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TIJUANA
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Aiden Rutherford
PLEASE DON'T GO


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Beitrag #3
RE: TIJUANA
Aiden wusste selber nicht einmal, was gerade in ihm geschah. Er verstand, dass er Haily noch liebte und dass er sich nach nichts und niemandem mehr sehnte, als nach ihr, ihrem Körper und ihrer Zuneigung, aber während den ganzen verdammten letzten Tagen hatte er nur versucht sie endlich loszuwerden. Er hatte versucht sie von sich zu weisen, wegzuschicken, sie zu beleidigen, zu beschimpfen und ihr endlich begreifbar zu machen, dass eine gemeinsame Zukunft sowieso niemals eine Option gewesen war, doch in diesem Moment geschah etwas, gegen das er sich einfach nicht wehren konnte. Vielleicht wollte er sich nur selber beweisen, dass sein Versagen mit der anderen Frau vorhin nicht an ihm lag, vielleicht machte ihn die Scham darüber auch weicher und zugänglicher, vielleicht lag es an dem Rausch, der gerade langsam in seinem Körper abflachte, oder möglicherweise erwischte ihn auch bloß ein schwacher Moment. Eventuell hatte dieser andere Mann an Hailys Seite ihn noch einmal deutlich spüren lassen wie sehr er sie eigentlich liebte und wie kurz davor er sich befand sie zu verlieren, endgültig. Vielleicht war es auch einfach ein Zusammenspiel aus all diesen Gründen, das ihn dazu motivierte seine Lippen auf ihre zu pressen und die Tür der Kabine hinter sich zuzudrücken, aber was es auch war, in nur wenigen Minuten würde er sein Handeln schon bereuen. Nicht, weil es sich nicht gut anfühlte ihr so nah zu, sie zu küssen, zu schmecken und zu fühlen, sondern einfach, weil er Haily damit nur mehr weh tat, als sie beide ertragen konnten. Wenn es ihm schon nicht gelang bei ihr zu bleiben und sich von den Drogen fernzuhalten, dann wollte er diesen endgültigen Abschied wenigstens so einfach wie möglich für sie beide gestalten, radikal und hart, aber das hier war das komplette Gegenteil davon. Das sendete ihr falsche Signale, vielleicht würde es sie sogar dazu motivieren Aiden noch nicht aufzugeben, noch ein wenig länger an ihm festzuhalten, und genau das versuchte er doch gerade zu verhindern. Weil er während der letzten Wochen gemerkt hatte, dass ein Leben ohne die Erleichterung des Kokain für ihn nicht mehr funktionierte. Und weil er wusste wie sehr Lucy damals unter seiner Sucht hatte leiden müssen. Es ging bei seiner Entscheidung gar nicht mehr um den Deal mit Chas, er versuchte nicht sein Wort ihm gegenüber zu halten, Hailys Bruder war ihm egal. Aiden wollte nur verhindern, dass er Haily auf seinem Weg nach unten mit sich riss. Er wollte ihr nicht mehr Schmerz und Leid und Sorgen bereiten, als sie aushalten konnte, und seiner Meinung nach war das mit seiner Abhängigkeit einfach nicht zu vereinen.
All das war aber in diesem Moment auf einmal wie weggefegt aus seinem Kopf. Da existierte nur noch die drängende Sehnsucht nach ihr, die er auslebte, indem Aiden seinen Körper hart gegen ihren presste. Seine Hände waren überall, seine Lippen verloren sich an ihrem Hals und obwohl es für Haily durchaus den Anschein erwecken könnte als wäre sie für ihn auch nur eine schnelle Freiwillige, eine unbedeutende Liebschaft, war es für Aiden doch so viel mehr als das. Seine Fingerspitzen kribbelten unter jeder Berührung, sein Herz schlug schneller als je zuvor und zeitweise fühlten sich sogar seine Knie ganz weich an. Haily würde all das nicht sehen können, sie würde nicht verstehen, was wirklich in Aiden geschah, aber nachdem er diese Frau einmal kennen gelernt hatte, könnte sie nie wieder nur eine hübsche Hülle für ihn sein. Nur ein attraktives Gesicht. Eine schnelle Erleichterung. Dass er so schnell ihren Rock nach oben zog hatte bloß mit der drängenden Leidenschaft zutun, damit, dass er schon viel zu lange auf sie hatte verzichten müssen, und dass er sich so eilig, hart in sie schob tat er nur, weil ihn diese Art von Sex nunmal am meisten erregte. Und weil sein vom Kokain rauschender Körper sich danach verzehrte. Die beiden hatten schon einmal so miteinander geschlafen und Haily hatte sogar selber Gefallen daran finden können, unter diversen Umständen, aber als Aiden in sie kam, während er ihren Körper noch grob gegen die Toilettenwand presste und die Finger einer Hand schmerzhaft in einem ihrer Beine vergrub, geschah etwas, womit er selber nicht gerechnet hatte. Die Vernunft kam auf einmal in ihn zurück. Die Gewissheit, dass er soeben einen großen Fehler begangen hatte. Dass er Haily damit nur mehr verletzte. Wie ein Schock zog sich diese Erkenntnis durch ihn hindurch und unbewusst dessen, dass er ihr dadurch nur weitere falsche, äußerst gefühlskalte Signale sendete, zog er sich urplötzlich von ihr zurück. Ihre Füße sackten auf den Boden, ihr Körper fand auf einmal keinen Halt mehr an Aiden und jegliche Zuneigung und Zärtlichkeit schwand aus seinem Blick.
Nachdem sie zum ersten und einzigen Mal so miteinander geschlafen hatten, war es Haily wichtig gewesen mit ihm hinterher darüber zur reden und ihre Sorgen mit ihm zu teilen, aber alles, was Aiden ihr damals versprochen hatte, verlor sich jetzt gänzlich darin wie erschrocken er von sich selber war. Diesmal nahm er nicht liebevoll ihr Gesicht in seine Hände, er küsste sie nicht zärtlich oder sagte ihr sanft wie sehr er sie schätzte, wie schön sie war. Er hielt ihren Körper nicht dicht an seinem, streichelte nicht über ihre zitternde, erhitzte Haut und er gab ihr auch nicht das Gefühl anders für ihn zu sein, als die übrigen Frauen, denen er sich so emotionslos näherte. Jetzt gerade sah es aus als wäre Haily genau das, was sie niemals für Aiden sein wollte - eine schnelle Nummer auf einer versifften Club-Toilette - und zu allem Überfluss gelang es ihm nicht einmal mehr ihr in die Augen zu sehen. Mechanisch zog er bloß seine Hose wieder hoch, schloss den Knopf seiner Jeans und griff bereits nach der Türklinke, ehe er doch noch einmal inne hielt und seinen starren Blick gegen ihre Brust richtete. "Verschwinde endlich von hier, Haily", verließ dabei hart und viel zu kalt seine Lippen. In dem Ton seiner Stimme konnte man weder hören noch ahnen wie riesig der Kloß war, der in seinem Hals drückte, und Aiden gab ihr auch keine Chance etwas davon in seinen Augen zu erkennen, so schnell wie er sich danach abwandte und nach draußen lief. Von den Toiletten in den Clubbereich und von dort direkt an die frische Luft, fort von all diesen Geräuschen, von der ohrenbetäubend lauten Musik und den vielen Menschen. Normalerweise war ein Ort wie dieser immer etwas wie ein Zufluchtspunkt für Aiden, wenn er nicht mehr weiter wusste, aber jetzt gerade wollte er einfach nur weg hier. Weg von Haily.
Stattdessen floh Aiden, wie so oft, auch heute wieder in den Rausch der Droge. Erst, indem er in einer dunklen Seitengasse, versteckt hinter ein paar Mülltonnen, eilig das Pulver in seine Nase zog, das er noch in der Hosentasche mit sich herum trug, dann indem er sich irgendwann in den frühen Morgenstunden auf den Heimweg begab, zurück zum Motel, um dort nachzulegen. Mittlerweile war ihm auch durchaus bewusst geworden wie falsch er Haily soeben behandelt und wie viele weitere Versprechen er gebrochen hatte und obwohl er damit zwar genau das erreichte, was er eigentlich wollte - sie endlich so sehr zu verletzen, dass es ihr gelang ihn loszulassen - fühlte er sich doch schuldiger und miserabler denn je. Er hatte Haily in dieser Nacht zum letzten Mal gesehen, daran zweifelte Aiden keine Sekunde. Nie wieder würde sie ihn verliebt ansehen, ihn nie wieder liebevoll berühren, doch anstatt erleichtert darüber zu sein und den Kokainrausch völlig frei von Verpflichtungen zu genießen, spürte er auch sein eigenes verdammtes Herz dabei brechen. So oft hatte er Haily im Stich gelassen und so oft hatte er schon diese schmerzhaften Schuldgefühle verspürt, aber heute- heute traf es ihm aus Gründen, die er selber nicht verstand, noch härter als üblich. Vielleicht spürte er unterbewusst, dass er auf dieser dreckigen Toilette nicht anders mit ihrem Körper umgegangen war als Chris - genauso lieblos, genauso herzlos, genauso egoistisch. Als wäre sie nichts wert. Und vielleicht spürte er, dass auch Haily das so sah. Dass Haily darin endlich gefunden hatte, wonach sie jetzt schon so lange suchte. So oft hatte Aiden sich vorgenommen diesen Weg mit ihr gemeinsam zu gehen, ihr zu helfen, sie zu unterstützen und ihr beizustehen, diesen Schmerz mit ihr gemeinsam zu verarbeiten, aber stattdessen hatte er es nur noch schlimmer für sie gemacht. Stattdessen war sie auf sich allein gestellt. In einer Stadt, die sie nicht kannte. Unter Einfluss einer Droge, die sie nicht mochte.
Ob er wirklich vorhatte seinem Leben an diesem Morgen ein Ende zu setzen, könnte Aiden im Nachhinein nicht mehr beantworten. Er würde sich nur daran erinnern, dass er dort in dem kleinen Motel-Zimmer auf dem Boden hockte und immer mehr Kokain in seine Nase zog, um verzweifelt nach dieser Gleichgültigkeit zu suchen, die er doch sonst immer in seinem Rausch fand. Er wollte endlich seinen Kopf abschalten, er wollte diese Selbstvorwürfe abschalten und ja, vielleicht zog er dabei auch in Erwägung, dass ein Versagen seiner Organe ebenfalls besser war, als weiterhin diesen Schmerz in seiner Brust zu spüren, aber wie ernst es ihm damit war? Und ob er sich wirklich nach dem Tod sehnte oder nur nach einer Pause, für seinen Kopf und für seinen Körper? Das wusste er nicht. Das Letzte, an das er sich noch erinnern konnte, war sein rasendes Herz, seine zitternden Hände und wie sich sein Atem immer mehr beschleunigte. Er erinnerte sich noch an die kalten Schweißausbrüche, an die Hitzewallungen, daran wie er sich verzweifelt den Pullover vom Körper zerrte und immer schwerer atmete. Daran wie er versuchte aufzustehen, die Hand dabei auf dem Bett abstützte, um entweder an die frische Luft zu kommen oder an das kalte Wasser im Waschbecken, doch es gelang ihm nicht einmal sich hinzustellen, ehe die Übelkeit ihn überkam, sein Mageninhalt sich auf den Boden entleerte und dabei seine Beine unter der Last seines eigenen Körpers wegsackten. Und dann war auf einmal alles schwarz.


AIDEN RUTHERFORD # 28 YEARS OLD # HARDCORE

[Bild: aiden04.png]
13.03.2017 21:32
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TIJUANA - Aiden Rutherford - 11.03.2017, 12:18
RE: TIJUANA - Haily Stone - 12.03.2017, 14:33
RE: TIJUANA - Aiden Rutherford - 13.03.2017 21:32