Antwort schreiben 
TECHNO RAVE
Verfasser Nachricht
Aiden Rutherford
PLEASE DON'T GO


Beiträge: 193
Registriert seit: Jun 2015
Beitrag #1
TECHNO RAVE
Je mehr Zeit Haily und ich miteinander verbrachten, desto deutlicher wurde auch, dass wir beide unterschiedlicher nicht sein konnten. Ich hätte mich zwar auch am Anfang unseres Kennenlernens nur ungerne mit dieser durchgedrehten Hippie-Frau vergleichen lassen, die so wirkte als käme sie von einem ganz anderen Planeten, aber mit der Zeit fiel nur noch mehr auf, dass unsere Ansichten und unsere Verhaltensmuster äußerst gegensätzlich waren. Immer und in jeder Lebenslage. Was jedoch nichts an der Anziehungskraft zwischen uns änderte, im Gegenteil, ich hatte schon immer einen Hang zu den Dingen gehabt, die ich nicht recht verstehen konnte und die für mich nicht logisch schlüssig waren. Und Haily- Haily folgte ihrem Herzen, wie immer. Und das begehrte mich gerade. Wir beide schienen es richtig zu genießen dem jeweils anderen beim Reden zuzuhören, gerade weil wir so komplett unterschiedlich dachten und handelten, und wenn wir uns gerade mal nicht gegenseitig aufmerksam zuhörten, dann neckten wir einander lieber, anstatt wirklich eine Auseinandersetzung heraufzubeschwören. Haily lachte noch immer ständig über meine grumpy Laune und ich wiederum zog sie mit ihren vielen Ideen und Plänen auf, die dann doch nur in einem halbfertigen Gemüsebeet auf dem Dach endeten. Untypisch für mich fanden wir eine unheimlich harmonische Art miteinander umzugehen, was aber dann doch eher dieser blonden jungen Frau zu verdanken war, anstatt mir, denn mit Haily konnte man sich einfach nicht streiten. Das funktionierte nicht. Mit ihr gab es keine lauten Konflikte und unfaire Anschuldigungen oder Provokationen, so war sie nicht, das hatte ich in unseren gemeinsamen Wochen schon gelernt. Wenn ich versuchen würde meine angestaute Wut an ihr auszulassen, dann wäre sie zutiefst verletzt und nachdem ich nicht nur einmal dafür verantwortlich gewesen war, dass dieses lebensfrohe Mädchen sich traurig einigelte und gar nicht mehr ihrer selbst entsprach, wollte ich verhindern, dass das noch einmal geschah. Denn für mich gab es im Moment tatsächlich nichts Schlimmeres als Haily so zu sehen. Sie war doch wie mein Lichtkegel, wie ein friedlicher Ort der Zuflucht, an dem ich Schutz fand, wenn es mir mal wieder nicht gut ging. Mit ihr war alles besser, mit ihr konnte ich lachen und Witze reißen und zulassen, dass nach all dem Leid der vergangenen Monate endlich auch mal wieder ein bisschen Freude in mein Leben traf. Das durfte ich nicht zerstören.
Aus Angst davor, dass genau dies passieren würde, zog ich unsere Rave-Pläne sogar lieber noch ein wenig hinaus, anstatt eilig danach zu verlangen, denn je mehr Zeit ich mit Haily verbrachte, desto größer wurde auch die Panik davor, dass sie mich von sich weisen und verlassen könnte. Wie so viele andere Menschen in meinem Leben. Das war der Grund gewesen, weshalb ich mich damals schon nicht auf Lucy einlassen wollte: Man wurde so verletzlich. So angreifbar. Und ich wollte doch nichts tun, um sie zu verscheuchen, also stattete ich viel lieber Nele öfter einen Besuch ab, so lange, bis Haily einfach keine Ruhe mehr gab. In der Nacht fand ein Rave in einem Wald in der Nähe von Los Angeles statt und während ich mich bei den letzten Psytrance oder Goa Raves noch damit rausreden konnte, dass das einfach nicht meine Musik war, versicherte sie mir diesmal, dass man dort Techno spielen würde und dass es keinen Grund gäbe nicht zu gehen, also willigte ich ein wenig zögerlich ein. Gut, dann würden wir es eben probieren. Wenn die Stimmung es dort tatsächlich zuließ. Und wenn es nicht funktionierte, dann- okay. Das war okay. Wir würden schon einen anderen Weg finden damit umzugehen. Oder? Diese Unsicherheit stand mir nicht und weil ich gerade das in der Nacht auch überhaupt nicht gebrauchen konnte, zog ich bei Haily in der Küche doch ein bisschen mehr Koks als geplant. Die Gesellschaft ihrer Mitbewohner, die ebenfalls konsumierten, die verleitete aber auch nur umso mehr dazu. Wenigstens machte mich der Konsum nicht augenblicklich zu einem empathielosen Arschloch, meistens trat das erst am darauffolgenden Tag ein, wenn ich langsam von der Droge wieder runterkam. Jetzt hingegen hatte ich bloß eine angenehme Ausgangsbasis geschaffen: Ich war motiviert, aktiv, losgelöst, gut gelaunt, ein bisschen zu selbstbewusst vielleicht und etwas zu laut. Aber auch das war okay, ich hatte in zwei von Hailys Mitbewohnern schon Leute gefunden, die ähnlich drauf waren wie ich und mit denen ich mich austauschen konnte, falls ich Haily mit meiner Art auf den Geist ging.


AIDEN RUTHERFORD # 28 YEARS OLD # HARDCORE

[Bild: aiden04.png]
13.06.2016 23:36
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Antwort schreiben 


Nachrichten in diesem Thema
TECHNO RAVE - Aiden Rutherford - 13.06.2016 23:36
RE: TECHNO RAVE - Haily Stone - 15.06.2016, 00:20
RE: TECHNO RAVE - Aiden Rutherford - 16.06.2016, 00:46
RE: TECHNO RAVE - Haily Stone - 16.06.2016, 08:09
RE: TECHNO RAVE - Aiden Rutherford - 16.06.2016, 11:28
RE: TECHNO RAVE - Haily Stone - 17.06.2016, 00:27
RE: TECHNO RAVE - Aiden Rutherford - 17.06.2016, 13:54
RE: TECHNO RAVE - Haily Stone - 17.06.2016, 18:06
RE: TECHNO RAVE - Aiden Rutherford - 19.06.2016, 14:58
RE: TECHNO RAVE - Haily Stone - 19.06.2016, 19:32
RE: TECHNO RAVE - Aiden Rutherford - 20.06.2016, 10:25
RE: TECHNO RAVE - Haily Stone - 20.06.2016, 22:31