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CHRIS' FLAT
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Kilian Thomas Carter
THE MISTAKES OF MY YOUTH


Beiträge: 147
Registriert seit: Jun 2015
Beitrag #31
RE: CHRIS
Am Liebsten wäre ich einfach hier geblieben, in Aprils Armen, für immer. Oder mindestens so lange, bis das gute Gefühl ihrer Nähe diesen ganzen Schmerz und diese Verzweiflung und die Wut in mir aufwiegen konnte. Doch bevor das geschah, senkte sie langsam ihre Hände von meinen Schultern, forderte mich auf zu gehen und resignierend musste ich ihr sogar nachgeben, denn sie hatte recht. Vor allem jetzt, wo die Aggressionen meinen Kopf nicht mehr ausschalteten, wurde mir langsam bewusst, dass wir hier nicht sicher waren. Dass Chris jederzeit auftauchen und tatsächlich eine Waffe bei sich tragen könnte. Oder dass er Verstärkung anforderte, wenn er wirklich hinter einem der Fenster dort oben stand, um uns zu beobachten. Verzweifelt trat also auch ich einen Schritt von April zurück, löste meine Arme von ihr, aber ließ nicht zu, dass wir uns gänzlich voneinander trennten, sondern schloss meine Hand um ihre, hielt verbissen daran fest und konzentrierte mich nur auf die positive Wärme, die von ihrer Haut ausging. "Ich kann jetzt noch nicht zu Lahja." Entschlossen schüttelte ich meinen Kopf, die Kiefer dabei hart aufeinander gepresst. "Ich will nicht, dass sie mich so sieht. Ich kann jetzt noch nicht zurück." Da war kaum mehr Leben in meinem Blick und immer wieder erzitterte mein ganzer Körper, wenn vor meinem inneren Auge die Szene aus dem Video erschien. Sie sollte mich nicht so schwach sehen und sie durfte vor allem nicht Zeuge davon werden, dass ich ihr tatsächlich mit meinem Blick auswich. Wie sollte ich sie denn jetzt jemals wieder anschauen können, ohne daran zu denken? "Bitte. Schreib ihr einfach- schreib ihr, dass es mir gut geht und dass sie sich keine Sorgen machen soll und dass ich morgen nach Hause komme, aber- nicht jetzt. Nicht so. Ich weiß nicht, wo ich sonst hin soll, ich will auch nicht zu Matt, aber- nicht zu ihr. Okay?" Ich zog es nicht einmal in Erwägung ihr selber zu schreiben oder sie anzurufen, jeglicher Kontakt zu meiner Tochter würde mich jetzt völlig überfordern und mich vermutlich endgültig zu Boden zwingen. Das ging nicht.


KILIAN THOMAS CARTER # 40 YEARS OLD # JOE'S BAR

[Bild: kilian02.png]
26.01.2016 00:38
April Clinton
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Beitrag #32
RE: CHRIS
Natürlich war ihr klar, dass sie ihn nun nicht einfach zurück lassen konnte und nicht nur in dem Ausnahmezustand abwartete um dann in Ruhe heim zu gehen. " In Ordnung, kein Problem... lass mich nur kurz nachdenken, okay?" Sie hielt seine Hand, ging sogar einen Schritt weiter und legte seinen Arm um ihre Schulter, als sie sich wenigstens schon mal in Bewegung setzte. Raus aus der Gefahrenzone. April holte ihr Handy hervor um lahja zu beruhigen, ihr zu schreiben, sie würde die Nacht auf ihn acht geben und Kilian morgen wieder kommen. Sie überlegte, etwas Mut machendes hinzuzufügen aber drück dich war das einzig, halbwegs angemessene am Ende der Nachricht. Dann suchte sie nach einer Lösung, wo die beiden hin konnten. Sie sträubte sich noch vor ihrem letzten Ausweg. Matt und Kilians Wohnung fielen schon mal raus, das Joe's ertrug sie nicht zu sehen - wenn sie daran dachte, verspannte sie sich schon und seine Nähe wirkte falsch. " Wir gehen zu... mir. Meiner ma. Sie ist eh ein paar Tage verreist." Das kam unsicher über ihre Lippen. Natürlich. Sie war 31 und wohnte bei ihrer Mama. Sie schämte sich. Ihr Leben, von vor einem paar Monaten. Ehe, Job und Familienplanung passten nicht dazu, auf dem Sofa der Mutter zu hausen. Die selber immer mit Männern gescheitert war, sich benahm wie eine Diva und mit dem reichen Kerl herum reiste, den sie eigentlich ihrer Tochter andrehen wollte. Trotzdem stand erstmal Kilians wohl im Vordergrund... ohne einen guten Grund hätte sie so nicht gehandelt aber der reichte. Als sie die Tür Aufschloß, deutete sie ihm den Weg ins Wohnzimmer. Ihre ma hatte mehr Bilder von sich als ihrem Kind in der Wohnung. Alles Bilder mit viel Haut und vielen Männern. April hatte unheimlich Angst, so zu enden. Ganz besonders im Moment. Sie machte ja schon komische Diäten mit und ließ sich von ihrer ma wegen einer Brust op zuquatschen. Natürlich hatte die Erziehung und die gescheiterten Beziehungen zur Folge, dass April an sich zweifelte. Außerdem lagen einige, pflanzliche Schlafmittel am Sofa. Sie kam kaum zu Ruhe. Dennoch, Kilian brauchte sie und lahja auch - sie schob die Zeitungen über die Tablettenfilme, räumte das Kostüm von ihrer Arbeit am frühen Abend aus seinem Sichtfeld. " So... als Krankenschwester muss ich nun ja nicht mehr handeln, ein Bier?" Unsicherheit stand sie im Raum. " Oder wie... was brauchst du?" Damit die Welt ertragbar wurde.
26.01.2016 09:01
Apple Jean White
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Beitrag #33
RE: CHRIS
Das junge Mädchen hätte darauf gewettet, dass die beiden sie weg schickten, weil sie sich doch immer Näher kamen aber das taten sie nicht? Warum denn nicht? Das hätte es einfacher gemacht - alle aus Lahja´s Umfeld für asoziale, bösartige und schlampige Menschen abzustempeln. So kam sie aber nicht drumherum, sich mit genau denen auseinander zu setzen. Das sie einfach nett zu ihr waren. Das sie mit dem THC und dem Alkohol lockerer wurde und sogar gefallen daran fand, mit Noah zu singen. Hailys dummen Illusionen zu lauschen und ihrer manchmal so kindischen Art. Apple fühlte sogar, wie sie gerne etwas mehr wäre wie das durchgedrehte Hippie-Mädchen und auch wenn sie später Abstreiten würde, daran jemals Gedacht zu haben, nahm sie sich vor, wirklich wieder her zu kommen. Sie hatte doch so viel Zeit jetzt. Haily schien außerdem nichts gemeines in sich zu haben, in ihrer ganzen Laufbahn hatte sie nie jemanden kennen gelernt, der so von Grund auf gut schien. Die Reisen, das Haus in San Francisco und alles, von dem die beiden da sprachen, klang so frei und die Welt so wenig schlimm. Für sie war das fast schon als würden die beiden von einem anderen Planeten sprechen als dem, auf dem sie sich befanden. Doch irgendwann verabschiedeten sie sich, um einiges nach Mitternacht. Lahja wartete wohl auf ihren Freund und Apple sah auch mit großen Augen auf die Uhr. Sie vergaß sonst doch mit niemandem die Zeit. Haily drückte Noah fest an sich, gab ihm einen Kuss auf die Wange und ließ es sich nicht nehmen, verstohlen noch ein paar hinterher zu schicken – man merkte, Noah wäre gerne hier geblieben aber so war das allem Anschein nach doch noch in einer offenen Beziehung. Man hielt sich an Verabredungen. Sie hätte ja auch genauer nachgefragt, wenn Noah sich nicht mit ihr auf die endlose Diskussion einlassen würde, sie nach Hause bringen zu wollen. Sie war doch alt genug – selbst wenn sie ihm ihr richtiges Alter verraten hätte und hatte schon ganz andere Wege alleine bestritten. Aber nein. Da war nichts zu machen. Unterwegs stolperte sie aber zwei Mal über ihre eigenen Füße und Noah ergriff ihren Arm in letzter Sekunde, was sie dann doch dazu brachte, sich bei ihm für die Begleitung zu bedanken. Mehr noch, nachdem sie die Nummern ausgetauscht hatten, umarmte sie ihn ganz kurz aber weniger Steif als sonst. Natürlich durfte er nicht genau Wissen, wo sie wohnte und nachdem er verschwunden war, ging sie zwei Häuserreihen weiter um aufzuschließen. Hoffentlich war ihr Vater nicht da oder schon am schlafen, bisher hatte sie keine Erfahrungen gemacht, so lange weg zu bleiben und dann auch noch so aufzukreuzen. Eigentlich trank oder kiffte Apple nicht einmal. Verdammt, sie wollte ihm doch eine gute Tochter sein und so kam schon das schlechte Gewissen. Im Hausflur wurde deutlich, wie betrunken sie war. Das Gras machte einen schwammigen Blick auf alles, das grelle Licht nach der Dunkelheit war unangenehm und sie hielt sich an Wand und Geländer fest. Wenigstens musste sie sich nicht übergeben, bald würde sie in ihrem Bett liegen. Der Gedanke war etwas übereilt, denn als sie sich im Flur besonders leise die Schuhe ausziehen wollte, schwankte sie so, dass sie das Gleichgewicht verlor – in der Panik nach einer Schale für die Schlüssel griff und diese laut auf dem Boden klirrte. Fuck! Wenigstens war sie nicht kaputt. Beschwerlich richtete sie sich auf, rieb den Kopf, stellte das Stück an seinen Platz zurück – Chris war Sicher nicht da, er stünde schon längst im Flur, dachte sie zumindest, weil sie kein Zeitgefühl hatte. Schwankend machte sie sich auf den Weg in ihr Zimmer. Fast geschafft.
03.02.2016 23:14
Chris John Millington
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Beitrag #34
RE: CHRIS
Apple in meinem Leben zu haben fühlte sich an wie ein Traum, der endlich wahr wurde. Seit Jahren wünschte ich mir das hier: Eine Familie, ein Kind, jemanden, der einfach da war - ohne Einschränkungen - und genau das verkörperte sie. Sie war die perfekteste Tochter, die sich ein Vater wünschen könnte. Einsichtig suchte sie sich selber eine Schule in der Nähe, ging jeden Tag brav dorthin, sie half im Haushalt, überraschte mich nicht nur einmal mit einem Abendessen, sorgte für Ordnung, sie zeigte mir ihre Zuneigung und hielt sich darüber hinaus von allem fern, das gefährlich für sie sein könnte. Soziale Kontakte, Alkohol, Drogen, das alles schien sie nicht zu interessieren, im Gegenteil. Sie war für ihr Alter schon so reif und erwachsen, aber sah trotzdem zu mir auf und hörte auf mich, als wäre ich ihr Vorbild. Das Einzige, was mir zu meinem Glück noch fehlte, war eine Frau für mich und eine Mutter für Apple. Sky hätte das sein können, meiner Meinung nach, aber irgendjemand hatte ihr Rattengift in den Stoff gemischt und ihr damit das Leben genommen. Zwei Tage später war mir in unserer Mülltüte ein fast volles Paket von ebendiesem Gift aufgefallen, aber ich weigerte mich vehement dagegen zu glauben, dass Apple etwas damit zutun haben könnte. Meine Tochter war so nicht. Und warum sollte sie Sky auch etwas antun wollen? Aus Eifersucht? Das war lächerlich. Deshalb schob ich diesen Gedanken auch ganz weit von mir und ließ nicht zu, dass er jemals wieder an die Oberfläche kam, zumindest solange sonst alles gut zwischen uns lief. Und das tat es, Apple war jeden Tag wie ein Lichtblick in meinem Leben, besonders nachdem die Anzeige von Lahja ins Haus geflattert war. Ich machte mir darum keine Sorgen, schließlich hatte ich mir für die Zeit genug falsche Alibis zurecht gelegt und es gab schließlich auch keine Beweise für das, was sie mir vorwarf. Selbst wenn sie die Videos an die Polizei weiterreichte, dann war doch auf keinem mein Gesicht zu erkennen, und wenn es tatsächlich brenzlig werden sollte, ließ ich mir einfach von Chas helfen, er hatte ja ein Abkommen mit den Bullen und er war auf mich angewiesen.
Das erste Mal, dass ich mir also wirklich Sorgen um Apple machen musste, war an diesem Abend. Normalerweise war sie jedes Mal pünktlich zum Abendessen zurück, wenn sie nach der Schule mal die Stadt erkunden wollte, aber als ich an diesem Tag von der Arbeit kam, war niemand Zuhause. Unruhig stieß es mir sofort auf, aber okay. Vielleicht war sie nur ein bisschen länger unterwegs. Kein Grund sich zu sorgen. Ich bereitete einfach schonmal für uns das Abendessen vor und ging davon aus, dass mein Kind jede Sekunde zur Tür hinein kommen würde, aber das tat sie nicht. Stundenlang nicht. Mit der Zeit hatte sich eine absurde Mischung aus Sorge, Angst und Wut in mir gesammelt, die mich völlig unter Spannung stellte. Mehrmals versuchte ich sie anzurufen, aber stieß dabei nur auf ihre Mailbox und auch auf meine Nachrichten wollte sie nicht reagieren. Das Essen auf dem Herd war schon längst kalt geworden und mein Kopf schmerzte von der Anstrengung, als ich plötzlich einen Schlüssel in der Tür hörte. Apple? Ich saß schon seit zwei geschlagenen Stunden bewegungslos am Tisch in der Küche, presste immer wieder hart meine Kiefer aufeinander und hoffte darauf, dass meine Tochter zurückkam, aber von Erleichterung war auf einmal gar nichts mehr zu spüren, als die Schale von der Kommode fiel und sie sich ganz leise zu ihrem Zimmer schleichen wollte, schwankend und wacklig auf den Beinen. So als wäre sie betrunken. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein. "Apple." So hart wie selten zuvor klang meine Stimme in Richtung des Flures, bewegte mich dabei allerdings immer noch keinen Zentimeter. Verbissen starrte ich sie durch die geöffnete Tür hindurch einfach nur an. "Wo warst du?"
04.02.2016 22:05
Apple Jean White
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Beitrag #35
RE: CHRIS
Verdammt! In der Bewegung hielt sie Inne, musste sich dafür an der Wand festhalten. Sie war das nicht gewohnt, dass jemand so streng ihren Namen in den Mund nahm. Auch nicht, angerufen zu werden, wenn es später wurde oder generell sich zu melden, wenn sie irgendwo war. Apple hatte auf der Straße gelebt, da gab es das nicht. Umso besorgter war sie aber jetzt, wie reagierte denn Chris darauf? Das sie mal... eben nicht alles hinbekommen hatte, wie es ihn zufrieden stellte? Nun galt es abwägen – einfach weiter gehen oder reumütig Rede und Antwort stehen? Dabei natürlich nicht erwähnen, dass sie einen bestimmten Plan verfolgt hatte. Eine Halbwahrheit war hier das schlauste, nahm sie an und kam dann langsam in dem Lichtkegel aus der Küche zum Vorschein. Man musste kein Experte sein, zu sehen, dass sie neben sich stand und das sie sich stützen musste. Auch die ungewohnt roten und dunklen Augen sprachen für sich Bände. „ Ich habe... auf dem Weg zum Strand jemand... getroffen. Er hat mich... Begleitet und wir haben etwas Musik gemacht. Bei einer Freundin von ihm. Also... ich habe die Zeit vergessen. Chris, es tut mir Leid, ehrlich.“ Sollte sie das mit dem Alkoholismus von sich aus ansprechen? Aber eigentlich.... hatte sie auch da zu lange das getan, was sie wollte und deswegen entging ihr vielleicht auch, dass sie in ihrem Alter noch gar nicht machen durfte, was sie wollte. „ Ich... es tut mir euch Leid, wenn du... gewartet hast. Die... beiden waren nur wirklich nett und...“ Hmh? Und? „... ich bin doch jetzt hier.“ Ob er sie nun noch hier haben wollte? Unsicher hielt sie sich an der Türzarge fest. „ Ich bin nur müde... ich wollte... sofort ins Bett.“ Besser wäre das, für alle, oder nur für sie?
04.02.2016 22:31
Chris John Millington
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Beitrag #36
RE: CHRIS
Meine Tochter hatte jemanden kennen gelernt? Und er hatte sie begleitet? Ein Mann? Alles, was danach aus Apples Mund kam, nahm ich gar nicht recht auf, weil die Wut in mir auf einmal so präsent wurde, dass ich tief die Luft in meine Lungen ziehen und meine Brust hervor wölben musste. "Wen hast du kennen gelernt?", fragte ich hart, ohne auch nur eine Sekunde meinen Blick von ihren rötlichen Augen abzuwenden. "Was ist das für ein Scheißkerl, mit dem du einfach mitgegangen bist?" Eigentlich war es völlig egal, wie sie mir jetzt darauf antworten würde. Ich würde diesen Mann hassen und Apple würde meine Wut darüber auch zu spüren kriegen, ganz egal ob es ein 50-jähriger Gangster wäre oder ein 17-jähriger Nerd aus ihrer Schule. Das machte keinen Unterschied. Männer hatten in dem Leben meiner minderjährigen Tochter nichts zu suchen. Genauso wenig wie Drogen und deshalb erhob ich mich auch von meinem Stuhl, spannte die Muskeln an und ging direkt auf sie zu, um ihr nicht nur direkt in die Augen sehen zu können, sondern auch den Alkohol zu riechen, der sich in ihrem Atem bemerkbar machte. "Was hast du genommen und getrunken?" Meine Kiefer pressten sich so fest aufeinander, dass man den Druck auf meinen Wangen deutlich erkennen konnte. "Wehe, du lügst mich an." Ermahnend hob ich auch noch den Zeigefinger an. Bisher war meine Tochter zu mir wie ein Schoßhündchen gewesen, ein Vorzeigekind par excellence, aber das würde sie trotzdem nicht vor den nötigen Konsequenzen schützen. Bei Kindern war es doch wie mit Tieren oder mit Frauen: Man musste ihnen früh genug und vor allem eindrucksvoll zeigen, wie sie sich zu verhalten hatten.
06.02.2016 16:37
Apple Jean White
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Beitrag #37
RE: CHRIS
Chris überragte Apple um einiges an Körpergröße, als er sich vor sie stellte und auch noch aufbäumte. Ihr kam das gerade noch zehnmal krasser vor, weil sein Gesichtsausdruck nichts gutes verheißen ließ. Auf der anderen Seite war das absolut ungewöhnlich für sie, Rechenschaft ablegen zu müssen und dieser innere Kampf – den konnte man in ihren Augen sehen. Sie war zu betrunken um das zu verbergen. Sie sah von rechts nach links an ihm vorbei, hob die Schultern etwas ratlos an und stellte Chris damit auf eine Geduldsprobe. Irgendwann sah sie ihn wieder an, auch wenn ihr etwas schwindelig war und der Blick schwammig, ihr Dad konnte einem schon Angst machen, wenn er wütend war. Apple sah das gerade zum ersten Mal. „ Ich... also...“ Stammelte sie deswegen erst, bis sie endlich mit der Sprache heraus rückte. „ Er... heißt Noah.“ Das sollte reichen, sonst würde er auch noch ihren Plan spitz bekommen und das galt es zu vermeiden. Eigentlich konnte sie hervorragend Lügen aber sie hatte doch Sorge, was passieren würde, wenn er das nachher raus bekam. „ Bier... wir haben ein paar Bier getrunken und ich habe...“ Oh war das schwer, seinem Vater das zu beichten, verdammt. Sie hatte das längst vergessen, wie das war, wenn man etwas ausgefressen hatte. „...gekifft. Normalerweise passiert mir das nicht und ich mache so etwas auch nicht. Von Drogen und so habe ich mich auf der Straße immer fern gehalten, ich schwöre es... keine Ahnung was heute los war. Ich habe nicht nachgedacht.“ Genauso wie sie nicht an die Uhrzeit und ihr Handy gedacht hatte. Nach und nach kam aber auch die Sicherheit in ihr zurück – zumindest ein bisschen. „ Ich... das ist auch neu für mich. Ich musste die letzten Jahre keinem sagen, wo ich bin und wann ich wieder komme. Das hat auch ganz gut funktioniert.“ Sie war doch noch hier, oder nicht?
06.02.2016 17:02
Chris John Millington
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Beitrag #38
RE: CHRIS
Natürlich kam mir als Erstes das Gesicht von Lahjas Freund in den Kopf, als Apple den Namen ihres neuen Bekannten aussprach, aber das lag auch nur daran, dass ich sonst keinen anderen Noah kannte. Dieser Zufall wäre jedoch viel zu absurd und deshalb ging ich auch gar nicht weiter darauf ein, es gab schließlich viele Männer mit demselben Vornamen. "Du bist 17, Apple!", ließ ich sie streng wissen, noch immer mit mahnend erhobenem Zeigefinger. "Kein Alkohol! Keine Drogen! Es gibt einen Grund, warum diese Dinge entweder ganz verboten sind oder zumindest bis zu einem bestimmten Alter. Ich will nicht, dass du trinkst, oder irgendein Zeug rauchst. Und ich will auch nicht, dass du mit fremden Leuten mitgehst, ist das klar? Vor allem nicht mit Männern!" Dass meine Tochter die letzten Jahre als Prostituierte gearbeitet hatte, ließ ich in diesem Gedankengang völlig außen vor. Sowieso versuchte ich das in unserem Alltag gänzlich zu ignorieren, so als hätte sie dieses Leben nie geführt. "Du hast Hausarrest, zwei Wochen. Und schreib dir das hinter die Ohren: Solange du unter meinem Dach lebst, sind Drogen und Alkohol tabu. Wenn ich dich noch einmal so sehe, dann setzt es wirklich was! Und ich will, dass du abends hier bist, wenn ich komme! Wenn nicht, erwarte ich eine Nachricht von dir, wo du dich rumtreibst und mit wem. Wenn du Besuch erwartest, will ich das auch wissen und ich sag dir das jetzt auch schonmal: Männer sind hier verboten! Ganz egal, was du für eine Art Mann anschleppen willst, ich will ihn nicht sehen und ich will ihn nicht kennen lernen. Halt dich davon fern." Der einzige Grund, weshalb ich noch verhältnismäßig ruhig blieb, war der, dass ich dieses Mädchen vor mir abgöttisch liebte. Mein eigenes Fleisch und Blut. Und dass sie mit ihren Worten auch gewissermaßen recht hatte, für uns beide war diese Situation neu. "Haben wir uns verstanden? Wirst du dich in Zukunft an die Regeln halten?"
07.02.2016 00:04
Apple Jean White
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Beitrag #39
RE: CHRIS
Sagte er das gerade wirklich? Sie konnte verstehen, dass er gegen Drogen und Alkohol war. Sie fand ja selber nichts gutes daran – eigentlich. Vielleicht wurde sie gerade eben zu einem normalen Teenager mit normalen Interessen und diese Mittel gehörten dazu. Das ausprobieren, neugierig sein und so aber das nahm Apple nicht mal selber wahr. „ Was denkst du denn, was da passiert? Und wenn ich mich mit fremden Menschen nicht unterhalte... werde ich auch niemanden kennen lernen.“ Obwohl sie sich – zugegeben – ja selber am Anfang gefürchtet hatte, als Noah sie in dieses verlassene Gebiet geführt hatte. „ Ich bin... eine ganze Weile mit fremden Männern mitgegangen, meinst du echt, ich hätte nun Spaß daran, direkt mit irgendwem ins Bett zu gehen?“ Das war doch absurd. Auch das sie so rebellisch, mutig wurde in dem Zustand gerade und das auch noch gegen ihren Vater. Sie wollte doch nicht streiten. Das mit dem Hausarrest verschlug ihr dann ganz die Sprache. Wenn auch nur kurz. „ Ich weiß deswegen auch, wie ich auf mich aufpassen kann – und Hausarrest? Echt jetzt?“ Tja, Chris würde sich wohl schnell daran gewöhnen müssen, eine Tochter mit siebzehn zu haben – auf einmal. „ Ich treffe mich noch mal mit diesen Menschen, ich soll auf einem Konzert singen und... das hat Spaß gemacht.“ Absolutes trotz verhalten, denn eigentlich stand sie dem doch selber skeptisch gegenüber. „ Drogen, Alkohol... okay, das ist nicht schlau und... kein Problem und auch, dass ich dir sagen soll, wann und wo ich mit wem bin, gut. Du sollst dir keine Sorgen machen aber...“ Der Rest machte sie sauer. Sie musste sich so lange nichts vorschreiben lassen. Nur konnte sie auch nichts weiter sagen, denn sie wusste nicht was – außer, wenn sie nicht nach seinen Regeln spielen würde, müsste sie wieder ausziehen. Sie begann doch gerade sich an das alles hier zu gewöhnen. Verdammt. Das fühlte sich an wie eine Sackgasse und sie wusste auch nicht, wie sie mit ihrem wütenden Vater umgehen sollte. Apple kannte sich als Teenager auch selber nicht, durch ihre Erfahrungen fühlte sie sich berechtigt, sich als Erwachsen anzusehen.
07.02.2016 15:40
Chris John Millington
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Beitrag #40
RE: CHRIS
Versuchte Apple gerade wirklich mit mir zu diskutieren? Fantastisch, ganz fantastisch. Das wirkte ja fast so als hätten die falschen Eltern meiner Tochter sie nicht einmal richtig erzogen, super. Und da hatte ich mich doch gerade so sehr über mein Vorzeigekind gefreut. "Keine Widerrede, Apple!", ließ ich sie daher auch wissen, dass in meinem Umfeld andere Regeln herrschten. Und zwar die Regeln, die ich aufstellte. "Schön, dass wir uns mit den Drogen und dem Alkohol einig sind und ich begrüße es auch sehr, dass du mich in Zukunft immer wissen lässt, wo du bist, aber dieses Verhalten-" Mit meiner Hand deutete ich einmal an ihrem Körper hinab. Wenn sie sich nicht am Türrahmen festhalte würde, hätte sie schon längst wieder ihr Gleichgewicht verloren. "Das lass ich dir nicht einfach so ungestraft durchgehen. Zwei Wochen Hausarrest, keine Widerrede!" Wie genau die Konsequenzen aussehen würden falls sie sich mir widersetzte, konnte ich jedoch noch gar nicht definieren. Natürlich würde ich meine Tochter nicht einfach so wieder vor die Tür setzen, nachdem wir uns doch gerade erst gefunden hatten, aber gleichzeitig war ich auch kein allzu friedlicher Zeitgenosse. Und ich konnte es verdammt nochmal nicht leiden, wenn Dinge nicht so liefen, wie ich es beabsichtigte. "Du singst auf keinem Konzert, zumindest nicht in den nächsten zwei Wochen. Der einzige Ort, wo du singen kannst, ist die Dusche oder dein Zimmer und da gehst du jetzt auch rein! Ich hab keine Lust mehr mit dir zu diskutieren! Abmarsch!" Streng deutete ich mit meiner Hand nach draußen in den Flur, mein wütender Blick verdeutlichte noch einmal zusätzlich, dass ich nichts weiter von Apple hören wollte.
08.02.2016 15:00
Thema geschlossen