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MATT'S HOUSE
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Matthew Dawson
WHERE IS MY MIND?
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RE: MATT # MADISON # JAMIE
Man sollte meinen, dass man sich nach ein paar Tagen strikter Bettruhe daran gewöhnt hatte, aber nein. Absolut nicht. Wenn Madison, Kilian oder andere Freunde im Krankenhaus zu Besuch waren, dann versuchte ich das Beste aus der Situation zu machen, indem ich sie für meine Bedürfnisse hin und her scheuchte und mich darüber köstlich amüsierte, aber wenn ich dann alleine im Bett lag und nichts mit mir anzufangen wusste, stand ich mehrmals kurz vor der Verzweiflung. Vielleicht behielten mich die Ärzte auch deshalb so lange hier: Weil sie mir nicht abnahmen, dass ich mich in meinem eigenen Haus an die Vorschriften hielt und dadurch den Heilungsprozess verlangsamte. Und wahrscheinlich hatten sie damit sogar recht. Es konnte aber auch niemand hier ahnen, dass ich nicht nur zu meinem eigenen Wohl schnellstmöglich hier raus wollte, sondern auch für Madison. Ich merkte schon während unserer Nächte im Krankenhaus, dass der Entzug sie noch mehr mitnahm, als ich dachte. Eigentlich ging ich davon aus, dass sie das Schlimmste in der Klinik schon überstanden hatte, aber auch jetzt noch wirkte sie manchmal nervös und zittrig, was sie nur mit Schlafmitteln und Marihuana in den Griff bekam. Manchmal war diese Sucht wirklich so auffällig, dass ich schon darüber nachdachte sie zurück in die Klinik zu schicken, um ihr Fachpersonal an die Seite zu stellen, aber ich hatte das nur einmal bei ihr angesprochen und danach wieder ruhen lassen. Weil sie mir sagte, dass sie mich nicht allein lassen wollte. Dass sie meine Hilfe brauchte. Und gerade jetzt, mit Schmerzen an dieses Bett gefesselt, konnte ich das so gut nachvollziehen, dass ich diese Idee sofort aus meinem Kopf verbannte. Unsere körperlichen Probleme waren zwar äußerst unterschiedlich, aber wir beide waren aufeinander angewiesen. Wir beide wollten zusammen sein. Und wenn ihr meine Nähe nur halb so viel Kraft gab wie mich ihre Nähe gerade motivierte, dann ja. Dann würden wir den Rest auch ohne Klinik schaffen.
Auch nach mehreren Tagen waren Jamie und Gus noch immer die einzigen, die wirklich wussten, was geschehen war und wer Schuld an meiner Schussverletzung hatte. Madison hatte meine Mutter zwar gewesen, aber nach unserer ersten Konversation im Krankenhaus nie wieder danach gefragt. Und der Polizei, der erzählte ich, dass ich mich nicht erinnern konnte. Das war nicht Ungewöhnliches, sagten die Ärzte mir später, eventuell würde die Erinnerung mit der Zeit zurückkehren und vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass ich diese Option noch in der Hinterhand hatte. Dass ich doch jederzeit den Behörden erzählen konnte, was ich wusste. Jetzt allerdings noch nicht. Einerseits, weil ich so angeschlagen und bewegungsunfähig niemanden der Mafia plötzlich vor meiner Tür stehen haben wollte, und andererseits, weil dieses Arschloch mehr verdiente, als ein paar Jahre in einer Gefängniszelle. Ich wollte ihm in die Augen sehen, verdammt, und ich wollte, dass er mir sagte, weshalb es diesen Unfall vor einigen Monaten geben musste. Ich wollte ihm sagen, was mir durch den Kopf ging, ich wollte ihm die Vorwürfe machen, die er verdiente, ebenso wie meiner Mutter, und nicht das von einem Gericht erledigen lassen. Schon seit meiner Kindheit auf den Straßen in Compton wusste ich, dass man Konflikte persönlich zu lösen hatte und es fühlte sich diesmal so an, als müsste ich genau das tun. Jamie versuchte zwar mehrmals mich am Telefon vom Gegenteil zu überzeugen, aber sie wusste genauso gut wie ich wie gefährlich das werden konnte, wenn sich jetzt auch noch die Mafia in unser Leben einmischte. Und darüber hinaus kam es mir sogar ganz gelegen, was sich stattdessen in Los Angeles rumsprach, denn man ging davon aus, dass Chas diese Schussverletzung zu verantworten hatte. Kilian war derjenige gewesen, der das Gerücht in die Welt gesetzt hatte, nachdem er erfuhr, dass ich mich an nichts erinnerte, und angestrengt darüber nachdachte, wer das gewesen sein könnte. Chas schien ihm dabei am logischsten, vor allem nach dem, was mit Madison passiert war, also posaunte er es für jeden laut hinaus, der es hören wollte. Das passte vor allem gut mit der Zerstörung des Tattoo Studios zusammen, meinte Kilian, denn vielleicht hatte Chas meine Mitschuld daran herausgefunden und wollte sich jetzt rächen. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich das in unserem Umfeld, alle möglichen Leute erfuhren davon und tratschten es weiter. Nicht einmal Summer oder Haily klärte ich auf, denn obwohl ich es eigentlich besser wusste, wäre es nicht verkehrt, dass sie sich von ihm fern hielten. Chas verbreitete nur Unheil, bei jedem, und vielleicht war das hier die Chance uns alle ein für allemal von ihm zu lösen. Jamie und Gus waren ja nicht hier, um irgendjemanden über die Wahrheit aufzuklären, denn obwohl sie mir mehrmals anbot nach Hause zu kommen, blockte ich sie immer wieder ab. Anfangs begründete ich das noch damit, dass es viel zu gefährlich sei, aber sie stand trotzdem mehrmals kurz davor ihre Sachen zu packen und zu kommen, so lange, bis ich ihr am Tag vor meiner Entlassung sagte, dass es vielleicht gar nicht so verkehrt wäre eine Zeit lang mit Madison allein zu sein. Ohne Familie. Sie wäre immer willkommen, natürlich, aber vielleicht konnten meine Frau und ich die Chance nutzen, um uns noch einmal von vorne einander anzunähern. Ohne Familie und ohne andere Verpflichtungen außer uns selber. Das schien ihr letztendlich das schlechte Gewissen zu nehmen und sie davon zu überzeugen, dass sie noch ganz viele Dummheiten mit Gus begehen sollte, irgendwo mitten im nirgendwo.
Und ein Tag später war es dann tatsächlich so weit. Madison holte mich am späten Nachmittag mit unserem Van ab und brachte mich nach mehreren Tagen Abstinenz endlich wieder in unser schönes Haus. Von ihrer Seite war die Stimmung unheimlich angespannt, das merkte ich sofort, aber deshalb riss ich auch umso mehr dumme Witze und neckte sie manchmal so sehr, dass sie ganz offensichtlich an ihre Grenzen stieß. Aber das war okay, das musste auch so sein, und nachdem ich im Wohnzimmer mein neues Reich ausreichend inspiziert hatte, tätschelte ich ihr lobend den Kopf. So wie ich das kurz zuvor noch bei den beiden Hunden getan hatte. "Du hast dir ja richtig Mühe gegeben für mich. Mit dem Zeug hier könntest du eine ganze Fußballmannschaft bespaßen, da bin ich ja in Wochen nicht mit durch. Also falls ich das hier länger hinaus zögere, als nötig: Das ist alles deine Schuld." Grinsend sah ich noch einmal um mich, so als suche ich nach etwas, schüttelte dann aber enttäuscht den Kopf. "Gibts keine Walkie-Talkies? Damit ich dich immer nerven kann?" Funktionierte zwar auch mit einem Handy, war aber nur halb so cool. "Und Essen! Gibts was zu essen, Frau? Ich kann keinen Krankenhaus-Fraß mehr sehen."
MATTHEW NICHOLAS DAWSON # 39 YEARS OLD # HIPPIE PUNK
![[Bild: matt04.png]](https://i.postimg.cc/g2W8p0zz/matt04.png)
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20.03.2016 17:09 |
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