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KILIAN'S FLAT
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Lahja Emilia O'Neill
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Beitrag #141
RE: KILIAN # LAHJA
Lahja war einfach blind vor Wut. Hätte sie nur geahnt, dass dieses dumme Miststück ihren Vater bezirzte! Sie wäre sofort aufgetaucht aber stattdessen kümmerte sie sich um ihre Sorgen und erst einige Tage nach dem Anruf von Kilian stattete sie diesem einen Besuch ab. Leise verschaffte sie sich zutritt zur Wohnung, hatte eigentlich nur etwas in ihrem Bett schlafen wollen, weil sie mal wieder Stress in der neuen WG hatte und sich am Kühlschrank bedienen. Aber da standen Sachen in ihrem Zimmer? Fremde Schuhe, fremde Jacke? Wen hatte sich ihr Daddy denn da schon wieder angelacht? Weil ihr Privatsphäre Fremd war, wenn es um den Rest ihrer kleinen Familie ging, bewegte sie sich auf das Zimmer ihres Vaters zu um dann den Schock ihres Lebens zu bekommen. War er wahnsinnig? Was war nur los mit ihm? „ Ist das euer scheiß Ernst?“ Zu viel mehr reichte es nicht, eher alles um Lahja rot wurde und sie sich auf Nele zustürzte. Definitiv auf der Liste von Menschen, die ihr nie wieder über den Weg hätten laufen müssen. Erstmal zog sie sie unsanft von ihrem Vater weg, wobei Kilian ein finsterer Blick traf. Lahja zentrierte aber ihre Wut lieber auf die Ex, die ihr schon Zac versucht hatte auszuspannen. Da war noch so viel Ärger, den sie nie raus gelassen hatte – und Nele war schwächer als Kilian. Auch Maßgeblich wichtig. Denn hier konnte sie sich austoben ohne besonders viel Gegenwehr. Das hielt sich, bis sie sie erfolgreich aus dem Zimmer verjagt hatte. Schade das die Lampe sie nicht getroffen hatte aber da gab es ja noch immer Kilian. „ Was ist falsch mit dir? Du bist viel zu Alt! Mit dem Miststück hat Zac mich betrogen! Das könnte auch deine Tochter sein - du bist so Ekelhaft. Und du lässt diese kranke Schlampe auch noch in meinem Zimmer leben? Eigentlich müsstest du alles anzünden, wo die sich aufgehalten hat.“ Sie konzentrierte sich nun auch Kilian, als sie einen angewiderten Laut machte, angedeutet auf den Boden spuckte aber an ihm ließ sich die Wut so schlecht raus lassen. Zumindest Körperlich und so drehte sie sich auf dem Absatz um. Perfekt, Nele zog noch ihre Schuhe an – wobei sie sie unsanft anging, gegen die Haustür schubste, trat um dann die Faust zu heben. „ Lass dich hier nie wieder blicken – kriech zurück in deine Anstalt wo du her kommst. Niemand will dich.“ Selbst Lahja würde diese Worte noch bereuen.


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20.01.2017 21:17
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Kilian Thomas Carter
THE MISTAKES OF MY YOUTH


Beiträge: 147
Registriert seit: Jun 2015
Beitrag #142
RE: KILIAN # LAHJA
Kilian war von diesen vielen ungeklärten Fragen in seinem Kopf und dann auch noch von dem auf einmal so unpassenden Kuss selber so abgelenkt, dass er ebenfalls nicht mitbekam wie sich die Haustür öffnete und Lahja in die Wohnung hinein kam. Unsicher hingen seine Lippen noch an denen von Nele, hin und her gerissen, ob er sich darauf einlassen wollte oder ob die einzig richtige Reaktion wäre sie näher zu diesen Narben an ihren Handgelenken zu befragen, aber letztendlich schob sich seine Hand doch sehnsüchtig an ihre Hüfte. Er war gerade dabei sich dicht zu ihr zu lehnen, um seine Sorgen unter dem Kuss zu begraben, als urplötzlich seine Zimmertür geöffnet wurde und noch ehe er sich umdrehen und erkennen konnte, wer dort hinein kam, nahm Lahjas lautes Geschrei schon die gesamte Wohnung ein. Scheiße! Verdammte Scheiße! Augenblicklich saß Kilian kerzengerade im Bett, er hob beschwichtigend seine Arme, versuchte auf seine Tochter einzureden, aber diese schien es viel eher auf die junge Frau neben ihm abgesehen zu haben, als auf ihn. Während er noch selber aus dem Bett aufstehen konnte, übernahm Lahja das für Nele, brutal und mit vollem Körpereinsatz, aber obwohl ihre Gewalt automatisch den Beschützerinstinkt in Lahjas Vater weckte, war er noch immer viel zu perplex, um angemessen zu reagieren. Erschrocken stand er nur dort, entschuldigte sich immer wieder und versuchte verbal seine Tochter zu beruhigen. Was blieb ihm denn auch anderes übrig? Wenn er sich jetzt zwischen die beiden schob, dann würde Lahja auf ihn losgehen und wie das endete, das hatten sie schon mehrmals erlebt. Wenn er Nele in Schutz nahm, dann provozierte er dasselbe. Und wenn er sich auf die Seite seines Sprösslings schlug? Was würde das mit der jungen Frau anrichten, die er gerade noch einmal ganz anders kennen gelernt hatte? Warum fühlte es sich falsch an sie auf einmal ganz alleine vor die Tür zu setzen? Warum sträubte sich auf einmal alles in ihm dagegen sie sich selbst zu überlassen? Selbst dann noch, als Lahja ihn auf einmal hasserfüllt ansah und als er nicht nur hören musste, dass Nele anscheinend die Ex-Freundin von Zac war, sondern damit gleichzeitig auch die Person, die damals versucht hatte sich in der Badewanne der eigenen Wohnung das Leben zu nehmen. Kilian hatte schon so viel über sie gehört, er hatte sich so oft anhören müssen wie seine Tochter über Nele redete, aber bis jetzt, bis zu diesem Moment, war es ihm nicht gelungen den Zusammenhang herzustellen zwischen diesem psychisch kranken Mädchen damals und der jungen Frau, mit der er jetzt ein paar reißerische Nächte verbracht hatte. Sie war tatsächlich dieselbe Person. Nele war die Ex-Freundin von Zac und während er zwar noch immer versuchte Lahja monoton zu beruhigen, war Kilian gedanklich auf einmal ganz weit weg. Erst als seine Tochter im Flur erneut auf Nele losging, diesmal noch härter als zuvor, sträubte sich auf einmal etwas so vehement in ihm, dass er zielstrebig auf die Tür zu lief und seinen eigenen Körper zwischen die beiden Frauen schob. "Verdammt nochmal, es reicht jetzt, Lahja!", schrie er plötzlich so laut, dass der kurze Schock darüber genug Zeit einbrachte, um Nele mit einer Hand auf die Beine zu helfen und die Tür für sie zu öffnen. "Du gehst jetzt besser", raunte Kilian ihr daraufhin zu, streng und hart, weil er nicht sensibel genug war, um auf seine Wortwahl zu achten. Er wusste doch eigentlich, was Depressionen mit einer Person anstellen konnten und wie jedes böse Wort oder jede Form von Kritik sich so anfühlen könnte, als würde die Welt unter einem zusammenbrechen, aber diese gesamte Situation war so nervenzerrend für alle Beteiligten, dass seine Stimme wohlmöglich gemeiner klang, als er es beabsichtigte. Eigentlich wollte er Nele nur loswerden, um sie vor seiner Tochter zu schützen, denn als er daraufhin wieder in Lahjas Gesicht blickte, schien der Ausdruck in ihren Augen nur noch wütender. "Ich hatte keine Ahnung, wer sie ist, Lahja!" Sofort ging Kilian wieder dahin über sich selber zu verteidigen und gleichzeitig auch die Situation ein wenig zu beruhigen. Hoffentlich. "Ich wusste nicht, dass sie mit Zac zusammen war, ehrlich. Oder dass er dich mit ihr betrogen hat. Sie hat mir nur gesagt, dass sie dich kennt und dass sie Zac kennt und ich wollte ihr eigentlich nur dein Bett für eine Nacht anbieten, damit sie nicht in der Kälte schlafen muss, aber-- dann ist es einfach passiert. Es tut mir Leid, wirklich! Das war nicht richtig, das hätte ich nicht tun sollen, aber- das war viel eher meine Schuld, als ihre. Ich hätte mich nicht auf sie einlassen dürfen. Ich hätte es besser wissen sollen." Warum um Himmels willen nahm er Nele denn jetzt auch noch in Schutz? Warum zog er die Wut von Lahja eher auf sich selber, als sie einfach auf dem jungen Mädchen abzuladen, die doch sowieso nur eine schnelllebige Affäre für ihn sein sollte?


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23.01.2017 16:54
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Lahja Emilia O'Neill
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Beitrag #143
RE: KILIAN # LAHJA
Mist – es hatte so gut getan, endlich ihren Frust an Nele ablassen zu können. Den Frust darüber, wie Zac und auch irgendwie sie selbst, sich die Schuld an dem Suizid Versuch gegeben hatten. Endlich konnte sie Nele fühlen lassen, wie wütend sie gewesen war, dass sie ihre Finger nicht hatte von Zac lassen können und ihn letzten Endes doch herum bekommen hatte obwohl das zu dem Zeitpunkt ihr Glück darstellte. Immer wieder hatte seine Exfreundin Hilfe von Zac bekommen und sie hatte doch kommen sehen, wie diese Person ihr das Messer in den Rücken stechen wollte. Lahja war so verdammt wütend auf einmal, schon lange hatten ihre Aggressionen nicht mehr ein solches Ausmaß angenommen und natürlich war das alles nicht ihre Schuld gewesen. Nicht die von Zac. Nur Neles. Wieso war sie nicht nach Hause verschwunden, damals schon und wieso war sie wieder hier? Es erinnerte Lahja nur einmal mehr an Zac, seine Verlobte und seine Tochter. Alles, was sie mit ihm nie haben könnte und gerade war es ziemlich einfach, Nele als Knackpunkt zu sehen. Als die Verursacherin. Nicht als die Person, die sich das auch alles vielleicht einmal mit ihm gewünscht hatte aber die in der Jugend von einer schweren, psychischen Krankheit heimgesucht worden war. Kilians erste Worte schafften, Nele diese Rolle noch viel mehr zuzustecken. Hatte Nele das Absichtlich gemacht? Hatte sie es Lahja noch Wissen und Spüren lassen wollen, dass sie mit ihrem Dad geschlafen hatte? Das sie in ihrem Zimmer gelebt hatte? Sich ins Fäustchen lachend? Wieso sonst hätte sie verschweigen sollen, wer sie wirklich war? Leider hatte Kilian durch das eindrucksvolle erheben seiner Stimme noch immer die Wirkung eines Vaters auf sie, der auch eine Autoritätsperson sein konnte. Zumindest wenn er sich so Strikt verhielt, Laut und eben auch ein gutes Stück größer als sie. Je länger sie aber begreifen musste, Nele war nicht mehr da, desto mehr stieg ihre – ohnehin schon angestaute Wut. Immerhin hatte sie auch sonst in ihrem Leben nur Menschen um sich herum, die ihr das Leben möglichst schwer machen wollte. Wo waren Matt oder Noah wenn man sie brauchte, verflucht? Selbst über diesen Gedanken ärgerte sie sich wirklich, Schimpfte auf beide im Stillen, nicht hier zu sein. In solchen Augenblicken fehlte Lahja jegliche Verhältnismäßigkeit aber dann – dann sah sie zu Kilian auf und was hörte sie da? Er nahm diese Schlampe auch noch in Schutz? Das war doch sonst nicht seine Art und es fühlte sich gerade nur mehr an, wie ein Verrat an seiner Tochter. „ Statt viel zu junge Mädels zu vögeln, solltest du mal erwachsen werden aber eine Erwachsenen Beziehung wie die mit April bekommst du ja nicht auf die Reihe. Soll ich dir lieber mal Fotos von all meinen Freundinnen oder Feindinnen zeigen, damit die nächste nicht Übermorgen in deinem Bett liegt? Was erwärmt als nächstes dein Herz oder eher deine Hose, armes Tänzer Mädchen oder Crack Hure?“ Oha, Lahja wagte sich weit vor mit ihrem Mundwerk und besonders bei ihrem Dad und ihr konnte das ganz fies ins Auge gehen. „ Die Alte ist Verrückt, Krank – die darf alleine nicht mal draußen herum laufen...“ Eigentlich hatte sie weiter ausholen wollen aber leider traf sie dabei ein unschöner Beigeschmack. Ein drückender Gedanke, der sie erneut ihre Faust, laut Fluchend gegen die Haustür schmettern ließ. Nele war krank und sie hatte doch gar keine Ahnung, in welchem Zustand sie steckte. „ Ich rufe jetzt Zac an, der soll sich endlich Kümmern – warum pennt sie denn nicht da?“ Aber noch eher Kilian etwas sagen durfte, zog sie ihr Handy. „ Weißt du was, ich frag ihn selber und dann kann er mir auch sofort ehrlich beantworten, wie oft das denn schon so aus versehen passiert ist oder wie lange.“ Sie konnte sich gar nicht mehr genau erinnern, wann Nele an der anderen Leitung nach Zac´s Nummer gefragt hatte, so sehr hatte sie das nur verdrängen wollen. „Soll er sie einfangen und zurück nach England schicken, ist mir scheiß egal. Nicht mein Problem.“ Das Kilian es zu seinem machen wollen würde, dass lag ihr so fern. In ihren Augen war ihr Dad ein Triebgesteuerter Kerl, am Ende seiner Blütejahre und hatte sein Ego mit Nele noch einmal aufpolieren wollen und das sagte sie ihm auch nicht nur einmal in der nächsten Stunde, genau so. Sie mussten nämlich auf Zac warten, dem sich Kilian nun wohl oder übel stellen musste. Er müsste das mit Ava abklären, Scarlett unterbringen und würde dann sofort zu Lahja´s Dad kommen, um so viele Infos zu bekommen, wie nur irgend Möglich. Er wollte nicht wieder ihr Aufpasser sein aber ihm und allem Anschein nach auf Ava war klar, alleine konnten sie sich auch nicht überlassen. Das war auch damals nicht der Plan gewesen, als sie geklingelt hatte aber Nele war ja einfach wieder abgehauen, wie Lahja nun erfahren durfte. Finster sah sie Kilian an – wieso hatte er sie nicht wieder weg geschickt? Das besserte sich auch nicht, als sie aus seinen Erzählungen vernahm, dass er sich mit ihr wohl auch noch Unterhalten hatte und das Nele wohl nicht nur in der Manie gefangen war sondern auf eine Depression steuerte. „ Nicht nur ficken wollen? Wo kommt dein Helfersyndrom auf einmal her? Echt – ich halte es hier nicht aus, ich rufe ein paar Ticker und sonstigen Abschaum der Stadt an, wo sie als nächstes hin gekrochen sein könnte.“ Natürlich beunruhigte das Lahja, wenn sie an die psychische Verfassung dachte und was sie eben noch Nele an den Kopf geworfen hatte. Dabei hatte Nele nur aus ihrem Leben verschwinden sollen aber doch nicht gleich von der ganzen Welt. So schien es aber leider – kein Anhaltspunkt, kein Lebenszeichen aber zumindest auch keine Infos aus einem Krankenhaus oder den Medien, fuck. Neles Eltern wollten sich tatsächlich auch jetzt nicht Kümmern, sie baten lediglich, sie zu Informieren, wenn man sie gefunden habe - Tod und sonst würden sie es ja an den Kontobewegungen ihres Kindes sehen, sobald da wieder etwas zu holen war, wo sie sich aufhielt. Wie hart, selbst für Lahja war das schwer zu Schlucken.


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23.01.2017 23:23
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Nele Hensley
Unregistered


 
Beitrag #144
RE: KILIAN # LAHJA
Das, was sich in der Wohnung von Kilian ereignete hatte Nele so doch nie geplant. Es war nicht so, dass sie berechnend gehandelt hatte und auch diese Konfrontation mit Lahja hatte sie nicht gewollt. Sie hatte doch nur das gute Gefühl mit nehmen wollen, was Kilian ihr gab. Gerade nachdem er sie gestern zu sich ins Bett gelassen hatte, war es um einiges härter und schwerer sich vor Augen zu führen, wie falsch das gewesen war und das sich das nie Wiederholen würde. In der Manie hätte sie das gleich wieder vergessen aber als sie nun, ganz alleine, mit ihren Sachen vor der Tür stand, brach alles über ihr zusammen. Sie hatte niemanden, Lahja hatte Recht damit, es wollte sie auch niemand. Das aufkommende Feilchen oder die körperlichen Schmerzen drangen gar nicht in ihren Kopf vor, weil da so laut pochte, wie jeder sie Abgewiesen hatte. Einer nach dem anderen. Ihre Eltern, Aiden, Zac, soeben auch Kilian und nun? Sie sah sich nicht einmal in der Lage, eine Klinik aufzusuchen weil sie sich als einzige Belastung der Welt vorkam. Weil sie sich nicht anders zu Helfen wusste, beschloss sie, dahin zu gehen, wo sie vielleicht von Anfang an hätte hingehört. In die letzte Schicht der Gesellschaft. Jeder kannte die Spots an denen sich Obdachlose sammelten und immerhin, hier würde sie niemandem eine Last sein. Nur ihr Kopf, ihre Gedanken, die schafften ihr selbst eine schwerer werdende Last. Was Zac immer versucht hatte, ihr auszureden, weil es doch auch nur auf Zeit half, war der Griff zum Alkohol. Als hübsche, junge Frau war es nicht einmal so schwer sich durch zu Schnorren und zu Beginn ließ sich eine Depression damit ein wenig in Schach halten. Es war nicht einmal so, dass sie damit rechnete, gesucht zu werden sondern viel eher wechselte sie jeden Abend den Schlafplatz, um keine Erwartungen von Männern erfüllen zu müssen, die ihren Schnaps mit ihr teilten. Was in der Manie kaum unter Kontrolle zu bekommen war, lag ihr nun so fern und fünf Nächte lag sie alleine, frierend unter Brücken oder an U-Bahn Stationen. Antriebslos und mit Finsteren Gedanken versuchte sie am sechsten Abend zumindest etwas von der Euphorie, von dem Leben, dem Frohsinn und der Energie wieder in sich zu bringen, indem sie an den Ort ging, wo es ihr das letzte Mal so gegangen war. Bei Kilian, an der Kneipe, dort lungerte sie herum in stiller Hoffnung allein die Gedanken würden die bösen Träume einen Abend aufhalten aber es kam ganz anders. Der Mann, Clark, den sie am ersten Abend im Joe´s kennen gelernt hatte, der sah sie – lud sie auf ein Bier ein, ein zweites... und erhoffte sich so, diese Lüsternen Blicke von ihr erneut zu Provozieren. Er hatte ja auch keine Ahnung, mit wem er es zu tun hatte aber er wollte sich nicht geschlagen geben. Hoffte mit mehr Alkohol an sein Ziel zu kommen und lud Nele zu sich ein. Der war es gleich, es war zumindest schon etwas angenehmer als zu Frieren und auch wenn sie einmal noch in Richtung des Joe´s sah, wusste sie doch, es war besser, sich fern zu halten. Mehr Vorwürfe und mehr Schuld konnte sie ohnehin nicht ertragen, so wie sich ihr Geist von Tag zu Tag mehr in Dunkelheit hüllte. Erneut war ihr jeglicher Antrieb abhanden gekommen, sie schlief am liebsten oder trank und das kam dem Alkoholiker Clark sehr gelegen – auch wenn er noch immer danach gierte, von der jungen Frau so begehrt angesehen zu werden, wie an dem ersten Abend. Immer mehr Schnapssorten, Wein oder Bier probierte er aus, um die richtige Stimmung zu treffen und selbst wenn nicht – Annäherungsversuche unternahm er ebenso. Nele wiegelte es damit ab, dass sie ihre Periode hatte, ließ ihn höchstens mal unter ihr Shirt fassen und vernahm auch im Halbschlaf gelegentlich, wie er das als Vorlage zu seinem Vergnügen nutzte aber ihr entging sein Frust, seine Verbissenheit. Immer wieder sagte sie sich, es wäre besser, heute die Wohnung zu verlassen aber dann lag sie doch dort zwischen den Flaschen – egal ob er Anwesend war oder nicht, der Fernseher lief im Hintergrund und Nele sollte zum ersten Mal in Zeiten einer düsteren Lebensphase alleine sein. Ohne Zac, ohne Therapeuten, die um jedes morgendliche aufstehen gekämpft hatten.
24.01.2017 00:07
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Kilian Thomas Carter
THE MISTAKES OF MY YOUTH


Beiträge: 147
Registriert seit: Jun 2015
Beitrag #145
RE: KILIAN # LAHJA
Kilians Auffassung von Nele und vor allem auch seine Einstellung gegenüber dieser intensiven, kurzlebigen Affäre der beiden änderte sich durch das Gespräch mit Lahja und Zac noch einmal erheblich. Am liebsten hätte er sich nach ihrem Verschwinden und nach dem Wutausbruch seiner Tochter schnell wieder aus der Verantwortung gezogen, so etwas lag ihm schließlich am Besten, aber im Nachhinein musste er sich auch eingestehen, dass er dafür schon längst viel zu involviert war. Die vergangene Nacht hatte alles in ihm geändert, ihr Selbstmordversuch hatte alles geändert, und auf einmal war Nele eben nicht mehr nur eine eskalative, leidenschaftliche junge Frau, die sich gerne sexuell auslebte, sondern schlicht und ergreifend genauso krank und problembehaftet wie Jeany damals. Und das ging Kilian viel mehr an die Substanz, als er wollte. Weshalb konnte er selber nicht einmal sagen, es war ja nicht so als hätte er nicht genug eigene Probleme, ebenso wie eine rebellische Tochter im selben Alter, über die er sich schon täglich den Kopf zerbrach, aber irgendetwas in Nele ließ ihn nicht los. Irgendetwas gab es da in ihr, wofür er sich sogar gegen Lahja stellte und sie vor ihren wütenden Anschuldigungen schützte. Weshalb er sich bereit erklärte sich ganz ruhig mit ihr und Zac an einen Tisch zu setzen und sich anzuhören, wo genau die Probleme von Nele lagen. Nicht nur das, er hörte sogar aufmerksam zu, er spürte wie sich seine Kehle dabei immer mehr zu schnürte und wie die Sorge in ihm immer größer, immer prägnanter wurde. Eigentlich müsste das Gegenteil der Fall sein, wenn es hierbei wirklich nur um Sex ging, wie auch Lahja so verbal ausfallend an ihm kritisierte. Eigentlich müsste er sich dann jetzt zurücklehnen, mit den Schultern zucken und sich nicht mehr für den Verbleib von Nele interessieren, denn diese Affäre der beiden hatte nunmal absolut nichts mit ihm zutun, sondern einfach damit, dass sie irgendjemanden gebraucht hatte, um ihre Lust an ihm zu stillen, aber das war so nicht. Das konnte er nicht. Da passierte auf einmal zu viel in Kilian, zu viele Erinnerungen kamen hoch und die Angst davor, dass man Nele eventuell so finden würde wie er Jeany damals gefunden hatte. Sie war doch noch so jung, verdammt. Und nachdem Zac wirklich eindeutig ausgesprochen hatte, was seine Ex-Freundin für eine Gefahr für sich selber darstellte, griff er genauso wie seine Tochter zum Telefon und tat alles, was er tun konnte, um irgendeinen Hinweis über ihren Verbleib zu bekommen. Er rief ein paar Freunde an, erkundigte sich sogar in Anlaufstationen für Obdachlose und besuchte später am Tag ein paar Orte, von denen Nele manchmal gesprochen hatte, aber nichts. Fehlanzeige. Zac wollte sich darum kümmern ein paar alte Freunde zu kontaktieren, von ihm und Nele, aber da er wusste, dass keiner von ihnen mehr Kontakt zu ihr hatte, sah auch das nicht sonderlich erfolgversprechend aus. Außerdem übernahm er die Aufgabe mit ihren Eltern zu reden und nachdem sie bis zum nächsten Morgen nirgends aufgetaucht war - weder bei ihm, noch bei Kilian - verständigte er sogar die Polizei. Aber auch das half nicht. Niemand schien zu wissen, wo Nele sich aufhielt. Niemand schien sie gesehen zu haben. Drei Tage zogen ins Land, bis Kilian die Sorgen so übermannten, dass er tatsächlich nach etwa zwei Jahren die Nummer von Matt wieder wählte, um mit aufgeregt schlagendem Herzen auch seinen ehemals besten Freund um Hilfe zu bitten. Es gab wohl niemanden sonst in dieser Stadt, der so viele Kontakte hatte wie er, in alle Richtungen. Und auch niemanden, der sich so gut in Los Angeles auskannte. Matt hätte mit Sicherheit noch viel mehr Möglichkeiten Nele zu finden, aber als dieser den Anruf annahm, musste Kilian ernüchtert feststellen, dass er gerade nicht einmal in der Stadt war, sondern irgendwo auf dem Weg nach New York. Gemeinsam mit Madison. Moment. Was?! Positiv schockiert fiel ihm auf einmal alles aus dem Gesicht, die vorherige Anspannung in seiner Stimme verschwand und als er Matt danach fragte, da lachte dieser tatsächlich auf und begann zu erzählen. Die beiden redeten viel länger miteinander, als Kilian eigentlich beabsichtigt hatte, und bevor sie dann doch wieder auflegten, versprach Matt nicht nur, dass er alles tun würde, was er aus der Ferne tun konnte, um Nele zu finden, sondern verblieb auch mit den Worten, dass er mal auf ein Bier vorbeikommen würde, wenn er wieder zurück in der Stadt war. Kilian war seitdem noch viel mehr bestrebt Nele unbedingt zu finden und zu verhindern, dass sie sich selber etwas antat, denn auch wenn er ihr als Person nichts bedeutete und wenn er für sie nur Mittel zum Zweck gewesen war, sie wäre von nun an für immer die Person, die ihn - wenn auch über ein paar Umwege - wieder mit seinem besten Freund zusammen geführt hatte. Das bedeutete doch etwas. Unbewusst fühlte er sich dadurch so, als stände er in ihrer Schuld.
Über Tage hinweg suchte er daher intensiv nach ihr, überall. Nicht nur er, sondern auch Zac und Lahja und sogar Zacs Verlobte waren involviert, Freunde und Bekannte hielten Ausschau, die Polizei wusste Bescheid, Krankenhäuser wurden regelmäßig abgeklappert, aber nichts. Es war fast so als wäre Nele wie vom Erdboden verschluckt. Immer mehr Tage vergingen, mittlerweile war es knapp zwei Wochen her, dass sie überstürzt aus seiner Wohnung gelaufen war und so langsam ließ auch die Motivation nach weiterhin zu suchen - es konnte ja immerhin genauso gut sein, dass sie sich schon längst nicht mehr in der Stadt befand - aber als Kilian eines Abends frustriert hinter der Theke seiner Kneipe stand, vernahm er mit einem Ohr etwas, das ihn sofort aufhorchen ließ. "Frauen. Erst machen sie dich an und dann lassen sie dich doch hängen. Versteh einer den Scheiß! Da hat man einmal Glück - einmal! - und dann? Die steht auf mich. Ich weiß das. Sonst hätte die mich hier nicht so angesehen. Aber die lässt mich einfach nicht an sich ran. Kilian!" Clark lallte schon nur noch, zu viele Gläser Bier hatte Kilian ihm heute schon ausgeschenkt. So viele, dass er immer wieder Selbstgespräche führte. "Kilian! Du hast mir die Tour versaut! Du bist Schuld! Im Ernst. Wenn du mich einfach gelassen hättest, dann hätte ich sie in der Nacht noch rumgekriegt." Anfangs verstand er gar nicht, worauf Clark hinaus wollte und schüttelte nur über den alten, versoffenen Mann seinen Kopf, ehe er sich dann jedoch an das erste Treffen mit Nele erinnerte. Daran wie sie Clark angesehen hatte. Es kam nicht oft vor, dass Frauen das bei ihm taten, man musste ich diesen Mann nur mal ansehen, und deshalb starrte Kilian ihn auch auf einmal erschrocken an. "Wovon redest du da?", hakte er nach und beharrte so lange auf weiteren Informationen aus diesem unzurechnungsfähigen Alten vor ihm, bis er kaum mehr daran zweifelte, dass es sich um Nele handeln musste. Zum Glück war Clark schon viel zu dicht, um sich gegen ihn zu behaupten und als Kilian ihn aufforderte, dass er unbedingt mit der jungen Frau reden und dass er ihn mit zu sich nehmen sollte, stellte der alte Mann sich nicht lange quer. Spätestens, als Kilian ihm anbot, dass seine Rechnung dafür heute aufs Haus ging, knickte er ein und nahm ihn mit sich zu der kleinen Bude, in der er lebte. Völlig im Chaos, mit unzähligen Flaschen Alkohol, die überall herum standen, und einer verdeckten kleinen Küche, aber, ja, tatsächlich auch mit Nele mitten in diesem Junggesellen-Müll im Schlafzimmer. Völlig abwesend lag sie dort auf dem Bett, doch während Clark schon wieder betrunken-garstig aussprach, dass sie ja zu nichts nütze sei, ging Kilian ganz langsam auf sie zu und griff behutsam nach ihrer Hand. "Nele?", fragte er leise. Imaginär stellte er die penetrante Stimme von Clark einfach aus. "Wir haben die ganze Stadt nach dir abgesucht, ist alles okay? Wie gehts dir? Wie fühlst du dich?"


KILIAN THOMAS CARTER # 40 YEARS OLD # JOE'S BAR

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24.01.2017 20:35
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Nele Hensley
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Beitrag #146
RE: KILIAN # LAHJA
Irgendwann am späten Nachmittag hatte Clark sich auf den Weg gemacht. Er sagte etwas von Karten spielen bei Freunden. Das er auch dort Mengen an Alkohol in sich kippen würde, war ihr ganz gleich und das er danach noch in einer Kneipe versackte sogar ganz Recht. Schon längst hatte sie verdrängt, dass das Joe´s seine Stammkneipe war, dass er sich bei Kilian aufhielt und sie ließ auch keine positiven Erinnerungen zu. An nichts und über niemanden. Clark war dauerhaft betrunken aber das war okay. Er kam nicht auf die Idee fragen zu stellen, er schlief dann schneller ein und sie musste sich nicht die Mühe machen ihn Abzuweisen. Nele Empfand schon einige Tage lang alles als Anstrengend. Ganz im Gegenzug zu der Manie war jedes Arm heben, um sich selbst eine Flasche vom Boden zu angeln oder eine Zigarette zu drehen eine Überwindung. Ein Abwägen, ob es sich lohnte. Mittlerweile war ihr Blick schon schwammig und die Augen glasig, sie befand sich immer wieder an der Schwelle in einen Unruhigen Schlaf zu fallen aber da lag auch das Problem. War sie nicht betrunken genug, dann spann sie sich die Merkwürdigsten aber auch Grauenvollsten Träume zusammen und es war niemand da, der ihr dabei half, schnell zu Begreifen, dass es sich nur um eine Erscheinung im Schlaf handelte. Niemand nahm ihr die Panik, niemand war mehr da, die Grenzen für sie sichtbar zu machen zwischen Träumen und der Realität. Das war aber auch gut so. Denn wenn sie nicht schlief, wenn sie sich nicht von dem laufenden Fernseher berieseln lassen konnte, driftete sie ab. Machte sich klar, was sie ihren Eltern wieder angetan hatte mit ihrem verschwinden. Sah vor sich Ava und Zac, eine Familie. Er hatte den Traum der beiden verwirklicht und das es mit ihr nicht ging, war ihre Schuld. Weil sie Verrückt war. Weil sie zu nichts in der Lage war. Weil sie eine Belastung war. Wenn sie nur nicht so Müde wäre, wenn es nicht so schwer wäre sich aus dem Bett zu erheben, hätte Nele vielleicht etwas versucht aber so weit und verzweifelt war sie noch nicht. Den letzten Suizidversuch hatte auch eine Ausnahmesituation in ihr Provoziert. Etwas, was sie so schlimm fühlen ließ, wie Wertlos ihr Leben war und alles, was darin zu finden war, dass sie aktiv dazu bereit war, dem entgegen zu wirken. Was sie nun belastete war, an Lahja zu denken und an Kilian. Sie hatte einen Streit zwischen ihm und seiner Tochter provoziert und gerade wenn sich das damit paarte, was sie für eine Enttäuschung, Schande und Ballast für ihre Eltern war, griff das tief in ihr Gemüt ein. Sie rechnete auch sicher nicht damit, was sich an diesem Abend noch ereignen sollte. Auch ohne das eintreffen von Clark war sie immer wieder aus ihren eigenen, anfänglichen Schlafversuchen aufgeschreckt und trank weiter, um es dann erneut zuzulassen. „ Ich habe doch gesagt, das geht im Moment nicht – ich mag nicht...“ Hörte sie sich das gleiche sagen, wie an jedem Abend und sie richtete sich ein wenig auf, um ihre Hand in Sicherheit zu bringen und sich gänzlich unter der Decke zu verkriechen. Sich schnell schlafend zu stellen. Doch noch eher sie genug Kräfte mobilisierte, sich gegen die Hand zu wehren, die da ihre umfasste, begann ihr Herz schneller zu klopfen und der Schock breitete sich auf ihren Zügen aus. Clark stand viel weiter weg, beschwerte sich über ihr Benehmen und vor ihr – vor ihr befand sich Kilian. Und er fragte sie, wie es ihr ging? Gesucht? Wer hatte sie gesucht? Das Mädchen vor ihm schien eingeschüchtert davon, verunsichert und allem voran ungläubig. „ Aber ich habe dir doch nur Probleme gemacht. Es ist doch gut, dass ich weg war. Ich sollte doch gehen?“ Als verstünde sie die Welt nicht, zog sie die Decke um ihren Körper, als sähe man dahinter nicht, wie alleine sie war. Wie einsam. Nur ihr Mund, der wagte etwas anderes. Ihr Kiefer war schwer, weil sie nun doch aufgerichtet saß, drehte sich alles um sie herum. „ Du hörst doch – ich bin zu nichts nütze und... auch für dich nicht mehr.“ Auch wenn Kilian eine andere Erkenntnis gewonnen hatte und sie in einer Manie einfach einen unstillbaren Sexualtrieb entwickelte, verstand sie dennoch, dass ihre Affären und One Night Stands jetzt nichts mehr mit ihr anfangen konnten. Darauf hatte doch auch er bestanden und das war doch auch okay. Nicht einmal sie selbst wollte sich so, wie sie sich gerade fühlte. „ Aiden hat das schon richtig gemacht, mich früh genug zu verjagen und ich habe dir nur auch noch Ärger mit Lahja eingebracht. Zac kann mich auch nicht mehr gebrauchen, wenn ich richtig liege, hat er mit gesucht. Er hat doch jetzt eine Familie. Ich passe in keine Familie, ich mache alle nur auch krank.“ Nele belastete schwer, dass ihre Eltern ihr eintrichterten, die Herzkrankheit ihres Vaters käme wegen all dem Kummer den sie Verursachte. Clark hatte wohl noch nie so viele Worte aus ihrem Mund kommen hören aber was, das klang in seinen Ohren nur nach jemandem, der Mitleid erwecken wollte und er schüttelte betrunken, lachend, lallend den Kopf. Buuh, huh, huh – versuchst du gerade die Mitleids-Nummer? Die hätte ich dir auch durchgehen lassen aber wenn du lieber woanders herum hurst dann beweg dich aus meinem Bett und verpiss dich, undankbares Stück. Ja, das schien sein Ego anzukratzen, dass Nele auf Kilian reagierte – er bezog alles auf die sexuelle Ebene weil er auch nur das in seinem Geiste durchlebt hatte, mit ihr und Nele? Ihr tat das auch noch Leid. Sie versank nur mehr zwischen ihren Schultern, senkte das Kinn und legte die zitternden Finger über den Nasenrücken. Wie sich aber alles in ihr Sträubte aus dem Bett aufzustehen, konnte sie auch nicht leugnen. Wieso gehen, wieso aufstehen, wieso ihre Sachen packen? Sie wollte doch alles nur nicht spüren, zu existieren. „ Muss ich... wirklich jetzt gehen? Ich... mag nicht aufstehen... es ist so kalt draußen.“ Versuchte sie Verzweifelt darauf Aufmerksam zu machen und das reichte auch aus, Kilian ihre Gefühlslage zu verdeutlichen aber Clark machte sie damit sauer. Er kam sich verarscht vor, ausgenutzt und ihm war es ganz gleich, ob sie draußen fror oder nicht – Hauptsache sie ließ die Finger von seinem Alkohol und bewegte ihren Hintern aus seinem Bett, wenn er da schon nicht ran durfte und sie lieber bei Kilian flennte.
25.01.2017 01:42
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Kilian Thomas Carter
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Beitrag #147
RE: KILIAN # LAHJA
Oh, wie sehr Kilian diese Reaktionen von Jeany damals kannte und wie wenig er es vermisst hatte gegen eine völlig irrationale Stimme anzureden, die die ganze Welt in einem schrecklich tiefdunklen Grau sah. Immer ohne Erfolg. Für ihn gab es nichts Schlimmeres als eine Depression miterleben zu müssen, seiner Meinung nach war es für die Angehörigen sogar ebenso grausam wie für die betroffene Person selbst, und er mochte sich gar nicht vorstellen wie Zac es geschafft hatte das über einen so langen Zeitraum zu begleiten, immer wieder, ohne Aussicht auf Besserung. Sogar jetzt schon fiel es Kilian sichtlich schwer sich nicht von seinen Grund-Emotionen leiten zu lassen und Nele zu sagen, wie er das auch schon so oft bei Lahja getan hatte, dass sie mal ihre Zähne zusammenbeißen und sich aufraffen sollte. Es war doch alles nicht so schlimm. Sie könnte doch Hilfe finden, in einer Klinik. Und sie solle doch mal ihren Grips einschalten und nicht bei einem alten, versoffenen Alkoholiker Unterschlupf suchen, der sie ganz offensichtlich nur zu ihrem eigenen Vergnügen benutzen wollte. Nichts davon würde aber gerade zu Nele durchdringen, das wusste Kilian, diese Ratschläge würden nur dazu führen, dass sie sich noch schlechter, noch unfähiger, noch nutzloser fühlte und deshalb handelte er völlig entgegen seiner Intuition, indem er sie sogar sanft anlächelte und weiterhin fürsorglich mit ihr sprach. "Wir haben uns alle Sorgen gemacht. Zac hat sich Sorgen gemacht, sogar seine Verlobte. Und Lahja. Und deine Eltern." Das war nicht ganz richtig, aber das Gegenteil würde Nele jetzt auch nicht helfen. "Wir haben alle nach dir gesucht und Zac würde wirklich gerne mit dir reden." Natürlich führte das darauf hinaus, dass Kilian sie so schnell wie möglich aus dieser Wohnung heraus bringen und mit sich nach Hause nehmen wollte, aber die rabiate Art, die Clark gerade versuchte, die war völlig verkehrt. Die traf Nele nämlich wieder genau dort, wo sie gerade nicht getroffen werden durfte, und weil Kilians Wut mit jedem weiteren Wort aus seinem Mund nur mehr stieg, konnte er irgendwann nicht mehr anders, als angespannt aufzustehen und direkt bedrohlich auf den alten Mann zuzugehen. "Halt deine Fresse, Clark! Ich bring sie hier raus, ich nehme sie mit, aber wenn du sie noch einmal auf irgendeine Art beleidigst, dann haben wir ein verdammtes Problem miteinander, ist das klar? Und jetzt verpiss dich in deine Küche und gib mir fünf Minuten, sonst hast du heute Abend zum letzten Mal einen Fuß in meine Kneipe gesetzt." Um seine Worte noch zu untermalen, griff Kilian eigenhändig nach dem Kragen seines Sweatshirts, schob ihn in die kleine, versiffte Küche und zog mit einem Knall die Tür hinter sich zu. Er hörte Clark zwar dahinter zetern, aber wenigstens drangen die Worte nur noch dumpf und monoton zu ihnen durch. Das gab Kilian genug Zeit, um erneut auf Nele zuzugehen und schon wieder vorsichtig nach ihrer Hand zu greifen, diesmal aber auch um sachte daran zu ziehen. "Komm, wir gehen wieder zu mir, okay? Ich rufe Zac auf dem Weg an, er kommt vorbei und dann überlegen wir, was wir machen, hm? Du bist nicht allein, Nele, wir helfen dir." Kurz sah er um sich, bis er in dem Chaos ihre Jacke gefunden hatte, danach griff und der jungen Frau vor sich sogar half sie anzuziehen. Und auch bei den Schuhen bekam er ihre Unterstützung, indem Kilian sich vor sie kniete und das Schnüren für sie übernahm. "Weißt du, meine Ex-Freundin - die Mutter von Lahja -, sie war- auch krank. Depressionen. Ich weiß wie das ist. Und- ich verspreche dir, du bist nicht allein. In Ordnung?"


KILIAN THOMAS CARTER # 40 YEARS OLD # JOE'S BAR

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27.01.2017 17:50
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Nele Hensley
Unregistered


 
Beitrag #148
RE: KILIAN # LAHJA
Leider konnte Nele in dieser Phase ihres Lebens alles in negative Emotionen wandeln, solange das Resultat blieb, sie war Schuld. Sie war schlecht. Sie schaffte nichts. Als Kilian von ihren Eltern sprach, sah sie ihn skeptisch – dann aber mit großen Augen an. Am Ende bleiben die es doch - oder viel eher ihre Mutter, die die einzige war, die eine Pflicht hatte, sich um ihr Kind zu kümmern. Auch wenn das nirgendwo geschrieben stand, dass war doch einfach so, oder? Blut war doch dicker als Wasser? Nele konnte sich jedoch so schlecht Vorstellen, dass dieser Erneute Vertrauensbruch zu Verzeihen war. So lange hatte sie sich so gut Entwickelt in der Klinik, hatten zumindest die Ärzte mit ihrer Mutter gemeinsam so gesehen. Wieso war sie aber dann doch ausgebrochen und wieso fühlte sie sich so lebendig, wenn sie an die Reise danach dachte? War das nicht ein fairer Ausgleich, wenn sie in Phasen wie diesen kaum mehr einen Schritt vor den anderen tun konnte? „ Es tut mir Leid, dass ich euch Umstände bereitet habe – ich wollte nicht, dass ihr euch Sorgen machen müsst. Ich wollte nur keinem zur Last fallen.“ Das wollte sie auch jetzt nicht. Kilian erhoffte sich zwar, davon wäre sie ausgegangen, könnte sie einen klaren Gedanken fassen, dass Zac´s Sorge sie beruhigte aber das tat sie nicht. Er war Streng, er war Ehrlich, er wusste mit Nele umzugehen und weil er das nicht mehr leisten konnte – wie auch, mit Kind und Verlobten – würde er sie an jemanden übergeben, der das Stellvertretend für ihn tat. Im Zweifel auch hier eine Einrichtung, wer blieb denn da alternativ noch übrig? Kilian würde den Teufel tun, seine Tochter ebenso – das sah sogar sie ein aber sonst? Würden ihre Eltern sie wieder nach England holen? Vielleicht aber nur, um sie dann sich alleine zu Überlassen? Keine Besuche, Ausflüge, Chancen am Leben Teilzunehmen mehr? Die Gedanken waren schon so schwer zu ertragen und schnürten ihr die Kehle zu, dass sie sich von Kilian helfen ließ und dann auch nur auf ihre Tasche deutete, mit der sie bei ihm verschwunden war. Sie hatte es nur immer geschafft, sich ein paar Kleidungsstücke daraus zu angeln und die alten wieder hinein zu werfen. Was sie getan hätte, wenn sie keine mehr in Reserve gehabt hätte? Keine Ahnung. Neu war nur der Schlafsack, den sie bei einer Notstelle für Obdachlose abgegriffen hatte, für die ersten paar Tage. Das war ein Geheimtipp von den anderen Straßenbewohnern gewesen. Tatsächlich überlegte sie gerade, Clark für alles zu danken – immerhin hatte auch er sich mit ihrer Anwesenheit herum geschlagen, da sagte Kilian etwas, was Nele absolut verunsicherte und der Mann vor ihr erhielt ihre ganze Aufmerksamkeit. „ Das ist... Schlimm. Ich... hasse diese Phasen. Ich hasse das, zu Wissen, es ist nicht schwer aus dem Bett aufzustehen aber mein Kopf findet keinen Anfang. Kauen, Umdrehen, die Augen offen halten ist Anstrengend, macht mich wieder Müde. Raus gehen, Menschen ertragen – Reden hören, Blicke spüren, dass ist zu viel. Dabei weiß ich, es geht – aber dann geht es nicht und einer, einer muss immer Leiden, wenn man nicht alleine ist. Eigentlich ist es am besten, wenn das nur der Pfleger ist, wenn man nur eine Schicht in einer Klinik ist aber... ich bin doch auch ein Mensch. Krank aber ein Mensch. Ich hasse zu Wissen, dass ich nie irgendwas erreichen kann, was... andere erreichen. Eine Ausbildung, eine Familie - also wieso nicht ruhig stellen lassen? Weil das legal ist und der Tod nicht aber dann, dann kommt wieder diese andere Seite. Das zweite Gesicht dieser Krankheit. Deine Ex Freundin tut mir Leid, ich... wünsche keinem nur in dieser Phase hier zu stecken. Wie – wie ist sie damit umgegangen?“ Er hatte in der Vergangenheitsform gesprochen aber musste es das heißen? Hatte sie zu Ende gebracht, was sie nicht in der Lage war zu tun? „ Und – und du warst die ganze Zeit an ihrer Seite und – hast trotzdem versucht mit ihr ein Kind groß zu ziehen?“ Immerhin hatte sie sich das mit Zac auch ausgemalt aber sie war sich nicht Sicher, ob einer der beiden dem je eine Reale Chance gegeben hatte. Das wäre ja wie zwei Kinder für Zac und dann auch noch das Geld verdienen – zumindest solange ihre Eltern sich nicht bereit Erklärten, ihm zu verzeihen, woran sie ihm die Schuld gaben. Wenigstens gelang es Kilian durch das Thema sie in Bewegung zu halten, sie am Leben-teilhaben zu halten und sich nicht wieder ganz weit woanders zu verlieren. Er hatte einen Weg gefunden, Informationen zu bekommen, wie es in ihr aussah, ob er das wollte – gewollt hatte – oder nicht. Nele vergaß sogar sich so bei Clark zu Bedanken, wie sie es eben noch einmal in ihren Gedanken zurecht gelegt hatte. Unten erst, draußen in der kühlen Luft sah sie erneut an die Fenster der Wohnung, in denen sie die letzten drei Tage verbracht hatte. „ Ich hätte mich bei ihm Bedanken sollen. Immerhin hat er sich etwas anderes versprochen als – das ich da nur Saufe und Schlafe.“ Stellte sie fest und senkte den Blick zu Boden, dennoch erleichtert, dass sie keine weiteren Schritte zugelassen hatte. „ Zac – wird kommen und er wird – sich trotzdem nicht kümmern können, wie damals. Es bleibt eigentlich nur die Frage, welche Einrichtung es wird.“ Den Schlafsack umklammerte sie dabei, wenigstens den hatte sie tragen wollen, um nicht gänzlich mit leeren Händen neben ihm her zu laufen. Zudem konnte Nele immer mal wieder ihre Wange an dem weichen Packstück ablegen, wenn sie der Weg ermüdete.
28.01.2017 10:57
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Kilian Thomas Carter
THE MISTAKES OF MY YOUTH


Beiträge: 147
Registriert seit: Jun 2015
Beitrag #149
RE: KILIAN # LAHJA
Nickend erhob Kilian sich wieder vom Boden, griff wie selbstverständlich nach Neles Tasche, um sie sich über die Schulter zu legen, und half dann sogar ihren müden Beinen, die in den letzten Tagen so wenig beansprucht wurden, beim Aufstehen, indem er seine Hand vorsichtig um ihren Oberarm legte und sie dadurch stützte. Ebenso wie die junge Frau neben ihm schenkte er dem meckernden Clark keinerlei Beachtung mehr, er sah sich nur noch einmal in der kleinen Wohnung um, kontrollierte dass Nele auch nichts vergessen hatte, und ging dann mit ihr gemeinsam aus der Tür hinaus. Sollte der alte Mann ruhig noch ein bisschen zetern oder über seinen Suff auf dem Küchentisch einschlafen, irgendwann würde er schon bemerken, dass sich sonst keiner mehr in seinen vier Wänden befand. Kilians eigene Probleme waren viel gewichtiger als das, denn auf dem Weg nach unten spürte er deutlich wie sich unter Neles Fragen sein gesamter Körper verspannte. Jahrelang hatte er es vermieden über Jeany zu reden, wann immer er es umgehen konnte. Er hatte sich weder Lahja mitgeteilt, noch April. Nach ihrem Tod hatte er sogar versucht sich von jeglichen Gedanken an sie abzuschotten, aber diese junge Frau neben ihm, die wühlte das alles wieder auf. Nicht erst seit gerade, sondern schon seit Tagen. Sie holte das alles wieder hoch und gewissermaßen, obwohl sie das sicherlich nicht beabsichtigte oder gar ahnte, half sie ihm damit auch Jeanys Verlust zu verarbeiten. Endlich. "Nein. Nein, ich war- nicht die ganze Zeit an ihrer Seite, das war- damals war alles sehr kompliziert", hörte er sich selber gedämpft stottern, während Kilian langsam neben Nele her lief. Er würde jetzt nicht seine gesamte Lebensgeschichte ausbreiten, aber zumindest die wichtigsten Fakten versuchte er für sie zusammen zu fassen. "Die ersten fünf Jahre von Lahjas Leben hab ich nicht einmal gewusst, dass sie existiert. Wir waren als Jugendliche lange zusammen, aber- als sie schwanger geworden ist hat sie sich von mir getrennt. Und als ich dann von Lahja erfahren hab, stand einfach zu viel zwischen uns. Für mehrere Jahre haben wir eigentlich nur nebeneinander her gelebt, bis dann eben- bis das mit ihrer Krankheit passiert ist. Ich glaube sie hatte auch viel früher schon Probleme damit, als wir noch jung waren und als es unsere Tochter noch nicht gab, aber als Jugendlicher- als Jugendlicher kommt man nicht so schnell auf die Idee, dass jemand wirklich krank sein könnte, weißt du? Da denkt man sich- okay, die Drogen, diese Selbstzerstörung, das gehört irgendwie dazu. Zum Erwachsenwerden. Da hab ich mir keine Sorgen darum gemacht, dass irgendetwas in ihr vielleicht nicht richtig ist. Als Lahja dann aber- 15 oder 16 Jahre halt war, hat Jeany, ihre Mutter, versucht sich das Leben zu nehmen. Mit Tabletten. Ich hab sie gefunden, in ihrer Wohnung, gerade noch rechtzeitig, sie hat überlebt. Das war damals allerdings alles- echt hart. Sie hat dann selbstverständlich auch eine Therapie gemacht, ich hab versucht für sie da zu sein, wir sind sogar alle zusammen wieder nach Los Angeles gezogen - wir haben da noch in New York gelebt - weil wir dachten die Sonne und das Leben hier, das wäre bestimmt gut für sie und eigentlich war es das auch, ja, aber- sie hatte nur ein paar Monate später einen Unfall. Einen Autounfall. Daran ist sie dann gestorben." Angespannt rieb Kilian sich über den Nacken, den Hals, dann über seine Brust, während er ziellos in die Dunkelheit vor ich starrte. Jeany war es damals gerade wieder gut gegangen, sie hatte sich gerade wieder lebendig gefühlt und bis heute konnte er nicht verarbeiten, dass man ihr das genommen hatte. "Sie war eine tolle Mutter, das war sie wirklich. Sie hat eine unheimlich starke Tochter groß gezogen, also, Nele, lass dir von nichts und niemandem sagen, dass du Dinge nicht kannst, die sich für dich im Herzen richtig anfühlen, okay? Natürlich war das damals hart, insbesondere für Lahja, aber wenn du bereit bist gegen diese Krankheit in dir zu arbeiten, um das zu erreichen, was du wirklich möchtest, dann kannst du das schaffen. Ganz bestimmt. Was hast du gesagt wie alt du bist? Vierundzwanzig? Und du bist einfach bereit dich jetzt schon damit zufrieden zu geben, dass du niemals etwas im Leben erreichen wirst? Das ist Schwachsinn. Und wenn dir ein Arzt genau das sagt, dann such dir einen neuen Arzt. Und wenn dir deine Eltern genau das sagen, dann scheiß auf deine Eltern. Und wenn Zac dir das jemals gesagt hat, dann wurde es auch verdammt nochmal Zeit, dass ihr eure Beziehung beendet. Diese Gedanken, die sind so zermürbend und ich weiß auch von Jeany wie schwer es ist etwas dagegen zu tun, aber du bist nicht einfach ein hoffnungsloser Fall, Nele. Niemand ist das. Was ist denn für dich so schlimm daran in eine Therapie zu gehen? Dich behandeln zu lassen? Warum hasst du das so sehr? Hast du das Gefühl das macht dich weniger menschlich? Oder kannst du es einfach nicht leiden zu wissen und zu spüren, jeden Tag, dass du krank bist?" Das war etwas, womit auch Kilian jetzt noch öfter zu kämpfen hatte, mit seiner HIV-Infizierung. Die Gewissheit, dass man etwas im Körper trug, das man dort nicht wollte, aber dennoch nie wieder loswerden würde.


KILIAN THOMAS CARTER # 40 YEARS OLD # JOE'S BAR

[Bild: kilian02.png]
31.01.2017 15:05
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Nele Hensley
Unregistered


 
Beitrag #150
RE: KILIAN # LAHJA
Was Kilian da zu seiner verstorbenen Freundin erzählte, konnte Nele tatsächlich gut nachempfinden. Auf eine komische Art fühlte sie sich Jeany, der Frau, von der er da sprach, sogar ziemlich Nahe und das lag daran, dass Nele sich gerade in genau dieser Phase, der depressiven Seite ihrer Krankheit befand, was sich kaum jemand wirklich vorstellen konnte. Es war so schwer den Sinn in auch nur einem Schritt zu finden, es war so hart die Motivation aufzubringen, ein Ziel zu visualisieren und weil Kilian ihr die Möglichkeit anbot, stützte sie sich auch an ihm ab. Ganz im Gegenteil zu dem, wie die beiden sich sexuell begegnet waren, fühlte er nun an seiner Seite eine junge Frau, die nach seiner Stärke suchte, sich an ihn lehnte und gar kuschelte um nicht die Kräfte alleine mobilisieren zu müssen. Wie in der Nacht, in der er sie das erste Mal mit zu sich genommen hatte, nach den plagenden Albträumen. „ Als sich die Krankheit bei mir das erste Mal bemerkbar gemacht hat, dachten auch alle, es sei einfach die Quittung für den Drogenmissbrauch zu der Zeit. Eigentlich war ich so nicht – ich war wirklich ein... absolut braves und eher unscheinbares Mädchen in meiner Jugend und dann habe ich mich in Zac verliebt. Er war damals ganz anders. Eskalierte immer wieder, in Drogen oder Gewalt und dann – ist es einmal verdammt schief gegangen und er lag zwei Tage im Koma. Ich bin kein bisschen von seinem Bett gewichen und die folgende, erste Hochphase erschien allen nur wie Erleichterung. Schon davor habe ich versucht nicht zu langweilig für ihn zu sein, mit ihm mit zu halten und dann – dann kam die erste Depression und ich weiß wie es Jeany gegangen ist. Man fällt so tief, das hört gar nicht mehr auf.“ Viel schwerer wogen solche Worte, wenn man sich gerade auch noch fühlte wie Nele. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, bei diesem alten Mann abzutauchen? Das zeugte doch nur noch einmal mehr davon, wie Unfähig sie war und ihre Blicke hafteten nur am Boden vor sich, bis sie etwas in sich fand, was ihr wichtiger war. Schon ewig hatte sie sich nicht mehr mit jemandem darüber Unterhalten, der sie nicht ohnehin schon kannte, wie es in ihr aussah und wenn, dann waren es Ärzte oder ebenfalls psychisch Kranke. „ Das ist... ein Trauriges Ende eurer Geschichte aber wenn... es ihr hier gut ging, dann hat sie das schönste gehabt und das größte, was sie sich je zu Träumen gewagt hat – mir kannst du das Glauben und das hat sie dir und eurer Tochter zu verdanken. Es gehört viel dazu die Seite eines Menschen nicht zu verlassen, der so krank ist.“ Nele Lächelte am Ende nicht, sie würde auch nicht weiter in diese Geschichte hinein gehen, denn es würde Wunden aufreißen, die ihr heute den Rest gaben. Ihre Gedanken waren andere, sie fragte sich noch immer oft, warum Zac sie hatte finden müssen und wieso er sie so hart hatte fallen lassen müssen. Wieso er nicht einen anderen Weg gefunden hatte und trotzdem stand sie doch so tief in seiner Schuld. Das war hart und auch jetzt schien es so, als wäre sie ohne ihn aufgeschmissen. Es fehlten Nele die Worte bis sie bei Kilian daheim ankamen, auf dem Weg dahin hatte er die Menschen informiert, die sich um sie gesorgt hatten und auch wenn ihr danach nicht war – Lahja und Zac waren sofort bereit, auch zu Kilian heim zu kommen. Sie wagte auch nicht, etwas dagegen zu sagen, immerhin hatte sie ihnen allen Sorgen bereitet. Zumindest wollte sie solange Kilian erklären, wo ihr Problem lag sich behandeln zu lassen. Als dieser ihr nämlich offenbarte, sie war nicht so Unfähig und sollte nicht so schnell aufgeben, trafen ihn zwei tieftraurige Augen aber es war ein Schimmer von Hoffnung darin zu finden und so unfassbar viel Dankbarkeit. „ Ich habe ewig nicht mehr gehört, dass mir das jemand... Zutraut.“ Sprach sie leise aus. „ Die... die Therapien für eine Bipolare Störung sind... so... sie machen alles gleich. Die Depressionen werden besser und ich weiß auch, dass ich das brauche, professionelle Hilfe, die spüren, wenn die Gedanken zu Düster werden und mich vor mir selbst Schützen wollen aber... auch die Hochphasen werden darauf eingestellt. Die Zeit, in der ich mich Lebendig fühle, in der ich mir vorkomme, als erhalte ich eine Belohnung für das Leid – diese Krankheit ist nie Heilbar. Man kann nur die Phasen angleichen. Ich hätte... in der Einrichtung in England bleiben sollen aber die Chance, mit Aiden mit zu gehen – was er mir ermöglicht hat, hat sich angefühlt wie die letzte Chance auf Leben aber das war... dumm. Ich weiß das. Ich habe alle so Enttäuscht – aber ich... habe mich so gut Gefühlt. Genau da vergesse ich doch einfach, dass ich krank bin - vielleicht ist das aber auch falsch, vielleicht bin ich ja auch da eine Gefahr für mich und andere.“ Sie konnte auch Kilian verstehen, denn von allen als krank angesehen zu werden war ein gesellschaftlicher Stempel. Nele schien darüber zerrissen aber Kilian hatte doch gesehen, wie viel Energie sie auch in sich haben konnte. Wie viel Leben und gerade schien davon nichts mehr übrig zu sein. Es gab nur extreme aber ein neutrales Leben? Sie hatte gerade in der Depression nach den Hilfestellungen der Ärzte gegriffen aber wenn es ihr doch mal gut ging, wieso durfte sie das nicht erleben? Während sie darüber noch Grübelte kam Lahja hinein, dahinter Zac und das auch noch mit seiner Tochter auf dem Arm. Das war so viel auf einmal, das war so viel zu dem Aufwühlenden Gespräch eben, Hilflos und Eingeschüchtert von der Situation schlang sie ihren Pulli enger um ihren zierlichen Körper. Vielleicht sandte sie auch einen Flehenden Blick an Kilian aber sie hatte ihm schon genug Ärger bereitet und deswegen fixierte sie die Tischplatte vor sich und ertrug die Vorwürfe von Lahja und überließ Zac mal wieder das laute Denken, was für sie richtig Schien. Alle geweckten Zuversichten von Kilian wurden darunter begraben.
01.02.2017 00:17
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