RE: TATTOO STUDIO
Sie sog erstmals das in sich auf, was er ihr von ihrer Person und ihrer Vergangenheit erzählte. Auch ihr blieben die Parallelen nicht verborgen und das sie sich wieder auf einen Abgrund zubewegte, den sie allem Anschein schon mal gesehen hatte. Doch irgendwo in ihr war da diese Kämpferin, die, die nun zuließ, ihre Hand über ihre Schultern wandern zu lassen und sie ihre zart auf die von Matt legte. Die Madison, die zuließ, dass er die Tränenflüssigkeit darauf spürte, dass zittern ihrer Finger, vor Unsicherheit und diese Kämpferin wusste, die Schwäche einzugestehen und mit ihm zu teilen würde ihr Helfen. Auch wenn sie den Preis zahlte, ihn näher und näher an sich heran zu lassen und an ihr inneres. Sie ließ Matt mehr Anteil nehmen und dafür legte sie in seine Verantwortung, dass Vertrauen nicht zu Missbrauchen. Maddi wagte es sogar, den Kopf etwas zu heben, so das Matt von der Seite einen Blick auf die geröteten Wangen hatte. Die glasigen Augen. „ Hattest du es... auch jemals einfach mit mir?“ Weil sich das aber komisch anfühlte, über diese innigen Zeiten von sich zu Sprechen. „ Oder... mit deiner Frau?“ Wie Absurd, es war ein und die selbe Person. „ Es ist... nein, ich bin nicht okay.“ War sie nicht und sie würde ihn nicht belügen. Konnte sie nicht, denn das Crack war nicht in rettender Sicht und das hieß, sie musste ihn Wissen lassen, wo sie stand. Das sie eigentlich nicht mal so weit war, den Raum zu verlassen, indem sich diese Szenen mit Chas abgespielt hatten, die sich in ihre Erinnerung fraßen. Das sie kaum bereit war, schon aufzustehen, diese Schutzhalten aufzugeben und sich wieder irgendwas zu stellen – sei es nur, den Stuhl zu betrachten oder den Schreibtisch, an dem sie gerade erniedrigt worden war. Mit ihrer Einwilligung. Schwer und mit zusammen gekniffenen Augen stand sie auf, auch ihr Körper würde sich von den forschen Berührungen erholen müssen und das würde sie Tage daran erinnern. Sie bückte sich dennoch nach dem Crack, wobei sie die Hand von Matt nicht los ließ und legte beides offen auf dem Schreibtisch ab. Wenn auch mit einem winzigen Zögern. Das sollte ihr peinlich sein aber sie konnte es nicht verhindern, ebenso nicht, wie die Augen einen Moment zu lange daran hängen blieben. Bis sie es schaffte ihn endlich anzusehen, stattdessen seine zweite Hand ergriff. „ Okay. Also Kilian und Gus aber Summer nicht, damit Chas nicht... nicht von jedem von uns denkt, er kann sich wie ein Puppenspieler benehmen.“ Sie rührte seine Loyalität zu Freunden und seine Denkweise so, mit diesem bewundernden Blick sah Madison verdammt selten Menschen an. „ Danke...“ Das war wenigstens ein Anfang, ihn Wissen zu lassen, sie war Dankbar für seine Perspektive. War sie das? Ja verdammt, sie musste nur endlich diese weißen Steine aus ihrem Kopf bekommen. „ Ich ziehe mich... ich will mich umziehen und du rufst die beiden eben an?“ Maddis Hab und Gut war in dem Studio, Matt wusste das. Obwohl er jetzt erstmals sah, wie sie nun unter ihrem Schreibtisch, neben dem spärlichen Nachtlager – einem zusammengelegtem Schlafsack - eine Tasche hervor zog und sich einen schwarzen Kapuzenpullover und eine schwarze, löchrige Jeans schnappte. Beides hielt sie vor der Bluse, die sie in der Eile nicht mal richtig geknüpft hatte und betrachtete ihn Unsicher. Er würde verstehen, wie sie sich zum umziehen hinter einem der abgesperrten Bereiche versteckte aber in einen anderen Raum zu gehen wagte sie sich auch nicht. Das Crack lag zwar auf dem Tisch, für Matt Sichtbar aber wenn diese Verbindung zu ihm brach, dann brach eventuell auch ihr geweckter Wille, nüchtern zu bleiben und das konnte sie nicht riskieren. Wesentlich wohler fühlte sie sich in dem Autonomen Aufzug und Maddi hatte tatsächlich über all die Jahre ihre Cans in diesem Studio gelagert. Beim Aufräumen war sie darüber gestolpert. Einige Farben und eine Besonderheit, aus der untersten Schublade ihres Schreibtisches, steckte sie ein.
Der Weg würde die beiden zu einem Hochhaus führen, was ganz bewusst auf dem Weg zur Arbeit von Matt lag. Der Plan war, dass wenigstens Matt sich immer an die schöne Zeit der beiden zurück erinnerte und sie war ihm das auch Schuldig. Wenn sie es gemeinsam erschaffen würden, würde er es eventuell noch besser finden und sonst sollte er für sein Seelenheil schwarze Farbe darüber pinseln. „ Ich... ich hoffe es... gefällt dir. Beim Auszug... sind mit einige Dinge in die Hände gefallen und... das schien mir richtig. Das schien mir damals unheimlich wichtig gewesen zu sein. Das Motiv habe ich noch einige Male gefunden. Es sollte wohl auf jedenfall mal an eine Wand.“ Ohne zu sagen, worum es sich handelte, begann Maddi und schob die Kapuze über und den Schal über den Mund. Malen und Kunst, dass war schon immer ein enormer Teil ihres Lebens gewesen und hatte schon einige Wunden geheilt. Sie konnte sich in Farben, Perfektion, den winzigen Details verlieren und auch wenn sie Matt ab und an ein bisschen ausmalen ließ, reichte seine Gesellschaft vollkommen.
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