht Zuhause war, aber mir dabei dessen bewusst sein, dass ich mir nichts vorwerfen musste. Und das tat ich tatsächlich nicht. Ich handelte immer genau so wie ich es in dem Moment für richtig hielt und das war für mich das einzige, worauf es ankam. Jamie war da aber so grundlegend anders und vielleicht könnte ich sie sogar verstehen, wenn ich selber eine Familie gehabt hätte. Jemanden, mit dessen Blut ich verbunden war. Die mich hatten aufwachsen sehen, bei den ersten Gehversuchen meine Hand gehalten hatten und jedes Weihnachts- oder Geburtstagsfest mit mir feierten. Aber das hatte ich nicht und deshalb akzeptierte ich einfach nickend, dass wir - was ihre Vergangenheit anging - nicht einer Meinung sein konnten.
Erst, als sie über ihren Unfall und die Motivation dafür sprach, sah ich Jamie wieder von der Seite an und betrachtete ein wenig unsicher ihr Gesicht, ehe ich die Schultern anhob. "Ich hab keine Angst davor, weil ich keine Angst vor dem Tod hab. Wenn ich jetzt hier herunterfallen würde-" Absichtlich beugte ich mich so weit wie möglich nach vorne, richtete meinen Oberkörper dann aber doch wieder auf. "- dann wäre das in Ordnung. Auf ein paar Jahre mehr oder weniger kommt es nicht an. Das heißt aber nicht, dass ich mutig bin. Mutig ist man nur, wenn man vor etwas Angst hat und diese Angst überwindet." Bevor Jamie daraus aber falsche Schlüsse zog, schüttelte ich den Kopf. "Nicht die Angst davor in ein Auto zu steigen und einen Unfall zu provozieren, weil du glaubst, dass dieser Adrenalinrausch dich mir irgendwie näher bringt, sondern die Angst vor dem Tod. Die Grundlage von allem also. Aber das hast du nicht. Solange es für dich nicht in Ordnung ist zu sterben oder dich schwer zu verletzen ist das, was du getan hast, nicht mutig, sondern tatsächlich dumm." Ich sah ihr noch ein paar Sekunden in die Augen, versuchte darin zu lesen, ob sie mich verstand, aber vielleicht war das alles auch einfach viel zu verarbeiten. Also schüttelte ich den Kopf, lächelte schwach und sah über meine Schulter nach hinten. "Komm, ich bring dich zurück zu Matt, bevor der noch einen Suchtrupp raus schickt und wir noch mehr Ärger bekommen, weil wir hier sitzen." Ich warf die Muffins wieder in die Papiertüte und schob diese in die Tasche meines Hoodies, damit ich später noch was essen konnten. Die leer getrunkenen Teebecher steckte ich ineinander, bevor ich aufstand und Jamie meine Hand entgegen hielt. Ihre Finger ließ ich auch nicht los, während wir über das Dach zurück zur Tür gingen, von dort zum Aufzug und in ihre Etage hinunter fuhren. Erst kurz vor ihrer Zimmertür drückte ich ihre Hand ein wenig fester, hielt sie daran zurück und küsste sie noch ein letztes Mal sanft auf die Lippen, bevor ich sie noch bis zu Matt ans Bett brachte, der tatsächlich wartend darin lag. Ich verabschiedete mich auch von ihm - nicht so intim allerdings - und nahm dann meinen Rucksack, um mich auf den Weg zu dem Haus zu begeben, in dem ich mit Jamie gelebt hatte.


AUGUSTUS EVANS # 25 YEARS OLD # HOMELESS

[Bild: gus04.png]
09.08.2015 19:29
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SAN FRANCISCO KRANKENHAUS - Admiss - 19.07.2015, 11:37
RE: KRANKENHAUS - Gus Evans - 19.07.2015, 11:37
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