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SAN FRANCISCO SQUAT HOUSE
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Lahja Emilia O'Neill
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Beitrag #91
RE: SQUAT HOUSE
Es war total verrückt, wie oft Noah und sie in ihrem bisherigen Leben, getrennte Wege gegangen waren und wie sie dann doch immer wieder seine Nähe und auch Vergebung gesucht hatte. Bei jedem Mal fühlte es sich ein bisschen anders an, ganz besonders aber diesmal. In ihm hatten sich Dinge verändert, er gab sich selber einen neuen Stellenwert und auch das gewachsene Selbstbewusstsein konnte Lahja spüren. Das würde ihn nicht zum Macho werden lassen oder Überheblich, er würde immer diese Art von Mann sein, die sensibel und einfühlsam waren aber die Gewissheit, ihn in ihrem Leben niemals zu verlieren, egal wie sie sich benahm, daran zweifelte sie. Darauf konnte sie sich nicht mehr verlassen und vielleicht gab ihr das eine ganz neue Motivation, von jetzt an alles richtig zu machen – oder eher weniger extrem ihre Launen an ihm auszulassen. Er liebte sie, auch mit ihren Fehlern aber das durfte nicht wieder so sehr auf seine Kosten gehen. Denn dass er sagte, Apple hätte seine Fragen und die Versuche, sie zu erreichen, nicht verdient – das erinnerte sie schwer an ihr eigenes handeln. Was, wenn sie heute her gekommen wäre und er wäre bei seiner Meinung geblieben, Lahja hätte es auch nicht verdient, schon wieder einen Platz in seinem Leben einzunehmen? „ Danke – danke, dass du mir schon wieder eine Chance gegeben hast.“ Es wunderte sie nicht, als er ihr bestätigte, dass er mehr für Apple übrig hatte, als zu Beginn vermutet. Noah war so nicht, wenn er so intensiv mit Menschen im Kontakt stand, dann schaltete er dabei auch nie seine Gefühle aus. Deswegen kam auch keine neue, berauschende Welle der Wut über sie hinein gebrochen – viel eher probierte sie Verständnis zu haben. Sich in ihn hinein zu fühlen und was das mit ihm machte, so hintergangen worden zu sein. In dem Moment, als sie es aussprach, hasste sie sich schon selbst unglaublich dafür aber sie wusste genau, wie quälend, zäh es sein konnte, mit offenen Fragen zurück zu bleiben. Irgendwo war das ja auch ihre Motivation gewesen, so hart mit Noah und Zac zu brechen – sie war aus dem Leben der beiden urplötzlich verschwunden, weil sie das so wollte und die beiden hatten dafür noch lange über sie zu grübeln. Eine eigenwillige Form der Rache. „ Ich... ich hoffe für dich, dass du entweder doch noch zu deinen Antworten kommst oder... dass es dich nicht mehr so lange... Belastet.“ Denn das war so offensichtlich, besonders als er seinen Kopf so tief senkte. Nachdem auch das letzte Wort seine Lippen verlassen hatte, darüber, dass er ihr Glauben schenkte, hüllte die Nacht die beiden einfach in Schweigen. Noah und Lahja saßen auf dem Dach beieinander, sie wagte es irgendwann ihren Kopf an seiner Schulter abzulegen. Alle beide hingen schweren Gedanken nach, sie spürten das und doch war heute keiner von ihnen alleine damit. Das fühlte sich gerade genau nach dem an, was ihr Leben ein wenig erträglicher gestaltete. So lange, bis sie schweren Herzens aufstand, weil ihr Handy nicht aufhören wollte, beharrlich zu brummen und einer der Bandmember sie fragte, wo sie sei. Eigentlich wollte sie vermeiden, Noah noch mehr Umstände zu machen aber er wollte sie begleiten – um aufzupassen, um sich selber abzulenken, um sich zu vergewissern sie würde keinen neuen Unsinn oder Stress provozieren? Ganz gleich, sie empfand nur Dankbarkeit. Provisorisch verbanden sie die Hände, damit nicht sofort auffiel, was da geschehen war. In dieser Nacht blieb übermäßiger Alkoholgenuss oder neue Substanzen in ihrem Körper aus, sie wollte einfach nur genießen, neben Noah einzuschlafen. Auch am Morgen brach da keine Unruhe oder Hektik ein – wenn sie in der Beziehung auch manchmal verflucht hatte, wie er den Tag kiffend im Bett gammeln konnte, so Genoss sie das heute. Die Probleme waren nicht mit einem Schlag ausgemerzt, mit dem Essen tat sie sich total schwer und auch, wie Nahe sie ihm kommen durfte, körperlich - aber durch die beruhigende Wirkung des Grases gelang es ihr, ganz ruhig, Noah alles zu Erzählen, was in ihrer Familie geschehen war. Es waren nicht nur Stunden der Ernsthaftigkeit sondern über Matt´s Party Begründung und Kilians Zweifel, an dem geistigen Zustand seines besten Freundes, konnten die beiden dann auch Lachen. Verhalten und manchmal mit ungewohnter Anspannung aber niemand hatte erwartet oder verlangt, dass es jetzt war, wie vor dem Kontaktabbruch. Am frühen Abend besuchten sie die Kneipe, wo Noah sonst arbeitete oder er zeigte ihr seine liebsten Orte in seinem neuen Umfeld – wobei Lahja sich auf alles einließ und lieber weiter spazierte, um einen umfassenden Eindruck zu bekommen. Mit den anderen auf einem Bier den Sonnenuntergang anzusehen, ließ sie sich ein aber Noah schien ihr nicht übel zu nehmen, dass es viel eher Abstand von allen Menschen war, den sie sich gerade so zwingend wünschte – außer von ihm. Lahja ließ nicht viele in ihre kleine Welt und wenn die so in Scherben lag, wie es gerade der Fall war, war jeder menschliche, neue Kontakt schon schwer. Es kam ihr aber auch vor, dass sie es nach und nach schaffte, ihm ein wenig die Gedanken an Apple zu rauben und an Chris, weil sie ihn Ablenkte. Das konnte auch jeder andere hier tun aber Lahja war froh, ihm etwas zurück geben zu dürfen. Deswegen lud sie ihn auch ein, auf das Konzert mit zu kommen, nach dem die beiden sich Verabschieden müssten, bis sie wieder zurück kehren würde. Das war nicht so leicht, mit dem frisch gefassten Mut im Herzen und dem dringenden Verlangen, ihre Fehler gerade zu biegen, wieder los zu ziehen. Ihrem Ex-Freund war auch klar, dass sie nicht bis dahin auf all diese Substanzen in ihrem Körper verzichten würde, dass war momentan ihre ärgste Stütze aber unter dem Aspekt, die beiden würden sich wieder sehen, erschien das alles wie ein weiteres Kapitel, was dazu gehörte. Zumindest konnte er nun sehen, dass es Lahja doch auch gut ging. Nicht nur die Arbeit machte ihr Spaß, auch mit den Jungs kam sie gut aus – bei ihr war es sehr leicht, zu sehen, ob sie ehrlich mit dem Herzen lachte oder nur aus einer Pflicht. Der eine Sorgte dafür, dass sie immer wieder etwas aß oder erinnerte sie neben dem Bier auch an das Wasser trinken und es schien so, als wäre das ein routinierter Prozess. Es gab also Menschen, die sie nicht nur vergraulte und auch, denen es nicht nur egal war. Das alles änderte nichts an dem Moment, als alles Verstaut war, die letzte Band gespielt hatte und dieses fragende Nicken kam, ob alle soweit waren, weiter zu fahren. Lahja war gar nicht bereit, untypisch für sie, hatte sie an dem Abend immer wieder Noah´s Nähe gesucht. Das war eigentlich nicht die Art beider, wenn sie irgendwo zusammen hin gingen aber sie wollte diese Zeit in sich aufnehmen und sie wollte das ganz klar vor Augen haben, sein hübsches Gesicht, diese tiefen und vertrauten Augen, wie er seinen Kopf bewegte, den klang seiner Stimme, das Lächeln und das Lachen, am liebsten wäre sie ihm auch noch anders Näher gekommen aber Lahja hatte Angst, etwas kaputt zu machen. Das eine mögliche Abweisung sich unschön in ihre Erinnerungen an das Treffen brannte und das wieder her reisen nicht nur mit Freude gespickt wäre. Sie drückte ihn aber feste und lange an sich, immer wieder legten sich ihre Finger sehnsüchtig an seine Wangen und in seinen Nacken. „ Ich... passe auf mich auf und du passt auf dich auf und... und bald komm ich wieder. Mit Zeit. Zeit dich kennen zu lernen. Jemanden kennen zu lernen, in den ich schon ewig Verliebt bin.“ Das wäre nach Matt´s Geschmack, der letzte Satz und so gelang ihr ein schmales Lächeln obwohl ihre Augen verrieten, wie sehr sie mit Tränen zu kämpfen hatte. Liebevoll fuhr sie durch sein weiches Haar, eher sich die letzten beiden Fingerspitzen voneinander lösten und sie in den Wagen einstieg. Statt etwas zu sagen oder erklären, tat sie einfach, als würde sie schlafen und spielte diese zwei Tage in ihrem Kopf immer wieder ab. Wie schön das gewesen war, seinen ruhigen Atem an ihrer Seite, bei Nacht und auch am Tag, genauso ihr Lachen, als sie sich amüsierte, wie detailreich er ihr die Vorzüge des Grases in San Francisco anpries, wie eine neue Religion und auch wie der Vertraute Geruch als sie sich in sein Bettzeug gekuschelt hatte – bis sie deswegen doch noch einmal die Augen öffnete, aus dem Rucksack einen Pullover von ihm zog, den sie eigentlich nur für ihn verstauen sollte bei dem Konzert und sich darin einrollte, mit dem Kopf an der Scheibe und einem Lächeln auf den Lippen einschlief. Als einer der Kollegen ihr amüsiert das Bild am nächsten Abend zeigte, zögerte sie auch keine Sekunde oder fühlte sich peinlich berührt oder Lächerlich, sondern schickte es Noah. Ich hab da was vergessen, es war keine Absicht aber eine gute Idee. schrieb sie darunter, dass war der Grundstein dafür, dass die beiden zumindest immer wieder mal Nachrichten austauschten – Lahja tat solche ersten Schritte eigentlich nie. Beide waren keine Social Media Menschen aber es waren diese besonderen Kleinigkeiten, die sie einander mitteilten und die Lahja immer wieder ein gutes Gefühl gaben.


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12.06.2016 15:41
Noah Scott
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Beitrag #92
RE: SQUAT HOUSE
Schon innerhalb kürzester Zeit merkte ich ganz deutlich wie sehr Lahja sich bemühte ihre Versprechungen einzuhalten. Eigentlich müsste ich ihr hoch anrechnen wie sie versuchte keinen Fehler zu machen und mir gegenüber unheimlich verständnisvoll zu sein, aber gleichzeitig war das so absurd, dass ich irgendwann unwillkürlich stehen blieb und auch Lahja aufhielt, indem ich mit meiner Hand nach ihrem Arm griff. "Okay, stop." Für einen Moment sah ich ihr still in die Augen, versuchte für mich selber herauszufinden, ob sich das bloß so falsch anfühlte, weil ich sie so nicht kannte, aber nein. Nein, das war es nicht. "Ich freue mich wirklich, dass du hier bist und ich freue mich auch, dass du- versuchst dich mir und meinem Leben hier ein bisschen mehr zu öffnen, aber irgendwo ist da auch eine Grenze. Da kann doch nicht funktionieren, vor allem nicht auf Dauer, wenn du dich selber dabei so zurück stellst und einschränkst. Wenn du Witze machen willst, dann mach Witze, ich mag deinen schwarzen Humor. Was ich nicht mag, ist, wenn du dich so darüber amüsierst, dass du mich damit ganz bewusst verletzt oder manipulierst. Wenn du dabei- bösartig bist." Genau so hatte es sich nämlich angefühlt, als Lahja vor dem Konzert in Hailys Haus mein neues Umfeld belächelt hatte. "Und wenn du es auf diesem Festival scheiße findest, dann gehen wir wieder heim. Zusammen. Was wäre ich denn für ein Mensch, wenn ich dir sagen würde Ach übrigens, am Wochenende ist hier so ein Hippie-Ding, wenn du das doof findest, dann bleib halt alleine in meinem Zimmer oder fahr wieder nach Hause." Weil das überhaupt nicht nach mir klang, schüttelte ich einmal energisch den Kopf. "Es ist okay, wenn es dir da nicht gefällt oder wenn dir das alles zu viel wird. Selbst ich hab zwischendurch solche Phasen, wo ich einfach mal meine Ruhe brauche, und dem nächsten, der mir glücklich ins Ohr flötet wie schön die Welt ist, den Hals umdrehen möchte. Ich erwarte nicht von dir, dass du jetzt auch in Meditation einsteigst oder über das Nirwana philosophierst. Wenn du- einfach nur mitkommst, dir das alles mal ansiehst und es nicht von vornherein schon verurteilst, dann ist das alles, was ich möchte. Okay? Und wenn es genug ist, dann laufen wir zurück, setzen uns zu zweit mit einer Flasche Bier aufs Dach und verbringen die Zeit einfach zusammen. Darauf freu ich mich nämlich viel mehr, als auf dieses Festival." Sanft lächelte ich Lahja einmal an. "So und jetzt erzähl mir von deinem Streit mit Zac. Ich will es immer wissen, wenn es dir nicht gut geht." Dass ich beim letzten Mal so abweisend zu ihr war, hatte ja auch viel eher andere Gründe. "Und es ist gut, dass du ihnen von Apple erzählt hast. Ich wünschte es wäre anders, aber- ich hab keine Ahnung, wer sie eigentlich ist und was sie tun würde. Das ist das Schlimmste glaub ich. Deshalb kann ich auch einfach nicht damit abschließen. Da sind so viele offene Fragen, die ich noch hab, aber gleichzeitig will ich sie eigentlich nie wieder sehen. Keine Ahnung."
30.06.2016 23:37
Lahja Emilia O'Neill
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Beitrag #93
RE: SQUAT HOUSE
Als er so entschieden den Weg der beiden unterbrach, sah Lahja ihn kurz verwirrt und auch mit etwas Sorge in den Augen an. Was hatte sie denn nun getan? Hatte sie etwas falsches gesagt? Doch er löste schnell auf, was es war, was ihn so zu stören schien. Bevor sie jedoch darauf reagieren konnte, hob sie die Augenbrauen an und legte den Kopf schief. „ Oha.“ War das erste, was ihre Lippen verließ aber auch ein wenig amüsiert, wie sie kurt darauf durchblicken ließ. „ So entschieden kenne ich dich... ja gar nicht. Das ist also auch... neu? Anders?“ Denn Noah war eher der, der es sanft und unterschwellig versuchte, so, dass sie irgendwie selber darauf kommen musste aber das hier, das gefiel ihr tatsächlich. Das musste sie ihm nicht einmal sagen. Wenn sie in Rage gewesen wäre, dann sähe das schon anders aus aber so? Nicht das sie sich nun mit ihm laut Streiten wollte, ihr gefiel einfach diese direkte Art. „ Und natürlich wäre ich nicht davon ausgegangen, dass du mich so heim schickst – so gut kenne ich dich aber du hättest sagen können Du, an dem Tag ist das und das, willst du nicht einfach eine Woche später kommen? Das meinte ich damit. Obwohl ich mich natürlich freue, dass es dir allem Anschein nach wichtiger war, mich zu sehen und das schätze ich auch – ich wollte nur... ich wollte dich nur Wissen lassen, ich... ich versuche nicht alles so krass auf mich zu beziehen. Das ist... nämlich da mit Apple passiert und ich dachte, wenn du das eine gerade als dringender empfindest, bin ich automatisch egal aber... das stimmt so ja nicht.“ Das war ihre gelernte Lektion und es war besser, das immer zu Wiederholen, damit sie es auch verinnerlichte. Das galt bei Noah zumindest. Lahja konnte nicht sagen, weshalb es so lange gedauert hatte aber sie schenkte ihm das Vertrauen, sie war wichtig für ihn und das auch, wenn sie mal nicht an erster Stelle kam. „ Ich bin aber beruhigt, dass ich weiter meine Witze machen darf und ich finde es schön zu hören, wie du manchmal den Gedanken hegst, jemandem den Hals umdrehen zu wollen.“ Weil das einfach so absurd war, wenn man sich die Charaktere der beiden ansah, konnte sie nicht anders, als lobend und still, anerkennend, nickend ihre Hand auf seine Schulter zu legen. „ Das nächste mal gib mir doch bitte ein Zeichen, ich will mir dein bekifftes Gesicht dazu anschauen...“ Ha, das wäre wohl nicht anders als das, wie er auf dem Sofa gammelte aber es war auch egal, er wusste was sie meinte und es war schön auf Gewohnheiten von jemandem anzuspielen, die man über die Jahre einfach in und auswendig kennen gelernt hatte. Was komisch war, war die Hand auf seiner Schulter denn die beiden waren... Freunde aber so viel mehr als das und auch wenn aus der Euphorie die Umarmung so leicht gefallen war, die Nächte vor sechs Wochen neben ihm so beruhigend, änderte es nichts an der Tatsache, ein Paar waren sie nicht mehr. Nachdem die beiden weiter schlenderten, dachte Lahja noch eine Weile an das komische Gefühl was sie hatte, ihre Hand sinken zu lassen um sie in den Zipper zu schieben. Auch da fühlte sie sich noch ganz kribbelnd an, sollte sie aber nicht, sie wollte ihn ja auch nicht Überfordern und sich genauso wenig. Da kam es gerade Recht, dass er nach Zac fragte und sich ihr Blick verfinsterte und der Kiefer aufeinander gepresst wurde. „ Ich... das war nicht schlau von mir aber als ich mich mit Kilian sofort gefetzt habe, wollte ich nur raus – ich hatte keine Lust das es wieder so richtig knallt. Du weißt ja, wie schnell das geht und weil ich nach dem Besuch hier nicht nochmal etwas tun wollte, was mich aus der Bahn wirft, habe ich meine Sachen geholt. Bei ihm. Ich wollte nicht mit ihm Reden aber er hat mich mit seinen Entschuldigungen zu gequatscht und das ich bei ihm bleiben soll, bis ich fahre und... das übliche halt? Irgendwann wurde es mir zu viel...“ Lahja berichtete davon, wie sie aus sich heraus gebrochen war, wie sie die beiden in der Beziehung charakterisiert hatte und wie er danach sie damit provoziert hatte, nur die unnötigen, fiesen Kommentare ließ sie außen vor – die nur dazu da gewesen waren, um ihn zu verletzen – denn das Lahja das drauf hatte, wusste mit Sicherheit ihr Exfreund. „...als er in der Tür stand, habe ich rot gesehen und wollte ihm aber auch nichts davon zeigen, also bin ich ab durch die Mitte. Er ist stärker als ich, ich mag das nicht, wie du weißt und um ihm jegliche Grundlage zu nehmen, sich darauf vorzubereiten, hab ich ihn da angegriffen, wo es einen Mann sofort außer Gefecht setzt. Nein, es tut mir nicht Leid, ich finde er hat das verdient.“ Bevor hier eine Männer Solidarität ausbrach. „Danach bin ich nur raus, ich war aufgewühlt und verärgert und ich wollte... Kilian so nicht sehen. Also habe ich mir die Nacht um die Ohren geschlagen und ihm einen Zettel geschrieben, als ich nur kurt meine Sachen holen war. Ich will... nicht mehr Streiten und... auch das Wütend sein bin ich tatsächlich Müde nach der Tour... aber Emotionen drängen mich so an die Wand und wer weiß das besser als du, ganz besonders, wenn ich auch noch darüber Reden soll.“ Sie verzog das Gesicht, als wäre das was ekliges zu Essen um ihn danach von der Seite zu betrachten. „ Vielleicht... vielleicht ist Apple auch so. Vielleicht kann sie... einfach nicht mit dir darüber sprechen, weil das... für sie auch schwer ist. Eigentlich würde ich mir lieber die Zunge abbeißen, als dir das zu sagen, sie in Schutz zu nehmen aber ich Glaube die Tochter von Chris zu sein, ist alles andere als schön und auch wenn sie Bösartig zu dir war – musst du nicht davon ausgehen, dass das alles schlecht war, hm? Sieh mal... wir Wissen beide, dass du dich in Gefahr begibst, wenn ihr Kontakt habt aber sie ja auch?“ Lahja verstand absolut nicht, wo das nun herkam, sie war so sonst nicht. Einfühlsam und legte deswegen beim gehen auch den Kopf in den Nacken und schüttelte den Kopf. Es war nur so viel schlimmer, Noah so leiden zu sehen.


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01.07.2016 01:42
Noah Scott
Unregistered


 
Beitrag #94
RE: SQUAT HOUSE
Wir waren nicht nur Freunde. Wir waren definitiv mehr als das und das spürte ich auch ganz deutlich, als Lahja ihre Hand unerwartet auf meine Schulter legte und es von dieser Berührung ausgehend warm unter meiner Haut kribbelte. Ich liebte sie und sie liebte mich, das war kein Geheimnis, und sie war auch nicht hier, um eine mögliche Freundschaft neu zu errichten, zumindest hatte ich das nicht im Sinn. Für mich ging es um unsere Beziehung, unsere jahrelange Liebe zueinander, aber ich wusste auch, dass mehr dazu gehörte als das Kribbeln im Körper. Wahrscheinlich verstieß ich damit gerade gegen unzählige Grundlagen der Hippie-Bibel, die die Gegenwart und Emotionen über alles andere stellte, aber ich war vielleicht doch zu sehr Realist geblieben, um einfach meine rosarote Brille aufzusetzen und den Rest zu ignorieren. Was brachten uns denn auch all diese Gefühle füreinander, wenn wir damit letztendlich doch nur wieder vor eine Wand fuhren? Wenn wir einfach nicht mehr miteinander harmonierten und funktionierten? Was, wenn Lahja merkte, dass sie doch nicht so verständnisvoll und offen sein konnte wie sie gerne wollte? Und was, wenn ich merkte, dass ich sie mit meinem Verhalten doch immer wieder verletzte? Ich wollte nicht, dass wir noch einmal so einen Konflikt austrugen wie beim letzten Mal und vor allem wollte ich nicht, dass wir irgendwann tatsächlich den Kontakt abbrachen und nie wieder ein Wort miteinander redeten. Dass wir unsere Beziehung so negativ in Erinnerung hielten. Ich hatte mir im Vorfeld schon viele Gedanken dazu gemacht, darüber wie wir miteinander umgehen würden, und letztendlich die Entscheidung getroffen, dass ich mir erst wirklich sicher sein wollte, bevor ich zuließ, dass Nähe, Küsse oder Sex unsere Wahrnehmung vernebelte. Es musste im Herzen funktionieren, aber es musste auch im Kopf funktionieren. Ihre Berührung brachte mich zwar zum Lächeln, doch anstatt diese als Anlass zu nehmen um mich ihr wieder anzunähern, ging ich danach wie zuvor ganz normal neben ihr her und schob mir meine Hände in die Hosentaschen, während ich ihrer Berichterstattung lauschte. "Autsch. Ich war noch nie so glücklich, dass es damals nur mein Gesicht getroffen hat, als ich dir im Weg stand." Amüsiert sah ich Lahja von der Seite an, wohlwissend, dass sie sich diesen Wutausbruch immer noch zum Vorwurf machte, aber es war schließlich auch mal an der Zeit damit endlich abzuschließen. "Ich finde es aber gut, dass du da warst, bei Zac. Er hat verdient zu sehen wie wütend du bist und ich glaube du hast auch verdient ihn das spüren zu lassen. Geht es dir danach denn etwas besser? Dadurch, dass du die Vorwürfe mal rauslassen konntest? Oder hat das Wiedersehen alles eigentlich nur wieder aufgewühlt?" Es war nicht ganz uneigennützig, dass ich sie diese Dinge fragte, denn irgendwie konnte man das ja auch auf mich und Apple übertragen. Genau die Fragen stellte ich mir auch, wenn ich darüber nachdachte sie noch einmal wiederzusehen und sie erneut zu konfrontieren. Würde mir das irgendetwas bringen? Würde ich mich danach besser fühlen? Eigentlich wartete ich schon sehnsüchtig darauf, dass Lahja mir diese Unsicherheit nahm, indem sie mir erneut auftrug mich von ihr fern zu halten, wie schon bei ihrem letzte Besuch, aber diesmal sollte es anders kommen. Ganz anders. So anders, dass ich sie nur unsicher und verwirrt anstarren konnte, nachdem sie ihre Gedanken dazu in Worte gefasst hatte. Okay. "Wer bist du und was hast du mit Lahja gemacht?" Wenn meine Ex-Freundin eins eigentlich nicht war, dann einfühlsam. Vor allem nicht, wenn es dabei um andere Frauen ging, die mir wichtig waren. Eigentlich wäre genau das der Moment gewesen, in dem es ihr gelungen wäre mich nach ihren Wünschen zu manipulieren und mich gegen Apple zu verschwören, aber das tat sie nicht. Diesmal nicht. "Ich weiß nicht, Lahja. Sie hat erst gelogen, als sie mir von ihrer Vergangenheit erzählt hat, dann hat sie über ihr Alter gelogen, sogar über ihren Namen und jetzt- das? Wie soll ich ihr denn jemals wieder glauben, wenn sie irgendetwas sagt? Selbst wenn ich versuche sie zu kontaktieren, wie soll ich ihr glauben, was sie mir dann als Ausrede auftischt? Und ich weiß auch nicht wie ich mich jemandem gegenüber setzen soll, der mir erzählen will, dass alles ausgedacht und erlogen ist, was du durchmachen musstest. Wegen Chris. Das fühlt sich einfach falsch an."
01.07.2016 11:55
Lahja Emilia O'Neill
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Beitrag #95
RE: SQUAT HOUSE
Auch ihre Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln, als Noah davon sprach, dass es ihn besser getroffen hatte als Zac – natürlich schwang da aber auch etwas anderes mit. Denn sie wusste auch noch genau, in was für einer Situation das gewesen war und ganz vielleicht hatte Lahja eines dazu gelernt, es half nichts, das alles für sich zu Behalten und mit sich alleine fertig zu werden. Nachdem ihr das mit Chris passiert war, wusste sie, wie sehr sie auch auf die Menschen um sich herum angewiesen war – sie würde sonst jetzt an der Nadel hängen, dass war Sicher. So ungern sie das auch zugab. Ihr Stolz und ihre trotzige Art hatten ihr aber auch dabei geholfen, daran nicht ganz zu zerbrechen und war Auslöser dafür, dass sie noch immer aufrecht neben Noah gehen konnte und sie nicht an all den Grausamkeiten ihren Charakter verloren hatte. „ Naja – das war auch nicht so eine Glanzleistung, wie diese hier. Was zumindest Sicher ist, ist, dass er es verdient hat. Ich habe so oft nachgefragt ob da noch etwas ist und ich bin zwar Stur und Eifersüchtig aber... ich denke, manchmal kann ich auch fair sein. Als wir darüber gesprochen haben, ob er auch andere Partner haben möchte, hat er strikt mit Nein geantwortet und einen Dialog dazu präsentiert, warum denn nicht. Das was da passiert ist, kommt mir so vor, als könnte ich ihm nicht mehr Trauen. Als hätte er mich nicht Ernst genommen. Nicht, weil ich das in ihm sehen wollte sondern weil er mir das Gefühl gegeben hat, diese Sorge wäre... nicht berechtigt.“ Lahja fuhr sich durch die Haare, mit den unterkühlten sowie steifen Fingern wegen des Drogenkonsums, begann sie danach sich eine Zigarette zu drehen. Was jetzt kommen würde war nämlich nicht so einfach. „ Du kannst gerne die Augen verdrehen, wenn du magst und ich weiß, wie oft du mir etwas anderes gesagt hast aber ich komme... mir selbst wieder so... unzureichend vor. Das, was ich bin, wer ich bin, das hat schon wieder nicht gereicht, jemanden... davon zu überzeugen, bei mir zu bleiben.“ Das war so schwer, gerade für Lahja, auszusprechen. Damals bei Lucy hatte sie das Gefühl bei Noah gehabt, bei ihrem Vater schon ewig und bei Jeany? Jeany war die Außnahme dieser Regel. Selbst bei Matt hatte sie doch das Empfinden gehabt, Jamie sei erstrebenswerter als sie – als Ziehtochter. „ Das fängt alles wieder an, dieses Unwohl sein, in den Spiegel zu sehen. Die Drogen. Die Wut. Es hat alles aufgewühlt, natürlich, alles, was ich an mir selber nicht mag und ich komme mir wieder so dumm vor. Ich raffe nie etwas früh genug... Kilian sagte das schon immer, mir konnte man als Kind nicht sagen, die Herdplatte sei heiß – nein – ich musste darauf patschen, um es zu spüren.“ Sie blies den Rauch in den Himmel, was für ein netter Vergleich aber so und nicht anders war es doch.
Zum Glück wechselten sie sich in dem Dialog ab, mit Dingen, die das Herz belasteten – ansonsten hätte es ihr schnell zu viel werden können. „ Erstmal... ich... ich kann schon verstehen... weißt du...“ Gerade weil ihr das alles passiert war, war es Grausam das in Worte zu fassen und sie rieb sich mehrfach über den Nacken, bis sie es über sich brachte, diesen Satz zu sagen. „ Wenn irgendwer daher käme, den ich nicht kennen würde, der mir sagt, Kilian hätte das getan, ich würde das auch nicht Glauben. Würdest du das? Über deinen Vater?“ Sie sah ihn von der Seite an. „ Noah, natürlich fällt es dir schwer, dich in sie hinein zu fühlen, weil du dich so betrogen fühlst aber... du kannst das doch sonst so gut. Nein, das ist eigentlich nicht meine Art aber wenn du.... wenn du mir nicht vor sechs Wochen – oder immer wieder – eine Chance gegeben hättest, dann.... dann stünde ich doch auch nicht hier neben dir. Ich habe dich auch belogen, hast du das vergessen? Mit Brooke damals? Ich habe das gemacht, um dich zu schützen und... damit es nicht Unangenehm wird. Sie hat das vielleicht getan, um ihren Vater zu schützen. Ich weiß nicht, was da zwischen euch ist und ich will auch nicht, dass du dich in Chris Schussfeld begiebst aber ich will auch nicht, dass diese Fragen nie verschwinden weil die können nur penetranter werden. Eventuell... solltest du Haily um Rat fragen?“ Hah, sie verwies ihn auch noch auf diese andere Frau, das wurde ja immer besser aber was sollte sie auch tun? Er hatte es verdient, damit seinen Frieden zu schließen. „ Glaub nicht, dass das nun bei jedem so ist – aber irgendwas hat sich da verändert, seid dem du mich das letzte mal... hier aufgenommen hast. Um es auf deiner spirituellen Ebene zu sagen, das Vertrauen in dich hat ein ganz neues Level erreicht...“ Weil sie sich selbst damit so bloß stellte, betrachtete sie den Gehweg und nicht ihn.


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01.07.2016 19:29
Noah Scott
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Beitrag #96
RE: SQUAT HOUSE
"Nein, halt." Anstatt die Augen zu verdrehen, brach ich jetzt doch mit all meinen zuvor aufgestellten Distanz-Regeln, legte im Gehen meinen Arm um ihre Schulter und drückte sie sanft an mich. "Wenn Zac dir fremd gegangen ist, dann hat das nichts damit zutun, dass du nicht ausreichend wärst, sondern damit, dass er ein scheiß Arschloch ist, der dich nicht verdient hat, wenn er nicht sehen kann wie gut du bist. Und falls er doch weiß wie toll du bist, dann ist er immer noch ein scheiß Arschloch, weil er seine Versprechen nicht halten kann. Okay?" Sowas war immer so leicht gesagt, aber so schwer umzusetzen, deshalb versuchte ich es auf eine andere Art nochmal, die Lahja vielleicht eher akzeptieren konnte. "Als du mich betrogen hast, mit ihm, hatte das etwas damit zutun, dass ich nicht ausreichend für dich war? Du hast mir immer gesagt das ist es nicht. Dass dich einfach- bei Zac ganz andere Dinge ansprechen, als bei mir. Was, wenn das bei ihm genau so ist? Ich will ihn nicht in Schutz nehmen, er hat dir immer noch ins Gesicht gelogen und schon allein dafür hat er deine Wut verdient, aber ich glaube nicht, dass das etwas mit dir zutun hat oder damit, dass du nicht gut genug für ihn bist. Es ist einfach- Ich glaube in der heutigen Zeit ist es einfach schwer einer Verführung standzuhalten." Noch einmal drückte ich Lahjas Körper seitlich sanft gegen meinen und lächelte ihr dabei behutsam zu, was auch dann noch auf meinen Lippen verweilte, als wir schon über Apple sprachen. Nicht, weil ich ihr auf einmal zustimmte oder weil ich Apple noch eine Chance geben wollte, so einfach war das nicht, sondern viel eher, weil Lahja mir immer mehr zeigte wie sehr sie sich wirklich schon verändert hatte. Und dass sie tatsächlich mehr in mich vertraute. "Ich weiß einfach nicht, was richtig und was falsch ist. Wenn ich sie jetzt nochmal darum bitte mit mir zu reden und sie verhält sich- ganz anders als sonst, dann bereu ich das nur. Jetzt gerade kann ich mir noch einreden, dass vielleicht nicht alles erlogen war, aber wenn dann dabei rauskommt, dass es doch so ist, dann- keine Ahnung wie ich damit umgehen soll. Wenn ich nicht mit ihr rede, dann bereu ich das aber vielleicht auch irgendwann. Ich weiß es einfach nicht." Vorsichtig löste ich meinen Arm von Lahjas Schulter, um mir mit den flachen Händen einmal fest über das Gesicht zu reiben. "Aber- es ist glaub ich keine schlechte Idee mal mit Haily zu reden. Sie hat mir vor ein paar Wochen gesagt, dass die beiden Kontakt haben und dass es Apple ganz gut geht, vielleicht kann sie mir auch schon ein paar Fragen beantworten." Schweigsam nahm ich mir vor bald mal wieder nach Los Angeles zu fahren, vielleicht würde ich Lahja auf ihrem Rückweg auch einfach begleiten, aber anstatt noch länger über Apple zu sprechen, hob ich lieber erneut meinen Blick und lächelte noch einmal sanft. "Danke übrigens. Fürs Zuhören und für dein Verständnis. Und dein Vertrauen. Das tut gut."
02.07.2016 10:09
Lahja Emilia O'Neill
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Registriert seit: Jun 2015
Beitrag #97
RE: SQUAT HOUSE
Noah und Lahja kehrten irgendwann bei ihm Zuhause ein. Indem er die Frage herumgedreht hatte oder eher ihre Ansichten, dass er ebenso wenig einen Fehler in sich Suchen musste, weil sie ihn damals betrogen hatte, wie sie das nun tun sollte, hatte er zumindest erreicht, dass sie es sich erneut durch den Kopf gehen ließ. Lahja war nur ganz anders, sie Zweifelte ohnehin schon so viel an sich und ihrem Charakter, an ihren Äußerlichkeiten und das würde sich auch nicht einfach in Rauch Auflösen. Als er seinen Arm aber um ihre Schulter gelegt hatte, wurde ihr etwas anderes ganz deutlich, wie sehr sie das wollte – wie sehr sie Noah wieder in ihrem Leben wollte und das sie hier war, um darum zu kämpfen. Das diesmal sie es war, die um ihn Kämpfen wollte. Er sollte in den nächsten Tagen auch zu spüren bekommen, dass sich zwar nicht ihr Bild aller Menschen geändert hatte aber das Gegenüber ihm. Als sie ankamen, zog sie es doch vor, sich mit ihm zurück zu ziehen und auch wenn sie sich entschuldigte, so durchzecht zu sein, schien das für ihn vollkommen in Ordnung. Er machte ihr keinen Vorwurf, dass sie sich nicht in das getümmel in dem Haus stürzte, sondern es vorzog, mit ihm seinen Lieblingsort – das Bett aufzusuchen und nach einem Joint schließlich einschlief, obwohl sie gerade erst einen Film begonnen hatten. Als sie am frühen Abend wach wurde, Noah sich darüber amüsierte, wie durcheinander ihre Haare geraten waren und sie so schnell zurück geschreckt war, weil sie im Schlaf natürlich doch seine Nähe gesucht hatte, war das so neu und doch unglaublich Vertraut. Alles um sie herum war so wenig sie selbst und doch so viel. Während sie duschen ging, sorgte er dafür, Essen zu besorgen, dem sie nur schwer widerstehen konnte – man kannte sich über die Jahre immerhin und bis in die Nacht widmeten sie sich dem, was sie in der Beziehung schon so oft getan hatten. Sich zu zanken, weil die beiden immer andere Ansichten hatten, wie ein Film besser hätte sein können aber dennoch liebten sie die selben Streifen und rauchten. Lahja brachte sogar fertig, Lachend die Decke zu klauen, wie immer – er berichtete, wie er dann davon immer wach wurde, weil ihm zu kalt war, in der Nacht. Komisch aber die beiden konnten tatsächlich auch über die Zeit ihrer Beziehung reden, ohne das es jedes Mal schmerzte – vielleicht weil es sich nicht anfühlte, als wäre das zwischen den beiden vorbei. Als sie den Kontakt abgebrochen hatte, war das schwerer gewesen, alles, was sie an ihn Erinnerte, hatte sie verletzt und sie teilte auch solche Gedanken mit ihm. Sie ließ nichts aus. Größter Beweis ihres neuen Vertrauens, sie ließ auch diesmal das nicht aus, was sie sonst verschwieg – wann sie sich nach Drogen sehnte, wann der Blick in den Spiegel zu belastend wurde und warum das so war. Zumindest wenn die beiden alleine waren.
Als sie nämlich nach dem Filme schauen irgendwann beide eingeschlafen waren, wagte sich sich am Morgen erstmals unter die vielen Menschen. Weil sie viel eher als er wach war, kam sie nicht umher, die Menschen zu fragen, wo etwas stünde, zum Frühstück machen und sie war total überfordert, als ihr dabei alle halfen und sie ausfragten. Nicht so, als wollten sie sie damit fertig machen oder als sei es eine List sondern so ganz... offen und frei. Auf ihre Tattoos wurde sie angesprochen und wer sie war, wo sie herkam und anders als die Mitbewohner von Noah in New York, sagte man ihr nur, wie positiv das war, sie hier zu haben. Wie Noah sich auf sie gefreut hatte und wie wichtig sie ihm zu sein schien. Die knappen Antworten am Anfang, die wurden immer etwas länger mit der Zeit und so kam es dazu, dass Noah irgendwann in der Tür stand, eher sie ihn mit dem Frühstück überraschen konnte und es kam sogar von ihr, mit allen hier sitzen zu bleiben, statt das Zimmer wieder aufzusuchen. Als jemand mitbekam, dass sie die Hälfte ihrer Sachen vergessen hatte, erklärte ihr einer, wo hier ein Umsonst Laden zu finden war und Lahja lauschte dem Konzept. Sicher würde sich ihr Lebensstil nicht Grund liegend ändern, es war noch immer Noah, der die Privilegien hatte, durch das Vertrauen, was sie in ihn hatte, gar nicht ausgeschlossen zu werden und so verneinte sie, Begleitet werden zu wollen, von den anderen. Gerade jemand wie sie musste sich nicht dabei zusehen lassen, wie er kritisch vor dem Spiegel stand und tausend Dinge fand, warum dies oder jenes nicht zu ihr passte. Noah und sie schlenderten also dorthin, verbrachten den Tag draußen und am Abend spielten sich die selben Szenarien ab wie an dem zuvor, wenn auch schon mit etwas weniger Berührungsangst oder das sie sich vorkam, einen schmerzhaften Stromschlag bekommen zu haben, wenn die beiden sich doch zu Nahe kamen.
Der Tag des Festivals rückte damit Näher und als es soweit war, war Lahja wenigstens etwas entspannter. Das Treffen mit Zac schien ferner, ein paar Gesichter in dem Haus kannte sie nun schon und spüren konnte sie auch, dass ihr hier niemand mit argwohn oder bösem Willen begegnete. Die Gespräche suchte sie zwar nicht von sich aus aber sie verschloss sich auch nicht, wie Noah sehen konnte und sie wurde nicht zu persönlich aber auch nicht gleich auf diese krasse Distanz. Lahja ließ sich sogar mitreißen, als Gruppe los zu gehen. Im Alltag kiffte sie nicht, also hatte sie heute den Alkoholismus vorgezogen aber sie beherrschte sich – weil Lahja nun mal immer auch die Kontrolle im Auge behalten musste. Sie wusste, wie gefährlich das werden konnte aber am Abend, als der Tag so positiv verlaufen war, ließ sie sich sogar auf ein wenig Ecstasy ein. An der Techno oder Goa Musik konnte sie nichts finden aber das war nicht schlimm. Anders als sonst nutzte sie die Nacht nicht um Wut auszuleben, sondern, was stattdessen doch auch in der jungen Frau schlummerte. Gedanken die sie sich machte, als sie in den Sternenhimmel sah und es kam sogar dazu, dass sie mit einem von Noahs Freunden so tief ins Gespräch kam – als sie im zig mal versichert hatte, es sei okay, mit einer seiner Freundinnen tanzen zu gehen, die ihn darum bat - dass die beiden irgendwann beim Thema Kindheit ankamen und Eltern – so weit, dass Noah wohl das erste mal hörte, wie Lahja, mit jemand anderem, über Jeany sprach und die Konflikte mit ihrem Vater. Eher sachlich, ohne viele ihrer Emotionen aber als ihr Gegenüber ganz frei redete, wie er sich dabei vorkommen würde und zu hören, dass sei auch mal okay – sogar mit ihrer Wut aber man sollte sich davon nicht beherrschen lassen, ihre Ma würde das ja auch nicht wollen, da veränderte das etwas. Ihre Freunde waren immer eher Düster, genauso pessimistisch und hoffnungslos wie sie es war aber Lahja bekam nun einen Eindruck, was es auch bedeuten konnte, wenn man mal jemand anderen mit seinen anderen Ideen an sich heran ließ. Egal, wie anders das war. Auch wenn er ihren Hass nicht teilte, bestritt er nicht, es konnte ihn nicht geben.
Es gab ihr ein gutes Gefühl, als Noah und Lahja, gegen Morgens, dann gemeinsam dem Heimweg ansteuerten. Nach und nach wurde der Himmel immer ein wenig heller, es mischte sich etwas hellblau in den Morgenhimmel und es dauerte etwas, bis sie das Schweigen brach, weil da so viele Eindrücke waren. „ Deine Freunde sind wirklich... unheimlich lieb und nett. Danke, für den schönen Tag.“ Damit bedankte sie sich nicht nur sondern sie gab ihm die Sicherheit, dass das hier alles nicht gespielt war. Das sie sich nicht nur wegen ihm zusammen riss. Zuhause ließ sie sich auf sein Bett sinken, raffte alle Plymos unter sich zusammen und Schmunzelte ein wenig. „ Dein Bett ist übrigens auch hervorragend, wenn ich darf, komme ich das gerne noch mal besuchen.“ Eigentlich war das nur ein Scherz aber als sie die Wange dann auf die weichen Kissen bettete, fragte sie sich wirklich, wie würde das zwischen den beiden eigentlich weiter gehen?


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03.07.2016 01:05
Noah Scott
Unregistered


 
Beitrag #98
RE: SQUAT HOUSE
Wenn man Lahja so lange kannte wie ich, dann war es kaum zu übersehen wie anders sie sich auf einmal verhielt. Für meine Freunde und Mitbewohner hier, für die Leute, die sie noch nie zuvor gesehen hatten, mochte sie eher verschlossen und misstrauisch wirken, aber ich sah diesmal eine ganz neue Person in ihr. Nicht nur das Vertrauen in mich war größer geworden, sie redete auch offener, sie ließ mich an ihren Gedanken und an ihren Gefühlen teilhaben, und vor allem bemühte sie sich. Bisher hatte es sich viel zu oft so angefühlt als würde ich mehr für diese Beziehung geben als sie, nicht unbedingt, weil meine Gefühle stärker waren, darum ging es nicht, sondern weil sie ihre Zuneigung nie so zeigen konnte. Weil sie eher ein Mensch war, der sich in Konfliktsituationen zurückzog und erst recht nicht gerne darüber sprach, während sie gleichzeitig aber auch ihre positiven Emotionen nicht gut in Worte fassen konnte. Nicht umsonst hatte ich mich lange so gefühlt als wäre ich austauschbar für Lahja und als spielte ich in ihrem Leben nur eine Rolle, die sie leicht anders besetzen konnte, auch deshalb, weil sie es einfach nicht über die Lippen brachte mir zu sagen, was sie an mir schätzte. Das war jetzt anders. Langsam aber stetig zeigte sie ehrliches Interesse an meinem Umfeld, an meinen Freunden und an diesem Haus, sie ließ sich auf Gespräche ein und wenn ich sie heimlich beobachtete, dann bemerkte ich nicht nur einmal wie sie neugierig Fragen stellte. Anfangs eher verhalten, aber mit der Zeit immer offener und sicherer. Außerdem ließ sie mich an ihrem Leben teilhaben, genauso wie sie ein Teil von meinem sein wollte. Die Gespräche waren nicht nur oberflächlich, wir alberten nicht nur miteinander herum, sondern manchmal, da gab es so magische Momente, wo wir einfach nebeneinander im Bett lagen, uns ansahen und ganz offen über die Dinge sprachen, die man eigentlich lieber nicht thematisieren wollte. Bei Lahja war es ihr Verhältnis mit den Drogen, das sie selber sogar kritisch betrachtete, ihre familiäre Belastung und die Essstörung, etwas, worüber sie sonst nie redete. Und obwohl ich mich normalerweise sowieso schon zu einem kommunikativen Menschen entwickelt hatte, ließ auch ich sie diesmal an Gedanken und Gefühlen teilhaben, über die ich selten offen sprach. Meine Familie war so ein Thema - dass ich mich manchmal fragte wie meine Eltern heutzutage mit mir zurecht kommen würden - genauso wie meine generelle Selbstunterschätzung. So war ich schon immer gewesen, ich sprach mir selber zu wenig Wert zu und zweifelte zu oft an mir. Das besserte sich zwar, aber es war noch ein langer Weg, bis ich mich genauso akzeptieren konnte wie Haily sich selber akzeptierte. Und bei diesen Gesprächen merkte dann auch ich wie unser Vertrauen ineinander tatsächlich ein ganz neues Level erreichte.
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen keine Erwartungen an Lahja zu stellen, wenn sie hierher kam, um mich zu besuchen, sondern einfach abzuwarten, ob sie sich tatsächlich geändert hatte, aber natürlich konnte ich mich nicht gänzlich davor verschließen. Natürlich gab es da bestimmte Dinge, die ich voraussetzte, um für mich selber entscheiden zu können, ob ich uns noch eine Chance geben wollte. Aber insbesondere bei dem Festival fiel mir dann auf, dass sie all diese Erwartungen maßlos übertraf. Ich bekam immer mal wieder mit wie sie mit den anderen Leuten redete, wie sie sich sogar einem meiner Freunde gegenüber öffnete und von ihrer Familie erzählte, wie sie sogar Spaß hatte, hier, zwischen all den Leuten, die eigentlich so anders waren als sie. Und immer wieder spürte ich dabei auch dieses Kribbeln in meinem Bauch und diese Wärme in meiner Brust, ich spürte wie viel Liebe da noch in mir war und dass unsere Zeit miteinander noch kein Ende gefunden hatte. Ich wollte sie in meinem Leben, ich wollte sie als meine Partnerin, als meine Freundin, ich wollte mit ihr zusammen sein. Immer noch und so lange wie möglich. Genau diese Gedanken waren es auch, denen ich hinterher hing, als wir uns am frühen Morgen auf den Heimweg begaben, und als Lahja sich in meinem Zimmer auf die Matratze fallen ließ, fühlte sich dieser Anblick so richtig und so gut an, dass ich am liebsten die Zeit angehalten hätte. Die ersten Sonnenstrahlen hüllten meinen Raum in eine angenehme, warme Farbe, ich hatte selten einen so friedlichen Moment erlebt wie diesen hier, als ich mich neben sie sinken ließ, ganz nah, und kurz meinen Kopf auf ihrem Arm ablegte, ohne vor der Berührung direkt wieder zurück zu schrecken. "Du kannst mein Bett immer besuchen kommen, wenn du willst. Ich glaub ihm gefällt das auch ganz gut, wenn du auf ihm liegst." Ich lachte einmal leise auf, müde, ehe ich mich neben ihr vom Bauch auf die Seite drehte, den Kopf auf meinem eigenen, angewinkelten Arm bettete und direkt in Lahjas Augen sah. "Kommst du wirklich wieder? Haben dich die ganzen Hippies und ihre Lebensfreude noch nicht abgeschreckt?"
04.07.2016 19:16
Lahja Emilia O'Neill
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Beitrag #99
RE: SQUAT HOUSE
Als Noah sich neben sie legte, als sie das Gewicht seines Kopfes auf ihrem Arm spürte, konnte sie nicht anders als behutsam zu Lächeln und ein wenig zu Träumen. Wenn man sich überlegte, wie viel Zeit und Jahre die beiden schon miteinander geteilt hatten, konnte man das einfach so schnell auch nicht vergessen und es war selten so deutlich für sie, dass er auf ewig einen Platz in ihrem Herzen hatte. „ Aha, das gefällt deinem Bett also – und du bist auch... confirm damit, dass du wegen mir erfrieren musst, wenn ich es erneut besuchen komme? Immerhin ist das dein heiligster Ort, wenn man bei anderen Männern auch andere Rückschlüsse ziehen würde.“ Was nicht schlimm war und damit Noah wusste, dass es keinesfalls Abwertend gemeint war, dass er sein Bett lieber zum Kiffen und Serien schauen nutzte als um jeden Abend jemand anderes dorthin abzuschleppen, neigte sie ihren Kopf zu seinem angewinkelten Arm, um ihn, vorsichtig, mit ihrer Nasenspitze, anzustupsen, damit sie ihre Arme nicht lösen oder ihre Liegeposition verändern musste. Als ihr gegenüber dann aber ernstere Blicke in ihre Augen suchte und ihr Kopf wieder auf den Kissen lag, hob sie überrascht die Augenbrauen. „ Hattest du das Gefühl, ich bin überfordert oder fühle mich nicht wohl hier? Als würde mich jemand abschrecken?“ Auch das war etwas, was Lahja nicht so oft getan hatte, bevor sie nun wieder hier angekommen war. Emotionen, die eventuell da waren oder Missverständnisse, zu Hinterfragen. Meistens legte sie sich nicht gerne fest, damit konnte man vermeiden, irgendwann festgenagelt zu werden, auf das, was man gesagt hatte und auch Noah hatte Gewiss schon bemerken können, seine Meinung bekam in ihren Ansichten immer mehr Gewicht. Das war gar nicht so neu, wie er dachte, denn insgeheim hatte sie schon immer viel Wert auf seine Worte gelegt aber sie hatte es ihn nie Wissen lassen. „ Nein, mich hat hier niemand abgeschreckt aber versteh mich nicht falsch. Das... ich fühle mich noch immer nicht so. Ich kann das auch nicht, mich so verhalten, so offen und in allem und jedem etwas gutes sehen und finden. Nimm mir das nicht Übel aber ich bin so nicht und ich Glaube, was ganz gut ist und was ich gelernt habe, ich will so auch gar nicht sein. Es muss nicht diese Wut und dieser ständige Strom in mir sein aber das andere extrem bin ich nicht.“ Sie hob die Schultern an. „ Ich hoffe das ist in Ordnung für dich aber ich habe auch gesehen und gelernt, dass es nicht schlimm ist. Ich muss nicht immer so sein, wie die Menschen um mich herum, damit ich mit denen und die mit mir umgehen können. Außerdem... scheinen ein paar deiner Hippie Freunde das tatsächlich nachvollziehen zu können ohne, dass es ihnen genauso geht und das ist schön. Zac´s Freunde waren alles Studenten, bei der Jugendarbeit habe ich mit rotzigen Jugendlichen zusammen gearbeitet, wie ich das früher war und in der Nacht bevor ich her gekommen bin... ich muss nicht immer mit Menschen umgeben sein, die sind wie ich, das läuft dann wie eine Spirale nach unten aber ich kann und muss mich nicht Grund liegend ändern. Wenn das etwa das ist, was du dir gewünscht hast und wenn das auch okay ist für dich, ja, dann möchte ich gerne wieder kommen. Dir erzählen wie die Ausbildung läuft oder dich vielleicht mal mit einem Rucksack, deiner Gitarre bei Kilian einschläusen oder unterwegs treffen... wenn du Reiselustig bist. Dann... würde ich mich freuen, wenn wir... wieder etwas mehr Teil am Leben des anderen werden, ich bitte dich sogar darum, weil ich dich immerhin auch... aus meinem Leben habe werfen wollen.“ So leicht amüsant, wie sie die Worte aneinander reihte, waren sie nicht gemeint sondern genauso Ernst wie sie sie nun aussprach und Noah dabei tief in die Augen sah – damit er wusste, es war genau das, was sie sich wünschte und er sollte auch genau überlegen, ob er das auch genau so wollte. „ Du kannst dir das aber auch noch etwas überlegen. Dein Tempo und nicht meins.“


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04.07.2016 22:54
Noah Scott
Unregistered


 
Beitrag #100
RE: SQUAT HOUSE
"Nein. Nein, überhaupt nicht. Das ist es ja." Ich lächelte noch einmal behutsam, ohne den Blick von Lahjas Augen abzuwenden. "Ich hatte sogar das Gefühl dir gefällt es ganz gut hier. Ich hab nur- Vielleicht hab ich zu sehr damit gerechnet, dass es anders ist. Dass du dich unwohl fühlst und die Leute hier eigentlich gar nicht kennen lernen willst, weil sie sowieso nicht deine Ansichten teilen. Ich hab erwartet, dass- dass es schwieriger wird. War es aber nicht." Entschuldigend zog ich die Schultern hoch, denn stattdessen war es die letzten paar Tage überraschend harmonisch gewesen. Da ich aber auch nicht recht wusste, ob sie wegen mir diese Harmonie beibehalten hatte oder ob Lahja jetzt tatsächlich zugänglicher war und offener auf fremde Menschen zuging, blieb ich erneut nachdenklich für ein paar Sekunden an ihrem Gesicht hängen. Würde das einen Unterschied für mich machen? Wollte ich, dass sie mehr so war wie ich? Wie all diese lebensbejahenden Hippies? Nein. Nein, absolut nicht. Mir war es nur wichtig, dass sie mich und mein Umfeld respektierte, nicht dass sie sich selber veränderte, und deshalb schob ich auch langsam, lächelnd meine Hand zu ihr, als sie versuchte sich zu erklären. Zart bewegte ich meine Fingerspitzen erst über ihren Ellenbogen, dann an ihrem Oberarm hinauf, bis zu ihrer Schulter und sanft an ihrem Rücken hinab, direkt über die Wirbelsäule. Behutsam rutschte ich dabei auch näher an Lahja heran und weil es so schön war ihren warmen Körper zu berühren und ihren vertrauten Geruch einzuatmen, drückte ich mich auf meinem Arm ein wenig nach oben und lehnte erneut den Kopf gegen sie. "Ich will auch gar nicht, dass du versuchst so zu sein. Du bist gut so wie du bist. Mehr als das. Ich kann dich ja nicht ohne Grund ganz gut leiden." Weil diese Formulierung so maßlos untertrieben war und wir das auch beide wussten, lachte ich leise auf, vergrub dabei mein Gesicht an ihrer Schulter. "Und- umso schöner ist es zu sehen wie viel du gerade gibst. Für mich und für uns. Ich hab gemerkt wie oft du dich an diesem Wochenende überwinden musstest und wie unsicher du am Anfang warst, deshalb- deshalb bin ich dir auch wirklich dankbar, dass du dich so bemüht hast. Dass du so offen warst. Und ich freue mich, dass du Spaß hattest und gute Gespräche geführt hast und dass es okay für dich war mit mir auf dieses Festival zu gehen und das alles hier kennen zu lernen." Sanft drückte ich erneut meine Finger in Lahjas Rücken, diesmal jedoch unter ihrem Oberteil, und zog sie langsam über ihre nackte Haut nach oben. "Ich- bin mir noch immer ein wenig unsicher wie das wird, wenn nochmal sowas passiert wie mit Apple oder wenn Haily mich mal wieder braucht. Aber ich denke- das müssen wir einfach abwarten und bis dahin- würde ich es liebend gerne noch einmal versuchen. Alles. Ich freue mich auf deinen nächsten Besuch und wenn ich dabei wirklich erfrieren sollte, dann hat es sich wenigstens gelohnt. Ich freue mich auch nochmal zu dir zu kommen und Kilian zu ärgern, einfach nur mit meiner Anwesenheit, und genauso würde ich dich gerne mal unterwegs treffen und in irgendwelchen fremden Dörfern oder Städten kleine Abenteuer erleben. Zu zweit. Das klingt unheimlich verlockend." Es gab nichts, über das ich noch hätte nachdenken müssen, viel zu richtig fühlte es sich an Lahja so nah zu sein, deshalb schob ich auch meine Hand bis in ihren Nacken und lehnte mich langsam immer weiter zu ihr, bis meine Lippen warm, liebevoll auf ihre drückten. Unschuldig und kurz, aber so gefühlvoll, dass ich tief einatmen musste, als ich mich wieder von ihr zurück zog. Nicht weit, gerade so, dass wir uns nicht mehr küssten, aber den Atem des anderen noch immer spüren konnten. "Das hat mir gefehlt. Dich zu küssen. Zu berühren. Und dich anzusehen."
06.07.2016 18:56
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