RE: FIGHT CLUB
All die Fragen, die Ava von ihm beantwortet haben wollte, hatte Zac sich doch auch schon selber mehrmals erfolglos gestellt. Wie sollte er zum Beispiel damit umgehen, wenn tatsächlich wieder alles zu viel wurde und wenn das an Scarlett lag? Sollte er überhaupt mit Scarlett darüber reden? Würde sie das verstehen? Ab welchem Alter würde sie es verstehen? Und was war mit Ava? Was, wenn sie merkte, dass sie damit auf Dauer nicht leben konnte? Was gab es denn dann noch für eine Option? Gab es überhaupt eine Wahl? Oder zerstörte Zac dann seine Beziehung? Seine Zukunft? Dasselbe schoss ihm auch jetzt wieder durch den Kopf und obwohl er sich wünschte, dass er seiner Verlobten die Sorgen irgendwie nehmen könnte, stand er bloß angespannt vor ihr und musste sogar irgendwann den Blick von ihrem vertrauten Gesicht abwenden, weil er sich so sehr dafür schämte hier mit einem Problem konfrontiert zu sein, für das es anscheinend keine Lösung gab. Mit etwas, dem er selber gegenüber machtlos zu sein schien. Es erfüllte ihn zwar mit Wärme zu spüren, dass Ava mittlerweile nicht mehr gegen ihn, sondern mit ihm zusammen kämpfte, für eine gemeinsame Zukunft, aber Zac hatte auch noch nie so deutlich am ganzen Körper gefühlt, dass ebendiese gemeinsame Zukunft nicht nur von ihrer beider Willenskraft abhing. Da gab es noch andere, wichtige Faktoren, auf die er keinen Einfluss nehmen konnte und das hier, das war eine davon. Er konnte nichts dagegen tun, er versuchte es doch schon seit Jahren, das hier war sein einziges, wirklich funktionierendes Ventil, oder?
Unsicher sah Zac seiner Verlobten nach, als sie noch einmal versuchen wollte sich der Brutalität da unten auszusetzen und obwohl er diese Taktik nicht für besonders klug hielt, hatte er genug Respekt vor Ava, um ihren Wunsch zu befolgen und alleine draußen vor der Tür zu warten. Nicht nur einmal sah er dabei zwar nervös zu dem Gebäude und war kurz davor ihr doch zu folgen, um sie zumindest nicht ganz alleine diesem Anblick zu überlassen, der sie offensichtlich so sehr schockierte, aber er tat es nicht. Er blieb hier zurück, mit sich und mit seinen Gedanken, und vor allem mit seinen Ängsten. Nie hatten sie sich greifbarer angefühlt, als in diesem Moment, und als seine Verlobte wieder hinauskam, als die Blicke der beiden sich trafen, ging er ihr deshalb auch entgegen und noch bevor sie etwas sagen konnte, schüttelte Zac schwach den Kopf. "Ich will, dass das hier funktioniert, Ava. Du und ich. Und Scarlett. Mehr, als alles andere, also- wenn ich irgendetwas tun kann, um dir diese Angst zu nehmen, dann tu ich das. Wenn du möchtest, dass ich noch einmal eine Antiaggressions-Therapie mache, dann versuche ich es. Vielleicht hat sich mit er Zeit irgendetwas geändert, vielleicht hilft es mir jetzt. Oder- du wolltest noch etwas von mir, ich weiß, du hattest noch eine Bedingung und ja, ich habe mich bisher dagegen geweigert, aber wenn du das wirklich willst - wenn du das wirklich noch einmal probieren möchtest - dann versuchen wir auch, ob wir durch den Sex irgendetwas ändern können. Ob das vielleicht wirklich eine Möglichkeit ist, um das hier zu verhindern. Wenn du soweit bist. Ich möchte nicht, dass du das Gefühl hast, als hätten wir nicht alles ausprobiert und als wärst du dem hier gegenüber total machtlos. Das bist du nicht. Weißt du wie oft ich früher hier war? Wie oft ich da unten gekämpft hab? Es hat immer nur ein paar Wochen gebraucht, bis ich wieder an meine Grenzen gekommen bin, also, Ava, glaub mir, du tust alles. Du veränderst alles." Behutsam löste Zac eine Hand von ihrer, um sie zu heben und seine Finger erst sachte durch ihre Haare und dann über ihre warme, vertraute Wange zu ziehen. "Ich weiß auch nicht, ob dir das vielleicht helfen würde - mir hat es damals geholfen - aber wenn du möchtest dann- dann stell ich dir ein paar der Männer vor. Ich erzähle dir von ihnen, sag dir wie sie heißen, was sie tun, warum sie hier sind. Ich mach das alles hier für dich mehr menschlich, mehr- normal? Für mich war es damals beruhigend zu sehen, dass es noch mehr Menschen gibt, die so sind wie ich, und dass niemand hier darauf aus ist mich wirklich ernsthaft zu verletzen. Ich sag nicht, dass das nicht passieren kann, manchmal hat man da keinen Einfluss drauf, aber- niemand hier legt es darauf an. Der Dunkelhaarige, der heute gekämpft hat, zum Beispiel: Das ist Greg, er ist Ende Dreißig und hat selber eine Familie. Zwei Töchter und einen Sohn. Er ist der beste, liebenswerteste Vater der Welt, so wie er über seine Kinder spricht, aber er arbeitet rund um die Uhr in einem Bürojob, um seine Familie zu ernähren. Er braucht das hier einfach, so wie ich, weil er sonst kein Ventil findet, wenn alles zu viel wird. Und ein anderer hier, der ist Kriminalkommissar, für die wirklich harten Fälle. Der macht die ganze Zeit nichts anderes, als sich mit dem Abschaum dieser Stadt herumzuschlagen, das hier ist seine Art den Druck loszuwerden." Kurz hob Zac seine Schultern an und versuchte in Avas Gesicht zu erkennen, ob diese Informationen irgendetwas für sie besser machten, ehe er wieder verstummte.
ZACHARY WILLIAM COLES # 28 YEARS OLD # STRAIGHT EDGE
![[Bild: zac04.png]](https://i.postimg.cc/tgR61mn8/zac04.png)
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