RE: ZIRKUS
Ausnahmsweise brachte ich diesmal nicht mehr Distanz zwischen uns, als Haily noch dichter an mich heran rutschte und mir damit gar keine andere Möglichkeit ließ, als den Blick wieder in ihre Augen zu heben. "Ja, ich weiß, viele Menschen sind so, aber du nicht. Du bist ganz anders und deshalb hast du es auch nicht verdient, dass ich meine Wut oder meinen Frust so an dir auslasse. Das mit Lucy war einfach- Ich weiß noch nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich weiß auch noch nicht, wie ich das jemals verarbeiten kann und ob ich das überhaupt jemals verarbeiten will. Ich hab noch keinen Weg gefunden das- zu akzeptieren, sie ist immer irgendwie in meinem Kopf und das schmerzt, aber- in dem Moment, als wir uns geküsst haben, hat sich auf einmal dieser Druck auf meiner Brust gelöst." Ich legte meine eigene Hand auf mein T-Shirt, dort wo das Herz saß, und schüttelte langsam den Kopf. "Alles hat sich nicht mehr so schlimm angefühlt und- keine Ahnung. Ich bin einfach überfordert und vielleicht hätten wir das- einfach nicht tun sollen." Es fühlte sich falsch an das zu sagen, weil diese körperliche Nähe zu Haily so schön gewesen war, deshalb wartete ich auch fast sehnsüchtig darauf, dass sie mir widersprach. Tat sie aber nicht. Im Gegenteil sogar: Sie schien ebenfalls der Meinung zu sein, dass unsere unterschiedlichen Lebensstile möglicherweise zu hart aufeinander geprallt waren. "Und mit Noah- Ich weiß auch nicht, was da in mich gefahren ist." Schwachsinn. Ich war rasend eifersüchtig. "Das geht mich auch eigentlich überhaupt nichts an. Er war eben bei mir und er hat mir gesagt, dass du gegangen bist und- dass es dir nicht so gut geht, also er scheint dich echt gern zu haben." Und wer war ich denn, dass ich mich dem in die Quere stellen konnte? "Genau wie ich auch. So wie du bist. Vielleicht bist du- naiv, weil du in deiner glücklichen, bunten Welt lebst, aber nicht scheinheilig, das hab ich nicht so gemeint. Du hast mir nie irgendetwas gesagt oder versprochen, das nicht stimmt." Ermutigend nickte ich ihr zu, weil ich ihr auf keinen Fall das Gefühl vermitteln wollte, dass sie sich in ihrer kleinen Welt schuldig fühlen musste. Dass daran irgendetwas falsch war.
Ich wollte gerade noch einmal abschließend nicken und unsere Differenzen damit beiseite legen, als sie mich mit der plötzlichen Umarmung mal wieder so unvorbereitet traf, dass es mir einfach nicht gelang mich ihr noch schnell zu entziehen. Absurderweise fühlte sich das diesmal aber auch gar nicht so schlecht an und ein bisschen zaghaft gelang es mir sogar ebenfalls meine Arme um sie zu legen und ihren Körper sanft an meinen zu drücken, ehe ich dann doch langsam nickte. "Ich komm mit und ich guck mir das Ganze auch mal an. Okay? Den Rest gucken wir dann einfach- wie es sich ergibt?" Ich wollte ihr nichts versprechen, das ich nicht halten konnte, und wenn Haily gleich anfing mit Noah herum zu turteln oder eine große Kuschelparty anzettelte, dann würde ich es mit Sicherheit nicht den ganzen Abend dort aushalten. "Komm schon, machen wir uns jetzt erstmal auf den Weg." Ihr trauriger Welpenblick wurde von mir so kommentiert, dass ich meine Hand einmal kopfschüttelnd gegen ihre Stirn stieß, während ich mich gleichzeitig vom Boden erhob und Noah schnell eine Nachricht schrieb, dass ich Haily gefunden hatte und dass ich sie zum Haus bringen würde. Danach sah ich abschätzend von der Seite nochmal in das Gesicht dieses durchgedrehten Hippies, bis ich resignierend aufstöhnte. "Okay. Nur, weil du es bist. Ich zieh das Ding alleine. Willst du dich etwa auch noch drauf setzen, weil das bequemer ist, als selber zu laufen?"
AIDEN RUTHERFORD # 28 YEARS OLD # HARDCORE
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