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ZIRKUS - Aiden Rutherford - 21.02.2016 15:43 Tief in mir wusste ich natürlich, dass ich kein Recht hatte Haily Vorwürfe zu machen. Ich wusste auch wie sie war, wie sie ihr Leben lebte und dass sie keinen Fehler begangen hatte. Ich war nicht wütend auf sie, ich war einfach- verletzt. Ich war eifersüchtig und verzweifelt und ich wünschte mir an Noahs Stelle sein zu können und gleichzeitig hasste ich es, dass gerade er da mit ihr im Bett liegen musste. Ihn zu sehen erinnerte mich an Lucy und ich wollte ihn nicht in meinem Leben, ich wollte nichts mit ihm zutun haben. Und ich wollte vor allem nicht, dass er mit der Frau schlief, die ich wirklich gern hatte. Egal wie platonisch diese Zuneigung zwischen den beiden sein mochte, das änderte nichts daran wie sehr das verdammt nochmal wehtat und wie ich erneut spüren musste, weshalb ich mich all die Jahre an niemanden binden wollte. Anstatt mich wieder in Drogen zu flüchten, ging ich jedoch auch in dieser Nacht einfach nach Hause und drehte meine Musikanlage auf vollste Lautstärke, so laut, dass ich meine eigenen Gedanken darüber nicht mehr hören konnte. Das penetrante Klopfen der Nachbarn ignorierte ich einfach, bis zwei Stunden später die Polizei vor meiner Tür stand und um Ruhe bat. Zehn Minuten lang schaltete ich verständnisvoll die Anlage aus, aber als ich mir sicher sein konnte, dass die Bullen sich nicht mehr in der Nähe des Gebäudes befanden, schallte die Musik nur noch lauter durch meine Wände. Erst, nachdem ich so viel gekifft hatte, dass ich darüber einschlief, drehte ich im Halbschlaf dann doch den Ton mit der Fernbedienung herunter. Als es am nächsten Morgen viel zu früh klingelte ging ich deshalb auch erst davon aus, dass meine Nachbarn sich bei mir rächen wollten, zog daher auch das Kissen über meinen Kopf und drehte mich einfach im Bett um, aber derjenige, der dahinter stand, ließ einfach keine Ruhe. Mehrere Minuten drückte er in regelmäßigen Abständen auf die Klingel, bis ich endlich genervt stöhnend aufstand, wütend durch den Flur zur Tür stapfte und sie aufriss, um mich lauthals zu beschweren, aber schon im Keim erstickt wurde, weil dahinter nicht etwa ein übermüdeter Nachbar stand, sondern Noah. Ebenso übermüdet, aber definitiv kein Nachbar. Ich wollte mir eigentlich gar nicht anhören, was er zu sagen hatte, und war schon drauf und dran die Tür vor seiner Nase wieder zu schließen, aber ungebeten drängte er sich an mir vorbei in die Wohnung, ließ mich gar nicht zu Wort kommen, sondern begann mit einem ewig langen Vortrag darüber, dass ich - seiner Meinung nach - kein guter Mensch war und dass ich mich jetzt endlich mal zusammen reißen musste. Er erzählte mir wie sehr Haily unter meinem Verhalten litt, nicht nur letzte Nacht, sondern schon die letzten zwei Wochen. Dass ich sie verletzt hatte, weil sie mich aus irgendeinem ihm unerklärlichen Grund wirklich mochte, dass sie sich seit meinem Verschwinden schon mit Bauchkrämpfen herum schlug und dass sie vor wenigen Stunden sogar abgehauen wäre, aus ihrem geliebten Haus, wegen mir und dem Stress, den ich ihr gerade zumutete. Das war der Moment, in dem ich damit aufhörte immer wieder spöttisch zu lachen und den Kopf zu schütteln, sondern die Arme vor meiner Brust verschränkte, schwer schluckte und nur noch fast regungslos auf den Boden starrte. Sie war gegangen? Sie wollte die Stadt verlassen? Dieses Haus verlassen? All das, was sie in den letzten zwei Wochen darin aufgebaut hatte? Noah schien zu merken, dass sich etwas in mir änderte, denn auch seine Stimme wurde ein wenig ruhiger und anstatt mir Vorwürfe zu machen, ging er jetzt dahin über mir Haily und ihre abstrusen Gedanken noch näher zu bringen. Ihr Hippie-Leben unterschied sich grundlegend von meinem, oft konnte ich ihre Entscheidungen nicht nachvollziehen und vielleicht würde ich auch niemals verstehen können, was wirklich in ihr vorging, aber sie war ein guter Mensch. Sie war wohlmöglich der beste, liebenswerteste, freundlichste und offenste Mensch, den ich je kennen lernen würde, und obwohl Noah Angst davor hatte, dass ich sie mit meiner negativen Art herunter ziehen oder sogar ganz zerstören würde, bat er mich eindringlich mit ihr zu reden. Er bat mich sie zu finden und zurück zu holen, meine Fehler wieder gerade zu biegen. Und vor allem bat er mich darum ihr zu zeigen, dass ich sie nicht hasste und dass ich nicht wütend auf sie war. Wenn ich mit ihrem Leben nicht zurecht kam, dann war das in Ordnung, dann sollte ich ihr das sagen, aber so einen Abschied hatte sie nicht verdient. Vor allem nicht Haily. Diesmal sollte ich es richtig machen und ohne es auszusprechen, wusste ich sofort, was er meinte. Lucy. Das hier war schließlich nicht das erste Mal, dass ich auf meinen Stolz beharrte und damit andere Personen mutwillig verletzte. Ich sollte diesen Fehler nicht noch einmal begehen. Lucy hatte mir vielleicht mehrmals verziehen, aber Haily war so nicht. Sie nahm diese Dinge noch persönlicher als meine verstorbene Freundin, sie konnte meine Wut weder nachvollziehen noch verstehen und sie litt darunter, körperlich und seelisch. Genauso wie Lucy damals unter meinem Verhalten leiden musste. Es war kein Geheimnis, dass ich mir bis heute Vorwürfe dafür machte wie ich unter den Drogen mit ihr umgegangen war, gleichgültig und verletzend. Bis heute war ich mir sicher, dass sie jetzt noch leben würde, wenn ich mich nie so in diese Sucht gestürzt hätte. Dann hätte sie sich niemals wieder auf Chris eingelassen, er hätte sie niemals wieder so tyrannisieren können und vor allem hätte er sie niemals umgebracht. Die Chancen waren sehr gering, dass sich diese Geschichte mit Haily wiederholte, aber die Erinnerung zeigte mir wie viel ich bereits zerstört hatte und genau deshalb nickte ich irgendwann auch zögerlich. Ich hatte doch nichts zu verlieren, außer meinen Stolz, im Gegensatz zu Haily, die gerade alles verlor, was sie sich hier aus ihren Träumen errichtet hatte. Noah und ich sprachen ab, dass wir getrennt voneinander nach ihr suchen würden, er würde die Stellen abklappern, an denen Tramper gerne standen, um mitgenommen zu werden, während ich zu dem Hotel von Chas ging und danach am Bahnhof gucken sollte, doch schon auf dem Weg zu Hailys Bruder blieb ich vor ein paar Plakaten stehen, die einen Zirkus in der Stadt ankündigten. Gestern war der letzte Auftritt, heute würden sie also zusammen räumen und weiter reisen. Was, wenn Haily das Plakat auch gesehen hatte? Würde sie nicht sofort darauf anspringen? Wäre das nicht eine günstige und vor allem aufregende Option, um die Stadt zu verlassen? Unsicher sah ich einmal die Straße hinab, aber auf die Gefahr hin, dass sie gerade tatsächlich bei Chas saß, drehte ich mich auf der Stelle um und fuhr mit dem Bus zu dem öffentlichen Platz, an dem gestern noch ein großes Zelt gestanden hatte. Unheimlich viele Leute waren gerade dabei die Überreste zu entfernen und alles wieder sicher zu verpacken, so viele, dass ich völlig überfordert am Rande der Wiese hin und her lief, irgendwo zwischen den alten Wagen nach Haily suchte und wollte schon gerade wieder aufgeben, als ich doch auf einmal wie erstarrt stehen blieb, weil dort mitten auf der Wiese ein Rollwagen stand. Der war vielleicht nichts Besonderes, aber das, was darauf lag, das schon: Eine Matratze. Nicht irgendeine Matratze, sondern die, die ich gestern durch die halbe Stadt bis in ihr Zimmer geschleppt hatte. War das ihr Ernst? Sie nahm die scheiß Matratze mit? Auf ihre Reise? Fassungslos schüttelte ich einmal den Kopf und gerade in dem Moment bewegte sich ein blondes Mädchen - eindeutig Haily - darauf zu und versuchte mit aller Kraft den Wagen durch die unebene Wiese zu einem Auto zu ziehen. Sie sah so ungeschickt dabei aus, dass ich schon wieder kurz davor war in Gelächter auszubrechen, in das Lachen, das nur sie aus mir heraus kitzeln konnte, aber dafür war die Situation doch noch zu angespannt. Und anstatt ihr noch länger dabei zuzusehen, ging ich auch lieber über die Wiese direkt auf sie zu und legte von hinten meine Hand über ihre Finger, nicht um ihr zu helfen, sondern viel eher, um sie aufzuhalten. "Die Matratze, Haily? Wirklich? Du nimmst die Matratze mit, wenn du gehst?" RE: ZIRKUS - Haily Stone - 21.02.2016 22:29 Das Plakat von dem Zirkus war wie ein Wink des Schicksals, zumindest in den Augen von Haily. Erstens kam man damit gut herum und konnte bestimmt auch ein bisschen weiter mit reisen, wenn einem der erste Ort nicht gefiel oder weit genug weg war. Die Verhandlungsbasis von Haily war dabei immer ein putziges Lächeln, Tiere tätscheln und je nach Laune ein bisschen zu helfen. Bei festem Versprechen mit anzupacken, waren die Menschen dann schneller abgefuckt, wenn sie sahen, dass Haily sich an feste Zeiten nicht halten konnte oder im zwischen den Kabeln schlief statt sie einzurollen. Alles schon da gewesen. Ein anderer Vorteil, die hatten eh Wagen und Platz, die Matratze wäre nicht so ein Problem wie in einem gewöhnlichen Auto. Auf der Wiese hatte sie das Rollbrett zurück gelassen, alles verhandelt und wollte ihr gutes Stück dann einladen. Ihr Rucksack mit den bunten Bändern und lauter Klimbims dran, der lag schon neben dem Wagen, zu dem sie hin sollte. Schon auf dem Weg schob sie die Ärmel des zu großen Pullovers, mit ausgeblichenen Stellen darauf, nach oben. Auch nichts neues war die Abneigung gegen körperliche Anstrengung. Ganz besonders mit Bauchschmerzen, übermüdet und bestimmt noch ein bisschen bekifft. Egal, bald war das Ziel erreicht und eventuell kam ihr ja doch noch jemand helfen, wenn sie nur laut genug jammerte oder Mitleidig genug aussah. Also stemmte sie sich mit ihrem Gewicht gegen den provisorischen Griff. „ Du sollst flauschig und kuschelig sein und nicht fett und schwer wie ein schlafendes Relaxo, Manno.“ Oh dieses Pokemon konnte man dicht bestimmt feiern aber nicht wenn man das Gefühl hatte, man müsste es durch die Gegend schieben. Doch das war gar nicht die Matratze an sich, was sie behinderte sondern eine warme Hand auf ihrer. Haily stand noch so neben sich, weil ihr Leben sich so radikal Änderte und ihr Herz doch noch bei dem Haus war, bei allem hier in Los Angeles und noch nicht bei der neuen Reise. Das war neu, auch für den kleinen Freak. Weil sie sich nun erst um die eigene Achse drehte, erschreckte sie sich deshalb aber auch vor einem Aiden, der vor ihr stand und Fragen stellte. Aus dem Gleichgewicht gekommen landete sie auf ihrem Hintern und sah verwundert in sein Gesicht. „ Was machst du denn hier – doch Sehnsucht nach deinen Eselfreunden?“ Nein, sie konnte nicht anders und sie konnte auch nicht anders ihn etwas anzulächeln und dann die Matratze. „ Oder fragst du so, weil du sie nun doch lieber behalten magst oder nur damit bei mir warst, um anzugeben, mit deiner neuen Matratze?“ Es fühlte sich direkt leicht an, Blödsinn zu Reden, wenn er da war und trotzdem zog sie die Beine an – ohne aufstehen zu wollen – weil sie sich Unwohl fühlte. „ Ich hatte noch keine neue, eigene, ganz für mich alleine Matratze und... dann steht eine in meinem Zimmer und ich soll sie da lassen, ohne darauf geschlafen zu haben? Nein, ich bin verrückt aber nicht so verrückt.“ Ja genau das. „ Ich war noch nicht bereit die da zu lassen.“ Dabei sah sie definitiv nicht auf die Schlafunterlage sondern in sein Gesicht. RE: ZIRKUS - Aiden Rutherford - 22.02.2016 01:11 Okay, gut. Die Situation zwischen uns war vielleicht angespannt, aber als Haily mir in die Augen sah und sich so erschrak, dass sie kurzerhand das Gleichgewicht verlor und auf dem Boden landete, konnte ich nicht anders, als laut aufzulachen. Verdammt, warum waren es nur immer diese komischen Freaks, die ich in mein Herz schloss? Ich hatte doch sonst nicht so viel Nächstenliebe in mir, aber dieses Mädchen erwärmte noch immer mein Herz. Jetzt nur noch viel mehr, als vorher. Nachdem ich von Noah wusste, dass auch sie mich irgendwie- mochte. "Richtig. Ich bin hier um meine Matratze zu holen, die ich nur zu dir geschleppt hab, um damit angeben zu können", ging ich kopfschüttelnd auf ihre ironische Frage ein, ehe ich langsam vor ihr in die Hocke sank, weil es nicht danach aussah, als wolle sie sich aus ihrer absurden Position wieder erheben. Dann musste ich eben zu ihr herunter kommen, um ihr ebenbürtig zu sagen, was mir auf die Brust drückte. "Nein. Genauso wenig wie du bereit bist sie hier zu lassen, bin ich nicht dazu bereit, sie gehen zu lassen." Eindringlich hielt ich ihrem Blick stand, um Haily ganz bewusst mit meinen vage gewählten Worten zu verunsichern, denn natürlich meinte ich damit viel eher sie, als das in Plastik eingerollte Stück Bett. "Und ich bin hier, um einzufordern, was du mir versprochen hast. Wenn ich dir eine Matratze schenke, dann hab ich einen Wunsch bei dir frei, erinnerst du dich noch? Du willst doch wohl nicht etwa gehen, bevor du deinen Teil der Abmachung erfüllt hast, oder?" Fast schon herausfordernd lehnte ich meinen Kopf ein wenig zur Seite, ließ aber gar nicht allzu lange auf meine Forderung warten. "Geh nicht. Nicht heute und nicht so. Komm mit mir zurück zu deinem Haus, zu all den Menschen, die wollen, dass du da bist - gerade heute -, schau dir an, was du geschafft hast, und feiere das auf dem Konzert, das du jetzt schon seit zwei Wochen planst. Wenn du morgen immer noch gehen willst, dann- okay, aber nicht bevor wir nicht wieder- cool miteinander sind." Nicht, bevor wir nicht wieder cool miteinander sind? Wow, Aiden. Aber das war nunmal das scheiß Problem, wenn man sich mit jemandem umgab, der sich so grundsätzlich von einem selbst unterschied und bei dem man nie wusste, woran man eigentlich war. "Das ist mein Wunsch. Im Gegenzug für die Matratze." RE: ZIRKUS - Haily Stone - 22.02.2016 07:13 Als Aiden vor ihr in die Hocke ging, ruhten die großen Augen von Haily noch immer auf ihm. " Du möchtest also mit Hailynator als Gegenleistung für die Matratze noch einmal abfeuern? Gute Wahl - würde ich mir selber auch wünschen." Behutsam lächelte sie ihn an aber wenn er ihr so nahe kam, dann erinnerte sie sich an gestern und an die schmerzen, die hier endlich wieder abgeklungen waren. " Du solltest doch ganz gut wissen, dass ich mich vor Verpflichtungen und Abmachungen gerne aus der Affäre ziehe..." Was sie tat stand in keinem Zusammenhang dazu, was sie tat und auch wenn sie ihn fixierte wie eine Katze, die genau wusste, sie durfte das nicht, griff sie mit ihren Fingern nach seinen und verkreuzte sie Eigenartig. " Das klappt so nicht - also ich bleibe, weil du mich hier so ertappt hast - aber wir müssen erst wieder cool miteinander werden, bro." Na wenn er such so dumm ausdrücken durfte, durfte sie das auch. " Weil sonst fühlt sich das alles blöd an und mir geht's... einfach nicht gut. Aiden das tut mir alles ganz Doll leid." Haily rutschte noch etwas auf ihn zu, während sie in sein Gesicht sah - vielleicht bekam er dann ja nicht mit wie sie näher kam. " Uuuund echt? Ich muss den ganzen Weg mit der schweren Matratze zurück?" Ja, das War ein begründeter Einwand, hatte nur rein gar nichts mit dem zu tun, was sie ehrlich belastete. RE: ZIRKUS - Aiden Rutherford - 22.02.2016 11:07 Ich sah auf unsere Hände, die sie liebevoll miteinander verkreuzte, und stellte dabei fest, dass dieser ganze Herz-Kopf-Konflikt schon wieder von vorne anfing, der mich damals auch bei Lucy so belastet hatte. Diesmal wusste ich allerdings bereits was auf dem Spiel stand und diesmal fiel es mir deshalb auch nicht ganz so schwer auf ihre Berührung einzugehen, ihr Hand sanft mit meiner zur drücken und meinen Daumen über ihre Fingerknöchel zu ziehen. "Mir tut es Leid, Haily. Es tut mir Leid, dass ich- den falschen Namen gesagt hab und es tut mir auch Leid, dass ich danach so wütend geworden bin. Gestern auch. Wenn mich irgendetwas oder irgendjemand verletzt, dann- versuche ich immer mich dafür zu rächen, indem ich die Person auch verletze. Das ist nicht richtig, ich weiß, vor allem bei dir nicht, aber das ist so etwas wie mein Schutzmechanismus und- ich hab noch keine Möglichkeit gefunden das abzustellen. Was ich gestern zu dir gesagt hab und was ich auch vor zwei Wochen zu dir gesagt hab, die Beleidigungen, das hab ich nicht so gemeint. Das war einfach- aus der Wut heraus. Da greife ich dann nach den Schwächen meines Gegenübers und hacke genau darauf rum." Eigentlich war das vollkommen inkompatibel mit dem Leben und den Prinzipien von Haily, mit dem guten Herz, das sie in ihrer Brust mit sich herum trug, vielleicht schaffte ich es auch deshalb nicht ihr in die Augen zu sehen. Stattdessen fixierte ich die ganze Zeit unsere Hände, so als wolle ich verhindern mich selber noch angreifbarer zu machen, indem sie in meinem Blick sah wie schwer mir das gerade fiel. Erst als es wieder um die Matratze ging und ich erneut unwillkürlich auflachen musste, sah ich sie für einen kurzen Moment kopfschüttelnd an. "Bei dem Rückweg kann ich dir aber wenigstens helfen." Ja klar, helfen. Ich sah schon kommen, dass ich diesen Rollwagen ganz alleine schieben musste und Haily die Situation lieber noch nutzte, um sich grinsend darauf zu setzen und sich nach Hause kutschieren zu lassen. Aber egal wie, Hauptsache sie würde mit mir kommen. RE: ZIRKUS - Haily Stone - 22.02.2016 18:52 Sie spitzte die Ohren, wie ein Hund, wenn er die Tüte mit den Leckerchen hörte. Er Entschuldigte sich bei ihr? Auch wenn er sie nicht ansehen konnte, sie hörte doch ganz genau, wie ihm das Zusetzte und nein, ihr bereitete das keine Freude sondern sie drückte deshalb nur fester seine Hände, Um ihm Mut zu machen. Damit es ihm besser ging. „ Wenn uns beiden etwas Leid tut, dann ist das... doch vielleicht ein ganz guter Weg.“ So was wie Gleichstand? Leider funktionierte das meistens nicht so, das wusste auch Haily und aus diesem Grund rückte sie auch noch etwas Näher an ihn heran. „ So sind... doch ganz viele Menschen. Fast alle Menschen. Je besser man sich kennt, desto gemeiner kann man werden – weil man Cheaten kann und die Schwachstellen des anderen ganz besonders gut kennt. Was er nicht an sich mag. Du kannst jemandem ja auch nicht damit weh tun, was er besonders bei sich leiden kann. Hast du aber geschafft – weil du mir wichtig bist und weil ich... die Welt nie aus deinem Blickwinkel sehe. Wie ich mich so benehme und wie das bei dir ankommt.“ Sie tippte sanft gegen seine Brust. „ Was mit Noah ist und war, das sollte dich nie verletzen und normal denke ich daran auch nicht und glaub mir, bei manch einem wäre ich nicht mal hinterher gelaufen. Bei dir aber schon. Weil du das nicht verdient hast, wenn dich etwas trifft. Genauso nicht, wie du an Lucy gedacht hast und ich dir damit weh getan habe – ich mag das nicht und ich mache das nicht mit Absicht. Eventuell... vertragen wir das Leben des anderen eher in kleinen Dosierungen und das war zu viel auf einmal? Weiß ich nicht aber mir geht es fürchterlich, weil ich dich verletzt habe und zwar so schlimm, dass ich gar nicht mehr hier bleiben konnte. Aiden – vielleicht bin ich doch einfach Scheinheilig mit meiner bunten, lieben Welt, in der alle singen und tanzen aber ich brauche die. Da ist nicht viel, für das es sich mehr lohnt zu leben, weil ich verstehe durchaus wie hässlich die Welt sein kann – ich lass sie nur noch hier rein.“ Sie tippte diesmal auf ihren Kopf, konnte sich das Grinsen nach so viel Ernsthaftigkeit nicht verkneifen. „ Dank zu viel LSD. Oder Weed. Naja... wenn wir bei Hippie bleiben, dann eher Weed aber ich mag LSD.“ Über ihren eigenen Krieg musste sie Lachen, was sie hatte zu dem Persönchen werden lassen, was sie war. War aber auch egal. Denn viel lieber nutzte sie ihre Chance für einen Blitzangriff, ihn in den Arm zu nehmen, weil das einfach gerade so schön war und weil das so gut tat. „ Kommst du denn mit mir? Auf das Konzert? Bleibst... du da? Und gucken wir, ob es sich gelohnt hat, die tausende von Meilen zu transportieren oder mitnehmen zu wollen...?“ Das würde sie – jetzt schon, fügte Haily inneerlich hinzu. Das Mädchen tippte mit dem Fuß letzten Endes gegen die Matratze, sie kam da mit ihren Fingern nicht dran. „ Muss ich Helfen, auch wenn ich noch Bauchweh hab und gar nicht geschlafen und eigentlich ja viel zu Müde für einen coolen Abend bin?“ Oh sie konnte ja so niedlich sein, sieh her, wie große, traurige Welpenaugen. RE: ZIRKUS - Aiden Rutherford - 23.02.2016 11:11 Ausnahmsweise brachte ich diesmal nicht mehr Distanz zwischen uns, als Haily noch dichter an mich heran rutschte und mir damit gar keine andere Möglichkeit ließ, als den Blick wieder in ihre Augen zu heben. "Ja, ich weiß, viele Menschen sind so, aber du nicht. Du bist ganz anders und deshalb hast du es auch nicht verdient, dass ich meine Wut oder meinen Frust so an dir auslasse. Das mit Lucy war einfach- Ich weiß noch nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich weiß auch noch nicht, wie ich das jemals verarbeiten kann und ob ich das überhaupt jemals verarbeiten will. Ich hab noch keinen Weg gefunden das- zu akzeptieren, sie ist immer irgendwie in meinem Kopf und das schmerzt, aber- in dem Moment, als wir uns geküsst haben, hat sich auf einmal dieser Druck auf meiner Brust gelöst." Ich legte meine eigene Hand auf mein T-Shirt, dort wo das Herz saß, und schüttelte langsam den Kopf. "Alles hat sich nicht mehr so schlimm angefühlt und- keine Ahnung. Ich bin einfach überfordert und vielleicht hätten wir das- einfach nicht tun sollen." Es fühlte sich falsch an das zu sagen, weil diese körperliche Nähe zu Haily so schön gewesen war, deshalb wartete ich auch fast sehnsüchtig darauf, dass sie mir widersprach. Tat sie aber nicht. Im Gegenteil sogar: Sie schien ebenfalls der Meinung zu sein, dass unsere unterschiedlichen Lebensstile möglicherweise zu hart aufeinander geprallt waren. "Und mit Noah- Ich weiß auch nicht, was da in mich gefahren ist." Schwachsinn. Ich war rasend eifersüchtig. "Das geht mich auch eigentlich überhaupt nichts an. Er war eben bei mir und er hat mir gesagt, dass du gegangen bist und- dass es dir nicht so gut geht, also er scheint dich echt gern zu haben." Und wer war ich denn, dass ich mich dem in die Quere stellen konnte? "Genau wie ich auch. So wie du bist. Vielleicht bist du- naiv, weil du in deiner glücklichen, bunten Welt lebst, aber nicht scheinheilig, das hab ich nicht so gemeint. Du hast mir nie irgendetwas gesagt oder versprochen, das nicht stimmt." Ermutigend nickte ich ihr zu, weil ich ihr auf keinen Fall das Gefühl vermitteln wollte, dass sie sich in ihrer kleinen Welt schuldig fühlen musste. Dass daran irgendetwas falsch war. Ich wollte gerade noch einmal abschließend nicken und unsere Differenzen damit beiseite legen, als sie mich mit der plötzlichen Umarmung mal wieder so unvorbereitet traf, dass es mir einfach nicht gelang mich ihr noch schnell zu entziehen. Absurderweise fühlte sich das diesmal aber auch gar nicht so schlecht an und ein bisschen zaghaft gelang es mir sogar ebenfalls meine Arme um sie zu legen und ihren Körper sanft an meinen zu drücken, ehe ich dann doch langsam nickte. "Ich komm mit und ich guck mir das Ganze auch mal an. Okay? Den Rest gucken wir dann einfach- wie es sich ergibt?" Ich wollte ihr nichts versprechen, das ich nicht halten konnte, und wenn Haily gleich anfing mit Noah herum zu turteln oder eine große Kuschelparty anzettelte, dann würde ich es mit Sicherheit nicht den ganzen Abend dort aushalten. "Komm schon, machen wir uns jetzt erstmal auf den Weg." Ihr trauriger Welpenblick wurde von mir so kommentiert, dass ich meine Hand einmal kopfschüttelnd gegen ihre Stirn stieß, während ich mich gleichzeitig vom Boden erhob und Noah schnell eine Nachricht schrieb, dass ich Haily gefunden hatte und dass ich sie zum Haus bringen würde. Danach sah ich abschätzend von der Seite nochmal in das Gesicht dieses durchgedrehten Hippies, bis ich resignierend aufstöhnte. "Okay. Nur, weil du es bist. Ich zieh das Ding alleine. Willst du dich etwa auch noch drauf setzen, weil das bequemer ist, als selber zu laufen?" |