RE: JOSHUA TREE NATIONALPARK
Einen Moment – für sie viel zu langen Augenblick - hatte Haily wirklich Angst. Sie dachte wirklich kurz darüber nach, Aufzugeben und ihn einfach zu lassen. Das hier war eigentlich wirklich nicht ihre Art, sie Griff sonst nicht so in das Leben eines anderen Menschen ein, dass hatte er schon richtig Erkannt. Eventuell war das nicht richtig, eventuell würde sie ihn auch damit nicht erreichen aber noch eher sie sich der Frage stellte, wie denn dann, geschah endlich etwas. Endlich kam sie eine Ebene weiter. Endlich verscheuchte Aiden sie nicht mehr mit all seiner Kraft. Endlich teilte er sich ihr mit. Erleichtert stieß sie die Luft aus, die so schwer auf ihre Lunge drückte aber auch nur, um danach den Atem zu stocken und ihn Ausreden zu lassen. Um ihn nicht daran zu hindern oder gar zu verschrecken, ihr alles zu sagen, was er ihr sagen wollte und an was er sie Teilhaben lassen mochte. Sie sah ihn nicht Wertend an, nicht Verurteilend, nicht kritisch oder aber Lächelnd sondern einfach nur Aufmerksam. So wie sie auch aussah, wenn sie hier jeden Stein und jedes Lebewesen kennen lernte. Höchstens mit der vorwitzigen Neugierde, die sie nie ganz los zu werden schien. Nach seinen Worten konnte Haily nicht anders. Aiden schien so angestrengt ihren Blicken auszuweichen und sie sah auch, wie er darunter litt, keine Antworten zu finden. Das er sie nach ihren Wünschen fragte war nur mehr ein Beweis dafür, wie gerne er sie doch eigentlich hatte und deswegen rutschte sie auch auf ihn zu. Nicht frontal. Das blonde Fabelwesen wollte ihn nicht zwingen ihr in die Augen zu schauen und sich deswegen eventuell noch schlechter zu fühlen oder gar zu Schämen. Das war nie ihre Absicht gewesen. Sie platzierte sich hinter seinem Rücken, legte die Finger des gesunden Armes behutsam auf seine Schultern und streichelte zärtlich seinen Hals entlang, über sein Schlüsselbein hinweg und nachdem sie ihm einen Kuss gab, genau unter seinem Haaransatz und mittig seines Nackens, begann Haily damit ihn zu massieren. Weil sie das eh nur auf einer Seite tun konnte, bettete sie ihren Kopf auf seine freie Schulter. „ Ich dachte schon, dieser Moment kommt nie. Ich dachte schon du sagst mir nie, was da in dir los ist und ich bin gerade total erleichtert. Das ist vielleicht gemein und die Art und Weise auch gar nicht Haily-Like aber ich konnte nicht ertragen, schon wieder Ausgeschlossen zu werden. Nichts würde mich Unglücklicher machen. So ist das, wenn man verliebt ist. Das ist das, was ich mir erhoffe und was ich mir wünsche, ein miteinander und trotzdem hast du mich noch nicht Verstanden. Aiden, ich erwarte gar nichts von dir. Das kann ich nicht, wenn ich will, dass man von mir auch nichts erwartet – das wäre unfair. Wenn ich aber Liebe, dann voll und ganz, mit all meinen Sinnen, Gedanken, mit meiner Gesundheit – ja, wirklich mit allem, was ich habe. Das ist der Unterschied zwischen Freunden und der Liebe, irgendwie. Das klingt jetzt doof aber ich möchte einfach nur dich und glücklich macht mich, wenn das so ist. Freunde sind mir auch wichtig aber nie so Bedingungslos. Nicht so Grenzenlos. Natürlich werden wir Streiten, uns Verletzen und das alles und ich will dir keine Angst machen, ich ertrage das auch. Liebeskummer geht vorbei, also setz dich nicht unter Druck – das wäre falsch. Ich genieße das Leben und wenn ich auch alles daran setze, dich nicht schon wieder gehen lassen zu müssen, wenn es dein Wille ist, dann würde ich das Akzeptieren. Ich habe nur das Gefühl, du willst gar nicht wieder weg gehen aber in der Stadt hättest du den Blick dafür wieder verloren. Deswegen sitzen wir nun hier. Deswegen all diese Fragen gerade eben.“ Das war der emotionale Teil in Haily. Das war es, was er Wissen musste um jetzt vielleicht ihren nächsten Schritt zu verstehen. Nicht weil sie ihn bevormunden wollte erhob sie ihre Stimme sondern weil sie ihm helfen wollte. Weil sie den beiden Helfen wollte. Sie gab sie ihm erneut einen Kuss auf die Schulter und legte einen Arm um seinen Bauch, stupste ihn zart mit der Nase gegen die Wange und sah dann, irgendwie symbolisch, genauso wie er in die Ferne. „ Warum solltest du denn von jetzt auf gleich alles wieder in die Bahn kriegen? So läuft das Leben nie und... solange klaue ich dir gerne Brötchen oder zeige dir, wo es am einfachsten geht, weil ich das kenne. Aiden ich habe nie mehr als du jetzt – Arbeiten ist doof. Eigentlich habe ich nichts, es sei denn, ich borge mir ein Haus, ein Auto oder einen Tourbus mit Inhalt.“ Sie kicherte leise bei der Treffenden Anmerkung, um dann aber weiter zu Reden. „ Aber es ist vollkommen okay, wenn das nicht deine Art ist zu Leben. Kann ja nicht jeder so Überlebenskünstlerisch sein wie ich. Du möchtest nicht so gerne direkt mit mir in einem Zimmer leben? Kein Thema. Das machen anständige Leute doch auch nicht, die ziehen erst nach einer Weile zusammen.“ Das Lächeln auf ihren Lippen und die Art, wie sie ihm versuchte, beizubringen, kleiner zu denken war mit Absicht spielerisch. Er durfte nicht so hart denken, nicht so Finster und auch wenn das einfach seine Art war, arbeitete sie gerne mit ihrer dagegen an. „ Sieh mal, du kannst gerne ein anderes Zimmer in dem Haus bewohnen – bis du dir wieder eine eigene Wohnung nehmen kannst. Wenn du das möchtest. Wenn du wieder einen Job hast, weißt, was du machen möchtest. Niemand dort zahlt Miete, niemandem bist du etwas Schuldig, wieso sollten für dich andere Regeln gelten? Du musst auch auf dem Sofa pennen bis ein Zimmer frei wird, wenn du darauf bestehst und da lieber Schläfst als bei mir.“ Zärtlich rieb sie ihren Kopf an seiner Wange, sie hoffte so sehr, dass sie ein wenig von ihrer Art an ihn abgeben konnte. „Denk doch nicht bis zu Ende, wenn du doch noch gar nicht angefangen hast. Deine alte Wohnung stand ja auch nicht sofort an Ort und Stelle, du hast sie dir gesucht, eingerichtet, etwas erschaffen und nun musst du eben etwas neues erschaffen. Du weißt doch, wie das geht. Was... was uns angeht. Bevor Noah, Matt oder wer auch immer ins Spiel kommen – muss ich doch erst verstehen, wieso ist das ein Problem für dich? Ich wusste ja gar nicht, dass es Überhaupt eines wäre – also schon aber nicht so Grundlegend. Was kann ich tun, das zu ändern? Verstehe ich richtig, dass du dann auch auf Nele´s Verzichten möchtest? Das wäre mir nämlich neu, dass weiß ich doch gar nicht. Gäbe es Rahmen, in denen es für dich ginge? Ich werde mich nicht ändern – das wollen wir beide nicht aber ich sitze nicht einfach so hier. Gefährte zu sein, Partner zu sein, heißt seinen Weg gemeinsam zu schmücken und zu gehen, sich daran zu Erfreuen und ich wünsche mir das. Ich wünsche mir dich an meiner Seite, auf meinem Weg, wenn es mir schlecht geht aber auch wenn ich vor Freude platze. Das heißt nicht, dass ich nie wieder Reisen werde oder du nie wieder Eskalierst ohne mich aber ich will Wissen, dass du danach wieder kommst. Freiwillig. Von Herzen. Genau wie ich. Ich Glaube das die Drogen das kaputt machen, zumindest das Ausmaß jetzt und die Menge aber ich sehe auch, wie sie dich stützen. Drogen sind Futter für das eigene Ego, für den Geist, sie drehen da alles um. Willst du das so – auf die Gefahr hin, dass dabei etwas zerstört wird, was du nicht zerstören wolltest oder... gehen auch andere Wege? Zum Beispiel das wir vereinbaren, dass du nur was bekommst, wenn du das geschafft hast, was du dir für den Tag vorgenommen hast und wie weit darf ich das Überhaupt überwachen, dich kontrollieren. Bei dem Thema musst du die Spielregeln aufstellen, bei allen anderen können wir das gemeinsam tun, wenn du das auch willst?“ Und das war am Ende der zahlreichen Worte das wichtigste, nahm er das an, was sie ihm alles Anbot? Haily löste sich langsam von ihm, legte sich neben ihn lang hin, um ihn von unten her anzuschauen.
|| LOSING HERSELF » 25 YEARS OLD » DIFFUS ||
Just remember to laugh as much as you cry,
and I promise you will find yourself when you are least expecting it.
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