RE: TATTOO STUDIO
Im Nachhinein betrachtet könnte man sagen, was zwischen Matt und Maddi in der Nacht passierte war ein Rausch. Wie ein Partyrausch oder ein krasser Rave aber das wurde dem nicht mal annähernd gerecht, wie sie sich dabei gefühlt hatte. Wie sie lachend auf seinen Rücken trommelte, als er sie in das Haus trug um seine Wettschulden zu begleichen, wie sie zuvor bei dem Wettrennen immer wieder in dem aufflockenden Sand ins Straucheln geraten waren und wie sie danach wütend ihre Fingernägel über seine Oberarme fahren ließ aber das nur für mehr Leidenschaft zwischen den beiden sorgte, wie sie sich allein mit ihren Augen gegenseitig begehrten. Das war wie der Ausschnitt aus einem Märchen und Maddi war auch am nächsten Tag eigentlich nicht bereit, diese Szenerie wieder zu verlassen. Seid dem sie sich an die Vergewaltigung erinnerte, war Sex eine Tortur und diente dazu, Crack oder Geld für Crack zu beschaffen – da existierte sonst nichts in ihren Gedanken. Das war anders bei Matt. Diesmal machte sie auch keinen Rückzieher, als sie sich auf seiner Hüfte aufbäumte und er ihren Körper mit seinen Fingern erforschte und sie an Stellen berührte, die sie so um den Verstand brachten, dass man ihre lustvollen Laute auch sicherlich bis nach draußen hatte hören können. Es jagte ihr auch keine Angst ein, wie sie ihn über sich zog und ihm durch das schon nasse Haar fuhr und ihre Nase in seiner Halsbeuge versenkte, während er keuchend zum Höhepunkt kam. Das alles konnte sie genießen. Nur der Morgen und die Wahrheit – die nicht. Die sah sie doch noch gar nicht. Eine Klinik? Einen Entzug? Das war die Bedingung an die er knüpfte, dass sie nach Hause kommen sollte? War das ihr Zuhause? Was war sie und wo gehörte sie hin? Die ganzen Zweifel brachen über sie herein, die Sehnsucht nach der Droge, die das alles in Schach hielt wurde größer – ja auch jetzt noch, schlaflos und eigentlich so unfassbar Zufrieden. “ Ich muss keinen Entzug machen, das ist nur eine Phase. Ich brauche nur etwas Zeit.“ Aber er blieb beharrlich bei einer anderen Sicht der Dinge. Immer tiefer in dieses Loch fallend wurde Madison ausfallender, kratzbürstig und um das hier nicht nur in einer grauenvollen Erinnerung zu behalten, griff sie irgendwann eilig ihre Sachen und verschwand. Sie wollte damit nicht konfrontiert werden, sie brauchte keinen Arzt und sie brauchte auch keinen Entzug. Das die Angst da mitschwang, verstanden beide noch nicht und auch nicht, dass dies das Gesicht einer absolut Süchtigen Person war, die gerade vor sich selber Rechtfertigen musste, nicht Abhängig zu sein.
Was daraus entstand? Nur mehr Schulden auf ihrem Zettel. Die nächsten Tage waren geprägt von Unruhe und ihr Konsum erreichte einen neuen Höchststand – vielleicht hatte Gus recht und Einsamkeit war einer der größten Auslöser. Nur verursachten die Abhängigen Menschen das meistens alleine. Maddi genauso. Denn ein Entschluss war gefasst. Sie musste weg, raus aus der Stadt und vermeiden, dass sie Matt noch einmal wiedersehen konnte und das Jamie erneut einen Versuch unternehmen konnte, die beiden zusammen zu bringen. Aus dem Grund bat sie am Abend Chas um ein Gespräch, er war der, der sie hier hielt und der ihr Ticket in der Hand hatte, mit genug Geld irgendwohin abzuhauen. Er wollte den Laden, sonst würde er hier nicht arbeiten nur wollte er auch ihren Deckmantel. Solange sie hier war, Inhaberin, würde niemals jemand auf das Studio aufmerksam werden. Änderte sich das, der Besitzer, die Cops würden sich fragen, was er auf einmal alles für Läden besaß. Maddi hatte keine Ahnung von der Tragweite seiner Geschäfte aber es gingen einige, Merkwürdige Dinge hier vor sich und eine Machtverteilung. Das war aber nicht ihr Problem, ihr Problem waren rote Zahlen bei ihm und deswegen gab sie sich auch wenig zickig, als sie ihn am Abend aufsuchte um mit ihm zu Reden. „ Chas... danke das zu Zeit hast. Ich mache das... kurz und knapp. Willst du den Laden gegen die Schulden und etwas Bargeld übernehmen? Ich will raus, als Inhaberin und aus der Stadt.“ Die Gründe gingen ihn nichts an, konnte er ihr denn nicht nur Zustimmen? Ohne das Studio zum tausch hatte sie ihm nichts anzubieten, um ihre Schulden zu begleichen.
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