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JOSHUA TREE NATIONALPARK
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Aiden Rutherford
PLEASE DON'T GO


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Registriert seit: Jun 2015
Beitrag #9
RE: JOSHUA TREE NATIONALPARK
Nur kurz hob Aiden den Blick, als er im Augenwinkel eine Bewegung vernahm, doch als er dann direkt in Hailys Gesicht sah, wandte er den Kopf schnell wieder ab, um sich erneut irgendwo im Nichts zu verlieren. Die Wut hatte mittlerweile nachgelassen und mit ruhigerem Gemüt wusste er ja auch, dass er kein Recht gehabt hatte sie so anzugehen, aber dieser Ausbruch seiner Emotionen vorhin, der hatte ja auch viel weniger ihr gegolten, als eher sich selber. Seinem Leben. Und der brutalen Realität, dass er auf all ihre Fragen keine Antworten wusste. Genau deshalb hatte er es doch während der vergangenen Tage vermieden überhaupt darüber nachzudenken, wo er sich in einer Woche, in einem Tag oder auch nur in ein paar Stunden sah: Weil das immer mit der Gewissheit einher kam, dass Aiden alles verloren hatte, dass sein Konto rote Zahlen schrieb und dass er nicht einmal mehr eine Wohnung besaß, in die er flüchten konnte. Das war schwierig, das war hart, auch jetzt noch, und daher benötigte es auch schon wieder einige zehrend lange Minuten, in denen er nur abwesend vor sich in die Luft starrte, ehe er sich endlich resignierend regte. Er würde sich jetzt nicht bei Haily entschuldigen für sein Verhalten vorhin, dafür war er zu stolz und seiner Meinung nach hatte sie das ja auch selber provoziert, aber zumindest drehte er schonmal sein Gesicht ein wenig mehr in ihre Richtung, auch wenn er es noch nicht wagte ihr richtig in die Augen zu sehen.
"Ich weiß einfach nicht, was ich dir auf deine Fragen antworten soll, Haily. Das ist das Problem. Ich meine, klar, natürlich hast du Recht und ja, ich hab in den letzten Tagen auch schon ein paar Mal versucht darüber nachzudenken wie es weiter geht, wenn wir aus dieser gottverdammten Wüste wieder zurück nach Los Angeles kommen, aber- ich weiß es nunmal einfach nicht. Ich hab keine Ahnung. Möchte ich mit dir zusammen sein, wenn wir wieder da sind? Ja, definitiv. Aber glaube ich, dass das auch auf Dauer funktionieren kann? Ganz ehrlich, das zweifle ich stark an. Unter anderem auch wegen Noah, wegen Matt oder wen es da noch alles gibt. Ich möchte, dass es für mich okay ist, wenn du mit einer anderen Person schläfst, aber gleichzeitig kenne ich mich und weiß, dass es das niemals sein wird. Was bedeutet das im Umkehrschluss? Wirst du mir dann sagen, dass ich halt lernen muss damit zu leben? Habe ich überhaupt eine andere Wahl als das zu akzeptieren? Und auch die Wohnsituation: Möchte ich mit dir in einem Zimmer wohnen? Nein, eigentlich nicht. Nicht, weil ich nicht gerne bei dir bin, Haily, aber weil ich glaube, dass es uns nicht gut tun kann, wenn wir ständig so nah beieinander sind. Hier ist das schön, ja, aber nicht im Alltag. Und überhaupt, ich kann es nicht leiden in der Schuld von jemandem zu stehen und das Gefühl hätte ich, wenn ich wirklich bei dir bleibe. Das ist dein Haus, dein Zimmer, dein Zeug. Du lebst dort, ich würde mich fühlen wie ein Gast in deinem bunten Universum. Aber auch hier wieder: Habe ich überhaupt eine andere Wahl? Wo soll ich denn sonst hin? Ich hab Schulden im fünfstelligen Bereich auf meinem Konto, Haily. Ich hab keine Wohnung, ich hab kein Geld, keine Familie. Ich hab nichts, abgesehen von einer Reisetasche und einem Rucksack voller Klamotten, also welche Ressourcen bleiben mir denn, um umzusetzen, was ich gerne möchte? Die viel penetrantere Frage ist eher: Was kannst du eigentlich, Aiden? Und im Moment kann ich mir nicht einmal ein Brötchen beim Bäcker kaufen." Noch immer saß er völlig verspannt dort, die Ellenbogen auf seine Knie gestützt, die Arme dabei übereinander gelegt, und traute sich nicht Haily anzusehen. "Und dann die Drogen. Die Drogen sind für mich gerade das einzige Hilfsmittel wie ich die ganze Scheiße einfach mal vergessen kann. Wenn ich drauf bin, ist mir das alles endlich egal, also ja, ich möchte weiterhin nächtelang durchfeiern und durch den Bass und den Rausch einfach mal abschalten, aber- ich bin auch nicht völlig verblendet. Ich weiß, dass ich die Kontrolle darüber verloren hab, und ich weiß auch, dass ich mich damit gerade kaputt mache, aber es ist noch einmal eine völlig andere Herausforderung diese Scheiße, in der man gerade steckt, endlich hinter sich zu lassen, als sich einfach nur dessen bewusst zu sein. Ich schaff das nicht, vor allem jetzt gerade nicht. Ich brauche das und ich brauche auch dich, aber- ich befinde mich einfach gerade in einem riesigen Chaos, Haily, und ich finde den Ausweg nicht. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll da wieder Ordnung reinzubringen, weil sich jeder Weg so anfühlt als würde ich in eine Sackgasse rennen. Also nein, ich kann dir keine Antworten geben auf all deine Fragen. Ich weiß es einfach nicht." Erst jetzt sah Aiden kurz in die Augen der aufmerksamen, jungen Frau neben sich, und blieb auch direkt viel zu lange darin hängen, ehe er kopfschüttelnd den Blick wieder senkte und angespannt die eigenen Finger in seine Arme drückte. "Wie siehst du uns denn? Was erhoffst du dir? Was erwartest du von mir? Was möchtest du und was würde dich glücklich machen?"


AIDEN RUTHERFORD # 28 YEARS OLD # HARDCORE

[Bild: aiden04.png]
24.01.2017 12:45
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RE: JOSHUA TREE NATIONALPARK - Aiden Rutherford - 24.01.2017 12:45