RE: UNDERGROUND POKER
Lenn war nicht blöd – er bekam mit, dass Emma versuchte, ihn Abzulenken. Warum? Weil niemand ihn einfach in Frieden spielen lassen konnte. Sein bester Freund war immer dabei, ihn wegen des Spielens auszufragen. April lag ihm auch in den Ohren. Er hatte das doch im Griff, das war nur eine Runde Poker, alles gut. Was sich aber diese türkishaarige Frau dachte, was sie damit erreichte, wie sie sich benahm, dass war ein Rätsel. Frauen halt. Sie hatte ihn abgewiesen, zwei mal schon und sie hatte ihre Grenzen aufgezeigt und nachdem sie sich so – krass unverschämt – mit seinem Schlüssel, in seine Wohnung manövriert hatte, hatte sie sich nun gedacht, sie könnte das Recht behalten, ihn hier abzulenken? Sonst aber einfach eiskalt zu Ignorieren? Doch ihn jetzt nach Hause zu schicken? Nein, Fräulein, du bist nicht Dreh- und Angelpunkt der Welt und so ließ er auch nicht mit sich umspringen. Zwischen April und ihr gab es einen unfassbar großen Unterschied und es wäre gelogen, wenn ihn das nicht reizte aber was ihn nicht antörnte, wenn sie eine andere Frau begrapschte. Das funktionierte, zumindest bei ihm, nur, wenn er Besitzansprüche stellen durfte – alles andere verursachte nur Unmut. Also nutzte er seine Fähigkeit, alleine durch den Job, das Gesicht nicht zu verziehen aber er hatte sie im Augenwinkel. Ohne das sie das so Recht zu spüren bekam und sich etwas darauf Einbilden konnte. Das Blatt war auch echt gut für ihn, das war ein guter Abend und er schätzte diese Stimmung. Dieses angespannte, wer nun den Jackpot mit nach Hause nahm, das Adrenalin, ob man doch noch alles verlor – das war wie ein Drogenrausch. Nur nahm er dafür nichts ein und gerade setzte er auch nichts, was ihm nicht leicht war, zu entbehren und selbst wenn. Für dieses Gefühl hätte er es wohl wieder in kauf genommen, in Schwierigkeiten zu geraten. April war ja nun auch langsam aber sicher aus der Sache raus, wer ihm viel eher Gefährlich werden konnte, war Chas – Spielsucht war bestimmt keine Eigenschaft, die sich jemand zu schulden kommen lassen sollte, der für ihn arbeitete. Denn das war eine Schwäche. Eine enorm Große.
Was aber nicht einfach an ihm vorbei ging, weil er viel zu oft mit ansehen musste, wie sich Männer wie Chris zum Beispiel, von Frauen nahmen, was ihnen nicht zustand – dass Emma gegen ihren Willen festgehalten wurde. Immer wieder wanderten die Blicke dorthin und in das Gesicht des Mannes. Lenn musste abwägen, was er tun durfte und was nicht. Was in seiner Macht stand und was nicht. „ Spiel statt zu Fummeln.“ Raunte er deshalb Finster zu dem Mann herüber, der ihn eher schockiert ansah und auch etwas beleidigt. Bisher hatte der Mann nämlich kein Geschick bewiesen und die beiden kannten einander nicht. Es war ganz dumm gegenüber Lenn dann mit Trotz zu Reagieren und Emma noch unsanfter anzufassen, er gab eine Warnung raus und das reichte dann aber auch. Ganz ruhig legte er die Karten auf den Tisch, dass niemand sie einsehen konnte und erhob sich ebenso. Die Stimmung wurde eisig und zum zerbersten spannend. „ Jetzt lass sie einfach los, das hat hier nichts verloren. Ich dachte wir spielen Poker...“ Eigentlich unnötig, das Schicksal des Mannes war besiegelt und auch wenn das überhaupt nicht in seinen Momentanen Kräften stand, eher der fremde richtig aufgestanden war, hatte Lenn ihn an der Schläfe so gezielt getroffen, er sackte benommen in den Stuhl zurück. „ Das ist nicht meine Art Spiel-Stil. Danke die Herren.“ Das Geld war verloren, scheiß drauf. Der Kerl konnte Emma nicht zu Nahe kommen und er hatte gerade ganz andere Probleme, denn das Blut sickerte ungesehen durch den Verband. Fuck. Kurz sah er zu Emma, teils erbost und teils schwang da etwas wie Sorge mit. Ob darum, wie es ihr ging, ob er das Recht gehabt hatte, das zu tun oder aber um sich selbst? Egal, denn schon drehte er sich um, solange er noch erhobenen Hauptes diese Lokalität verlassen konnte, um dann in seinem Autositz zusammen zu sacken und nein, es dauerte nicht lange, bis seine Fingerspitzen rot gefärbt waren. Das Blut hatte sich einen Weg durch all die Schichten seiner Klamotten gebahnt... er legte die Waffe in seinen Schoß, nur, falls ihm jemand hinterher kam. Hoffentlich hörte das gleich von alleine auf, denn zu April zu gehen, dass versagte ihm sein Stolz und Chas würde ihm sonst was erzählen, wenn er wegen so einer Dummheit einen Arzt brauchte.
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