 |
FIGHT CLUB
|
Verfasser |
Nachricht |
Zac William Coles
THINKING STRAIGHT
Beiträge: 281
Registriert seit: Jun 2015
|
RE: FIGHT CLUB
Ich wusste gar nicht genau, was ich Lahja sagen konnte, als sie der Reihe nach all die Personen aufzählte, die ihr eigentlich nahe stehen sollten, aber die allem Anschein nach absolut keine Zeit für sie und ihre Sorgen übrig hatten. Warum auch immer. Ich verstand, dass das alles nicht einfach sein musste - und dass sich der Kreis ihrer Freundschaften nach 6 Monaten im Gefängnis vermutlich sowieso sehr verringert hatte - aber Lahja schien auch niemand zu sein, die gerne anderen Personen zur Last fiel. Es war nicht einfach für sie um Hilfe zu bitten, wahrscheinlich stellte sie das sogar auf eine Stufe mit Tränen oder Trauer. In ihren Augen ließ sie das schwach wirken. "Genau das ist doch das Problem. Du glaubst es bringt dich nicht weiter zu weinen, aber das stimmt nicht. Und du bist auch nicht klein oder angreifbar, nur weil du zeigst, dass du verletzlich bist, im Gegenteil. Trauern ist menschlich. Und du musst das zulassen, sonst wirst du niemals darüber hinweg kommen, was dir passiert ist. Wie war das denn in deiner Familie? Wurden die Emotionen da auch nie raus gelassen? Bist du damit aufgewachsen, dass du glaubst es wäre schlecht so viel von sich selber offen zu zeigen?"
Innerlich wusste ich eigentlich, dass ich nicht derjenige für Lahja sein sollte, der ihr bei all dem half. Ich hatte Angst davor, dass sie den Respekt vor mir verlor, wenn ich sie zu nahe an mich heran ließ. Dass es dieses Training schwieriger machen würde, das auch mir selber aus irgendeinem absurden Grund, den ich selber noch nicht verstand, unheimlich wichtig geworden war. Möglicherweise weil das hier genau das war, worin meine Leidenschaft lag und was ich auch zu meinem Beruf machen wollte. Perspektivlosen Jugendlichen helfen und das am Besten noch mit dem Sport verbinden, der fast meine gesamte Freizeit einnahm. Eine persönliche Ebene zu Lahja aufzubauen und ihr auch noch mit dem Verlust ihrer Mutter zu helfen, das würde sich früher oder später mit Sicherheit negativ auf das Training auswirken, aber mir blieb gar keine Wahl. Wenn sie so vor mir stand, mit Tränen in den Augen, so unsicher und verloren und zu allem Überfluss auch unfassbar einsam, da war es ein ganz menschlicher Instinkt, dass meine Gesichtsmuskeln sich ein wenig entspannten und ich etwas tun wollte, damit es ihr besser ging. Und abgesehen davon war es auch essentiell wichtig für unser Training, dass sie lernte Schwäche zu zeigen. "Glaub mir, wenn du anfängst den Schmerz zuzulassen und nicht mehr mit Wut dagegen ankämpfst, dann geht es noch sehr viel weiter nach unten. Du wirst dich deutlich schlimmer fühlen, als jemals zuvor. Aber das ist auch der einzige Weg, wie es überhaupt jemals wieder bergauf gehen kann." Ich ging zwei Schritte auf Lahja zu, legte eine Hand schwer auf ihre Schultern, als motivierende Geste, und hob meine Mundwinkel dabei zu einem vorsichtigen Lächeln. "Keine Folter mehr, für heute sind wir durch. Du hast sowieso viel länger durchgehalten, als ich eigentlich dachte. Ich hab noch-" Kurz wandte ich meinen Kopf in Richtung der Uhr, die an der Wand hing, ehe ich ihr wieder in die Augen sah. "Gut anderthalb Stunden, bevor ich langsam nach Hause gehen sollte. Wir wärs, wenn wir was Essen gehen und du füllst für mich die Lücken in deinem Lebenslauf? Ich hab bisher nur so viele Bruchstücke von dir bekommen, es wäre schön das alles auch in einen Zusammenhang bringen zu können. Und ich hab ein bisschen das Gefühl, dass du vielleicht auch einige Fragen an mich haben könntest."
ZACHARY WILLIAM COLES # 28 YEARS OLD # STRAIGHT EDGE
![[Bild: zac04.png]](https://i.postimg.cc/tgR61mn8/zac04.png)
|
|
19.07.2015 12:26 |
|
Nachrichten in diesem Thema |
|
|  |