MATT'S HOUSE

[Jamie Bennett]

Jamie fühlte sich so Unsicher bei Menschen – nur bei Matt und Madison war das Momentan anders. Gus ließ sie jedoch kaum an sich heran. Das hatte nicht nur mit seinen Gedanken zu tun, dass sie nicht wollte oder sie keine Gefühle mehr für ihn hatte sondern das sie sich, neben der Enttäuschung seines Verschwindens, unfassbar schämte. Es ging nicht um ihre nackte Haut, es ging darum, wie dumm sie gewesen war. Wie leicht sie sich hatte verarschen und blenden lassen. Jamie würde sich das niemals verzeihen, da war sie sich Sicher. „ Nein... nein, ich wollte dir auch gar nicht Unterstellen... nicht wieder zu kommen.“ Ihre Augen hingen an dem Hund, als würde sie her mit ihm Sprechen, was ohnehin schon schwer fiel. „ Ich kann auch verstehen, wenn du lieber mit Freunden oder draußen sein willst.“ Anders als es ihr ging, fehlte ihm nicht seine Familie an diesem Abend. Was war sie nur für eine elende Egoistin? „ Tut mir Leid, ich habe da wohl nur an mich Gedacht... nicht daran, dass Weihnachten für dich auch blöd ist.“ Gegen ihre Worte und vielleicht auch ihren eigenen Willen, bewegte sie sich auf ihn zu, weil er so lieb war, wegen ihr einfach hier in dem Haus zu bleiben. Nach horchte, wie es ihr ging. „ Eine fixe Idee... ich habe ein paar alte Bilder gefunden. Von uns. Eigentlich wollte ich die... von meinen Eltern Suchen. Da habe ich... gedacht... was alles passiert ist in dem Jahr und ob wir... nicht... zusammen... das beste draus machen sollten. Hundekekse backen und an die streunenden Freunde von dem Monster verteilen,...“ Sie hatte sich das noch weiter ausgemalt aber erstickte die Idee im Keim. Unverhofft drückte sie Gus trotzdem einmal. „ Frohe Weihnachten.“ wünschte sie ihm zumindest, eher sie sich dann wieder zurück zog. „ Ist schon alles okay... wie gesagt, ich wollte dich gar nicht Aufhalten.“ Mit den Fingerspitzen strich sie über Hund´s Kopf, der unbehaglicher Weise immer so schaute, als wüsste er viel eher was in ihr vorging, als sie selber.

[Gus Evans]

Gerade im Moment wurde ich absolut nicht schlau aus Jamie und das hatte nicht nur etwas damit zutun, dass es mir sowieso schon schwer fiel ihre stotternden, nuschelnden Worte zu verstehen. In den letzten Wochen hatte sie mich doch viel eher gemieden und mir mit ihrem Verhalten unmissverständlich deutlich gemacht, dass sie mir nach all meinen Fehlern nicht mehr das Vertrauen entgegen bringen konnte, das für so etwas wie eine Beziehung unabdingbar war. Und jetzt stand sie hier vor mir, unsicher und aufgeregt, wich meinem Blick immer wieder unsicher aus, aber fragte mich in einer ganz anderen Tonlage als üblich, ob wir den Abend zusammen verbringen wollten? Kekse backen? Für die Hunde? Es brauchte einen Moment, bis ich glaubte zu verstehen, dass die Situation wohl ähnlich sein musste wie in dieser Nacht, die alles für sie verändert hatte. Da hatte sie mich gebeten bei ihr zu bleiben, neben ihr im Bett zu schlafen, weil sie nicht allein sein wollte. Heute war Heiligabend, bestimmt war es diesmal ähnlich und sie fühlte sich einfach nur einsam. Deshalb stand sie jetzt hier vor mir. Wenn ich auch nicht recht verstand, weshalb sie dann auf mich zuging und mir mit einer vorsichtigen Umarmung frohe Weihnachten wünschte. "Nein-", hielt ich sie stockend auf, bevor sie sich zu weit entfernen konnte, und wechselte einen kurzen Blick mit dem Hund, bevor ich mir die Jacke wieder von den Schultern schob und Jamie mit einem schwachen Lächeln zunickte. "Ich finde das hört sich gut an. Zumindest besser, als einfach ziellos draußen rumzulaufen und ich glaube der Hund hätte auch nichts gegen ein paar Weihnachtskekse." Meine Jacke hängte ich wieder an die Garderobe, schob mir die Schuhe von den Füßen und sah dann erneut in Jamies Augen. "Weißt du schon, was für Kekse du backen möchtest?"

[Jamie Bennett]

Jamie sah ihn etwas Erstaunt an, als er dann doch einwilligte. Sie Vertraute einfach gar nicht mehr in sich selber aber damit gelang es ihr zumindest, ihn ein wenig anzulächeln. Auf seine Frage schüttelte sie nur den Kopf, deutete mit einem Nicken auf die Küche – um das zu Beschleunigen und weniger Worte nutzen zu müssen, für weniger wichtige Dinge. Wichtiger war, die angespannte Stimmung zwischen den beiden zumindest Halbwegs in den Griff zu bekommen. Sonst würde das hier nur ein Krampf und Jamie noch mehr der Überzeugung sein, mit Menschen nicht klar zu kommen. „ Mal sehen, was sich mit dem Talent von Matt, einkaufen zu gehen, verbinden lässt.“ Ha, guter Witz. Manchmal sah sie ihn an, fragte nur dein Ernst?. Köchin war eindeutig Madison gewesen aber keiner der beiden wollte sie in diese Rolle drängen, würde sich gerade diese Frau ohnehin nicht lassen, also übte sich Matt darin. Als sie ihr Handy in die Hand nahm um nach etwas brauchbarem zu Googeln, wurde ihr wieder mulmig. Nichts von ihren Eltern. Die Apps, mit denen man in ihrem Alter kommunizierte oder sich profilierte, die waren alle gelöscht. Sie hatte das nicht ertragen. Sie schrieb etwas von einer Seite ab, wo sie dachte, alles da zu haben und gerade war einfach nur Gus Anwesenheit in der Küche schön zu Wissen. Es brauchte eine Weile, bis sie die Zutaten zusammen gesucht hatten und sich unvorhergesehen Berührten, als sie in der Schublade nach etwas gleichzeitig griffen – Jamie sah Gus mit großen Augen an. „ Ich wollte... noch mal. Also ich wollte mich bei dir noch mal bedanken. Das was du in der Schule gemacht hast, das war... Danke. Auch das du hier bist, noch immer, trotz das ich so blöd bin. Das du Matt her gerufen hast.“ Es brach aus ihr heraus, weil sie es sich schon tausendmal vorgestellt hatte aber nie der Mut da gewesen war.

[Gus Evans]

Geduldig las ich mir die Zutaten durch, die Jamie auf den Zettel schrieb - momentan war das zumindest einfacher und schneller, als sie danach zu fragen - und suchte mit ihr gemeinsam all die benötigten Lebensmittel zusammen. Und noch ein paar mehr. Ich war zwar kein herausragender Koch, aber ich wusste zumindest, was Hunde mochten und was die Vierbeiner auch essen durften. Eine Banane stand zum Beispiel nicht im Rezept, wäre aber ein fantastischer Ersatz für das nicht-vegane Ei, auf das wir dadurch verzichten konnten, und würde den Tieren trotzdem schmecken. Die Gedankenachterbahn in meinem Kopf kam erst zum Stehen, als Jamies und meine Hände sich ungewollt berührten und wir beide darüber für einen Moment erstarrten. Und diese Starre legte sich auch nicht, als sie sich völlig zusammenhanglos bei mir bedankte, im Gegenteil. Es brauchte ein paar lange Sekunden, bis ich ihre Worte wirklich annehmen konnte und darüber langsam den Kopf schüttelte. "Das ist nicht der Rede wert", versuchte ich sie einfach abzuwehren. Mittlerweile war ich so an unseren distanzierten Umgang miteinander gewöhnt, dass ich mich schon allein aus Gewohnheit wieder von ihr abwenden wollte. Weil ich davon ausging, dass Jamie sowieso nicht im Sinn hatte ein langes Gespräch mit mir zu führen. Aber dann traf es mich wie ein Schlag, dass das hier eventuell die Chance war, auf die ich jetzt schon so lange wartete. Sie war es doch, die gerade meine Nähe suchte und sie war es auch, die mich wieder in ihren Kopf sehen ließ. Das konnte doch nicht völlig bedeutungslos sein. "Um ehrlich zu sein hab ich immer Angst, dass ich irgendwann einen Schritt zu weit gehe", führte ich deshalb aufrichtig fort und sah dabei erneut in Jamies Augen hinab. "Gerade in der letzten Zeit bin ich mir immer so unsicher, wie sehr ich mich eigentlich in dein Leben einmischen darf und ob du mich noch da haben willst. Und ich denke mir jedes Mal, dass du irgendwann sagst Okay, es reicht, was denkst du eigentlich, wer du bist? und mich einfach vor die Tür setzt. Vor allem bei Matt. Ich wusste wie wichtig dir war, dass er Zeit mit Madison hat. Und ich wusste auch, dass du mich davon abhalten würdest, wenn ich dich einfach frage. Aber ich konnte dir auch nicht helfen und ich konnte nicht mehr länger sehen wie schlecht es dir geht und ich wollte einfach nur, dass irgendjemand so für dich da ist, wie du es verdienst. Deshalb hab ich ihn angerufen." Unsicher rieb ich mir über mein Kinn, über die Bartstoppeln, und schüttelte langsam den Kopf.

[Jamie Bennett]

Jamie sah in Gus hübsches Gesicht, was allein auf dem Foto ihr Herz schon so viel schneller hatte schlagen lassen. „ Nicht der Rede Wert? Das... du mit mir da warst, dass du verhindert hast, dass ich sofort weg gelaufen bin, ist einer der Gründe warum ich überhaupt noch in den Spiegel schauen kann.“ Sie rieb sich über die Unterarme. „ Und ich habe im Moment niemanden verdient – Madison nicht, Matt nicht und dich auch nicht. Ich bin froh, dass ihr da seid – meine Eltern haben heute nicht mal eine Nachricht geschrieben oder eine Karte – aber ich habe das nicht verdient. Nicht nachdem ich so blöd war, auf Nate reinzufallen. Ihr und ich selber habe mehr von mir erwartet, als auf diese Masche rein zu fallen und ich habe das Gefühl, mich so sehr Enttäuscht zu haben, ich kann mir das gar nicht verzeihen. Am liebsten hätte ich mit der Welt gar nichts mehr zu tun.“ Sie sah aus dem Fenster ins Dunkle, danach wieder auf den Küchenfußboden. „ Aber ihr seid trotzdem da – du bist noch da. Warum?“ Sie sah erst den Hund an, dann aber doch wieder in Gus Augen. Sie hatte nichts getan, ihn nicht enttäuscht und er war gegangen – mehrmals und jetzt? Jetzt hatte sie sich dumm verhalten und er blieb? Wer sollte denn das verstehen? Jemand mit so wenig Sozialen Kompetenzen wie sie, verstand das nicht. „ Ich will... dich hier haben und warum... auch immer... du mischt dich nie zu sehr ein aber wenn... ich dich wieder hier rein lasse...“ Mir Absicht deutete sie auf ihren Kopf, nicht auf das Herz weil das der Weg dahin war bei Jamie. „...was wenn du dann wieder gehst? Das überstehe ich nicht und trotzdem... gibt es neben Matt und Madison niemanden, mit dem ich den Abend lieber verbringen würde, als mit dir.“ Oh, welch schwere Worte aber die Last, die diese ausgesprochenen, aneinandergereihten Buchstaben von ihr abfallen ließen, die war enorm. „ Hast du wirklich gedacht, ich will... dich nicht mehr hier haben?“

[Gus Evans]

Immer wieder sah ich von der Seite in Jamies Gesicht, um mich in ihren Augen vergewissern zu können, dass sie gerade tatsächlich die Wahrheit sagte. Hatte ich wirklich so vieles einfach falsch verstanden? Jamie zog sich nicht vor mir zurück, weil ihre Gefühle immer mehr verschwanden, sondern weil sie einfach Angst davor hatte noch einmal verletzt zu werden? Es brauchte in paar Sekunden, bis ich das verarbeitet hatte und langsam, überfordert meinen Kopf schüttelte. "Ja, ich- ich dachte, dass du schon mit uns abgeschlossen hast. Dass du mir nicht mehr vertrauen kannst. Und- dass ich nur noch hier bin, weil du irgendwen bei dir haben willst, nicht zwingend-- mich." Jetzt übertrug sich das Stottern schon auf meine Stimme, so aufgeregt war ich gerade. Zumindest so lange, bis es an mir lag diese völlig falschen Rückschlüsse in ihrem Kopf richtig zu stellen. "Jamie, das was da mit diesem Nate passiert ist, das war nicht deine Schuld. Das ändert nichts für mich, genauso wenig wie für Matt oder Madison. Ich bin hierher gekommen, weil ich einen Fehler gemacht hab - nicht nur einen - und weil ich dir zeigen wollte, wie leid mir das tut. Und deshalb bin ich auch immer noch hier. So lange, bis dein Kopf endlich nachgibt oder bis du mich vor die Tür setzt." Mit unsicherem, zitternden Blick betrachtete ich Jamies Augen, ihre Lippen und vor allem ihre Körperhaltung. Wie sie dort mit hoch gezogenen Schultern neben mir stand, so als wolle sie am Liebsten in sich selber versinken. "Kann ich dich trotzdem was fragen?" Ich wartete nicht einmal auf ihr Einverständnis, ehe ich langsam den Kopf schüttelte und das aussprach, was mir jetzt schon viel zu lange auf die Brust drückte. "Das, was da passiert ist - mit Nate - bereust du das nur, weil es- danach dieses Foto gegeben hat? Oder- bereust du auch die Sache an sich? Dass du Sex mit jemandem hattest, der dir nichts bedeutet? Weil du betrunken warst?" Durfte ich sie das überhaupt fragen, in unserer jetzigen Situation?

[Jamie Bennett]

Sie sah Gus tief in die Augen, bis sie dem nicht mehr stand hielt und begann tatsächlich und ganz Absurd nach Jamie Manier die Zutaten hilflos in die Schüssel zu werfen. Obwohl sie dabei den Kopf schüttelte und eigentlich klar war, dass sie ihre Gedanken sortierte. „ Ich – es ging mir doch nie um irgendjemanden, Gus, Deswegen bin ich so Enttäuscht von mir – das Date, die Menschen, die ich mit einem Mal beeindrucken oder denen ich gefallen wollte, das bin doch nicht ich? Wenn ich Wer auf die Meinung und Anwesenheit irgendeines Menschen gelegt hätte, dann hätte ich mich mein ganzes Leben anders als... der Freak verhalten aber da ist das Problem. Ich habe mich anders Verhalten und das hat alles zerstört.“ Er konnte versuchen das gerade zu biegen mit Worten aber einem Mädchen in ihrem Alter, dem sowas passiert war, das musste erst mal irgendwie Verarbeitet werden aber eines traf sie und Jamie glitten sogar die Bananen aus der Hand. Fassungslos wegen der Frage starrte sie ihn an, hielt sich kurz an der Ablage. „ Keine Ahnung... was von dem allem am schlimmsten oder am Demütingsten ist oder was auch immer ich falsch gemacht habe aber es gibt... nichts... was sich so... unschön angefühlt hat wie das.“ Natürlich musste der Fehler wenn bei ihr liegen aber Jamie erinnerte sich nur an den unnötigen Schmerz und das ungute Gefühl dabei. „ Die Bilder sind ein Teil der Geschichte.“ Sie hatte nur bisher nie mit jemandem darüber geredet, wie es dazu hatte kommen können und wie es ihr dabei gegangen war.

[Gus Evans]

Wortlos sah ich auf Jamies Hände und auf die Zutaten, die sie unkoordiniert in eine Rührschüssel hinein warf, doch obwohl sie dabei nicht nur die falsche Reihenfolge wählte, sondern sich auch überhaupt nicht an die Mengenangaben hielt, hielt ich sie nicht davon ab. Ich hörte nur auf die Worte, die ihren Mund verließen und schüttelte dabei langsam den Kopf. "Nichts ist zerstört, Jamie. Die Menschen, auf deren Meinung und Anwesenheit du sowieso keinen wert legst, die finden das vielleicht lustig, was passiert ist, aber- Matt und Madison mögen dich doch jetzt nicht weniger, als vorher. Und ich auch nicht." So eine Demütigung vergaß man nicht so leicht, das war mir klar, aber wenn ich es oft genug wiederholte, dann würde Jamie vielleicht irgendwann verstehen, worauf es ankam. "Ist das nicht- das Wichtigste?" Mein Körper stand so unter Spannung, dass ich unweigerlich zusammen zuckte, als Jamie auf einmal die Banane fallen ließ und ihr fassungsloser, starrer Blick mein Gesicht traf. Ich hatte selten etwas gesehen, das mich so hart traf, wie dieser Ausdruck in ihren Augen. Und weil ich mir in diesem Moment wirklich nicht anders zu helfen wusste, griff ich unerwartet nach ihrer Hand, um ihre Finger ganz fest in meinen zu halten und ihr dadurch zu zeigen, wie sehr ich mit ihr litt. "Warum hast du das dann gemacht?" Kein Vorwurf klang in meiner Stimme mit. "Du warst betrunken, ich weiß, aber- war das alles?"

[Jamie Bennett]

Jamie sah unsicher auf die Hände der beiden, es fühlte sich doch so schön an aber genau das war der Punkt. Durfte sie das fühlen? Durfte sie denken, dass war schön oder machte sie mit diesem Empfinden wieder einen Fehler? War das ein Schritt in die falsche Richtung? Aber heute war doch Weihnachten und sie konnte nicht anders als es zuzulassen und diese positiven Emotionen in ihrem Blick für ihn zuzulassen. „ Ich... ich weiß nicht. Es ist das wichtigste, ja... aber all diese Worte und was... da gesagt wurde...“ Sie konnte nicht anders, als Traurig wieder auf den Boden zu sehen. Jamie machte das fertig, was sie über sich und ihren Körper zu hören bekommen hatte und dieser ganze Hass oder die Belustigungen. „ An dem Abend... ich wollte die letzten Wochen und Monate irgendwie vergessen. Mir waren diese Partys ja sonst auch nie wichtig aber ich dachte das lenkt mich auch von uns ab und als ich mit Nate alleine war... und es... keine Ahnung. Er hat mich überrumpelt, ich wollte nicht mehr die verklemmte und langweilige Person sein.“ Das klang nun so erbärmlich und noch schlimmer, sie Empfand sich ja noch immer selbst so. „ Außerdem wollte ich... das hinter mich bringen? Mich Ablenken? Ich war noch sauer auf dich und ich dachte, vielleicht hört das Gefühlschaos auf, wenn die Sache einfach... passiert ist? Immerhin war das beim Vorletzten Mal auch der Grund warum du gegangen bist.“ Aber sofort sah sie ihn Entschuldigend an. „ Ich... versteh mich nicht falsch. Das war auch noch immer meine dummheit.“ Nicht das sie den Eindruck machte, sie wolle ihm die Schuld in die Schuhe schieben.

[Gus Evans]

Es war leicht für Jamie zu sagen, dass mich bei allem, was ihr passiert war, keine Schuld traf, aber zwischen ihrem entschuldigenden Blick und meinem langsamen Nicken passierte dennoch einiges in mir. Ich war ein verdammtes Arschloch. Wenn ich sie nicht verlassen hatte - nicht beim ersten, nicht beim zweiten und vor allem nicht beim dritten Mal - dann wäre das nicht passiert. Dann müsste sie jetzt nicht so leiden. Zwar würde ich mir jetzt nicht selber die ganzen Vorwürfe aufladen, denn ich konnte das realistisch und differenziert genug betrachten, um zu wissen, dass Nate für die vielen Tränen in den letzten Tagen verantwortlich war, aber trotzdem lag etwas Entschuldigendes in meiner Geste, als ich langsam meine Hand wieder von ihrer löste und stattdessen meine Arme um ihren Körper legte. Steif und angespannt wirkte diese Umarmung zu Beginn, aber ich ließ mich nicht von der Unsicherheit zurück halten, sondern drückte fest meine Hände in ihre Haut und hielt Jamie einfach dicht an mir. Als könnte ich dadurch ihre Verzweiflung ein wenig lindern. "Ich kann alles nachvollziehen, was du gerade gesagt hast", sprach ich mit gedämpfter Stimme aus. "Dass du dich ablenken wolltest und dass du dir selber auch irgendwie- Druck gemacht hast. Dass der Alkohol das nur noch verstärkt hat. Und dass du verletzt warst, wegen mir. Wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre, hätte ich vermutlich etwas Ähnliches getan. Also- wenn du dich selber für dumm hältst, dann bin ich es auch." Für Jamie war es leicht die Schuld in sich zu suchen, sie war sowieso eine so unsichere junge Frau, aber umso schwerer fiel es ihr andere Menschen zu kritisieren und zur Verantwortung zu ziehen. Gewissermaßen erhoffte ich mir also, dass sie beim nächsten Mal, wenn sie sich Vorwürfe machte, auch an mich denken musste und dadurch nicht mehr so leichtfertig damit umging. "Und es tut mir Leid. Ich hab dir das schon gesagt, du weißt das, aber- wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, dann würde ich es machen. Sofort." Noch einmal nickte ich langsam, während ich mich vorsichtig wieder von ihr löste und von oben herab in Jamies hübsches Gesicht sah.