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ZAC'S & NELE'S FLAT
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Lahja Emilia O'Neill
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Beitrag #11
RE: ZAC
Dieser Moment, in dem Zac inne hielt um ihr in die Augen zu sehen, den nutzte auch sie. Lahja fragte sich, was das hier zu Bedeuten hatte und ob sie die Notbremse ziehen müsste. Es war einfach zum einen Halt zu finden nach diesem emotionalen Gespräch und das verband sie nun mal unweigerlich mit Sex. Wie Kilian war das auch ein Mittel um sich Abzulenken. Ein Grund war mit Sicherheit auch, weil das letzte Mal so lange zurück lag. Nach dem Gefängnis war das mit den zahlreichen One Night Stands abgeschrieben, wenn man nicht Feiern ging dann blieb das eben auch aus. „ Ist das... okay für dich, wegen deiner Freundin?“ Sie wusste, die beiden hatten auch auf der Ebene Probleme. Sie kannte seine Situation aber sie wollte nicht, dass er Gewissensbisse bekam und sich irgendwo selber Absichern. Das Lahja diese Beziehung nicht ruiniert hatte, dass wusste sie bereits. Danach Küsste Zac sie schließlich auf die Lippen und ihr Verstand schaltete sich genau da ab, ihre Hände legten sich auf seine muskulösen Arme. Bei ihr war das immer etwas anders. Zac war für sie Attraktiv und Gutaussehend aber erst durch Berührungen wie eben diese Umarmung kam bei ihr das Verlangen auf. Im stillen dachte sie sich schmunzelnd, gut dass er eben erwähnt hatte, den Bezug ohnehin waschen zu wollen – denn sie hatte genug Respekt davor, sich nicht mit ihm in das Bett zu begeben, in dem er sonst neben seiner Freundin schlief. Wegen der Blessuren mussten die beiden Vorsichtig sein und nicht nur sie überlegte kurz, als ihr Oberteil auf den Boden gefallen war, ob das so eine gute Idee war aber eigentlich war es dafür auch schon zu spät. Lahja wollte nicht mehr einlenken. Die Lippen der beiden aufeinander, wie sie damit langsam seinen Hals und sein Schlüsselbein erforschte, dass fühlte sich zu gut an. Zacs Hände, seine Lippen und wie er mit ihr umging entlockte ihr zu viele Seufzer, die ihre Lust zum Ausdruck brachten. Sie zog seinen Körper schließlich zu sich auf das Sofa, lehnte sich zurück und griff in seine Haare, strich seinen Hals entlang, seinen Oberarm hinunter um zu seinem Becken überzuspringen und dann seine Hose zu öffnen. Spätestens da war beiden klar, es würde keiner einen Rückzieher machen und Lahja wurde etwas fordernder. Die Schmerzmittel wirkten auf der einen Seite und auf der anderen nutzte sie den noch vorhandenen Schmerz, wenn Zac seine Hände mal zu tief in ihre Haut vergrub, denn wie sie einmal zu hastig erwähnt hatte, konnte sie damit durchaus sehr gut umgehen.
Eigentlich hatte sie damit gerechnet, am nächsten Morgen würde sich das wie ein Fehler anfühlen und sie ihrem Trainer nicht mehr in die Augen sehen können. Aber das blieb aus. Merkwürdig gerade für Lahja, die mit sexueller Ebene doch öfter und langanhaltend ihre Probleme gehabt hatte. Das hier fühlte sich aber nur... gut und erleichternd an. Sie zog sich ihr Shirt über um das Bad aufzusuchen, denn es wurde eine ganz andere, unangenehme Realität greifbar. Kilian würde sie sich gleich stellen müssen. Sie hatte, wahrscheinlich wegen der Verletzungen, verdammt lange geschlafen und ihr Vater müsste gleich auch um den dreh wach werden von seiner Nachtschicht in der Kneipe. Wenn sie dann nicht langsam da wäre, würde er sie eh anrufen um nachzufragen. Etwas blass um die Nase, trotz der Katzenwäsche, kehrte sie also wieder zum Sofa zurück und raffte eilig alles zusammen. Was nichts mit letzter Nacht zu tun hatte, wie es auf den ersten Blick aussehen mochte. „ Zac, ich muss jetzt los in die Höhle des Löwen. Bist du da?“ sie hielt ihn nicht für einen Langschläfer und vielleicht war er auch schon Joggen, weil sie konnte ihn nirgendwo entdecken. Zur Not würde sie ihm nachher eine Nachricht schreiben. Irgendwoher kam nun auch das dringende Verlangen, den Ausbruch von Kilians Wut hinter sich zu bringen.


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03.08.2015 22:53
Zac William Coles
THINKING STRAIGHT


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Beitrag #12
RE: ZAC
Wie jeden Morgen war ich auch heute wieder in aller Frühe wach und so wie jeden Morgen startete ich auch heute in den Tag, indem ich mir direkt aus dem Bett meine Jogginghose und ein T-Shirt anzog, um joggen zu gehen. Lahja schlief anscheinend noch, aber nach ihrem nervenaufreibenden vergangenen Tag war das auch kein Wunder. Damit ich sie nicht weckte schlich ich so leise wie möglich durch die Wohnung und zog ganz vorsichtig die Tür hinter mir zu, nachdem ich ihr einen Zettel in der Küche hinterlassen hatte, auf dem stand, dass ich ein paar Dinge erledigen musste, aber am späten Vormittag wieder zurück wäre. Dazu gehörte unter anderem auch, dass ich nach einer guten Stunde des Rennens am Strand noch in der Bibliothek vorbei ging, um mir zwei weitere Bücher für meine Arbeit auszuleihen, und auch noch einen Stop im Supermarkt einlegte, bevor ich mich auf den Heimweg begab. Es war einfach schon ein Teil meines Tagesablaufs, dass ich gerade morgens viel Zeit für mich hatte, weil das in den depressiven Phasen meiner Freundin die schlimmsten Stunden waren. Entweder wälzte sie sich lange in einem unruhigen Schlaf, sie weinte viel oder sie lag nur apathisch in ihrem Bett. Meistens konnte sie sich erst am frühen Nachmittag dazu motivieren wenigstens vom Schlafzimmer in die Küche oder in das Wohnzimmer zu laufen. Wenn überhaupt. Deshalb war ich aber auch allein aus Gewohnheit schon irritiert, als ich die Tür aufschloss und genau in demselben Moment die Stimme von Lahja laut durch die Wohnung hallte. "Jetzt bin ich da", antwortete ich in deutlich ruhigerer Tonlage, als ich in der Tür zum Wohnzimmer stehen blieb und sie amüsiert ansah. "Guten Morgen. Wie gehts dir heute? Ich hatte dir die Dose mit den Schmerztabletten auf den Küchentisch gestellt, falls du noch eine brauchst. Hast du die gefunden?" Genauso wie bei Lahja hatte sich auch bei mir keine komische Spannung ausgebreitet, aber das tat es auch selten. Jede meiner Entscheidungen traf ich bewusst, ohne Alkohol oder Drogen, die die Hemmschwelle senkten. Es gab keine bösen Überraschungen, wie wenn man nach einem Filmriss morgens die Augen öffnete und eine unbekannte Frau neben sich liegen sah. Oder die sexuelle Anziehungskraft plötzlich bereute, die durch Rauschmittel begünstigt wurde. Genauso wie ich gestern entschieden hatte, dass uns diese intime Nähe nicht in unserem Umgang miteinander einschränken sollte, tat ich das auch heute und lächelte sie deshalb ganz normal an, als ich die Tasche mit den Einkäufen anhob. "Willst du noch schnell was frühstücken, bevor du gehst? Oder einen Tee? Kaffee?"


ZACHARY WILLIAM COLES # 28 YEARS OLD # STRAIGHT EDGE

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04.08.2015 09:18
Lahja Emilia O'Neill
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Beitrag #13
RE: ZAC
Nach einem Zettel oder etwas vergleichbarem hatte Lahja gar nicht gesucht und durch die Aufregung, was ihr gleich bevorstand, hatte sie auch keinen Gedanken an die Schmerzen verschwendet. Sie hörte aber wohl, wie die Tür aufging, als sie gerade die Klamotten mit den Blutflecken in ihre Tasche packte. Sie hoffte, für ihn sei es in Ordnung, wenn sie sich die Sachen ausborgte – aber Lahja wollte Kilian nicht direkt mit diesen Sachen entgegen kommen, auf denen sich die Kampfspuren der letzten Nacht befanden. Die junge Frau sah auf und dann gleich in das Gesicht von Zac, der sie angrinste „ Ohje, wie fit du auch schon am Morgen aussiehst – aber dir auch einen guten... Tag wohl besser. Wo warst du denn schon so früh?“ Denn im Gegensatz zu ihr war er ja nicht erst eben aus dem Bett gefallen. Sie war da eher ein wenig wie die Spezies Matt. Nach dem aufstehen sollte man ihr nicht mit wichtigen Dingen kommen, oder mit wichtigen, an die sie sich nicht Erinnern sollte. Ihre Bewegungen waren noch immer langsam und als er ihr das Angebot mit den Schmerzmitteln machte, fand sie, das war eine richtig gute Idee, im Gegensatz zu Frühstück. „ Es geht... ich Glaube ich bin viel zu Nervös um noch Schmerzen zu fühlen. Aber das Angebot mit einer Tablette nehme ich jetzt wahr, Morgens bin ich eher wie ein Maulwurf und sehe gar nichts. Bei Frühstück passe ich, sonst übergebe ich mich gleich hier in der Wohnung.“ Allein, dass sie so viel unnötige Kommunikation betrieb obwohl sie noch danach aussah, als könnte sie sich schonen, zeugte davon, wie durcheinander sie war und zu allem Überfluss klingelte auch noch ihr Handy in der Tasche. Sie versuchte es zu Ignorieren aber vielleicht war es doch noch mal Matt um ihr etwas wichtiges zu sagen, Fehlanzeige. Wie sie es sich Gedacht hatte war es Kilian, der schon wach war und seine Tochter wohl noch immer Zuhause vermisste. Sie ging also ran – er hatte mit Matt geredet und wusste, der war schon eine ganze Weile auf dem Weg zur Jamie ins Krankenhaus und wo sie denn bitte stecken würde. Ihre patzigen Antworten verrieten wohl, dass Lahja heute in der Laune war, sich von ihrem Vater provozieren zu lassen. Möglicherweise wäre es doch besser gewesen, zusammengeschlagen vor der Tür zu liegen als sich halbwegs erholt nach Hause zu bewegen. Sie legte damit auf, dass sie ja gleich schon da war und er aufhören sollte, den blutrünstigen Wachhund zu spielen. Da bekam Zac doch gleich den ersten Eindruck von einem harmonischen Miteinander der beiden. Danach vermied sie es deswegen auch ihn anzusehen, das Telefonat hatte ihr ungutes Gefühl nur verstärkt und sie suchte nach den Schmerzmitteln, spülte sie mit etwas Wasser aus dem Hahn herunter und sah auch dann erst den Zettel „ Oh, den hab ich gar nicht gelesen.“


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04.08.2015 16:21
Zac William Coles
THINKING STRAIGHT


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Beitrag #14
RE: ZAC
"Willst du eine ganze Liste, der Dinge, die ich getan hab, während du schlafend auf dem Sofa lagst?", fragte ich mit einem amüsierten Grinsen auf den Lippen und ging durch den Flur in die Küche hinein, wo ich die Einkäufe auf dem Tisch abstellte. "Ich war joggen, dann in der Bibliothek und danach noch auf dem Wochenmarkt und im Supermarkt. Und jetzt bin ich wieder hier." Ich warf Lahja einen kurzen Blick von der Seite zu, während sie eine weitere der Schmerztabletten zur Linderung in ihren Mund steckte, und räumte dann nach und nach meine Einkäufe ein. Nur einen Apfel behielt ich in der Hand, den ich mir zwischen die Zähne schob, als plötzlich das Handy von Lahja klingelte und sich anscheinend ihr Vater am anderen Ende der Leitung bemerkbar machte. Um ihr ein wenig Privatsphäre zu geben nahm ich die beiden Bücher, die ich aus der Bibliothek ausgeliehen hatte, und brachte sie im Wohnzimmer zu meinem Schreibtisch, verstaute sie im Regal darüber bei meinen anderen Fachbüchern und Lernutensilien, aber natürlich war diese Wohnung viel zu klein, als dass man vor einem Gespräch hätte fliehen können. Ich bekam jedes Wort mit, das Lahja mit ihrem Vater wechselte, und als ich gerade in die Küche zurück kehrte, um den übrig gebliebenen Apfelgrips in den Biomüll zu werfen, vernahm ich auch die vermutlich durchaus passende Beleidigung eines blutrünstigen Wachhundes, die Lahja für ihren Dad übrig hatte. "Ich bin mir sicher, dass du damit gerade die beste Grundlage geschaffen hast, um gleich gesittet mit deinem Vater darüber zu reden, was gestern passiert ist", sprach ich aus, bewusst ein wenig provokant, was ich aber versuchte mit einem schwachen Lächeln wieder wett zu machen. "Vielleicht solltest du mich besser als Streitschlichter mitnehmen. Du wirst es mir vermutlich nicht glauben - weil wir normalerweise diejenigen sind, die den Streit anzetteln - aber ich bin ziemlich gut darin." Eigentlich sollte das alles eher ironisch aus meinem Mund kommen, was ich mit dem weiterhin währenden Lächeln auch verdeutlichen wollte, aber aus irgendeinem Grund hielt ich in der Bewegung inne und zog diese Idee tatsächlich in Erwägung. Vielleicht um Lahja vor einem Rückfall zu bewahren und damit nicht unser mühevolles Training und unsere Fortschritte zu gefährden. Vielleicht auch, weil ich tatsächlich daran interessiert war, wo sie herkam und ob ihr Vater ihr wirklich so ähnlich war. Das wäre mit Sicherheit auch für meine Arbeit von Vorteil, also wandte ich ihr meinen Körper zu und zog die Schultern ein wenig an. "Also- ehrlich jetzt. Falls du glaubst, dass es dir irgendwie helfen könnte, dann komm ich gerne mit und unterstütze dich vor deinem Vater. Ich hab heute Nachmittag nichts vor."


ZACHARY WILLIAM COLES # 28 YEARS OLD # STRAIGHT EDGE

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05.08.2015 00:45
Nele Hensley
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Beitrag #15
RE: ZAC
Nele hatte in den letzten Wochen schon wieder das Gefühl, jeder Tag reihte sich sinnlos an den anderen und sie fand darin einfach keine Höhen. Ihre Mutter hatte versucht sie während eines Urlaubes zu motivieren aber es hatte einfach keinen Sinn. Selbst in dem schönen Hotel, in dem sie ihrer Tochter etwas Balsam für die Seele zukommen lassen wollte, gab es nichts, was sie von ihren düsteren Gedanken lösen konnte oder was es Wert schien, das Bett frühzeitig zu verlassen. Ihre Mutter verzweifelte nur von Tag zu Tag mehr, ihre einzige Tochter so schlapp und antriebslos zu sehen. Sie wünschte sich schon fast, dass die Manische-Phase endlich einsetzen würde, damit ihre Tochter zumindest Lachen konnte und die Eltern sich nicht jeden Tag in der Heimat darüber den Kopf zerbrechen mussten, ob ihre Tochter den nächsten Tag noch erleben würde oder wollte. Wieder in Zac´s und ihren vier Wänden war das auch nicht anders. Wenn ihr Freund morgens aufstand und seine Dinge erledigte, wenn er zur Arbeit ging, wenn er trainierte, dann tat seine Freundin nichts anderes als daheim die Zeit abzusitzen. Manchmal ging sie raus, ging eine Runde um den Block aber eigentlich auch nur um festzustellen, wie leblos die Farben in ihren Augen wirkten und wie andere Menschen an ihr vorbei zogen. Sie fühlte sich nicht als Teil der Gesellschaft und das schlimmste daran, sie machte sich nur selber fertig. Irgendwann hatte sie aufgehört mit Zac diese Gedanken zu teilen, wie sinnlos sie ihr Dasein fand, denn er konnte sie doch nicht verstehen. Lieber versuchte er sie dann in den Arm zu nehmen, aus dem Nele sich schneller wieder wand, als er sie dazu bekommen hatte und kehrte ihm den Rücken zu. Sie verlor auch den Blick dafür, wie weh sie den Menschen in ihrem Umfeld damit tat. Sicher würde man ihr gerne die Schuld dafür geben aber die traf sie eigentlich nicht, denn sie kam nicht dagegen an. Eines war aber neu. Zac hatte sich zumindest immer noch irgendwie Mühe gegeben, das es ihr besser ging. Hatte ihr versucht schöne Dinge aus dem Tag zu Berichten oder auch irgendwas, um ihr ein wenig Leben einzuhauchen aber in den letzten Wochen war er verdammt still geworden. Irgendwas fühlte sich komisch an, seid dem sie aus dem Urlaub wieder da war, aber sie konnte nicht definieren was. Vielleicht bildete sie es sich selber auch nur ein. Ihre einzige Hoffnung sah sie darin, sich heute mit mehr Uppern als gewöhnlich aus dem Bett zu locken. Sich mal wieder die Haare zu machen, sich das Gesicht zu schminken und die Jogginghose gegen ihre normalen Klamotten einzutauschen. Der Blick in den Spiegel blieb aber trotzdem voller Selbstzweifel und sie fragte sich schon kurze Zeit später, warum sie das getan hatte. Also folgten weitere Upper. Sie verlor den Überblick über die Menge und ließ sie deswegen auch unachtsam auf dem Wohnzimmertisch liegen, obwohl sie doch wusste, wie sehr ihr Freund mittlerweile gegen die Drogen in ihrem Körper war. Vielleicht wollte ihr Unterbewusstsein ihn auch Provozieren, aus ihm heraus locken, was los war – mit den beiden. Irgendwo war er doch auch das letzte, was sie hier noch hielt.
11.08.2015 18:54
Zac William Coles
THINKING STRAIGHT


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Beitrag #16
RE: ZAC
Ich selber verstand nicht einmal so richtig, was im Moment mit mir los war, aber diese Auseinandersetzung mit Lahja beschäftigte mich mehr, als ich das wollte. Es war grauenhaft im Jugendzentrum neben ihr zu arbeiten, aber durchgehend von ihr ignoriert zu werden. Sie redete kein Wort mit mir, wenn es nicht unbedingt nötig schien, sie sah mich nicht einmal an und immer, wenn ich versuchte einen Schritt auf sie zu zu gehen, dann blockte sie direkt ab. Sie wollte sich nicht mit mir auseinander setzen, das machte sie mir ganz deutlich, und während ihr Körper noch zu lädiert war und zu sehr schmerzte, um das Training wieder aufzunehmen, gab es da ihrer Meinung nach anscheinend auch keinen Grund für. Einerseits verstand ich natürlich ihre Wut, ich war nicht umsonst so darauf bedacht gewesen, dass sie bloß keinen Einblick in meine Notizen erhielt und dabei ging es auch nicht nur darum, dass sie sich mir gegenüber anders verhalten könnte, wenn sie davon wusste. Es war nicht richtig über sie und über meine Erfahrungen mit ihr zu schreiben und das dann sogar zu veröffentlichen, aber was war denn die Konsequenz? Sollte ich die Arbeit jetzt komplett vernichten, an der ich jetzt schon mehrere Monate saß? Noch ein Jahr an mein Studium dran hängen, um ganz von vorne zu beginnen? Oder einfach akzeptieren, dass ich damit Lahjas Vertrauen missbraucht hatte? Gab es tatsächlich nur diese beiden Optionen? Wenn es tatsächlich so wäre, dass ich ihr nur aus professionellen Gründen half - weil ich genau das irgendwann zu meinem Beruf machen wollte - dann wäre die Entscheidung nicht schwer. Dann würde ich auch jetzt als Erstes an meine Zukunft denken. Aber es war nicht nur das. Und es war auch nicht nur, dass ich sie als Mensch mochte oder dass wir gut miteinander reden konnten, da war mehr. Und das merkte ich, als zwei Tage nach unserer Auseinandersetzung auf einmal ein fremder Mann im Jugendzentrum auftauchte, der allem Anschein nach ihr Ex-Oder-Vielleicht-Doch-Nicht-Ex-Freund war. Ich hatte so viel über ihn gehört, da gab es keinen Zweifel. Einerseits freute ich mich darüber, dass Lahja völlig aus sich heraus brach und ihm fast in die Arme sprang, obwohl sie doch normalerweise immer darauf bedacht war ihre Emotionen in sich zu halten. Aber andererseits - da war noch etwas anderes in mir. Etwas, das sich wünschte, dass Lahja auch so mit mir umgehen könnte, wie mit ihm. Verdammt, ich wollte, dass wir endlich wieder so miteinander agierten wie vorher. So vertraut und so locker und so respektvoll, davon war jetzt nichts mehr übrig.
Dieser ganze Stress und diese Unsicherheit wirkte sich aber natürlich auch auf meine Beziehung aus. Angefangen damit, dass ich nicht nur einmal merkte wie froh ich darüber war, dass Nele gerade mit ihrer depressiven Phase zu kämpfen hatte und mir deshalb genug Zeit für mich selber blieb. Sie suchte nicht meine Nähe, sie wollte nicht viel mit mir reden und verbrachte, wie immer, die meiste Zeit in der Wohnung. Das gab mir genug Freiraum, um mich mit dem auseinander zu setzen, was in mir geschah, aber dabei merkte ich gar nicht, wie sogar die kleinen Gesten der Zuneigung nachließen. Und ich merkte auch nicht, dass Nele das sehr wohl verstand. Wenn ich momentan in der Wohnung war, dann verbrachte ich meine Zeit fast ausschließlich am Schreibtisch, um für mein Studium zu arbeiten. Ich schenkte ihr kaum noch Aufmerksamkeit, berichtete ihr nicht von meinem Tag, und obwohl es mir normalerweise immer wichtig gewesen war, abends mindestens eine Stunde neben ihr zu liegen, immer wieder vorsichtig ihren Rücken zu streicheln und sie mit Anekdoten aus meinem Alltag aufzubauen, rückte auch das momentan in den Hintergrund. Diese Beziehung war momentan einfach nicht mehr meine größte Priorität, das wusste ich selber, aber ich war zu blind, um zu merken, dass das auch vor Nele nicht völlig verborgen blieb. Trotz ihrer Depression und obwohl sie normalerweise in diesen Phasen kaum Interesse an mir zeigen konnte.
Genauso war es auch heute wieder, als ich nach Hause kam. Weil ich nie wissen konnte, ob meine Freundin gerade schlief, drückte ich wie immer leise die Tür zu, legte meinen Schlüssel im Flur auf der Kommode ab und schob mir die Schuhe von den Füßen. Auf dem Weg zur Küche blieb ich allerdings vor der Tür zum Wohnzimmer stehen, weil ich sie im Augenwinkel dort auf dem Sofa erkannt hatte, und lächelte schwach zur Begrüßung. Doch während ich normalerweise unheimlich sensibel war für jede Art der Veränderung - wie zum Beispiel die Kleidung, die sie trug, ihre Schminke im Gesicht oder die Tabletten auf dem Couchtisch - entging mir das alles völlig. Weil ich viel zu sehr auf mich selber fixiert war. "Du bist wach", stellte ich stattdessen nur fest und auch der übliche Kuss, den ich ihr normalerweise auf die Wange drückte, wenn ich abends Heim kam, blieb heute aus. Stattdessen lief ich mit meinem Rucksack einfach weiter in die Küche. "Ich war noch einkaufen und wollte schnell was kochen. Hast du Hunger?" Auch damit konnte man bei depressiven Personen nicht rechnen. Meistens musste ich Nele regelrecht zum Essen zwingen.


ZACHARY WILLIAM COLES # 28 YEARS OLD # STRAIGHT EDGE

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12.08.2015 14:20
Nele Hensley
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Beitrag #17
RE: ZAC # NELE
Nele richtete sich auf, als die Tür sich öffnete. Sie hatte irgendwo darauf gewartet, dass er kam und auch wenn sie Hochgefühle nicht haben konnte, ihr Herz klopfte zumindest nicht mehr ganz so Müde in der Brust. Normal war, dass Zac zu ihr kam und ihr einen Kuss auf die Wange gab aber er ging nur an ihr vorbei und stellte fest, das sie wach war. Starr richtete sich ihr Blick auf die Tür, an der er vorüber Gegangen war. In den Phasen ihrer Krankheit war es schwer, sich lange auf etwas zu Konzentrieren und deswegen wollte sie sich schon fast wieder zurück lehnen und dann eben weiter aus dem Fenster starren, als er sie danach fragte, ob sie auch etwas essen wollte. Auch wenn der Weg unglaublich Mühselig war, Nele erhob sich von dem Sofa und ging zur Küchentür um ihren Freund einfach nur zu betrachten. Wie er sich um alles kümmerte, wie er heute wohl den ganzen Tag alles erledigt hatte und... wie er wohl keinen Gedanken an sie verschwendete. Dieses düstere Loch tat sich auf und es verschlang sie auf einmal, trotz all dieser vielen Tabletten. Sie sah sich im Spiegel des Flures, betrachtete sich. Auch wenn sie schon wieder abgenommen hatte in der Depressiven Phase, man konnte immerhin 5% seines Körpergewichtes verlieren und das rasch, fühlte sie sich absolut deformiert. War es das? Lag da ihr Fehler? War sie zu langweilig? In der Phase, in der sie steckte, da machte man sich nicht für die Krankheit runter, die man hatte sondern für alles Mögliche. Sie selber war ja auch nie bereit, eine Therapie durchzuziehen, zu gut fühlte sie sich in den manischen Phasen und alles was angefangen wurde, fand in der Phase ein jähes Ende. Die Therapeuten sagten, es sei normal und für gewöhnlich entschieden sich Patienten immer erst nach einigen Phasen von auf und ab für eine Lösung aber Nele glaubte da nicht dran. Jetzt aber bezog sie Zacs Verhalten auf alles andere an sich. Auf ihre Art. Auf ihre Gestik. Vielleicht sogar auf ihre Augenfarbe. Weil gerade alles so wenig sinnig schien. In ihren Augen sammelten sich Tränen, manchmal war es kaum zu fassen, wie viele davon sie in sich hatte – wenn es ihr mal wieder schlecht ging. Gerade war sie auch weinerlich. Wieso halfen denn diese verdammten Medikamente nicht? „ Nein, ich will nicht essen.“ sprach sie aus und wollte sich abermals ins Wohnzimmer verziehen, sie brauchte wieder Ruhe. Sie war wieder erschöpft und Müde. Aber soweit kam sie nicht, in dem Türbogen zum Wohnzimmer sackte Nele zusammen. Gnadenlose Erschöpfung waren auch ein Begleiter von ihr, sicher auch, weil die Tabletten zu viel waren. Weil sie der Anblick von Zac überforderte und seine Freundin begann nur mehr zu weinen.
12.08.2015 18:40
Zac William Coles
THINKING STRAIGHT


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Registriert seit: Jun 2015
Beitrag #18
RE: ZAC # NELE
Ständig führten wir dieselben Dialoge immer wieder und deshalb hob ich auch jetzt nicht den Blick in Neles Augen, als sie wie gewohnt meine Frage ablehnte, sondern antwortete auch diesmal genau so, wie ich es immer tat. "Du musst doch was Essen. Ich mach genug für uns beide, dann kannst du es zumindest mal probieren." Ich konnte nicht einmal mehr zählen, wie sich diese Sätze schon zwischen uns gewechselt hatten, die Worte kamen ganz automatisch aus meinem Mund. Dabei musste ich mich nicht einmal auf meine Freundin konzentrieren, sondern konnte einfach weiter abwesend meinen Gedanken nachhängen. Ohne es wirklich bewusst zu merken waren wir an den Punkt gekommen, an den ich nie kommen wollte. An dem unsere Beziehung nur noch ein monotones Zusammenleben war, ohne Zuneigung und Liebe. Eine Routine ohne Wert. Jahrelang hatte ich ihr die Aufmerksamkeit geschenkt, die sie benötigte, egal ob sie diese erwidern konnte oder nicht, aber mit einem Mal war das anders. Mit einem Mal war da auf einmal eine andere Frau. Eine, die mir all das geben konnte, was ich von Nele schon wieder seit einigen Wochen nicht bekam. Körperliche Nähe, ebenso wie lange Gespräche. Und Spaß. Verdammt, wann hatte ich denn das letzte Mal aus vollem Herzen mit meiner Freundin zusammen lachen können? Ich konnte mich nicht einmal mehr daran erinnern.
In meinen Gedanken - und während ich aus meinem Rucksack die Einkäufe einräumte - entging mir auch, wie kritisch Nele wieder in den Spiegel sah, wie sich daraufhin die Tränen in ihren Augen sammelten und wie sie aus dem Türrahmen wieder verschwand, um ihren üblichen Platz auf dem Sofa oder im Bett erneut einzunehmen. Alles Routine. Erst ein leises, schluchzendes Geräusch aus dem Flur riss mich aus diesem Desinteresse für sie heraus und ließ mich in der Bewegung inne halten. Auch das war nichts Ungewöhnliches, Tränen gehörten zu besonders schlechten Tagen in ihrer Depression unweigerlich dazu, aber anstatt alles einfach stehen und liegen zu lassen und mich um meine Freundin zu kümmern, lehnte ich heute erst den Kopf in den Nacken und schloss für einen Moment die Augen. Ich war fast schon genervt von diesem bekannten Geräusch. Davon, dass es mich jetzt wieder davon abhielt einfach meinem geplanten Tagesablauf nachzugehen: Essen zu kochen und mich danach an den Schreibtisch zu setzen. Aber Nele war nunmal meine Partnerin, schon seit Jahren, und auf eine gewisse Weise liebte ich sie und ich würde sie auch immer lieben. Aus dem Grund sog ich auch tief die Luft in meine Lungen, legte das restliche Gemüse in den Kühlschrank und ging dann langsam in den Flur, wo ich sie auf dem Boden gekauert vorfand. "Ist heute kein guter Tag?", fragte ich mit sanfter, beruhigender Stimme, ging auf sie zu und ließ mich langsam neben ihr in die Hocke sinken. Meine Hand legte sich auf ihren Rücken, meine Finger streichelten über ihre Wirbelsäule bis in ihren Nacken, liebevoll und zärtlich. "Warum legst du dich nicht aufs Sofa und ich mach unser Essen, hm? Nur eine Kleinigkeit. Und danach schauen wir vielleicht einen Film?" Vorsichtig hob ich meine Hand, schob sanft eine Strähne ihres dunklen Haares hinter ihr Ohr.


ZACHARY WILLIAM COLES # 28 YEARS OLD # STRAIGHT EDGE

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13.08.2015 01:45
Nele Hensley
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Beitrag #19
RE: ZAC # NELE
Nele viel auf, wie ihr Zac irgendwann hinterher kam. Nach einer Weile, in der sie schon auf dem Boden saß und spürte, wie sie es aus eigenen Kräften nicht mehr auf die Beine schaffen würde. Jetzt kam er zu ihr? Jetzt Berührte er ihren Rücken und versuchte ihr Trost zu spenden und mit ihr einen Film zu schauen, bot er ihr an? Sie hatte wohl den Unterschied verstanden zwischen dem, was gerade zwischen den beiden war und was vor ein paar Wochen da. Er hatte keine Zeit mehr mit ihr verbringen wollen. Was in ihrem Kopf der Grund war, war aber sicher keine andere Frau sondern lag an ihr als Person. Sie war die, die es nicht Wert war, dass man Zeit mit ihr verbringen wollte. „ Warum willst du das jetzt? Auf einmal?“ Sie fragte die Fragen aber nur, ohne ihm die Möglichkeit zu geben, antwortete sie von sich selber aus „ Ich bin hässlich, abstoßend. Nicht mal ein Kilo schminke kann das wieder gut machen.“ Lange Zeit hatte sie aufgehört ihre Zweifel mit ihm zu teilen, was sie an so schlimmen Tagen in einen Abgrund riss. „ Du hast das auch endlich erkannt und jetzt hasst du mich.“ das war ihre Erklärung und sicher keine Lahja, die in seinem Leben aufgetaucht war, aus irgendeinem Grund würde sie das nie denken – weil er schon so lange bei ihr war. „ Außerdem bin ich langweilig. Ich bin immer müde. Ich schaffe nichts und ich halte nichts durch.“ damit hatte sie ja in ihren Depressiven Phasen recht aber sie beschrieb es so, als seien das ihre Charaktereigenschaften. Die sie damals, in ihrer Jugend aber doch nie gehabt hatte. „ Ich bin eine Versagerin Zac.“ weil diese Eingeständnisse sich in ihrem Kopf immer und immer wiederholten, versuchte sie sich von seinen Berührungen zu befreien, weil sie die ja nicht mal mehr verdient hatte. Um Energisch zu sein fehlte ihr die Kraft, deswegen wand sie sich einfach auf die andere Seite und legte die Handballen fest auf ihre Augen. „ Ich will das nicht mehr und ich kann das alles nicht mehr.“ Das war eine der längsten Dialoge, die ihr Freund seid dem Tag bekommen hatte, als die neuerliche Welle der depressiven Phase sie wieder überrollt hatte. Noch viel länger war es aber her, dass diese suizidalen Gedanken in ihrem Kopf herum schwirrten und sie das auch noch mit ihm teilte. „ Nicht mal die Tabletten helfen. Ich dachte, vielleicht... Redest du dann wieder mit mir? Über deinen Tag.“ es war wie damals, die selbe Situation. Für ihn wollte sie etwas erreichen, nicht diese Person sein, die jeder öde fand. Vielleicht würde Nele selber sehen, das über die Jahre zwischen den beiden etwas in die Brüche gegangen war aber in all den Phasen und in ihrem Leben, hatte sie sich einfach darin verbissen, ihn zu lieben. Zwischen den Redepausen konnte sie gar nicht aufhören zu wimmern und zu weinen, sie machte ihrem Freund auch das erste Mal klar, dass sie die Veränderungen spüren konnte, die es da zwischen den beiden gab.
13.08.2015 05:14
Zac William Coles
THINKING STRAIGHT


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Registriert seit: Jun 2015
Beitrag #20
RE: ZAC # NELE
Es war wie ein Schlag mitten ins Gesicht, als ich hörte, welche Vorwürfe Nele sich selber machte - und damit auch unterschwellig meinem Verhalten ihr gegenüber. Diese Distanz, die sich innerhalb der letzten Wochen langsam zwischen uns entwickelt hatte, war ja keine freie Entscheidung von mir, viel eher war ich da so hinein gerutscht. Ich merkte zwar, dass sich etwas in mir veränderte, aber die Auswirkungen waren mir nicht einmal ansatzweise so deutlich wie ihr. Dass ich vergaß sie zu küssen, ihr von meinem Tag zu erzählen oder mir nicht einmal auffiel, dass sie sich Mühe gegeben hatte mir zu gefallen. Dass sie Schminke trug, die ihr mit den Tränen an den Wangen hinab lief, fiel mir erst jetzt auf. Ebenso wie ihre Kleidung. Sie trug heute nicht die bequeme Jogginghose, sondern hatte sich tatsächlich umgezogen. Um hübsch für mich zu sein und um die Aufmerksamkeit zu bekommen, die ich ihr momentan nicht geben konnte. Mit Hilfe der Tabletten, die ich so verabscheute, und die mir ebenfalls erst jetzt dort auf dem Couchtisch ins Auge fielen. Ich hatte mich schon immer in der Pflicht gefühlt für Nele da zu sein und sie zu unterstützen. Es war meine Aufgabe für sie zu sorgen und darauf zu achten, dass es ihr gut ging. Dass sie zumindest den Kopf über Wasser hielt. Gerade hier, in diesem anderen Land, weit weg von ihrer Familie, wo sie niemand anderen hatte, der für sie da sein konnte. Und ich hatte immer alles für sie getan, was ich tun konnte. Bis vor ein paar Wochen. Das Problem dabei war - scheiße, ich hatte mich in der letzten Zeit so gut gefühlt wie schon lange nicht mehr, bis zu der Auseinandersetzung mit Lahja. Ich konnte mit ihr endlich mal wieder mein Leben in vollen Zügen genießen und die Belastung dieser Beziehung zu Nele darüber vergessen. Und genau das sollte mir jetzt zum Verhängnis werden? Dass ich ausnahmsweise mal wieder als Erstes an mich selber gedacht hatte? Musste ich mich jetzt entscheiden zwischen meiner eigenen Zufriedenheit und - ja, Nele nicht auch noch ihren letzten Lebensmut und ihre letzte Bezugsperson zu nehmen? Die Entscheidung war nicht schwer, ich würde mich immer für meine Freundin entscheiden, aber die Situation an sich war so belastend, dass ich von der Hocke ebenfalls auf den Boden sank, die Beine anwinkelte, meine Ellenbogen auf den Knien abstützte und mir mit den Handflächen fest über mein Gesicht rieb. "Ich hasse dich nicht, Nele", sagte ich ruhig, nachdem ich ein paar Sekunden lang versucht hatte diese Emotionen in mir zu ordnen. "Ich hasse dich nicht und du bist auch keine Versagerin. Ich liebe dich. Ich bin hier." Obwohl sie sich zuvor aus meiner Berührung heraus gewandt hatte, versuchte ich es nochmal, legte meine Finger auf ihre Schulter und streichelte vorsichtig über ihren Rücken. Manchmal hatte ich Glück, da konnten sie diese Berührungen beruhigen, aber manchmal fühlte sie sich dadurch auch einfach nur eingeengt. "Du hast eine Krankheit, das weißt du doch. Und wir beide wissen, dass du gerade nicht du selber bist. Aber das wird wieder besser. Bald geht es dir wieder gut, okay?" Ich ließ ihr trauriges Gesicht keine Sekunde aus den Augen, während ich meine Fingerspitzen immer wieder liebevoll über ihren Rücken zog. "Ich hab grad einfach- viel zutun. Im Studium. Ich hab dir nicht die Aufmerksamkeit gegeben, die du verdienst - und das tut mir Leid - aber das hat nichts mit dir zutun. Aber ich werde das wieder ändern, ja? Ich achte ab jetzt darauf. Du hast dich doch so hübsch gemacht heute, das hätte ich sehen müssen." Ich versuchte die Stimmung ein wenig anzuheben, indem ich schwach lächelte, aber ich wusste nicht einmal, ob sie das durch ihre Tränen überhaupt sehen konnte. Und etwas anderes drückte da auch noch schwer auf meine Brust. Suizidale Gedanken konnten bei einer Depression alltäglich sein, aber es war lange her, dass Nele etwas in die Richtung vor mir erwähnt hatte. Und weil ich wusste, dass ich professionelle Hilfe suchen musste, wenn dieser Sterbenswunsch zu prägnant wurde, lehnte ich meinen Kopf ein wenig zur Seite und versuchte herauszufinden, wie nah an der Grenze sie sich im Moment befand. "Ist es wirklich so schlimm gerade? Schon länger? Dass du das Gefühl hast, du kannst und willst einfach nicht mehr? Was würdest du sagen, auf einer Skala von 1 bis 10, wie schlimm ist es? Etwa?"


ZACHARY WILLIAM COLES # 28 YEARS OLD # STRAIGHT EDGE

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13.08.2015 11:51
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