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SAN FRANCISCO KRANKENHAUS - Admiss - 19.07.2015 11:37 Das Krankenhaus in San Francisco. RE: KRANKENHAUS - Gus Evans - 19.07.2015 11:37 Wenn ich normalerweise eine Stadt hinter mir ließ, dann schloss ich auch wirklich komplett damit ab. Das hieß, dass ich keinen Kontakt mehr zu irgendwem hielt, der mich daran erinnerte oder den ich daher kannte. Genauso plante ich es auch mit meinen beiden Mitreisenden. Ihr nächstes Ziel war Portland, da wollte ich mich dann von ihnen abkapseln und allein weiter nach Kanada reisen, aber ich hatte nicht geahnt, dass sie sich für den Weg dorthin so lange Zeit lassen würden. Die gesamte Strecke von etwa 800 Meilen fuhren sie auf der kleinen, kurvigen Küstenstraße hinauf. Immer, wenn es ihnen irgendwo gefiel, dann hielten sie an oder blieben auch mal spontan ein, zwei oder sogar drei Nächte dort. Sie lebten einfach in den Tag hinein und immer, wenn ich drängend nachfragte, wann wir denn weiterfahren würden, lachten sie nur laut und sagten mir ich müsse mich entspannen. Konnte ich aber nicht, weil diese Unsicherheit und Unruhe nicht komplett aus mir verschwinden wollte, solange ich noch diese Menschen um mich hatte, die mich ständig an das erinnerten, was ich eigentlich hinter mir lassen wollte. Mehrmals stand ich kurz davor mich einfach schon vorzeitig von ihnen zu trennen und den restlichen Weg zu trampen, aber wir waren hier im gottverlassenen Nirgendwo und nach einem missglückten Versuch, bei dem ich drei Stunden an der Straße stand und letztendlich nur eine Verwarnung von der hiesigen Polizei bekam, aber niemanden, der mutig genug war mich in sein Auto einsteigen zu lassen, gab ich nach und beruhigte mich mit dem Gedanken, dass es sich nur noch um ein paar Tage handeln würde. Abgesehen davon waren die beiden, mit denen ich unterwegs war, ja auch absolut durchgeknallte, aber unheimlich sympathische Menschen. Ich mochte es Zeit mit ihnen zu verbringen und oft schafften sie es auch mich von diesem Gefühl in meinem Körper abzulenken und mich mit verrückten Drogentrips in ganz andere, psychedelische Welten zu schicken. Knapp zwei Wochen waren wir unterwegs und mittlerweile tatsächlich ganz kurz vor Portland, als etwas geschah, das ich nicht hatte kommen sehen. Meine beiden Mitreisenden hielten noch engen Kontakt zu ihren Freunden aus San Francisco, im Gegensatz zu mir hatten sie nichts, womit sie abschließen wollten, es gab einfach nur zu viel zu sehen auf der Welt. Und zu viele neue Freundschaften zu schließen. Aber das hieß nicht, dass sie plötzlich den Kontakt zu allem Vorherigen abbrachen, im Gegenteil. Fast täglich hörte ich mir lustige Anekdoten der letzten Wochen an, immer gefolgt von dem Satz "Man, das war echt eine schöne Zeit, irgendwann kommen wir zurück nach San Francisco", den ich selber nicht unterschreiben konnte. Ich ging nie zurück in eine Stadt, die ich hinter mir gelassen hatte. Bis jetzt zumindest. Ihre Freunde aus dem Haus, in dem wir alle gemeinsam gelebt hatten, wussten, dass ich noch immer mit den beiden unterwegs war. Und weil sie auch wussten, dass ich mit Jamie gekommen war, wollten sie auch unbedingt, dass die Nachricht von ihrem Unfall an mich weiter getragen wurde. Keiner ahnte, wie nah ich Jamie wirklich stand und dass sie der Grund war, weshalb ich diesmal alles hinter mir lassen musste. Seitdem ich in dieses Auto gestiegen war hatte ich auch kein Wort mehr über sie verloren. Vor der Abfahrt wollten die Anderen zwar einiges über sie wissen, aber ich hatte das alles einfach abgeblockt und herunter gespielt. Nur erwähnt, dass wir einander aus Los Angeles kannten, aber noch nicht lange. Dass es Zeit war weiter zu ziehen und dass sie schon alleine Zurecht kommen würde. Niemand konnte sehen, was wirklich in mir vorging, deshalb wurde auch eher beiläufig beim Abendessen erwähnt, dass sie und Danny - einen Namen, den ich nicht einmal zuordnen konnte - in einen Autounfall verwickelt waren, durch irgendeine illegale Aktion. Was genau da passiert war, wusste man nicht. Ebenso wenig, wie es ihr ging, weil die Polizei natürlich ständig präsent war und niemand aus dem illegal besetzten Haus dort hinein gezogen werden wollte. Man wusste nur, dass einer der beiden den Unfall wohl nicht überlebt hatte und der andere im Krankenhaus lag. Das Essen blieb mir im Hals stecken, all diese negativen Gefühle, die sich innerhalb der letzten Tage immer mehr beruhigt hatten, kamen auf einmal zurück, nur noch viel schmerzhafter und drückender als jemals zuvor. Es war fast so, als würden all meine Befürchtungen und all meine Ängste auf einmal wahr werden. Als würde mich das, wovor ich immer davon lief, auf einmal einholen und in ein dunkles, schwarzes Loch zerren. Ich konnte gar nicht zuordnen, was da genau auf einmal in mir passierte, aber ich konnte dem nicht standhalten. Ich versuchte es, indem ich mir selber einredete, dass das alles und auch Jamie selbst zu meiner Vergangenheit gehörte - dass ich mich davon nicht herunter ziehen lassen durfte - aber es funktionierte nicht. Die ganze Nacht konnte ich kein Auge schließen. Die Sonne war noch nicht einmal richtig aufgegangen, als ich irgendetwas tun musste, um diese Unruhe in mir zu lindern, und die einzige Möglichkeit dazu führte mich zurück dorthin, wo ich hergekommen war. Ich packte meine Sachen, verabschiedete mich nicht einmal von meinen beiden Mitreisenden, die noch in ihrem Zelt auf dem Campingplatz schliefen, und lief einfach los. Ich schaffte es jemanden zu finden, der mich erst mit nach Portland nahm - eine Fahrt von etwa einer guten Stunde -, wo ich mir dann eine große Raststätte stadtauswärts suchte und einen Trucker überreden konnte mich auf direkten Weg zurück nach San Francisco zu bringen. Acht Stunden saß ich mit dem fremden Mann in seinem LKW, aber in der Zeit hatten wir so gute Gespräche geführt, dass er sogar einen kleinen Umweg in Kauf nahm, um mich direkt vor dem größten Krankenhaus in San Francisco abzusetzen. Dort, wo Jamie liegen müsste, wenn sie noch am Leben war. Ganz knapp vor Ende der Besuchszeit anscheinend, dem missbilligenden Blick der Pflegerin am Empfang nach zu urteilen, mit dem sie mich begrüßte, als ich um kurz vor 20 Uhr am Abend nach ihr fragte. Mein Herz raste, während sie den Namen in den Computer eingab, und setzte dann einen Schlag aus, als sie nickte und mir die Zimmernummer mitteilte. Sie war also noch am Leben. Für den Bruchteil einer Sekunde zog ich in Erwägung es einfach dabei zu belassen und mit den Informationen wieder abzuhauen, ohne sie zu sehen, aber das konnte ich nicht tun. Das konnte ich mir selber nicht antun. Ich fühlte mich zwar nicht wohl, während ich mit meinem Rucksack auf dem Rücken und mit wackligen Knien nach ihrem Zimmer suchte, aber mich einfach wieder umzudrehen hätte ein noch viel grauenhafteres Gefühl in mir zurück gelassen. Also folgte ich meinem Instinkt, ignorierte den schmerzhaften Druck auf meiner Brust und klopfte zwei Mal schwer an die Tür von Jamies Zimmer, bevor ich die Klinke herunter drückte und hinein ging. RE: KRANKENHAUS - Jamie Bennett - 22.07.2015 13:44 Jamie ging es einfach nur miserabel. Trotz der vielen Schmerzmittel in ihrem Körper fühlte sie überall den unangenehmen Druck. Vor ein paar Stunden hatte sie einen Schock erlitten und das erste mal ihr gesucht gesehen - fast gänzlich blau mit einigen tiefen schürfwunden oder auch platzwunden an der Lippe oder über ihrem Auge. Jetzt wurde ihr erst das Ausmaß ihrer Dummheit klar und je mehr sie gegen abend darüber nachdachte so schlimmer wurde es. Wieso hatte sie nicht Nein gesagt und hätte es sie glücklicher gemacht wenn nur Danny in dem Wagen gewesen wäre? Nach dem Gespräch mit der Polizei wusste sie, er War bei dem Rennen ums Leben gekommen und ihr hätte das genauso passieren können. Am tag hatte sie sich zwei mal übergeben aufgrund einer Gehirnerschütterung und um ehrlich zu sein, wartete sie doch nur darauf von ihrem Vater hier eingesammelt zu werden - mit genau dem rechnete sie auch als es am Abend klopfte und deswegen War sie über alle Maße verwirrt als auf einmal gus ihr Zimmer betrat. Aber sie wollte ihn gar nicht sehen. Niemanden! Es gab noch nie einen Moment in dem sich Jamie für eine Dummheit hatte rechtfertigen müssen - weil sie keine begangen hatte und nach der Erfahrung War sie eh der Meinung in der Welt der Spießer besser aufgehoben zu sein. "Was machst du denn hier?" Fragte sie also leise in die andere Ecke des Raumes und hielt dich krampfhaft an ihrem Bettzeug fest. Waren denn die bilder von dem Unfall und einem toten bekannten nicht schon Strafe genug? RE: KRANKENHAUS - Gus Evans - 24.07.2015 21:15 In dem Moment, in dem ich in das Zimmer hinein ging und in Jamies verletztes, geschwollenes Gesicht blickte, bereute ich schon, dass ich überhaupt hier war, denn so miserabel hatte ich mich selten zuvor gefühlt. Normalerweise gab es nichts, das ich bereute. Alles hatte irgendwie einen Sinn, sagte ich mir immer. Auch wenn ich einige unkluge Entscheidungen heute nicht noch einmal genauso machen würde, dann hatte ich es zumindest in dem Moment genauso gewollt und das war Grund genug auch noch Jahre später meine Fehler nicht als Fehler zu betrachten, sondern bloß als Lehre. Aber das hier, scheiße, das war ein verdammter Fehler gewesen. Das wäre nicht passiert, wenn ich Jamie nicht allein gelassen hätte. Ich hätte das verhindern können, aber stattdessen war ich einfach geflohen. Es war so als würde mir ganz langsam bewusst, was wirklich in mir vorging und damit kam auch die Erkenntnis - das war eine beschissene Flucht gewesen. Feige und dumm. Die damit endete, dass Jamie jetzt in einem Krankenhaus lag, mit Verletzungen am ganzen Körper, die ich noch nicht einmal erahnen konnte. "Ich hab mitbekommen, dass etwas passiert ist." Meine Stimme klang heiser und es brauchte ein paar lange Sekunden, bis ich mich an Jamies Anblick ansatzweise gewöhnt hatte und ihr antworten konnte. Aber mit diesen Worten stellte ich auch meinen Rucksack neben der Tür ab und ging durch den Raum auf ihr Bett zu. "Die gleiche Frage gebe ich aber an dich zurück. Scheiße, was machst du denn? Was ist los? Ist das deine Art dich deinen Ängsten zu stellen? Oder was soll das?" Das Absurde war - wenn man mich zu so einem Rennen herausfordern würde, dann würde ich gar nicht zwei Mal darüber nachdenken, sondern sofort ins Auto steigen. Ich war absolut anfällig für diesen Adrenalinrausch, diesen besonderen Kick. Völlig ohne Angst vor den Folgen. Aber bei Jamie ging das so nicht, ich konnte das nicht aus demselben Blickwinkel betrachten, weil ich - was mir selber noch nicht einmal bewusst war - mehr Angst um ihr Leben und vor diesem Verlust von ihr hatte, als um mein eigenes Leben. RE: KRANKENHAUS - Jamie Bennett - 26.07.2015 16:28 Als er näher an ihr Bett herankam fühlte sich Jamie von Moment zu Moment schlechter. Sie wusste doch wie leichtsinnig das gewesen War und diese Gefühle für gus waren ja noch immer da - es War ein ganz merkwürdiges Gefühl seine Kritik zu hören. Etwas gemacht zu haben was ihm nicht gefallen würde und auch die küsse zwischen Danny und ihr fühlten sich auf einmal falsch an. Einfach weil gus wieder in ihrer Nähe War obwohl sie fest damit gerechnet hatte ihn nicht mehr wieder zu sehen. Unter Schmerzen richtete sie sich auf, kniff dabei die Augen leicht zusammen und sah stumm auf die decke und ignorierte seine fragen erstmal. Was sollte sie denn sagen? Sie merkte auch wie schwer es War ihm ins Gesicht zu schauen, wie als die beiden sich kennen gelernt hatten. " Ich habe mir gar nichts dabei gedacht. Das ist ja das Problem. Ich war einfach... aufgekratzt." Jamie hatte auch nicht im geringsten verarbeitet was da passiert War. " Dann weißt du auch... das jemand anderes nicht so viel Glück hatte Wie ich. Warum bist du wieder gekommen? Und warum bist du genau... den tag nach dem Kuss gegangen? War das so furchtbar?" Da waren noch ganz andere ungeklärte Dinge über die Jamie lieber reden wollte als über diesen Unfall. Fragte sich nur ob gus das auch wollte. " Mein Dad wird mich bestimmt bald abholen. Mir reicht es mich meinen Ängsten zu stellen... das ist einfach nicht mein leben." Obwohl es sich so falsch anfühlte das zu sagen - genau das War ihre feste Überzeugung. In so einer Welt hatte sie nichts zu suchen. RE: KRANKENHAUS - Gus Evans - 27.07.2015 11:45 Ich fühlte mich völlig fehl am Platz, hier neben ihrem Bett, so distanziert und verkrampft, und auch das war ein Gefühl, das ich normalerweise nicht kannte. Eigentlich verhielt ich mich nicht so absurd gegenüber anderen Menschen, aber irgendein unangenehmes Gefühl war da zwischen Jamie und mir, welches dafür sorgte, dass ich unsicher meine Hände in den Hosentaschen versenkte und dem direkten Blick in ihre Augen auswich. "Bis gerade wusste ich nicht einmal, dass du überhaupt diejenige gewesen bist, die Glück hatte." Mein Herz schlug unfassbar schwer, während ich das aussprach, und irgendetwas daran schnürte mir die Kehle zu. "Wer war dabei? Kenn ich ihn oder sie?" Doch die Fragen, die danach aus Jamies Mund kamen, sorgten augenblicklich dafür, dass ich mich aus meiner verkampften Haltung löste. Stattdessen wandte ich meinen Körper ein wenig von ihr ab, drückte mir meine Hände gegen die Augen und rieb mit festem Druck darüber, während ich tief die Luft in meine Lungen sog. "Das war nicht furchtbar", sprach ich abweisend aus, schüttelte dabei langsam meinen Kopf von rechts nach links. Genau darüber hatten wir doch in dieser Nacht noch gesprochen, genau davor wollte ich sie doch bewahren. Der Blick in meinen Augen war fast schon wütend, als ich die Hände wieder sinken ließ und mich zurück in ihre Richtung drehte. "Das ist der Grund, warum ich das nicht wollte, Jamie! Das hat nichts mit dir zutun, verdammt. Du hättest nichts- anders oder besser machen können, ich musste einfach gehen, weil das- das war zu viel. Ich musste raus." Noch einmal schüttelte ich den Kopf, lehnte ihn ein wenig in den Nacken und starrte für ein paar Sekunden schweigend gegen die Decke. "Ich habs dir doch noch gesagt. Ich wusste, dass du das nicht verstehst." Und trotz allem hätte ich niemals mit dem gerechnet, worauf sie mich danach vorbereitete. Fassungslos sah ich ihr wieder in die Augen. "Du hast deinen Vater angerufen?" RE: KRANKENHAUS - Jamie Bennett - 27.07.2015 16:41 „ Oh...“ gab sie leise von sich, als er ihr sagte, er hatte bei seinem Aufbruch nicht einmal gewusst, dass sie es war, die überlebt hatte. Die Tatsache über den Tod von Danny erneut nachdenken zu müssen machte ihr das Herz schwer und sie sah raus aus dem Fenster Richtung Himmel, das erste mal, dass sie hoffte, es gäbe wirklich ein Leben nach dem Tod. Ein gutes. Ein besseres. Erst viel später öffnete sie den Mund, um Gus weitere Fragen zu beantworten – es kam ihr vor wie nur einige Sekunden aber Jamie hatte sicher fünf Minuten gebraucht, sich wieder zu fangen. „ Das war der... aus dem Treppenhaus. Danny.“ Es kam ihr so unangemessen vor, so über ihn zu Reden, nach allem, was sie danach mit ihm erlebt hatte. Auch wenn ihr nun erst klar wurde, an Gus und die Gefühle für ihn kam er nicht heran – es hatte auch Momente gegeben, in denen das anders war. Um Gus also irgendwie auch zu vermitteln, dass er das nicht verdient hatte und sein... Geist irgendwie zu wahren, begann sie zu erzählen, von der Zeit nach seinem verschwinden auch wenn er sie wohl noch nie so stark hatte stottern hören. „ Er hat mitbekommen das ich Traurig war und... jeden Tag auf ein neues Versucht mich aufzumuntern. Irgendwie haben mich... die vielen Dummen und Unüberlegten Aktionen an... dich erinnert und ich kam mir vor, als wärst du noch da. Er wollte nicht das... das passiert und ich Glaube er mochte mich... mich wirklich. Etwas mehr. Mehr als ich ihn und er hat sich so eine Mühe gegeben. Es ist nicht fair. Das ist nicht fair, wie das ausgegangen ist. Vielleicht hat er das nur für mich gemacht? Er wollte das es mir besser geht. Das ist nicht fair. Ich habe ihn noch geschüttelt, er sollte aufwachen... die ganze Zeit... habe ich versucht ihn aufzuwecken.“ Jamie betrachtete ihre zittrigen Finger, verzweifelt darüber, warum sie ihn damit nicht hatte wieder ins Leben holen können und abermals holte sie ein Schock von den Vorkommnissen ein. Der Körper des jungen Mädchens fühlte sich taub an und trotzdem voller Bewegung, ihr wurde übel und heiß und kalt. Mit dem Arm, der nicht in einem Gips war, zog sie die Decke bis zur Nasenspitze als würde es das besser machen und starrte auf das weiße Bettzeug. Erst Gus tadelnde Worte rissen sie wieder zurück. Er hatte ja Recht. Alle hatten sie Recht nur sie war einfach... nicht für das Leben gemacht? Vielleicht brauchte sie einfach jemanden, der sie von allem fernhielt, was unvorbereitet passieren konnte. Wie ihren Dad. „ Ich weiß – nur... wenn... hätte ich gewusst, dass dir das zu viel war, ich hätte einfach weiter mit dem gelebt, mir im Kopf auszumalen, wie es ist dich zu Küssen und darauf verzichtet. Ich bin einfach dumm und naiv und hätte mir wenigstens ein Lebwohl gewünscht. Ich kam mir vor dich verjagt zu haben. Du sagtest meistens ist es die Stadt die dich langweilt und dieses mal... war das doch anders, oder?“ noch immer waren ihre Worte so unsicher und die Sätze dauerten ewig, er müsste sich anstrengend, sie zu verstehen. Nickend reagierte sie auf seine letzte Frage „ Die Polizei war hier. Das war immerhin illegal und die anderen Fahrer sind geflüchtet. Ich musste sie beschreiben. Das Auto war gestohlen. Mein Dad... wird mich umbringen... nur weil ich noch minderjährig bin werde ich mit einem blauen Auge davon kommen. Gus.... das ist schon okay so. Ich bewundere jeden der das kann... so zu Leben... aber Anscheind treffe ich keine guten und richtigen Entscheidungen.“ auch wenn er sich dagegen sträuben würde und sie es nicht aussprechen würde, sie sah es auch falsch an ihn zu diesem Kuss gebracht zu haben und ihn damit verjagt hatte. Das Matt auch auf dem Weg her war, wusste sie nicht – auch wenn sie ihn auch hatte Informieren lassen. Es war abgemacht, dass sie sich ausgerechnet an diesem Tag meldete und sie wollte doch nicht, dass er sich Sorgte, also blieb ihr nichts als der Polizei zu sagen, sie möge auch ihren Halbbruder in Kenntnis setzen. RE: KRANKENHAUS - Gus Evans - 28.07.2015 00:47 Ich wagte es nicht auch nur ein Wort zu sagen, während Jamie mit zitternden Fingern und gebrochener Stimme versuchte zu berichten, was in den letzten paar Tagen nach meinem plötzlichen Verschwinden in ihrem Leben geschehen war. Von diesem Danny, dem Mann aus dem Treppenhaus, der jetzt nicht mehr lebte. Davon, dass sie traurig gewesen war. Und dass diese waghalsigen Aktionen sie an mich erinnerten. Dass sie es genau aus dem Grund überhaupt in Erwägung gezogen hatte in das Auto zu steigen. Schon wieder raste das Herz in meiner Brust, so schwer, dass es sich anfühlte als könnte es jeden Moment meine Rippen sprengen. Wann war denn das alles passiert? Dass dieses tollpatschige Mädchen aus dem Supermarkt und ich nicht mehr nur eine lockere Freundschaft miteinander teilten? Wann waren all diese Gefühle dazu gekommen? Wann war es kompliziert geworden? Und warum stand ich auf einmal mittendrin, völlig unfähig auch nur ansatzweise zu verstehen, was in mir geschah? Warum hatte ich diesmal nicht schnell genug davor fliehen können? "Jamie-", begann ich nach einer gefühlten Ewigkeit, ging noch zwei Schritte an ihr Bett heran und griff mit meinen Händen nach ihren bebenden Fingern, um irgendwie diesen offensichtlichen Schmerz in ihr zu lindern. Doch gerade als ich wieder den Mund öffnen wollte, um uns beiden zu erklären, weshalb ich sie im Stich gelassen hatte und dass ich sie doch eigentlich genau vor dieser Verzweiflung bewahren wollte, klopfte es drei Mal laut gegen die Tür. Innerhalb von Sekundenbruchteilen ließ ich ihre Finger los und ging automatisch einen Schritt zurück, weil ich nach ihren Worten natürlich damit rechnete, dass ihr Vater jeden Moment das Zimmer betrat, aber er war es nicht. Stattdessen stand Matt dahinter, Jamies Halbbruder, mit einem besorgten Ausdruck auf dem Gesicht, und stürmte direkt auf sie zu. Allein schon aus Höflichkeit ging ich noch einen Schritt nach hinten, ließ den beiden ein wenig Raum und reagierte nur mit einem Kopfschütteln, als Matt mehrmals an uns beide gewandt fragte, was genau geschehen war. Unsicher wechselte ich mit den Augen zwischen den beiden Geschwistern, starrte aber letztendlich ziellos vor mir auf den Boden. Mit einem Mal fühlte ich mich unfassbar fehl am Platz und auch wenn es sich noch so falsch fühlte jetzt zu gehen - allein schon aus dem Grund, dass Jamie vermutlich mit ihrem Vater zurück nach Los Angeles fahren, auf ein Internat gehen und wir uns vermutlich nie wiedersehen würden - machte sich erneut dieser Fluchtinstinkt in mir bemerkbar. "Ich denke- ich lass euch lieber ein bisschen Ruhe. Ist es okay, wenn ich gleich nochmal komme? Ich will noch- mit dir reden. Bevor du gehst." Unsicher sah ich Jamie in die Augen, wartete ihre Bestätigung ab und nickte ihr dann ebenfalls einmal kurz zu, ehe ich langsam aus der Tür hinaus ging und sie hinter mir zu zog, um sie ungestört mit ihrem Bruder reden zu lassen. RE: KRANKENHAUS - Matthew Dawson - 28.07.2015 00:48 Der Anruf von einem Krankenhaus in San Francisco hatte mich völlig unerwartet getroffen, nur zwei Tage, nachdem Madison und ich unsere Differenzen miteinander geklärt hatten und von jetzt an doch eigentlich alles bergauf gehen sollte. Es gab so viel zu planen und so viel zu erledigen, allem voran ging es dabei natürlich um unser gemeinsames Haus und die gemeinsame Zukunft, die das mit sich brachte. Immer wieder hatte ich in den letzten Tagen auch daran gedacht, dass ich Jamie anrufen musste. Ich hatte sogar in Erwägung gezogen für ein Wochenende zu ihr in den Norden zu fahren, nach San Francisco, vielleicht mit Madison gemeinsam, um mit ihr über die eventuelle Adoption zu reden. Aber wem machte ich denn was vor? Bevor ich mich tatsächlich darum kümmerte oder um das gemeinsame Haus, musste ich mit meiner Zeit die drei Wochen nachholen, die wir getrennt voneinander verbracht hatten. Ich verließ nur zum Arbeiten ihre Seite oder ließ sie gezwungenermaßen gehen, wenn sie in ihr Studio musste. Genau da war sie gerade auch - ich lag wie immer faul im Bett, hörte Musik und dachte darüber nach, was ich alles tun musste, ohne auch nur ansatzweise eines dieser Dinge zu erledigen - als mein Telefon klingelte und sich ein Arzt aus San Francisco meldete, um mir mitzuteilen, dass Jamie in einen Unfall verwickelt gewesen war. Viele Informationen bekam ich nicht von ihm, nur dass es sich um einen Autounfall handelte, dass auch die Polizei informiert wäre und dass es meiner Halbschwester den Umständen entsprechend gut ging. Ein gebrochener Arm, ein paar geprellte Rippen und einige Schürfwunden. Doch obwohl es ihr nicht lebensbedrohlich schlecht ging, saß ich sofort kerzengerade auf der Matratze, stand wenige Sekunden später im Raum und lief wie ein wild gewordenes Huhn hin und her, um einige Sachen zu packen. Ich rief bei Madison im Studio an, erzählte ihr was geschehen war, sagte ihr, dass ich zu Jamie fahren musste und ließ mich erst einmal von meiner Frau wieder beruhigen. Die Sache mit der elterlichen Sorge stand mir anscheinend ziemlich gut. Wenig später hatte ich meinen Herzschlag aber wieder unter Kontrolle, konnte einen klaren Gedanken fassen und buchte mir ein Busticket für den folgenden Tag. Ich ging an dem Abend noch arbeiten, klärte mit Kilian, dass er für mich einspringen musste, bis ich wieder da war und schaffte es sogar in der Nacht ein paar Stunden zu schlafen, bevor ich in den Bus stieg und mich darin nach San Francisco kutschieren ließ. Abgesehen von meiner Anreise hatte ich jedoch absolut nichts geplant, weder eine Unterkunft, noch wie ich überhaupt von der Busstation zum Krankenhaus kam, aber wie immer konnte ich auf meinen Charme zählen. Zumindest den Weg zum Krankenhaus konnte mir eine nette, junge Dame beschreiben, um die Übernachtung würde ich mich später noch kümmern müssen, aber das war momentan sowieso nicht das Wichtigste. Außerdem war ich nicht pingelig, zur Not schlief ich einfach in dem Wartezimmer vor der Intensivstation, das Rund um die Uhr geöffnet war und wo mich niemand hinaus schmeißen würde. Wenig später stand ich also mit meiner Tasche im Krankenhaus, ließ mir von der Frau am Empfang den Weg zu Jamies Zimmer erklären und klopfte wenige Minuten später an die weiße Tür, hinter der sie eigentlich gerade liegen musste. Allerdings war ich viel zu ungeduldig und besorgt, um noch auf eine Antwort zu warten. Stattdessen drückte ich einfach die Klinke runter, sah in die überraschten Gesichter von Gus und meiner Halbschwester, aber ging dann ohne zu zögern auf Jamie zu. "Scheiße, was ist passiert?", hörte ich mich selber sagen, doch ich ließ keinen von ihnen antworten, sondern redete einfach weiter, während ich gleichzeitig meine Arme öffnete, den schmalen Körper meiner Schwester vorsichtig an mich drückte und mich auf ihre Bettkante sinken ließ. "Man hat mir was von einem Unfall erzählt und von der Polizei, was ist los? Was hast du gemacht?" Kurz warf ich einen Blick zu Gus, der ganz offensichtlich nicht einen Kratzer abbekommen hatte, und fragte mich, weshalb er nicht da gewesen war, um auf Jamie zu achten, aber anstatt das auszusprechen, sah ich ihr lieber wieder in das verletzte Gesicht, hob meine Hand und streichelte einmal vorsichtig über ihren Kopf. "Du hast dich aber nicht schwer verletzt? Nur ein gebrochener Arm und ein paar Schürfwunden?" RE: KRANKENHAUS - Jamie Bennett - 28.07.2015 13:18 Als Gus ihre Hände in seine nahm, kam sie langsam aus dem Stottern heraus wieder zu sich und wo ihre Augen erst nicht schafften ihn zu fixieren, schaute sie ihm danach klar ins Gesicht. Verdammt, es machte auf einmal die Welt so viel besser, dass er hier war – das war wohl diese erste, blinde Verliebtheit. Jamie hatte davon in Büchern gelesen und manchmal auf dem Schulhof beobachtet nur wenn man selber da drin steckte, verwirrte einen das auch so sehr. Gerade weil er doch gegangen war, er würde wieder gehen und als Matt die beiden störte – wie ein Wirbelwind durch das Zimmer auf sie Zustürmte – tat er das auch ganz bald. Sie wollte noch etwas sagen, ihn davon Abhalten aber ihr war doch auch bewusst, sie müsste ihrem Halbbruder erst Rede und Antwort stehen. „ Aber... wirklich?“ hörte sie sich nur leise fragen, mit der Sorge im Nacken, er würde verschwinden. Weil Matt aber die Arme um sie schloss und ein Schmerz durch sie hindurch ging, blieb ihr nur zu nicken und ihm so lange nachzuschauen, bis die Tür ihr den Blick versperrte. Dann lag ihre Augenmerk auf Matt, was ein neuerliches, ganz unangenehmes Gefühl in ihr heraufbeschwor. Er hatte ihr einen Vorschuss an Vertrauen gegeben und sie hatte Mist gebaut. So fühlte es sich also als Teenager an, eine Dummheit angestellt zu haben. Kein schönes Gefühl um ehrlich zu sein. Wie er ihr über den Kopf streichelte fühlte sich nach Familie an und das junge Mädchen fixierte das Bettzeug, wollte das Gefühl noch ein bisschen festhalten. Wenn er erfuhr, was sie sich Erlaubt hatte, würde er mit ihr Schimpfen. Dann würde er sie vielleicht gar nicht mehr als Halbschwester haben wollen. Ihr Vater sagte dann immer so etwas, warum gerade er so eine Tochter verdient hatte, wenn sie mit einem Tattoo oder einer unangemessenen Note seines Standarts nach Hause gekommen war. Matt würde das sicher noch einfacher fallen, weil die beiden sich so lange nicht kannten, sie wieder aus seinem Leben zu streichen. „ Es tut mir so Leid – ich habe was ganz, ganz Dummes angestellt.“ Sie achtete gar nicht auf seine Fragen, nach ihren Verletzungen, es war doch jetzt viel wichtiger ihm begreiflich zu machen, wie sehr sie das bereute. „ Wirklich, ich wollte niemanden so Enttäuschen.“ jetzt erst sah sie ihn wieder an, auch das hatte sie gelernt Zuhause, verstecken taten sich nur Feiglinge. „ Ja, das war ein Autounfall... bei... bei...“ sie schluckte noch mal schwer und wieder bröckelte ihre Stimme in tausend Teile „...einem illegalen Autorennen. Einem Hasenfußrennen. Oh Matt, es tut mir so Leid, dass ich so leichtsinnig war. Ich bin mit Gus in San Francisco wirklich gut angekommen und wir haben sofort Anschluss gefunden. Dann hab ich ihn Überfordert, wie du gesagt hast – nachdem wir uns noch mal geküsst haben, ist er abgereist. Das war meine Schuld, ich hätte ihn nicht dazu Überreden dürfen. Er hat immer gesagt, er geht, wenn ihm was zu viel wird. Es ist nichts seine Schuld.“ sie wollte nicht, dass Matt einen schlechten Eindruck von Gus bekam und schob deswegen ein längst vergessenes Thema hinterher statt weiter zu Reden „ Er hat auch noch nie wen mit dem Messer verletzt und es nie vorgehabt. Ich habe gefragt.“ Jamie hatte Sorge, wenn Matt sauer auf ihn wäre, würde er ihn verscheuchen. Danach sammelte sie sich aber wieder um ihren Bericht zu beenden „ Da war ein anderer Junge, der mich mochte und hat versucht mich aufzuheitern und... wir haben ganz viele Dinge angestellt, die ich mir nie zugetraut hätte aber das hätte ich nicht tun dürfen. Er wollte mich etwas Beeindrucken, als er die Herausforderung angenommen hatte... ich hätte vernünftig sein müssen.“ und weil sie es schon wieder sagen musste, begann Jamie dann doch zu weinen, auch wenn die Wunden in ihrem Gesicht schmerzten und auch ihr Kopf fast platzte. „ Er hat nicht überlebt. Ich hab versucht ihn zu wecken... zu schütteln, ich konnte nichts mehr tun...“ der Verzweifelte Blick war wie der, als sie Danny so auf dem Lenkrad hatte liegen sehen „ … nein, ich habe nur noch eine Gehirnerschütterung und muss hier bleiben, falls noch innere Blutungen auftreten. Nur noch bis Morgen. Dad müsste hier hin unterwegs sein. Die Polizei hat ihn angerufen – das ist alles nichts für mich.“ sie war ganz Aufgelöst jetzt, wo sie erneut alles los geworden war und schaute Matt mit traurigen und schuldbewussten Augen an. „ Ich hätte das besser Wissen müssen.“ |