 |
MATT'S HOUSE
|
Verfasser |
Nachricht |
Gus Evans
REVOLT, REBEL, RESIST!
Beiträge: 165
Registriert seit: Jun 2015
|
RE: MATT # MADISON # JAMIE
Als Matt mich abends anrief und sein Gespräch mit der Frage begann, ob Jamie grad in der Nähe wäre, drehte sich in mir schon alles um. Seine Stimme klang komisch, er wirkte so unter Stress und beängstigt, und genau diese Vermutung sollte sich dann auch Sekunden später bestätigen. Er wäre gerade bei Madison im Studio, sagte er, und er fasste für mich auch undefiniert zusammen, dass mein sogenannter Bruder Chas sie gerade bedroht hatte. Und danach Jamie. Was genau vorgefallen war wollte Matt mir nicht erzählen, aber er bat mich im Moment ein Auge auf seine Schwester zu haben und sie vielleicht nicht grade im Dunkeln alleine nach draußen zu schicken. Mein Bruder sprach anscheinend selten leere Drohungen aus. Mit gemischten Gefühlen versprach ich Matt aber auf sie zu achten und vor allem, dass ich ihr nicht sagen würde, was los war. Das würde sie nur beunruhigen oder diesen Gedanken in ihrem Kopf festigen, dass sie für jeden nur eine Belastung war. Und abgesehen davon: Als ich das Telefon gerade aufgelegt hatte, war mir eigentlich schon klar, dass ich es nicht einfach dabei belassen konnte und dass ich mich nicht einfach damit zufrieden gab. Ich hatte keinerlei Erinnerung an meinen Bruder, er wusste allerdings genau, wer ich war. Und wenn er Jamie wirklich was antun wollte, dann sollte er mir das verdammt nochmal ins Gesicht sagen.
Viel wusste ich nicht über Chas, schon allein deshalb, weil ich nicht nachfragte oder versuchte wegzuhören, wenn jemand über ihn sprach, genauso wie bei Haily. Im Blut mochten die beiden vielleicht meine Geschwister sein, aber in meinem Kopf waren sie das nicht und das sollte auch so bleiben. Nur eine Sache hatte ich mitbekommen: Chas arbeitete seit Kurzem mit Madison in ihrem Studio und genau da würde ich ihn am nächsten Tag auch abfangen, kurz nach Mittag. Einen schlechteren Zeitpunkt hätte ich aber wohl gar nicht wählen können, denn als ich angespannt das Studio betrat stand ich in einem Berg aus Schrott. Alles war durcheinander, vor der Tür hing noch ein zerrissenes Absperrband der Polizei, es sah aus als wäre hier eine Bombe eingeschlagen. Und mitten in dem Chaos stand der Mensch, der sich mein Bruder nannte, gemeinsam mit zwei anderen Männern, und hob seinen wütenden Blick in meine Richtung. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte ich so etwas wie Überraschung darin zu erkennen, aber dann wurden seine Gesichtszüge wieder ganz hart und unnahbar. Sollte mir aber auch egal sein. Ich war nur hier, um loszuwerden, was ich sagen wollte, und das tat ich auch. Ohne ihn auf irgendeine Art zu begrüßen, vermittelte ich ihm klar und deutlich, dass er Jamie in Ruhe lassen sollte. Dass er nichts bei ihr zu suchen hatte und dass ich ihn in meinem Leben nicht sehen wollte. Ich drohte ihm damit die Polizei zu rufen, falls er ihr doch zu nahe kam, und wenn ich schon nichts gegen seine Drogengeschäfte ausrichten könnte, dann würde ich ihn zumindest anzeigen wegen Kindesentführung, so etwas verjährte nicht. Meinen Bruder erwischte ich damit aber anscheinend komplett auf dem falschen Fuß, denn er war es nicht gewohnt sich von irgendwem etwas vorschreiben zu lassen und das machte er mich auch sehr deutlich klar. Er schrie mich so wütend an, dass es immer schwieriger wurde meine Fassung zu wahren und mich nicht von ihm einschüchtern zu lassen. Er beleidigte mich, er wünschte sich ich wäre nie aufgetaucht, bedrohte Jamie noch einmal und als er mir wortwörtlich sagte ich solle auf diese Missgeburt lieber gut aufpassen, bevor ihr zufällig noch etwas passierte, holte ich aus und schlug ihm meine Faust ins Gesicht. Die beiden Männer, die mit Chas hier waren, eilten sofort zur Hilfe, innerhalb von Sekunden lag ich gekrümmt auf dem Boden, während sie gegen mich traten oder mich schlugen. So lange, bis Chas nach meinem Kragen griff, meinen Körper auf die Beine zerrte und mich einfach vor die Tür warf. Ich blutete aus der Lippe und aus einer Platzwunde an der Stirn, meine Rippen schmerzten unfassbar und um eines meiner Augen würde sich morgen ein dunkler Bluterguss bilden. Humpelnd musste ich mich durch die Straßen schleppen, aber bewusst steuerte ich diesmal nicht das Haus von Matt an, sondern versteckte mich unter irgendeiner Brücke, wo die Obdachlosen oft Zuflucht fanden. Leidend trank ich ein paar Bier und tat im kleinen Stil das, was ich am Besten konnte: Ich lief weg. Ich wollte hier nicht sein, in derselben Stadt, in der auch Chas und Haily lebten, ich wollte sie nicht bei mir haben, ich wollte nicht überall an sie erinnert werden, ich wollte einfach weg. Einen klaren Kopf kriegen, Distanz schaffen, mich wieder frei fühlen, während ich hier- so eingeengt war. Diesmal war mir aber sehr wohl bewusst, dass ich Jamie damit für immer verlieren würde. Ich konnte nicht einfach gehen, verdammt, und das machte mich so fertig, dass ich irgendwann nur noch zusammengekrümmt und verzweifelt dort saß, überfordert mit der gesamten Welt und vor allem mit dieser Stadt. Erst spät am Abend raffte ich mich wieder auf, humpelte nach Hause - oder eher in das Haus, in dem ich gerade mit Jamie und Matt lebte - und ließ mich selber hinein. Es war nichts allzu Ungewöhnliches, dass meine Freundin mich mal einen Tag lang nicht sah, manchmal stromerte ich einfach durch die Straßen und ein Handy besaß ich noch immer nicht, aber als ich an diesem Abend ins Wohnzimmer kam und meine Freundin ansah, die dort auf der Couch saß, war mein Gesicht noch blutverschmiert und der Ausdruck in meinen Augen in ganz anderer. Fast schon panisch blickte ich ihr ins Gesicht. "Jamie? Ich-- Kann ich mit dir reden?"
AUGUSTUS EVANS # 25 YEARS OLD # HOMELESS
![[Bild: gus04.png]](https://i.postimg.cc/rw0CVHWj/gus04.png)
|
|
07.03.2016 18:26 |
|
Nachrichten in diesem Thema |
RE: MATT # MADISON # JAMIE - Gus Evans - 07.03.2016 18:26
|
|  |