RE: UNION SQUARE
Apple rechnete gar nicht damit, dass diese Frage doch noch kommen würde. Sie wusste zwar, das man sich unter Freunden wohl vieles Anvertraute – das hatte Noah und Haily ihr nun schon beigebracht aber sie selbst war bisher die gewesen, die sich da raus gezogen hatte. Weil sie noch immer nicht verstanden hatte, dass dazu nicht nur die positiven Sachen gehörten oder die, die in die Freundschaft passten sondern manchmal auch die Sachen, die weniger schön waren. Chris hatte da auch nichts von Wissen wollen, er hatte so getan, als habe es diese Zeit in ihrem Leben nie gegeben und sie hatte diese Art schnell angenommen und Gedacht, dass wäre richtig so. Also sah sie ihn auch fragend an und musste eine Weile darüber nachdenken, wobei sie stumm in sein hübsches Gesicht blickte. „ Ich... ich weiß nicht ob du das hören willst.“ Sagte sie dann schließlich, weil sie alleine zu keinem Ergebnis kam. „ Wenn doch... dann nicht hier und jetzt.“ Nicht in einem Kaufhaus, während sie gerade wegen der Kleider anstanden und die Stimmung sich gerade wieder besserte. „ Das fühlt sich so... gezwungen an.“ Dabei beließ sie es auch vorerst, bis die beiden gezahlt hatten. Apple hatte ihn nicht vergessen aber das sie ihn erst zum Großeinkauf bewegte und auch zum kochen, dass hatte schon seinen Grund. Sie wollte für sich abwägen, ob sie bereit dazu war und ob Noah sie danach überhaupt noch ansehen könnte.
Wenigstens gelang es beim Kochen ein wenig die Anspannung zu minimieren, die beiden alberten herum, Noah hatte irgendwann Tomatensauce an seiner Nase und er konnte sehen, was ein Erfolg die beiden heute geschaffen hatten, als sie etwas selbstsicherer aus dem Bad kam, mit ihren neuen Sachen am Körper. Auch mal einem Kapuzenpulli, der einfach nur gemütlich war und einer Leggins, die zuließ, dass sie sich auch im Schneidersitz auf den Boden fallen lassen konnte.
Nach dem Essen stand sie eine Weile im Türrahmen und betrachtete Noah, der auf dem Boden saß und sich mit ein paar Leuten unterhielt – als ihm das auffiel, ging sie zu ihm, in die Hocke. „ Gehen wir eine Runde spazieren?“ Und als er einwilligte, freute sie sich und als die beiden auf der Straße angekommen waren – mit einem Bier in der Hand – begann sie von selber. „ Weißt du, ich hatte die Klamotten fast immer an. Ich habe auf der Straße gelebt, da hatte ich weder Platz noch Mittel für viele, verschiedene Arten von Kleidung. Ich bin da auch... irgendwie ganz schnell rein gerutscht. Drogen und Alkohol habe ich nie genommen, wie die meisten anderen, weil ich immer dachte, ich komm da auch wieder raus aber...“ Sie hob die Schultern. „...mit dem richtigen Schnitt, zu meinem Dad zu ziehen, hat das besser geklappt als jetzt wieder auf der Straße zu leben. Ich schwebe so zwischen drei Welten. Du solltest jetzt aber nicht von mir denken, die Arme. Looser und die, die sich bemitleiden die kommen nicht weit und das waren die, die sich in Drogen verloren haben. Meine... falschen Eltern haben mich versucht, gläubig zu erziehen und während der Bilderbuch Weihnacht und Ostern war das... okay. Ich hab den ganzen quatsch von Nächstenliebe wirklich geglaubt - dann kam ich ins heim und hab mir angehört wie meine Knochen ganz langsam brechen oder diese Männer. Die betrügen ihre Frauen weil sie auf minderjährige Mädchen stehen. Ich habe immer versucht ihnen den Geldbeutel zu stehlen. Manchmal habe ich bevor ich die Stadt verlassen habe die Familie zerstört indem ich bei den Ehefrauen war. Ich habe Männer erpresst und in der Kirche gestohlen. Das hat sich richtig angefühlt und das würde es sich auch wieder aber nicht in dieser Welt wo ich auch dich kennen gelernt habe. Und haily. Da habe ich kein Recht alle Menschen zu hassen. Das ist gerade einfach unfassbar Viel und... ich weiß auch noch gar nicht ob ich bereit bin, meine Ansichten so radikal zu überdenken." Denn immerhin war das auch ihr Schutz.
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