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LOS ANGELES » SAN FRANCISCO
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Admiss
EFFI & ANNE


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Beitrag #1
LOS ANGELES » SAN FRANCISCO
Die Strecke von Los Angeles nach San Francisco.
04.07.2015 12:47
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Gus Evans
REVOLT, REBEL, RESIST!


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Beitrag #2
RE: LOS ANGELES » SAN FRANCISCO
Es amüsierte mich wie sehr Jamie sich über das Erfolgserlebnis eines gelungenen Sprunges freuen konnte und am liebsten hätte ich sie damit etwas aufgezogen, auch um die gute, losgelöste Stimmung zwischen uns endlich wieder herzustellen, aber dafür blieb keine Zeit, denn als wir auf den Anbau kletterten und von dort nach unten auf den Boden, hörten wir bereits die Stimme ihres Vaters in der Wohnung. So schnell wir konnten liefen wir los, durch einige Gärten hindurch, so lange, bis wir völlig außer Atem waren und uns sicher sein konnten, dass ihr Vater uns nicht gefolgt war. Trotzdem hielten wir uns von da an lieber abseits der Hauptstraßen, kämpften uns gemeinsam durch die Wohnviertel vor bis hin zur Brücke. Jamie sammelte hier ihre Gitarre ein, ich nahm meinen Rucksack und verstaute darin meine wichtigsten Habseligkeiten. Wir wussten noch nicht, wo wir hingehen würden und wie lange wir weg wären, aber ich kannte dieses Leben. Ich nahm das mit, was ich dringend brauchte, und den Rest - unwichtigere Dinge - stellte ich am Rande der Brücke an die Wand und legte die Matratze darüber. Wenn ich zurückkam, dann wären meine Sachen vermutlich noch hier, und wenn nicht, dann war das auch in Ordnung. Ich lebte in den Tag hinein, ich plante nichts. Eigentlich war ich mit dieser Stadt noch nicht durch und eigentlich war das hier kein geplanter Abschied, aber ich würde dem auch nicht hinterher trauern, wenn es sich tatsächlich herausstellen würde, dass ich nicht noch einmal zurück kam.
Als Nächstes riefen wir mit Jamies Handy bei Matt an. Auch wenn ich der Meinung war das wäre eine dumme Idee, weil ihr Vater dort doch sicher als Erstes nach ihr suchen würde, bestand Jamie darauf ihrem Halbbruder Bescheid zu sagen, ihn noch einmal zu sehen und mit ihm reden zu können. Sie bat ihn sich aufmerksam umzusehen und nur, wenn er sich sicher war, dass ihr Dad ihm nicht auf den Fersen hing, zu genau dieser Telefonzelle zu kommen. Jamie setzte sich daraufhin an eine Häuserwand und wartete, ich sagte ich würde schnell etwas besorgen und verschwand in einem dieser großen Supermärkte, um dort ein paar Dinge mitgehen zu lassen, die wir eventuell brauchen könnten. Obst, Getränke, was zum Knabbern. Nur ein wenig Proviant. Jamie nahm ich bewusst nicht mit, denn gerade jetzt konnten wir doch nicht riskieren erwischt zu werden, das würde sie schneller wieder zu ihrem Vater zurück bringen als ihr lieb war. Mit all den Dingen in meinem Rucksack ging ich wieder zu ihr zurück und konnte schon von Weitem sehen, dass Matt bereits da war und mit seiner Halbschwester sprach. Die beiden hielten sich aber kurz, Matt versprach niemandem etwas zu sagen und Jamie sagte ihm zu, dass sie sich bei ihm melden würde, wenn sie irgendetwas brauchte. Zum Schluss drückte er uns beiden noch 50$ in die Hand, sagte wir sollten uns davon ein Busticket kaufen, aus der Stadt raus, so weit wir eben kamen und genau das taten wir auch. Wir gingen zur nächsten Busstation an den Ticketschalter, erkundigten uns nach den Preisen und ließen uns zwei One-Way-Tickets verkaufen, die uns bis nach San Francisco bringen würden. Dort käme Jamies Vater mit Sicherheit nicht hin. Auf dem Boden sitzend, an unser Gepäck gelehnt, warteten wir, dass der Bus vorfuhr, stiegen dann ein, gingen durch den Gang bis ganz nach hinten und ließen uns dort auf die Sitzbank fallen, erschöpft von der ganzen Aufregung. Ich sank direkt tief in den Sitz, schob mir die Kaputze herunter und lehnte meinen Kopf gegen die Lehne hinter mir. "Und?", fragte ich, sah von der Seite in Jamies Augen, versuchte den Blick darin zu deuten. "Gehts dir immer noch gut mit deiner Entscheidung? Willst du immer noch böses Mädchen sein?"


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04.07.2015 12:47
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Jamie Bennett
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Beitrag #3
RE: LOS ANGELES » SAN FRANCISCO
Jamie hatte darauf gepocht, nachdem die beiden ihre sieben Sachen zusammen gesucht hatten noch mit Matt zu sprechen. Es war nicht fair, ihn nicht wissen zu lassen, wo sie war, wenn er sich noch darum bemühen wollte, eine Lösung zu finden. Das wäre einfach nicht fair gewesen und so traf sie ihn an der Telefonzellte, nicht weit vom Busbahnhof entfernt, um diese überstürtzte Flucht anzutreten – die sich aber immer mehr danach anfühlte, was sie nun brauchte. Nach der Freiheit und dem Abstand zu ihrem Vater. Er hatte nie ein Auge dafür gehabt, was sie wollte und was für sie wichtig war. Sie zweifelte nicht daran, dass er sich um sie Sorgte aber darauf durfte sie heute mal keine Rücksicht nehmen. Es ging um sie und nicht um ihn. Matt musste das nicht Befürworten oder sich dagegen aussprechen, ihr Entschluss stand doch längst fest. Sie wollte ihm nur versichern, die beiden würden sich wiedersehen und sie wollte ihn darum bitten, wirklich ihre Ma zu suchen. Sie war nun an der Reihe, sie müsste sich für sie Stark machen, damit sie nicht in einem Internat endete und sie konnte nur hoffen, dass die Mutter der beiden so viel Anstand hatte, sich nun endlich um ihre Kinder zu kümmern. Zum Abschied nahm sie ihn fest in den Arm, so als wollte sie ihn nie wieder los lassen. Die beiden hatten sich doch gerade erst kennen gelernt verdammt. Trotzdem war es ein gutes Gefühl mit dem Geld, was sie erst nicht annehmen wollte, ein Busticket zu besorgen und mit Gus nach San Francisco zu reisen. Bis zu dem Augenblick, als die beiden in der letzten Reihe saßen, hatte sie keine Zeit sich Gedanken zu machen, dass auch er irgendwie für sie alles einfach aufgab doch jetzt, wenn er sie ansah und ihr die Frage stellte, brach das aus ihr heraus. „ Es tut mir Leid, dass du wegen mir so schnell die Stadt verlassen musstest. Ich hätte auch alleine gehen können? Ich kann das verstehen.“ Jamie war niemand, der damit umgehen konnte, wenn der Zeitpunkt so weit war, dass jemand was für sie tat. Sie war eben so damit überfordert gewesen, dass Gus auch sie gewartet hatte in dem Haus ihrer Mutter aber trotzdem nickte sie, wenn auch umsichtig. „ Von wollen kann ja gar nicht die Rede sein... ich habe meine Rolle vom lieben Mädchen schon ganz gut beherrscht finde ich aber das geht einfach nicht mehr. Die letzten paar Tage haben mich total kaputt gemacht und du kannst jemandem nicht das gute Vorstezen, dass, wie es sich richtig anfühlt und ihm dann wieder alles weg nehmen.“ das traf das, was sie durchgemacht hatte. Sie hatte sich gut und richtig Gefühlt, endlich mal gespürt, wie es sein konnte, man selber zu sein und das nun wieder rückgängig machen? „ Ich habe nur ein bisschen Sorge, dass ich dafür nicht gemacht bin... Angst und Sorge sind meine engsten Freunde, musst du wissen.“ und das sagte ihm ein achtzehn Jahre altes Mädchen. Sie wollte ihm so gerne in die Augen sehen aber der Kuss, das, was ein Blick in sein Gesicht in ihr auslöste, überforderte sie so, dass sie aus dem zusammenhang heraus wieder rot um die Nase wurde, wie, als Matt sie nach ihm ausgefragt hatte.


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04.07.2015 16:04
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Gus Evans
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Beitrag #4
RE: LOS ANGELES » SAN FRANCISCO
Ich sah Jamie von der Seite an, verzog aber meine Stirn und schüttelte den Kopf, als hätte sie gerade etwas total Absurdes gesagt. "Schwachsinn. Ich fühl mich grundsätzlich nicht an Städte gebunden und wenn ich nicht jetzt gehen würde, dann spätestens in ein paar Wochen. Außerdem wissen wir doch auch noch gar nicht wie lange wir weg sind, vielleicht ist es in San Francisco total grauenhaft, wir fahren direkt wieder zurück und verstecken uns irgendwo in einer alten Bruchbude", beruhigte ich ihr schlechtes Gewissen und hob dabei meine Mundwinkel zu einem Lächeln. Los Angeles ging mir zwar noch nicht auf die Nerven und ich verspürte auch noch nicht aus eigenem Antrieb den Wunsch endlich weiter zu ziehen, aber früher oder später würde das kommen, daran hatte ich keinen Zweifel. Deswegen machte es auch keinen Unterschied, ob ich jetzt meine Sachen zusammen packte und ging oder ob das in ein paar Wochen geschehen würde. Es gab nichts, das mich in der Stadt hielt. Nicht so wie Jamie, die dort aufgewachsen war, nie etwas anderes kennen gelernt hatte und mittlerweile doch auch viel zu sehr an ihrem Halbbruder hing. Weil ich das wusste, schüttelte ich auch noch einmal verneinend den Kopf, versuchte ihr ein wenig Mut zuzusprechen und die Sorgen zu nehmen. "Angst ist ja nicht grundsätzlich was Schlechtes, das gehört zum Leben dazu." Für die meisten zumindest. "Es wäre total dumm dir selber zu sagen, dass du weniger Angst haben musst. Das wäre, als wenn man dir sagt Weiche nicht aus, wenn jemand versucht dich zu schlagen oder Zieh dich nicht vom Feuer zurück, wenn es zu heiß wird. Sei nicht menschlich. Jeder hat Angst, vor irgendetwas. Manche mehr, manche weniger. Angst ist eine total natürliche Reaktion. Problematisch wird es nur, wenn man sich davon zu sehr einschränken lässt. Das ist der Punkt. Angst ist okay, aber selbst wenn du Angst hast, tu es trotzdem. Spring von einem Balkon zum anderen, schlaf unter einer Brücke und lauf mit diesem total durchgedrehten, komischen Typen weg, der wie ein Stalker zwei Nächte lang in deinem Bett geschlafen hat, um dort auf dich zu warten." Sachte stieß ich Jamie meinen Ellenbogen gegen die Hüfte, lachte dabei leise auf. "Ich würde also sagen du bist auf einem ganz guten Weg." Weil wir ungefähr eine 4- bis 5-stündige Fahrt vor uns hatten, beugte ich mich zu meinem Rucksack herunter, öffnete den Reißverschluss und holte einen gestohlenen Apfel sowie ein Taschentuch hervor, das ich über meinem Oberschenkel ausbreitete. Die Schale des Apfels rieb ich an meinem Pulli ab, ehe ich mich ein Stück zur Seite lehnte und mein Messer aus meiner Gürteltasche zog, um den Apfel erst zu halbieren und dann die Hälfte noch einmal zu teilen. Bei dem Anblick des Messers erinnerte ich mich aber auch daran, was geschehen war, als ich Jamie das letzte Mal gesehen hatte und sah unsicher von der Seite noch einmal in ihr Gesicht. "Hast du eigentlich von diesen Mädchen nochmal was gehört? Ich meine, ich nehme an du warst in den letzten Tagen nicht in der Schule, aber haben die sonst irgendwie versucht dich zu kontaktieren?" Fragend hielt ich ihr ein Viertel des Apfels entgegen, schob mir das andere Viertel selber zwischen die Zähne.


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04.07.2015 18:27
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Jamie Bennett
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Beitrag #5
RE: LOS ANGELES » SAN FRANCISCO
„ Hast du eigentlich... noch nie jemanden vermisst, den du zurück gelassen hast in einer Stadt?“ fragte sie, als er ihr so einfach sagte, dass er ohnehin in ein paar Wochen gegen wäre. Jamie schaffte es nicht, ihren Mut so weit zu mobilisieren, expliziet nach ihr zu Fragen aber natürlich dachte sie daran, wenn sie diesen Jungen anschaute, der ihr Herz so viel schneller schlagen ließ als es biologisch korrekt wäre. Hätte er jemals wieder an sie Gedacht? Es tat irgendwo, an einer undefinierbaren Stelle, jetzt schon weh, dass Gus irgendwann einfach weg sein würde. Würde sie es... schaffen, das in sich zu finden, was er aus ihr heraus kitzelte? Das in sich zu sehen, was er ihr reflektierte, wenn sie auf der Matratze gesessen hatte und mal wieder nichts gutes an sich selber gelassen hatte? Reichte Matt aus? Wann würde sie ihn wieder zu Gesicht bekommen? Jamie schluckte schwer, zupfte an den Schnallen ihrer Tasche als er über Angst sprach. „ Manchmal habe ich das Gefühl, die Angst ist wie ein Geschwür... in mir. All die Jahre kam was dazu, vor dem mich meine Eltern gewarnt haben, von wem oder was ich mich fern halten soll – mein Dad zum Beispiel hat Matt immer richtig fertig gemacht, wenn er da war. Gesagt, von so jemandem soll ich mich fern halten, so einem Versager. Bevor meine Ma mich bei ihm ausgesetzt hat, hatte ich richtig Angst vor ihm und seinem Leben.“ beschämt sah sie ihre Reisebegleitung an, konnte jemand wie er das verstehen, wo es schien, als habe er absolut keine Angst? Hielt er sie für dumm, dass sie sich das hatte Einreden lassen? „ Wenn ich so nach und nach herausfinde, wie viel von der Liste gelogen war, vor dem ich mich Fürchten sollte... will ich das alles... ausprobieren. Ich war noch nie richtig betrunken. Ich war noch nie feiern, tanzen, im Pit auf einem Konzert. Alles auf dieser Angst Liste ist wie ein Mysterium für mich.“ konnte er sich das Vorstellen? Würde sie... das nun tun? „ Immer wenn ich dabei bin, etwas davon los zu werden, trau ich mich aber nicht. Es ist so schwer, dem den Rücken zuzukehren, was so drin ist und sich bewusst zu machen, es hat keine... Konsequenzen mehr von oben. Früher hat mein Dad das schon fast gerochen, wenn ich etwas tun wollte, was seiner Meinung nach nicht korrekt war und dann gab es Hausarrest. Gitarren- Verbot. Manchmal sogar Training, bis zum Umfallen, um mich müde zu bekommen und von etwas abzuhalten, ich kam mir vor wie ein Soldat in der Ausbildung.“ sie hatte mit Gus schon viel gesprochen aber wenig, was ihr richtiges Leben daheim mit ihrer Familie anging. Denn ihr wurde doch langsam klar, es war nicht recht, was ihr Dad getan hat und sie schämte sich, nie etwas in Frage gestellt zu haben. Nie rebelliert zu haben. Es war ihr irgendwie wichtig, dass er nachvollziehen konnte, dass diese Angst nicht von beginn an da war sondern das ihr das antrainiert worden war, sich zu füchten. Um sie besser zu kontrollieren. Noch immer in der Haltung, die Schultern angezogen und reumütig den Blick auf den Boden, weil sie sich doch wieder vorkam, einfach alles doof und falsch zu machen, sah sie aber auf als er wegen der Mädchen fragte und sah mit großen Augen auf das Messer. Würde sie ihn nun verschrecken, wenn sie ihn nach dem fragte, was Matt mit ihr besprochen hatte? Sie schluckte schwer, nach dem Dialog über Angst eben musste sie sich aber Trauen und auch wenn ihre Stimme bebte, fragte sie ihn „ Hast du vorher schon mal jemanden damit bedroht oder verletzt? Hättest du den Mädchen was getan?... Versteh... mich... nicht.... falsch.“ das klang so nach einem Urteil und unsicher genauso wie verzweifelt gestekulierte sie „ Das... war... ich danke dir... von ganzem Herzen nur... warum?“ das Jamie die Schläge einfach eingesteckt hätte, daran hegten beide wohl keinen Zweifel. Wenn sie schon so konfus und wirr sprach, konnte sie auch weiter reden, auch wenn sie sich am liebsten hinter dem Stück Apfel versteckt hätte, was sie annahm und in den Fingern drehte „ Das mit dem... Kuss... tut... mir... Leid. Das kam einfach so über mich. Ich wollte... das auf die Schläge auf den Kopf schieben. Matt hat mich ausgelacht, als ich ihm gesagt habe, ich bin abgehauen. Das... war mein erster Kuss, den ich jemandem gegen habe – hoffentlich nicht schlabberig.“ Jamie versuchte schon fast, es so schnell auszusprechen, dass er es vielleicht nicht richtig verstehen konnte, war das peinlich! Das sie Matts Wortwahl von einem schlabberigen Kuss noch mit einbauen musste, war dann mal wieder so unüberlegt, doof, dämlich, typisch Jamie, dass sie sich vorkam, in dem Sitz versinken zu müssen, als sie sich immer weiter hinein sinken ließ und Gus von unten her ansah, als hätte er sie gerade nackt aus der Dusche kommen sehen.


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05.07.2015 09:36
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Gus Evans
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Beitrag #6
RE: LOS ANGELES » SAN FRANCISCO
Gleichgültig schüttelte ich den Kopf. "Nein, eigentlich nicht. Wenn ich mich entscheide zu gehen, dann entscheide ich mich ja dafür, weil ich nicht nur mit der Stadt abgeschlossen hab, sondern auch mit den Leuten." Ich bemerkte gar nicht wie nervös Jamie neben mir war, dass sie diese Frage auch auf sich selber bezog. Oder eher- ich konnte nicht den Zusammenhang herstellen zwischen ihrer Körpersprache und unserer Beziehung zueinander. Wenn ich es zwischen zwei anderen Personen beobachten konnte, dann war das für mich keine Schwierigkeit. Ich sah in ihrem Blick, wie viel Respekt Jamie vor ihrem Vater hatte oder wie wichtig ihr Halbbruder ihr geworden war, aber ich konnte diese Emotionen in anderen Personen nie auf mich selber beziehen. Geschweige denn erwidern. Mit Zweckgemeinschaften konnte ich umgehen, ich hatte das in früheren Beziehungen oft mit Zuneigung gleichgesetzt. Ich konnte es auch verstehen, wenn jemand meine Nähe suchte, um daraus einen Vorteil zu ziehen, genau das sah ich auch gerade in Jamie. Ich war hilfreich für sie, für ihr Selbstbewusstsein und für ihren Kampf gegen die Angst. Aber echte zwischenmenschliche Emotionen? Dass Jamie etwas für mich empfinden könnte und nicht nur für den Nutzen, den sie aus mir zog? Das konnte in meinem Kopf nicht verarbeitet werden und das machte mich unfassbar unsensibel für das, was in ihr vorging, wenn sie mich ansah.
Eigentlich etwas, das überhaupt nicht zu dem passte, was Jamie von mir kannte, denn als sie über ihren Vater sprach und über das Leben, das er ihr beigebracht hat, sah ich ihr wieder liebevoll in die Augen, lächelte ihr aufmunternd zu und streckte sogar meine Hand zu ihr herüber, um meine Finger mitfühlend auf ihren Unterarm zu legen. "Es ist nicht deine Schuld, dass er so war und dass er es dir so beigebracht hat. Als Kind hat man da keine Kontrolle drüber. Bei Hunden ist das ähnlich, die binden sich an ihren Besitzer und lassen sich durch Angst kontrollieren. Wenn dieser Besitzer ihnen dann zum Beispiel beibringt, dass sie nicht bellen dürfen, indem er wütend und angsteinflößend wird, sobald sie es tun, dann hören sie irgendwann damit auf, obwohl das eigentlich ein Grundbedürfnis von Hunden ist. Sie tun es trotzdem nicht. Aber das heißt nicht, dass der Wunsch nicht mehr existiert. Eigentlich brauchen sie einfach nur jemanden, zu dem sie Vertrauen aufbauen können, und der ihnen dann zeigt, dass es okay ist auch mal vor Freude oder vor Angst oder vor Aufregung zu bellen." Ich wusste nicht, ob Jamie den Zusammenhang zu sich selber verstand, deshalb nickte ich ihr noch einmal motivierend zu. "Wie wäre es, wenn wir in den nächsten Tagen mal gemeinsam ein paar Dinge abhaken, die dir immer Angst gemacht haben? Damit du siehst, dass das alles irgendwie okay ist?"
Dass sich genau diese gerade angesprochene Panik kurz darauf in ihrem Blick zeigte, als sie mich und das Messer in meiner Hand ansah, verwirrte mich anfangs völlig, doch als ich durch ihre Fragen verstand, worauf sie hinaus wollte, schüttelte ich fest den Kopf. "Nein, ich hätte niemandem was getan. Ich glaube-" Unsicher drehte ich das Messer in meiner Hand, betrachtete es dabei von allen Seiten. "Ich glaube, ich mache mir damit nur das Zunutze, worüber ich grad gesprochen hab. Erziehung durch Angst. Jeder hat doch Angst um sein Leben, für mich war das die wirksamste Methode, damit die dich endlich in Ruhe lassen." Als ich Jamie wieder ansah wirkten meine Augen noch immer unruhig und überfordert, weil sie mich gerade dazu zwang mein Handeln zu reflektieren und ich selber nicht verstehen konnte, weshalb ich zu solch drastischen Maßnahmen gegriffen hatte. Weshalb war ich direkt so wütend geworden? Hätte es nicht auch andere Möglichkeiten gegeben ihr zu helfen? "Tut mir Leid, ich wollte nicht, dass das- so bei dir ankommt. Ich hab das Messer zu meiner Verteidigung und genau dafür hab ich es auch schon mehrmals benutzt, ja, aber ich hab noch nie jemanden ernsthaft verletzt. Und das will ich auch nicht. Ich wollte dir nur helfen." Aus dieser bereits vorhandenen Verwirrung kam es auch, dass ich diesen völlig überstürzten Kuss nicht mehr so distanziert betrachten konnte wie noch vor ein paar Stunden. Insbesondere dann nicht mehr, als Jamie mir sagte, dass sie noch nie zuvor jemanden geküsst hatte. Völlig untypisch für mich wurden auch meine Hände ruhelos, wieder drehte ich das Messer in meiner Hand, sah ziellos durch den Bus, aber nichts konnte mich davon ablenken, dass ich absolut nicht verstand, was gerade hier geschah. Wie Jamie sich mir gegenüber verhielt, wie ich mich ihr gegenüber verhielt. Ich konnte damit nicht umgehen und ich merkte in mir, dass dies eine Situation war, aus der ich ausnahmsweise fliehen wollte. Aber wie denn? Wir saßen in einem Fernbus, der für mehrere Stunden seine Türen nicht mehr öffnen würde. "Ist schon okay, du warst bestimmt einfach nur- dankbar", brachte ich deshalb schnell zwischen den Lippen hervor, in der Hoffnung diesem Gespräch dadurch ausweichen und uns beiden ihr Verhalten erklären zu können.


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05.07.2015 14:47
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Jamie Bennett
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Beitrag #7
RE: LOS ANGELES » SAN FRANCISCO
Jamie versuchte zu verbergen, wie sie die Aussage irgendwie unangenehm in der Brustgegend traf. Irgendwann hätte er einfach mit den Personen abgeschlossen? Diese Aussage betrübte sie, denn er gab ihr nicht nur das Gefühl, sich auf sich selber verlassen zu können und nahm ihr die Angst sondern er war auch einer der wenigen Menschen, der sie allem Anschein nach schätzte und davon gab es nun in der Laufbahn der kleinen nicht besonders viele. Ihr Blick wich deswegen aus dem Fenster des Busses aus und sie drehte sich erst wieder zu ihm, als er ihren Arm berührte und sie sich deswegen erschreckte. Es gab nicht viele Menschen, die sie einfach anfassten – zumindest nicht so. Klar nahm ihre Ma sie in den Arm und auch bei Matt war das so gewesen, ja, auch ihr Dad oder die Mädchen die sie verprügelt hatten aber das war eben alles etwas anderes. Verdammt, damit machte er das Gefühl doch nicht besser aber ihren Arm weg ziehen wollte sie auch um keinen Preis. Auch wenn er sie, mal wieder, mit einem Hund verglich und sie darüber leicht schmunzelnd den Kopf schütteln musste „ Ich sollte mir ein Hunderudel suchen, was auch irgendwo einfach ausgesetzt worden ist – das nimmt mir die Angst vor den Monstern und allem Anschein nach habe ich mit denen ja sehr viel gemein.“ es klang ironisch aber manchmal fühlte sich das Mädchen so dermaßen deplatziert in der Welt, vielleicht war sie wirklich nicht für Menschen gemacht. Das ihr einfach nur Erfahrung fehlen könnte, darauf kam sie nicht und irgendwo würde sie auch immer der kleine Frak bleiben. Die zu viel dummes Zeug redete, wenn sie unter Stress stand und stotterte, wenn es Ernst war. Gus berührung am Arm fühlte sich so ungewöhnlich an, dass sie etwas prüfend darauf sah, er war so liebevoll und nahe aber irgendwie wurde sie auch einfach nicht aus ihm schlau und das ließ ihn Meilenweit entfernt wirken. Sie war ja auch viel eher der Meinung, mit so einem Mädchen wie sie es war, wusste er nichts anzufangen. Jamie hatte so jemanden wie ihn nicht verdient. Trotzdem überwand sie sich und lehnte sich ein paar Zentimeter in seine Richtung, für Madame ein riesen Schritt! „ Also das letzte Mal, als ich das versucht habe und auf einem Konzert war, war ich danach eine Woche das Gesprächsthema der Schule – ich hasse das – es kann also nicht schlimmer werden, wenn wir das mal versuchen. Wenn ich mich blamiere, dann musst du mich nur bitte auch aussetzen, damit habe ich Erfahrung.“ sie ging eigentlich oft mit dieser Meinung darein, dass irgendwasn schief lief und es peinlich enden würde. Das schiefe Lächeln sollte also nur die Halbwahrheit ironisch wirken lassen. Was dann aber von einem geschockten Ausdruck in ihrem Gesicht abgelöst wurde, als er sich bei ihr Entschuldigte? „ Nein, nein – sowas, wie mit den Mädchen oder die Flucht heute, sowas nettes hat noch nie jemand für mich gemacht. Du brauchst dich nicht zu Entschuldigen, ich habe mich nur... erschrocken? Außerdem habe ich dich noch nie so wütend gesehen, dein Angst einjagen war überzeugend. Hast mich auch erwischt.“ mit fragendem Blick streckte sie die Hand nach dem Messer aus, sie hatte sowas noch nie in der Hand gehalten. „ Ich dachte... ich farge einfach mal nach?“ Jetzt beobachtete sie bei Gus etwas, was ihr neu war und skeptisch legte sie den Kopf leicht schräg. Der Kuss war okay und sollte als Dankbar abgestempelt werden? Warum konnte sie das nicht hinnehmen sondern hörte auf die dämliche Stimme, die sich gegen das runterspielen von ihm wehrte? „ Kann schon sein, glaube ich aber nicht.“ na toll, da war der Mut auch schon wieder verschwunden und die hälfte raus. „ Wenn man Matt´s theorien Glauben schenken darf, mag ich... dich vielleicht ein bisschen.“ machte es diese Reise, diese Flucht zusammen nun kaputt? Würde das alles bei den beiden kaputt machen? Sie pustete die Luft zwischen den Lippen hindurch, hatte die Wangen aufgepustet und zog die Beine ein wenig an „ Vergiss... das einfach. Das ist...“ egal fügte sie in Gedanken hinzu aber sah dabei erneut aus dem Fenster. Gut, wo war Dr. Love jetzt?


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05.07.2015 16:24
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Gus Evans
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Beitrag #8
RE: LOS ANGELES » SAN FRANCISCO
Noch immer verwirrt von meiner eigenen Reaktion senkte ich den Blick erneut auf das Messer und auf Jamies Hand, die sie fragend dorthin ausstreckte. Auch das löste etwas in mir aus, das ich von mir nicht kannte. Ich beäugte ihre Finger kritisch - ihre helle, weiche, porzellanartige Haut - und das Messer, das ich vorher selber noch nie so gesehen hatte, wurde auf einmal zu einer Gefahr. Für mich war es das nie gewesen, nur ein notwendiges Hilfsmittel, nie etwas, womit ich jemanden verletzten könnte, weil ich das nie beabsichtigt hatte. Aber als ich ihrer Bitte nachgab und das Messer in ihre Hand legte, spürte ich erneut diese unbekannte Unruhe in mir. Ich fixierte ihre Finger regelrecht mit meinem Blick, um jede falsche Bewegung mit der scharfen Klinge schnellstmöglich unterbinden zu können. Nicht, dass sie mir etwas tun würde oder sich selber - das glaubte ich nicht - aber wenn es ihr aus Versehen herunter fiel? Wenn sie neugierig ihren Finger zu fest daran drückte?
Erst eine bestimmte Aussage ihrerseits lenkte mich davon ab, ließ mich den Blick in ihre Augen heben, zog sich unangenehm durch meinen Körper. Sie mochte mich vielleicht ein bisschen? Dieser Kuss war keine überstürzte Reaktion aus Dankbarkeit? Sondern genau das, was ein solcher Kuss zwischen zwei Personen eigentlich ausdrückte? "Tust du nicht", warf ich ein, ein bisschen zu schnell, ein bisschen zu forsch. So wie mit dem Messer wollte ich sie vor etwas bewahren, das nicht gut für sie war. Doch Jamie konnte und würde das nicht verstehen, das merkte ich in der Sekunde, in der die Worte meinen Mund verlassen hatten und ich wandte den Blick von ihr ab, um auf der anderen Seite aus dem Fenster zu sehen und da draußen nach den passenden Worten zu suchen. Ein paar Sekunden vergingen, ehe ich resignierend tief durchatmete und unsicher wieder zu Jamie sah, die Stirn in Falten gelegt. "Ich kann verstehen, dass du denkst, dass du mich magst. Aber ich glaube du magst eher das, was ich für dich bin. Dass ich- dir helfe und mit dir rede und Zeit mit dir verbringe. Dass ich einfach bei dir bin, während alle anderen dich im Stich lassen. Versteh mich nicht falsch, das tu ich auch wirklich gerne, sonst wäre ich nicht hier, aber- das heuchelt dir falsche Gefühle vor. Ich bin nicht der Richtige für dich, Jamie."


AUGUSTUS EVANS # 25 YEARS OLD # HOMELESS

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05.07.2015 22:45
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Jamie Bennett
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Beitrag #9
RE: LOS ANGELES » SAN FRANCISCO
Jamie betrachtete das Messer in ihrer Hand, sie hatte es sich viel leichter Vorgestellt und es war ein komisches Gefühl. Sie hatte noch nie soetwas wie eine Waffe in der Hand gehalten, deswegen drehte sie die Klinge leicht und schüttelte dann den Kopf. Ein ganz absurdes Gefühl. Als sie sich über Gus eher raue Worte erschreckte, war das aber vergessen und sie betrachtete ihn von der Seite. Tat sie nicht? Was machte ihn da so sicher? Seine Erklärung sollte darauf Folgen aber er hatte Unrecht. Nur mit der Aussage, dass er nicht der richtige für sie war, damit konnte sie etwas Anfangen. Das sah sie genauso, Jemand wie er brauchte keine Unsichere Jamie, die sich nichts traute, bisher nur bei Mama und Papa aufgewachsen war, nichts von der Welt kannte, sich nicht selber Verteidigte und dann auch noch keine Erfahrungen hatte. Das war der Grund, warum sie Verständnissvoll nickte „ Du bist auch nicht der richtige oder viel eher ich die richtige für dich, keine Ahnung warum ich dir das unbedingt sagen musste, wie es ist. Vielleicht weil es sich komisch anfühlt, wenn es unausgesprochen ist. Oder weil es das erste Mal ist, dass ich so denke. Ich weiß es nicht.“ könnte sie es nun nicht einfach gut sein lassen? Abwesend sah sie noch mal auf das Messer, eher sie den Blick wieder hob „ Aber ich lass mir nicht sagen, dass ich da was verwechselt habe. Das stimmt nicht. Ein paar Freunde und Bekannte auf der Schule habe ich auch, da hat sich das ganz anders angefühlt und Küssen wollte ich davon auch niemanden. Ich denke gar nicht mal so viel daran, wie viel du mir geholfen hast... wenn ich das Gefühl habe, dich zu mögen sondern wie sehr ich dich als Menschen mag. Wie gerne ich dir zuhöre. Wie gut ich deine Überzeugungen finde. Da geht es gar nicht mal um mich sondern um dich. Als ich dich das erste mal in dem Supermarkt gesehen habe, dachte ich mir, so jemand wie du... würde nie mit mir reden und je mehr ich dich kennen gelernt habe, desto eher dachte ich, du findest mich einfach nur langweilig. Es ist schon schön genug zu Wissen, dass es nicht so ist.“ Seltener war es Dankbarkeit um seine Mühen, die sie bei ihm fesselten, als Gus eben als der, der er war. Jamie wurde nervöser, weil sie doch sah, wie er sich dagegen sträubte „ Aber... das ist... schon in Ordnung und das steht nun auch nicht zwischen uns. Wir müssen da nie wieder drüber reden.“ ihre letzten Worte kamen schon wieder mit der zittrigen Stimme über ihre Lippen, die man gewohnt war, und weil sie in solchen Situationen eigentlich immer mit ihren Fingern spielte, hatte sie es auch gar nicht mitbekommen, dass sie mit der Klinge aus versehen ihre Handinnenfläche eingeschnitten hatte. Super. Der dünne Schnitt war erst einige Sekunden später zu bemerken, als er begann zu brennen und sich Flüssigkeit in der Hand ausbreitete. Toll gemacht, ganz toll! Sie war manchmal so ein Trottel. „ Ent... entschuldige.“ sie reichte ihm vorsichtig das Messer „ Ich bin... manchmal so ein Idiot. Manchmal könnte ich mich selber Ohrfeigen.“ damit kramte sie verzweifelt in dem Rucksack, den sie auch bei sich hatte, von den wenigen Kleidungsstücken, die sie bei sich hatte, müsste nun eines dafür dienen, es sich um die Hand zu wickeln. Typisch Frau suchte sie aber natürlich nach dem, was man am ehesten entbehren konnte. Dabei drehte sie die Hand so, dass sich das Blut in der Innenfläche sammeln konnte.


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06.07.2015 19:39
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Gus Evans
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Beitrag #10
RE: LOS ANGELES » SAN FRANCISCO
Ganz egal wie man es auslegte, Jamie und ich waren nicht richtig füreinander und deshalb nickte ich über ihre Worte auch abschließend, aber ich hatte es noch nicht einmal geschafft den Kopf zur Seite zu drehen, um mich mit der Landschaft dort draußen abzulenken, als sie mir doch noch widersprach. Allein das war schon etwas völlig Neues. Normalerweise klebte sie regelrecht an meinen Lippen und sog alles in sich auf, was ich sagte. Wenn ich mich recht erinnerte, dann war es noch kein einziges Mal vorgekommen, dass sie etwas dagegen zu sagen hatte. Bis jetzt. Aber nicht nur diese Tatsache an sich überforderte mich, sondern vor allem die Dinge, die ihren Mund verließen. Sie hörte mir gerne zu. Sie mochte und teilte meine Überzeugungen. Es ging um mich, um mich als Mensch, und nicht darum, ob ich ihr half oder nicht. Zumindest glaubte sie das. "Manchmal ist das schwer zu unterscheiden-", begann ich, doch ich merkte an der Unruhe in meinem Körper, dass ich mit der Situation völlig überfordert war. Eigentlich hatte ich mit Jamie immer so sachlich reden können, über alles, und auch jetzt wollte ich ihr so gerne erklären, weshalb das nicht richtig war, aber- ich fand nicht die passenden Worte. Ich war es nicht gewohnt in der Art über mein Leben zu reden. Was stattdessen aus meinem Mund kam war ein zusammenhangloses Gestammel. "Jamie, ich- das funktioniert einfach nicht, okay? Ich bin nicht gut darin- in diesen zwischenmenschlichen Beziehungen, das liegt mir nicht. Ich meine nicht nur als- Paar, sondern auch Freundschaften. Das alles. Das gehört einfach nicht zu mir. Und ich weiß von Lahja, dass du- nicht viele Erfahrungen hast. Was das angeht. Und wenn das auch dein erster Kuss war, dann- ich bin einfach nicht der Richtige, okay? Ich will dir nicht wehtun und ich will dich auch nicht enttäuschen, also- belassen wir es einfach dabei, ja?" Ich verstand nicht, weshalb mein Herz plötzlich so raste und ein unangenehmes Kribbeln von meinem Bauch aus in den ganzen Körper über ging, aber auch das war auf einmal vergessen, als mir das rote Blut in Jamies Hand auffiel und ich geschockt die Augen aufriss. "Scheiße, pass doch auf!", presste ich zwischen den Lippen hervor, für meine Verhältnisse wieder viel zu forsch und zu laut. Mein Herz schlug auf einmal noch schneller, als zuvor. "Ist der Schnitt tief?" Schnell, aber vorsichtig, nahm ich Jamie das Messer ab und weil sie definitiv zu lange in ihren Sachen herum suchte, zog ich aus meiner Tasche einfach ein weißes Top heraus, nahm Jamies Hand in meine und drückte es fest auf die Wunde. Auch das jetzige Gefühl war mir unbekannt. Natürlich half ich, wenn sich jemand verletzte, aber weshalb wurde ich fast wütend auf Jamie, weil sie - tollpatschig wie sie nunmal war - nicht auf sich aufpassen konnte?


AUGUSTUS EVANS # 25 YEARS OLD # HOMELESS

[Bild: gus04.png]
07.07.2015 20:33
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