RE: FREEDOM COVE
Dankbar folgte sie Matt´s Aufforderung, sich nun ernsthaft um die abendliche Verpflegung aller vier zu kümmern und erhob sich von den Bank. Während sie durch Gemüse und Kräuter streunerte, sah sie immer mal wieder zu ihrem Reisegefährten und hielt, mit voller Überzeugung, ihre Ernte hoch – nur eher wie einen Blumenstrauß, nach Farben sortiert, statt sich auf die Kombination des Geschmacks zu konzentrieren. Während sie das tat, klärte sie ihn über ihre Kochkünste auf. „ Also wie wir beide Wissen, ich hab es nicht so mit der Arbeit und erst Recht nicht, wenn ich das muss. Als Kind, in meiner Pflegefamilie, da hat meine Mama mir immer gesagt, wenn ich groß bin, muss ich das können, um meinen Mann zu bekochen.“ Sie lachte auf, weil das so Absurd klang. Haily hatte ihren Frieden mit den Pflegeeltern geschlossen, heute wusste sie, dass sie nicht Schuld an dem Verlust ihrer Familie waren aber es war einfach, so gutherzige Menschen, denen sie mit Sicherheit unheimlich weh getan hatte mit ihrem damaligen Verschwinden, aus dem eigenen Leben fern zu halten. „ Also war das schon immer eine Aufgabe, auf die ich keine Lust hatte und auf Reisen lässt sich weniger gut kochen. Ich hab das demnach nie gelernt, auch wenn ich wohl weiß, was, wie schmeckt... und durch die vielen Menschen tatsächlich verschiedene Gewürze und Essgewohnheiten kennen lernen durfte... weiß ich manchmal nicht wie ich das verbinden soll. Außerdem dauert kochen manchmal so ewig.“ Amüsiert und gleichzeitig Leidend blickte Haily den wartenden Matt an. „ Als würdest du nicht Wissen wie schnell mir langweilig wird.“ Ihre Nase steckte sie immer mal wieder hinab zu den Kräutern, probierte hier und da, um das Gesicht zu verziehen, als sie ein bitteres Kraut genascht hatte. Mit gekräuselter Nase beschloss Haily danach, genug gesammelt zu haben und halbierte ihre Beute, um sich von Matt bei der schweren Last tragen helfen zu lassen. Fast. Eigentlich war es nicht schwer aber das nannte man doch Arbeitsteilung!
In der Küche mopste sie Matt immer mal wieder etwas von dem fertig geschnittenen Gemüse, wobei sie nebenbei von der Küchenzeile aus in die Schränke lugte, auf der Suche nach Töpfen, Pfannen und einer Schale wo er die Zutaten lagern konnte, damit das Brettchen nicht zu voll wurde.
Haily stand noch immer ein wenig neben sich, bei der Erzählung war ihr so deutlich geworden, dass mit dem einen Mal Sex mit Matt auf dem Festival, nicht alles wieder normal war. Es hielt sie nicht davon ab, die Hände gegen die Arbeitsfläche zu stützen, mit den angewinkelten Beinen vor und zurück zu wippend und Matt anzulächeln. „ Eindeutig viel zu Einsam - auf Dauer aber ja. So habe ich mir das Vorgestellt und so habe ich mir auch die... Erfinder? Ich nenn es mal so, vorgestellt. Sie sind Großartig und es ist so schön, dass sie den selben Traum haben und das einfach Leben. Ich kann mir Vorstellen, dass es wie bei dem Haus und bei mir war, man sieht etwas und hat die Idee, was daraus werden soll schon genau im Kopf. Fast so, als würde das Zuhause einen aussuchen und nicht andersherum.“ Über diese Redewendung lachte sie selbst einmal auf. „ Was ist mit deinem Zuhause? Auch... also wenn Jamie zurück kommt? Magst du das Haus behalten? Ich wollte es dir die ganze Zeit schon anbieten, dir ein Zimmer im Haus zu ergattern und für Jamie vielleicht auch eins aber ich weiß nicht ob du das möchtest.“ Das klang schon sehr fern von dem, was Matt vorher in seinem Leben gehabt hatte. Es ging auch nur über eine Überbrückung, wo er sich vielleicht etwas neues suchte. Die beiden hatten noch nicht übers nach Hause kehren gesprochen und es zwang sie auch niemand aber Jamie war eben auf Matt angewiesen – wollte er Kilian nicht darum bitten, sich um sie zu kümmern, konnte Haily ihm da nur das Haus anbieten. Ihr Kopf sank in den Nacken und der Hippie lehnte den Kopf gegen den Schrank. „ Ich Glaube, nur mit Reisen komme ich nicht weiter... diesmal nicht und es ist schön, wenn man ein paar positive Gefühle gesammelt hat – was definitiv der Fall auf dem Festival war und ich bin auch froh, dass ich mich ein bisschen mehr selber wieder habe, nachdem ich mit dir geschlafen habe aber dieser Ort ist glaube ich auch das richtige, sich mal gehen zu lassen und... Traurig zu sein? Wenn ich das nicht irgendwann Zulasse, dann ist die Trauer irgendwann weg und in mir? Sowas legt sich dann in einem nieder und... ich will das nicht.“ Sie senkte das Kinn wieder und nun konnte man auch in den Augen des Hippies sehen, mit der Ruhe kam auch die Verzweiflung zurück. „ Also wundere und sorge dich auch nicht, wenn ich hier irgendwo zwischen den Blumen verschollen bin.“ Haily war dann immer wie ein leidendes Tier und wog sich in Sicherheit, meist ganz alleine und wenn sie doch jemanden brauchte, würde sie sich eben demonstrativ, leidend auf dem Bett platzieren. „ Ich hab einen... eine Idee im Kopf, was mir helfen könnte aber das... davor habe ich Angst. Vielleicht muss ich nur... ja nur Wissen wie sich das anfühlt, wenn jemand so mit mir umgehen würde, wie Chris. Das schlimme für mich ist, dass ich dazu keine Gefühle in mir finde weil ich nicht... bei Bewusstsein war.“ Sie wusste nicht ob er das verstehen konnte aber Haily war nicht verlegen um das glitzern in ihren Augen und wie sie sich eindeutig kleiner machte. Es war doch klar gewesen, dass auf dieser Reise auch irgendwann genau das passieren würde.
|| LOSING HERSELF » 25 YEARS OLD » DIFFUS ||
Just remember to laugh as much as you cry,
and I promise you will find yourself when you are least expecting it.
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