RE: TATTOO STUDIO
Als Matt auf sie zuging, sich neben sie setzte, war ihr erster Wunsch, sich ebenso an ihn zu lehnen – wie auf dem riesigen Bild vor sich. Madison tat das aber nicht – ihr Kopf wehrte sich sofort gegen den Herzenswunsch und Matt würde ihr durch seine Worte auch noch Beweisen, dass genau das, was sie tat, schon immer ihr Problem war. Madison fühlte sich als Kämpferin, schon immer in ihrem Leben, die Frühkindlichen Erinnerungen, die waren sofort abrufbar. Damals, als sie Matt getroffen hatte, in dem Leben, an das sie sich nicht erinnerte – war sie schon so weit davon weg gewesen und es war so viel passiert. Diesmal standen aber nicht viele Jahre zwischen ihr und dem Moment, als er in ihr Leben getreten war. Nicht sicher, das richtige zu tun, schob sie ihre Hand bis zu seiner vor und legte die schlanken Finger darüber. „ Du hast... von dem Moment an, wo du mich damals kennen gelernt hast, auf so viel verzichtet, was den Matt in meiner Erinnerung so prägt.“ Sie musste auflachen, egal wie schwer das Thema in der Luft lag. „ Meine... Bilder im Kopf sind von einem verschwitzten, über beide Ohren Grinsenden, halbnackten Matt... der an der offenen Kühlschranktür steht und mir davon berichtet, die heißeste Frau ever läge gerade in seinem Bett und müsste sich von seinen überragenden Fähigkeiten erholen. Du durftest mich nicht Küssen, bei mir schlafen oder gar mich spielerisch, sexistisch anfassen? Der Matt damals hätte die Nase gekräuselt und mir gesagt, dass wäre ja total Schwer - und Schwer wäre blöd und kompliziert. Mal ganz simpel gesagt, er wäre vor der Madison weg gelaufen, in die er sich dann verliebt hat.“ Eventuell war das untergegangen, sie erinnerte sich aber sehr wohl an den nervigen, lauten Mitbewohner von Kilian – wie der Matt von damals, dann aber zu dem Menschen wurde, der ihrem alten Ich so viel mehr hatte geben können, als die Welt an sich? Das fehlte. „ Wie ist... das alles passiert? Ich fühle mich... irgendwo ausgesetzt, in einem fremden Leben. Die Personen aber tauchen wieder auf, nur eben ganz anders. Alle enden an unterschiedlichen Punkten... Kate und Jacob?“ Unsicher sah sie Matt an. „ Habe... ich die beiden von mir gestoßen, wegen der Drogen? Wann... habe ich nach dem Entzug den Kontakt... wieder aufgenommen?“ Eigentlich verriet sein Blick alles. Genau so war es gewesen. In der schwersten Zeit ihres Lebens, da hatte sie alle von sich gestoßen und alleine gekämpft. Madison begann erstmals, Angst zu entwickeln. Langsam lehnte sie sich an seine Schulter, wie auf dem Bild. „ In dem Buch... da stand, du warst ihr Traummann, sie dürfte dir das aber nie sagen, sonst würdest du noch abheben. Wissen würdest du es aber, da war sie sich Sicher.“ Madison konnte ja nichts von dem Detaillierten Gespräch zwischen Matt und ihr über die Traumpartner erinnern, bevor sie zusammen gekommen waren. „ Das ist krass, wie sehr ihr euch Vertraut haben müsst.“ Denn da stand so viel dazwischen, im Kontrast... „... darf ich dir was sagen?“ Sie wartete auf sein Nicken, rutschte zu seinem Ohr hin mit ihren Lippen. „Ich habe nicht nur Angst, meinen Weg verloren oder... fühle mich deplatziert. Ich brauche auch jemandem zum anlehnen. Ich glaube... ich brauche dich zum Anlehnen aber dann... muss ich die Drogen los lassen. Das klingt... so armselig aber es ist ehrlich. Wenn du mir von deiner Frau erzählst, hat sie bestimmt oft diese Angst gehabt, wenn sie sich in neues und ungewisses Stürzt – dann funktioniert das alte nachher nicht mehr. Am Ende hat man nichts mehr. Seid dem Unfall habe ich das Gefühl, nur noch zu Suchen...“ Matt hatte ihr geholfen, Antworten zu finden. Er hatte ihr geholfen, für den Moment zu verstehen, dass sie das brauchte. Sich gerade an ihn zu schmiegen, wie eine kleine Katze. Diese Seite sah man so selten. Es zog sich bis sie inne hielt, die Augen vor sich gerichtet. „ Das wäre... heute unser dritter Abschied. Wir... sind gut darin.“ Nein, gar nicht. „ Was hättest du deiner Madison geraten, wenn sie so durcheinander war? Du bist... doch nicht der Typ, der sagt, was sie dann tun soll... was hat ihr bei Ausnahmesituationen geholfen?“ Noch immer versuchte sie nicht zu sehr auf der Cracksucht herum zu reiten.
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