RE: FREEDOM COVE
Haily wusste, dass ihre Gedanken manchmal nicht für jeden Menschen nachzuempfinden waren. Auch enge Freunde, Menschen, die sie länger auf ihrem Lebensweg an ihrer Seite hatte, wunderten sich ab und an über ihre Ansichten oder Pläne. Es wäre auch komisch, wenn es Menschen auf dieser Welt gäbe, die wirklich in allem ein und denselben Gedanken hegten. Kein Mensch blieb ja auch gleich, dieses Haus, was sie als ihr eigen Bezeichnete und als ihr Zuhause, was nicht mal im entferntesten ihr gehörte und wo sie nicht mal wusste, wann sie wieder dorthin zurück kehren würde, war eigentlich entgegen dem, was ihr davor wichtig gewesen war. Bis sie begriffen hatte, dass eine Heimat auch nur ein Begriff war, den man zu seinen eigenen Bedürfnissen umschreiben konnte. Der blonde Hippie war sich bewusst, zu Leben bedeutete ein ewiger Prozess – oder eher einen, bis das Leben endete und wenn sie für sich nun beschließen würde, sie dachte in allem richtig und keine anderen Wege in Betracht ziehen würde, wäre sie doch nicht besser als die stumpfe Gesellschaft, die viel zu oft dachte, genau das richtige zu denken und zu tun. Als Matt auf sie zutrat und ihr diesen Körperkontakt freiwillig zukommen ließ, Lächelte sie ganz sachte und ihre Finger fanden sich an seiner Hüfte ein, als seine Hände auf ihren Schultern angekommen waren und sie rutschte ein wenig an ihn heran um ihn behutsam, über seinem Oberteil, zu kraulen. Dennoch spürte sie ja seine warme Haut durch den Stoff und das war etwas, was den Hippie fast in jeder Lebenslage beruhigen konnte. Sogar dann, als sie unwillig brummte, weil er ihr sagte, wie sie es zu sehen hatte, was Chris mit ihr getan hatte. Auch hier handelte sie Instinktiv wie ein Tier und wich seinen Blicken aus, als wenn sie dadurch verhindern konnte, die Worte aus seinem Mund zu hören. „ Ich muss das nicht so sehen wenn ich das nicht will und ich weiß auch, dass man das nicht erleben muss aber es ist passiert. Ich kann das nicht mehr ändern und ich habe positive Gefühle, Erinnerungen, unheimlich viele – ich bereue in meinem Leben nichts, weil das eine wäre ohne das andere nicht passiert aber das... das kann ich nicht akzeptieren und das macht mich wahnsinnig. Ich weiß nur nicht... macht es mich wahnsinnig traurig? Wütend? Was soll ich denn fühlen, wie soll ich darüber denken, wenn ich nicht weiß, was mir für ein Ausgangsgefühl fehlt? Ich kann das nicht verarbeiten, es hängt... in mir fest und breitet sich aus, wie ein Monster, was sich festhaken kann und immer mehr Raum für sich beansprucht und das kann ich nicht zulassen. Das will und werde ich auch nicht. Das es böse Menschen gibt, dass musste ich lernen, dass kann ich... anerkennen aber ich kann nicht...“ Sie schüttelte den Kopf und Haily war auch jetzt ganz durcheinander. Sie nahm noch immer nicht an, dass Matt sie verstand aber über das Monster in sich zu sprechen, einzugestehen, was noch alles wegen Chris Übergriff in ihr vor sich ging, schmerzte tief und nachhaltig. In ihr wechselte das Verlangen, das weite zu suchen und sich hier wirklich einige Tage vor allen zu verkriechen – Haily war schon so oft in ihrem Leben davon gelaufen aber wollte sie alleine sein? Ihre schlanken Finger hatten sich mittlerweile in seinem Shirt festgekrallt. Sollte sie einfach ihre Gefühle wieder unter Kontrolle bringen und das geplante Essen zubereiten, damit sie später erneut darüber nachdenken konnte? Auch das beherrschte sie, weil sie mit sich und ihren Gefühlen schon fast innerlich kommunizierte aber war das gut? Das brodelte doch schon so lange und endlich hatte sie eine Idee für sich, eine Option, wie sie eventuell damit umgehen wollte und für gewöhnlich setzte sie eine Idee in ihrem Kopf auch um, sobald sie der Überzeugung war, es wäre eine richtige Entscheidung.
|| LOSING HERSELF » 25 YEARS OLD » DIFFUS ||
Just remember to laugh as much as you cry,
and I promise you will find yourself when you are least expecting it.
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