BLAZE'S CARAVAN
Dass Lahja sich in der letzten Zeit öfter in der Nähe ihres Ex-Freundes herumgetrieben hatte, davon hatte Blaze keinen blassen Schimmer. Es war schließlich nicht so, dass sie normalerweise 24/7 aufeinander hingen und sie spürten auch nicht zwingend den Druck dahinter Rechenschaft darüber ablegen zu müssen, wo sie sich den Tag über rumgetrieben hatten. Manchmal hatte Blaze einfach Lust darauf alleine durch die Stadt zu ziehen, und Lahja ging es ähnlich. Manchmal erschien auch einer von ihnen für ein paar Tage überhaupt nicht, wenn sie zum Beispiel bei Freunden versackten und aus einem nächtlichen Exzess auf einmal eine mehrtägige Afterhour wurde. Im Umkehrschluss hieß das aber wiederum auch nicht, dass sie sich nicht füreinander interessierten oder eine sehr lockere offene Beziehung führten, im Gegenteil. Sie hatten diese besondere Art von Partnerschaft zwar nie als monogam definiert und sie hatten auch beide kein Interesse daran sich gegenseitig ständig die Stempel Freund und Freundin aufzudrücken, aber sie beide konnten trotzdem rasend eifersüchtig werden, wenn es zu ihrer jeweiligen Verfassung passte. Stoned oder high auf Shore war es Blaze fast egal, wenn Lahja mal wieder mit einem anderen Kerl verschwand. Einmal hatte sie sogar im gemeinsamen Bauwagen mit einem Freund der beiden geschlafen, während Blaze dabei völlig weggebeamt auf dem Boden lag und am nächsten Tag hatte es für keinen von ihnen ein Problem dargestellt. Auf Koks oder anderen antreibenden Drogen sah das jedoch ganz anders aus und führte oftmals zu lautstarken Auseinandersetzungen, wenn einer von ihnen den anderen beim sogenannten Fremdgehen erwischte. Sie beide handelten vollkommen und ausschließlich triebgesteuert: Wenn sie einen schlechten Tag hatten, dann flogen die Fetzen. Wenn es ihnen gut ging, dann war es als schwebten sie auf Wolken.
Diesmal hatte Blaze jedoch über Tage hinweg keinerlei Ahnung, was Lahja hinter seinem Rücken mit ihrem Ex-Freund trieb, und sah deshalb auch äußerst verwirrt drein, als eines abends eine junge Frau vor seinem Bauwagen wartete, die absolut nicht in dieses Bild passen wollte. Sie wirkte als wäre sie fehl am Platz und Blaze wollte sie auch gerade wüst von seinem Eigentum verscheuchen, als sie jedoch direkt in seine Augen starrte und ihm bewies, dass sie nicht aus Versehen hier stand. Sie war die Verlobte von Zac, Lahjas Ex-Freund. Und als sie den jungen Mann fragte, ob er wisse, wo seine Freundin sich gerade aufhielt, fühlte dieser sich augenblicklich verraten und ausgeliefert. Die Frau hielt sich nicht lange bei Blaze auf, sie schien ihm auch allgemein nicht besonders wohl gesonnen, aber was sie ihm an diesem Abend mitteilte, das reichte, um in ihm eine tiefgreifende Wut zu entfachen. Über Wochen hinweg hatte seine Freundin sich also immer wieder mit Zac getroffen, dem beschissenen Wichser, der Blaze jetzt schon zwei Mal eine runtergehauen hatte. Die grobe Hintergrundgeschichte der beiden kannte er, und er glaubte auch damals gespürt zu haben, dass Zac eine wichtige Rolle im Leben von Lahja einnahm, aber anscheinend hatte er seiner Existenz trotzdem nicht genug Beachtung geschenkt. Die Frau namens Ava glaubte zwar nicht, dass die beiden sich auch körperlich angenähert hatten, aber das tat auch überhaupt nichts zur Sache, und als sie sich mit den Worten verabschiedete, dass Blaze seine Freundin von ihrem Verlobten fern halten sollte, das hatte er auch dieses Vorhaben schon längst fest in sich verankert.
Gereizt, angespannt und mit mehreren großen Schlucken Whiskey im Körper wartete er nach Avas Abgang im Bauwagen, auf einem Sessel, und ließ sich auch erst aus seinen finsteren Gedanken reißen, als sich die Tür öffnete und Lahja regelrecht unschuldig hinein trat. "Wo warst du?", fragte Blaze hart und abgehakt, seine hellen Augen durchbohrten sie dabei beinah. "Hattest du einen netten Abend?" Mehr sagte er nicht. Er wartete nur schweigsam darauf, dass sie begann ihn anzulügen.
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