RE: TECHNO RAVE
Es war nicht so, dass sie rasend Eifersüchtig war, wenn Aiden sich bei Nele herum trieb oder das sie dann weinend in der Ecke saß – aber da war einfach diese komische, eher dunkle Seite, die ihr ab und an Bauchschmerzen machte, dass er mit ihr etwas teilen konnte und sie nicht. Es war in Ordnung, wenn man mehreren Menschen näher kam, es war sogar okay, mehrere Menschen gleichzeitig zu Lieben oder in Beziehungen mit ihnen zu sein aber Haily war es gewohnt, dass man einfach alles mit dem Menschen machen konnte, den man gerne hatte. Das ihr Herz ziemlich an Aiden hing, hatte sie zugegeben. Sie hatte ihm gesagt, dass sie sich in ihn verknallt hatte und im Gegensatz zu ihm, ließ sie ihn auch manchmal kichernd Wissen, wie er Schmetterlinge in ihrem Bauch fliegen ließ oder aber, wie sehr sie es genoss, wenn er bei ihr war und sie ihn betrachten konnte. Nein, sie hatte keine Angst vor Gefühlen, das Mädchen hier, dass liebte Gefühle. Das sprudelte über, wenn sie es nicht raus ließ und wenn sie es dem Menschen, den es betraf, nicht offen sagen dürfte. Natürlich schien er damit auch oft überfordert oder deute sie grummelig weg aber das war ihr egal, er durfte sie auch noch hunderte Male von sich schieben, solange er sie dann irgendwann wieder an sich heran ließ. Egal, ob er das so beiläufig tat, als wäre nicht gewesen, weil er seine harte Art nicht so hatte ausleben wollen oder aber sie sich – Stück für Stück und in Seehund-Manier, auf der großen Matratze, an ihn heran robbte. Die Verführerische Haily hatte er schon kennen gelernt, wenn sie betrunken war, dann spielte sie tatsächlich gerne mit ihren reizen und ihrem Hüftschwung. Auf LSD hatte Aiden sie auch schon berührt und dabei beobachtet, wie sie völlig gebannt davon war, seine Finger auf ihrer Haut zu spüren. Weil er sich auf Goa´s nicht einließ und weil die beiden hier in dem Haus zwar ein paar Menschen hatten, mit denen er auch klar kam, spielte sich das Leben der beiden entweder draußen ab oder eben in ihrer Villa Kunterbunt. Lachend hatte er auch schon den Kopf geschüttelt, als sie unbedingt mit auf eine seiner kleinen Shows wollte und das Ende vom Lied war, dass sie an ihren Rettungsversuchen gehindert werden musste – weil sie Traversen hoch kletterte, weil sie die Bar besetzte oder weil sie tatsächlich irgendwann auf die Schultern eines fremden hatte springen wollen. Der dachte im ersten Moment, sie wäre ein Crowdkiller, bis sie begann zu jammern und er sich irgendwann schnaufend bereit erklärte, seine bulligen Schultern für sie frei zu geben und sie, total begeistert und Stolz, Aiden zuwinkte. Haily mochte ihn auf der Bühne, da verlor er immer die Fassade und schien so... so sehr er selbst zu sein und auch wenn man denken mochte, sie könnte da rein gar nichts mit ihm anfangen, versicherte sie ihm immer wieder, sie mochte das ganze Aiden-Paket. Jede Facette.
So auch heute. Eigentlich hatte er sich geziert wegen dem Rave aber das passte so perfekt, dass sie hartnäckig blieb. Nicht mal, weil sie es unbedingt heraufbeschwören wollte, heute seine Art Sex mit ihm auszuprobieren, sondern sie wollte auch den Techno-Aiden kennen lernen. Würde Haily schon im Hinterkopf haben, was sie erwartete, würde sie sich selbst Druck machen und das war eine blöde Idee. Lieber schob sie ihn in die Küche zu den anderen, die sich vorbereiteten. Aus den Boxen in der Küche kam schon die Musik, die sie alle einstimmen sollte und Haily bewegte sich, ab und an, im Takt durch den Raum. Es war nicht so, dass sie Ewigkeiten investierte, sich das Gesicht zu spachteln mit Schminke oder so aber sie liebte auch einfach die verrückten 90er der Techno Szene. Nach einer Nase Kokain streunerte sie eh über Tisch und Bänke, manche schoben sie sogar genervt weg, so das sie immer wieder verschwand und mit etwas neuem an sich wieder kehrte. Als dann alle der Meinung waren, sich genug aufgeheizt zu haben, zog Haily den Rest vom Tisch weg und gesellte sich zu Aiden. Turnschuhe – die sie eh im Sand wieder ablegen würde, ein Bikini-Top und ein kurzes, flatterndes Röckchen über der, natürlich nicht dazu passenden, Bikini-Hose. Ihre lockige Mähne legte sie viel zu oft von rechts und wieder nach links, es entstand immer mehr Chaos darin. Tarnen würde sie in den Morgenstunden eine Sonnenbrille, die wirkte, wie zwei Kreisrunde Spiegel und weil die Schick war, hatte sie die auch im dunklen schon an. Das Bauchtäschchen bot Stauraum für Gras, ein wenig Pulver und – nachdem sie hin und her überlegte – schob sie auch das Gleitgel hinein, was sie besorgt hatte, ohne Aiden davon zu erzählen. Auch ihn wollte sie nicht unter Druck setzten, den machte er sich schon selbst, das wusste sie, das konnte man spüren. Sonst brauchte sie nichts. Getränke wurden hier eh herum gereicht und ihre Lippen, die heute mal in einer dunklen Farbe bemalt waren, die stritten sich um die Aufmerksamkeit mit ihren dunkel geschminkten Augen – in denen konnte man sich verlieren, weil nur noch eine schmale, helle Umrandung auf ihre eigentliche Augenfarbe schließen ließ.
Auf dem Weg klaute das quirlige Ding jemandem sein Handy, patschte so lange darauf herum, bis endlich auch da Musik heraus tönte und offen animierte sie nicht nur die Menschen, die mit ihnen unterwegs waren sondern auch die Passanten. Egal ob jung, alt, spießig, cool, begeistert oder angewidert. Ihr war es egal, ob man sie beschimpfte – solange sie ein paar neue Weggefährten fand, die sich ihnen Anschlossen, war alles super. Aiden war auch nicht so in sich gekehrt wie gewohnt, stellte sie immer wieder begeistert fest, wenn sie ihn von hinten, der Seite oder frontal attackierte. Sie könnte die Grinsekatze sein, so erstaunt, wie er manchmal über ihr auftauchen war. Wie schnell sie ab und an wieder davon huschte oder aber eine Weile seine Hand ergriff. Ja, sie mochte das volle Programm aber nicht als Pflicht und dauerhaft sondern so beiläufig. Dann, wenn ihr danach war und er wusste genau, wenn ihm danach wäre, müsste er sich nicht scheuen.
Am Strand angekommen, richteten sie ihr Lager ein, Hailys Schuhe flogen irgendwo herum, als sie vor Aiden kniete, der ihr die Platte mit dem Kokain festhalten sollte – bis dann eine Freundin von ihr kam und sie auf die Beine zog. Besser hätte es nicht laufen können, mit ihr war sie schon ein paar Mal näher als das Tanzen gekommen, weil sie das blonde Mädchen einfach animieren konnte und nachdem ihr Körper schon schwitzte, schaute sie sich nach Aiden um. Die Musik wirkte treibend auf Haily und auch wenn das unhöflich war, war es ihr gleich, als sie ihn aus der Menge heraus lachend anvisierte, auf ihn zu lief und die beiden ein wenig durch den Sand rollten, nachdem sie ihn umgestoßen hatte. Amüsiert zog sie seine Cap verkehrt herum auf, nachdem sie Siegessicher und breitbeinig auf ihm saß, wobei ihr Atem dafür sorgte, dass die Bauchdecke sich schnell hob und senkte. „ Ich bin so froh, hier zu sein – mit dir.“ Dabei ließ sie sich auf ihre Handflächen vornüber fallen, um den Kopf zu neigen und ihn Augenblicklich Leidenschaftlich zu Küssen. „ Hast du Spaß mit den anderen? Willst du mir ein paar deiner Tanzmoves zeigen? Komm schooooon.“ Euphorisiert betrachtete sie einige, stille Sekunden sein schönes Gesicht – um ihm genau das zu sagen. „ Keine Ahnung ob ich so Oberflächlich schon mal war, ist eher dein Ding aber ich finde dich auch total attraktiv.“ Wo das herkam? Wer wusste denn das so genau. Lieber erhob sie sich, nur mit der Kraft ihrer Beine wieder, sollte nochmal wer sagen sie wäre faul oder unsportlich – pha und hielt ihm ihre Hand hin. „ Ich helfe dem alten Grumpy auch auf die Beine.“ Neckisch hoben sich ihre Augenbrauen, na wenn das nicht mal eine Herausforderung war.
|| LOSING HERSELF » 25 YEARS OLD » DIFFUS ||
Just remember to laugh as much as you cry,
and I promise you will find yourself when you are least expecting it.
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