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KILIAN'S FLAT
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Nele Hensley
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RE: KILIAN # LAHJA
Was Kilian da zu seiner verstorbenen Freundin erzählte, konnte Nele tatsächlich gut nachempfinden. Auf eine komische Art fühlte sie sich Jeany, der Frau, von der er da sprach, sogar ziemlich Nahe und das lag daran, dass Nele sich gerade in genau dieser Phase, der depressiven Seite ihrer Krankheit befand, was sich kaum jemand wirklich vorstellen konnte. Es war so schwer den Sinn in auch nur einem Schritt zu finden, es war so hart die Motivation aufzubringen, ein Ziel zu visualisieren und weil Kilian ihr die Möglichkeit anbot, stützte sie sich auch an ihm ab. Ganz im Gegenteil zu dem, wie die beiden sich sexuell begegnet waren, fühlte er nun an seiner Seite eine junge Frau, die nach seiner Stärke suchte, sich an ihn lehnte und gar kuschelte um nicht die Kräfte alleine mobilisieren zu müssen. Wie in der Nacht, in der er sie das erste Mal mit zu sich genommen hatte, nach den plagenden Albträumen. „ Als sich die Krankheit bei mir das erste Mal bemerkbar gemacht hat, dachten auch alle, es sei einfach die Quittung für den Drogenmissbrauch zu der Zeit. Eigentlich war ich so nicht – ich war wirklich ein... absolut braves und eher unscheinbares Mädchen in meiner Jugend und dann habe ich mich in Zac verliebt. Er war damals ganz anders. Eskalierte immer wieder, in Drogen oder Gewalt und dann – ist es einmal verdammt schief gegangen und er lag zwei Tage im Koma. Ich bin kein bisschen von seinem Bett gewichen und die folgende, erste Hochphase erschien allen nur wie Erleichterung. Schon davor habe ich versucht nicht zu langweilig für ihn zu sein, mit ihm mit zu halten und dann – dann kam die erste Depression und ich weiß wie es Jeany gegangen ist. Man fällt so tief, das hört gar nicht mehr auf.“ Viel schwerer wogen solche Worte, wenn man sich gerade auch noch fühlte wie Nele. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, bei diesem alten Mann abzutauchen? Das zeugte doch nur noch einmal mehr davon, wie Unfähig sie war und ihre Blicke hafteten nur am Boden vor sich, bis sie etwas in sich fand, was ihr wichtiger war. Schon ewig hatte sie sich nicht mehr mit jemandem darüber Unterhalten, der sie nicht ohnehin schon kannte, wie es in ihr aussah und wenn, dann waren es Ärzte oder ebenfalls psychisch Kranke. „ Das ist... ein Trauriges Ende eurer Geschichte aber wenn... es ihr hier gut ging, dann hat sie das schönste gehabt und das größte, was sie sich je zu Träumen gewagt hat – mir kannst du das Glauben und das hat sie dir und eurer Tochter zu verdanken. Es gehört viel dazu die Seite eines Menschen nicht zu verlassen, der so krank ist.“ Nele Lächelte am Ende nicht, sie würde auch nicht weiter in diese Geschichte hinein gehen, denn es würde Wunden aufreißen, die ihr heute den Rest gaben. Ihre Gedanken waren andere, sie fragte sich noch immer oft, warum Zac sie hatte finden müssen und wieso er sie so hart hatte fallen lassen müssen. Wieso er nicht einen anderen Weg gefunden hatte und trotzdem stand sie doch so tief in seiner Schuld. Das war hart und auch jetzt schien es so, als wäre sie ohne ihn aufgeschmissen. Es fehlten Nele die Worte bis sie bei Kilian daheim ankamen, auf dem Weg dahin hatte er die Menschen informiert, die sich um sie gesorgt hatten und auch wenn ihr danach nicht war – Lahja und Zac waren sofort bereit, auch zu Kilian heim zu kommen. Sie wagte auch nicht, etwas dagegen zu sagen, immerhin hatte sie ihnen allen Sorgen bereitet. Zumindest wollte sie solange Kilian erklären, wo ihr Problem lag sich behandeln zu lassen. Als dieser ihr nämlich offenbarte, sie war nicht so Unfähig und sollte nicht so schnell aufgeben, trafen ihn zwei tieftraurige Augen aber es war ein Schimmer von Hoffnung darin zu finden und so unfassbar viel Dankbarkeit. „ Ich habe ewig nicht mehr gehört, dass mir das jemand... Zutraut.“ Sprach sie leise aus. „ Die... die Therapien für eine Bipolare Störung sind... so... sie machen alles gleich. Die Depressionen werden besser und ich weiß auch, dass ich das brauche, professionelle Hilfe, die spüren, wenn die Gedanken zu Düster werden und mich vor mir selbst Schützen wollen aber... auch die Hochphasen werden darauf eingestellt. Die Zeit, in der ich mich Lebendig fühle, in der ich mir vorkomme, als erhalte ich eine Belohnung für das Leid – diese Krankheit ist nie Heilbar. Man kann nur die Phasen angleichen. Ich hätte... in der Einrichtung in England bleiben sollen aber die Chance, mit Aiden mit zu gehen – was er mir ermöglicht hat, hat sich angefühlt wie die letzte Chance auf Leben aber das war... dumm. Ich weiß das. Ich habe alle so Enttäuscht – aber ich... habe mich so gut Gefühlt. Genau da vergesse ich doch einfach, dass ich krank bin - vielleicht ist das aber auch falsch, vielleicht bin ich ja auch da eine Gefahr für mich und andere.“ Sie konnte auch Kilian verstehen, denn von allen als krank angesehen zu werden war ein gesellschaftlicher Stempel. Nele schien darüber zerrissen aber Kilian hatte doch gesehen, wie viel Energie sie auch in sich haben konnte. Wie viel Leben und gerade schien davon nichts mehr übrig zu sein. Es gab nur extreme aber ein neutrales Leben? Sie hatte gerade in der Depression nach den Hilfestellungen der Ärzte gegriffen aber wenn es ihr doch mal gut ging, wieso durfte sie das nicht erleben? Während sie darüber noch Grübelte kam Lahja hinein, dahinter Zac und das auch noch mit seiner Tochter auf dem Arm. Das war so viel auf einmal, das war so viel zu dem Aufwühlenden Gespräch eben, Hilflos und Eingeschüchtert von der Situation schlang sie ihren Pulli enger um ihren zierlichen Körper. Vielleicht sandte sie auch einen Flehenden Blick an Kilian aber sie hatte ihm schon genug Ärger bereitet und deswegen fixierte sie die Tischplatte vor sich und ertrug die Vorwürfe von Lahja und überließ Zac mal wieder das laute Denken, was für sie richtig Schien. Alle geweckten Zuversichten von Kilian wurden darunter begraben.
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01.02.2017 00:17 |
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RE: KILIAN # LAHJA - Nele Hensley - 01.02.2017 00:17
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