RE: HOTEL
Vorrangig hatte Lenn sich eben in der Kneipe damit beschäftigt, wie er sich aus der Affäre ziehen konnte – ungestraft – falls es dieser Fremden Frau doch zu viel wurde. Wenn sie panisch das Personal aufsuchen würde, Schreien würde oder eben doch die Polizei aufsuchte. Letzteres würde nämlich Eindeutig zur Folge haben, dass er Chas mit einbeziehen müsste und das hätte ein Nachspiel. Lenn war gut in dem was er tat, weil er sich bedeckt hielt, vielleicht weil er Wirklich ein Einzelgänger sein konnte aber gerade handelte er dem Entgegen. Chas wusste, dass Lenn eine Moral besaß. Für Emma Fragwürdig und für April eine Schande aber für ihn klappte das. Er wollte keine Ehefrauen oder Kinder Bedrohen oder Töten, er bekam die Aufträge, in denen die Person sich in die Situation gebracht hatte. Erwachsene Menschen, die falsch handelten, zu hoch pokerten. Das Funktionierte. Er konnte sich auch nicht mit viel Geld an einen Spieltisch setzten und sich nachher beschweren, wenn er mit leeren Taschen heim ging und so war auch das Leben ein Spiel, bei dem man auf seinen Einsatz achten sollte. Weil er es so sah, konnte er mit sich und seinem Gewissen gut leben und Chas wusste genauso wie er, dass niemandem etwas brachte, wenn die Auftragskiller sich danach mit Selbstvorwürfen fertig machten.
Er hätte auch Ellie nicht Grundlos erschossen in diesem Moment. Lenn war innerlich überrascht – sie hatte eben die Wahrheit gesagt. Sie hatte nicht gelogen. Während ihm das durch den Kopf ging, ihre gespaltene Zunge sich über das Metall bewegte, trafen sie aber nur tiefe und kühle Blicke. Eventuell begann er aber auch in diesem Moment, sie zu Begehren. Statt sich von ihm zurück zu ziehen, sich dieser Angst hinzugeben, krallten sich ihre Finger in seine Jacke und daraufhin drückte Lenn seinen Körper ebenso enger an ihren. Verlangend danach, dass ihre Zunge sich eher ihm widmete als dem kühlen Lauf der Waffe. Eigentlich stand Lenn auch darauf nicht, auf diese skurrile Art seinen Körper zu verändern aber das hier passte so Gnadenlos perfekt zu dem, was er gerade brauchte, wonach auch er sich gesehnt hatte. Anders als Emma sah Ellie gerade nämlich nicht zu ihm, als wäre er Bemitleidenswert oder Irre sondern sie stellte Fragen? Weil der Frau diese Waffe allem Anschein eher mehr begehren entlockte und weil Lenn dieses Gefühl gerade so einnahm, strich er ihr eine Strähne damit hinters Ohr um den Waffenlauf dann über ihre Wange zu ziehen, ihren Hals diesmal seitlich hinab und dabei blickte er sie tief an. Es würde noch lange dauern, bis er selbst damit klar kam, dass man ihm gerade nicht mit Angst begegnete und er würde sein Handeln mehr als einmal noch auf die Drogen schieben aber jetzt war das nicht wichtig. „ Kommt darauf an, was ich brauche – ob ich Informationen brauche. Dann nein, dann ist der Mensch nicht direkt Tod – sondern dann wenn ich weiß, was ich Wissen musste.“ Das waren diese Momente, wo er bekniet wurde, angebettelt, das Leben zu verschonen und man ihm versuchte, das Versprechen zu entlocken, wenn man ihm sagte, was er wollte, nicht sterben zu müssen. „und sonst... sonst schon. Herz oder Kopf, eine der wichtigen Adern, für die Blutversorgung ist egal. Wo auch immer ich am besten, schnellsten und sichersten Treffe. In so einem Fall nicht vorsichtig zu sein könnte immerhin heißen, dass ich an der Reihe bin.“ Der Blick mit Nachdruck sollte sie an das Gespräch über den Tod erinnern, auf dieser These war ihr Abend irgendwo entstanden. Auf dieser Basis hatten sie begonnen über Sünden zu sprechen. „ Ein Messer hinterlässt viel zu viele Beweise, viel zu viel Spielraum für Fehler.“ Waffen waren eine Sichere Methode und bei seiner konnte er sich Sicher sein, sie war weder Registriert noch durch die Hände von Bullen gewandert bisher. „ Es scheint mir, als bekäme ich gerade meine Lehre, dass nicht jeder sich fürchtet und das nicht jeder etwas verwerfliches darin findet – das gefällt mir. Mir gefällt, dass es allem Anschein nach etwas anderes in dir Provoziert.“ Und damit hatte er den Waffenlauf tief in das Dekoltee von der fremden Frau wandern lassen. Das hier war so neu und belebend für Lenn, zum einen kostete er es aus, zum anderen überlegte er sich aber auch seinen nächsten Schritt genau.
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