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JOE'S BAR
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Kilian Thomas Carter
THE MISTAKES OF MY YOUTH
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RE: JOE'S BAR
Es gab noch so viele Dinge, die ich Lahja wütend an den Kopf werfen wollte, so wie wir es immer taten. Genau das war doch unser Problem. Wir waren einander so ähnlich und wenn wir uns stritten, dann eskalierte das binnen Sekunden, weil wir in unserer Wut keine Kontrolle mehr über unseren Körper hatten. Und vor allem nicht darüber, was wir sagten. Dann wurden Fehler hervor geholt, die teilweise Jahre zurück lagen, und erneut Vorwürfe gemacht, die wir eigentlich schon längst ausdiskutiert hatten, aber wir brauchten das. Wir mussten diese Wut loswerden. Danach sprachen wir dann oft tage- oder manchmal auch wochenlang nicht miteinander, aber dann konnten wir einander langsam wieder annähern. Genau das machte uns füreinander zum besten, aber gleichzeitig auch zum schlimmsten Gegner, den man sich vorstellen konnte. Zum Besten, weil wir doch eigentlich beide wussten, weshalb das mit uns geschah und wir deswegen einander auch immer wieder verzeihen konnten. Aber auch zum Schlimmsten, weil es bei uns keine Grenzen mehr gab. Wenn ich Matt gegenüber unfair wurde, dann ging er irgendwann einfach, aber das war bei Lahja und mir nicht so. Keiner wollte nachgeben und das führte immer wieder dazu, dass es laut krachte. So als wären wir gar nicht fähig eine normale Diskussion miteinander zu führen.
Auch jetzt stellte ich mich auf genau das ein, viel zu lange hatte ich meine Wut herunter schlucken müssen, weil Lahja sich mir nicht aussetzen wollte, und innerlich kramte ich schon nach allen Fehlern, die sie jemals begangen hatte, aber so weit kam ich diesmal nicht. Stattdessen sah ich aus dem Augenwinkel wie meine Tochter auf die Tür zuging und versuchte aus dieser Situation zu fliehen, um sich selber zu schützen. Um nicht das mit den Füßen zu treten, was sie in den letzten sechs Monaten gelernt hatte. Sie war diejenige, die das tat, was ich als Erwachsener schon immer hätte tun sollten: Ruhe bewahren und uns beide vor einer Eskalation schützen.
Im ersten Moment wusste ich überhaupt nicht damit umzugehen, ich starrte sie nur regungslos an, völlig überfordert mit dieser absolut untypischen Reaktion. So lange, bis sich Tränen in ihren Augen sammelten und sie mir offen sagte, dass sie ein anderes Mal wieder kommen würde. Wenn ich mich beruhigt hatte. Ich hatte meine Arme noch immer vor der Brust verschränkt, versenkte meine Finger schmerzhaft tief in meiner eigenen Haut und versuchte irgendwie die Wut in mir unter Kontrolle zu bringen. Weil ich nicht wollte, dass meine Tochter jetzt schon ging, nachdem ich sie so lange nicht gesehen hatte. Weil sie doch gerade erst wieder hier war. Mein Herz pulsierte noch immer, aber ich senkte langsam den Blick auf den Boden, fixierte eine unbedeutende Stelle dort unten und atmete mehrmals tief durch. "Okay", sagte ich nach einer Weile, bedeutend ruhiger und leiser, doch als ich meine Arme aus der Verschränkung löste, merkte ich wie meine Finger noch immer zitterten. Frische Luft, Bewegung, Marihuana, in meinem Kopf ging ich all die Dinge durch, die sich in den letzten Jahren wenigstens ein wenig bewährt hatten, im Kampf gegen meinen Kontrollverlust, und deutete mit einem Nicken in Richtung der Hintertür. "Okay, dann reden wir anders. Lass es mich zumindest versuchen. Wenn es nicht klappt, dann kannst du immer noch gehen." Meine Stimme klang gepresst, man hörte mir an wie schwer es mir fiel die Wie Wut in mir zu halten, deshalb deutete ich mit einem Nicken auch in Richtung der Hintertür und ging dann langsam vor, nach draußen. Es war ruhig hinter dieser Tür, die zu einer Seitenstraße führte. Nur ein paar Mülleimer standen dort, weder ein Auto, noch eine andere Person war zu sehen, also ging ich ein paar Schritte nach vorne und ließ mich auf die Bordsteinkante sinken. "Ich hatte eine scheiß Angst davor dich wiederzusehen, Lahja", sprach ich aus, starrte dabei ziellos die Straße hinab. "Ich hatte Angst dich würde das für immer verändern, zum Negativen, und du wärst nie wieder - so wie vorher. Irgendwie abgestumpft. Oder gefühlskalt. Aber du siehst gut aus." Ich sah von der Seite kurz in das Gesicht meiner Tochter. "Du bist zwar anders, aber gut anders. Glaub ich." Scheiße, was würde ich jetzt für eine Zigarette tun. "Wie fühlst du dich? Wie geht es dir?"
KILIAN THOMAS CARTER # 40 YEARS OLD # JOE'S BAR
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02.07.2015 12:29 |
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Lahja Emilia O'Neill
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RE: JOE'S BAR
Lahja sah ihn etwas misstrauisch von der Seite an, konnten die beiden das? Wie viel und was konnte sie ihm noch zumuten, damit er sich weiter beherrschen konnte? Da waren noch so viele Dinge passiert im Gefängnis, bei denen er sicher erwartet hätte, dass sie ihn um Hilfe geben hätte und nicht Noah, wann konnte sie ihm das sagen? Wie? Aber jetzt war es ihr so wichtig, sich mit ihm zu Unterhalten, nach sechs langen Monaten, sie würde dem eine Chance geben. Sie würde den beiden eine Chance geben. „ Okay, wenn es wieder laut wird, dann gehe ich.“ So folgte Lahja ihrem Dad vor die Türe, sie setzte sich auf den Asphalt ihm gegenüber, mit dem Rücken an die Kneipenwand. So war keiner oben, sie befanden sich auf einer Ebene. Sie hatten die frische Luft, die die Hitzköpfe hoffentlich abkühlte. Als Kilian sie fragte, wie es ihr ginge und sich allem Anschein nach darauf einlassen wollte, seine Ängste und Sorgen mit ihr zu teilen, schluckte sie schwer. Weil sie sich doch selber so anders fühlte und sie wusste, er hatte Recht. Lahja legte die Arme um ihre angewinkelten Beine und legte den Kopf ein wenig schief „ Ich weiß nicht, wie es mir geht – noch nicht. Es ist... alles so anders. Absurd zu Wissen, ich kann wieder hin gehen wo ich hinwill und wann ich will. Das macht mir Angst aber ich habe das so vermisst. Menschen, Situationen, Versuchungen. Die letzten sechs Monate war mein Tagesplan so klar.“ es klang komisch, Kilian wusste, wie schwer es Lahja gefallen sein musste sich den Wachen unterzuordnen aber es hatte sie auch irgendwie vor allem Beschützt. „ Ich hatte Zeit und Ruhe mal alles zu Verabreiten, eine Therapie und einen Drogenentzug. Das gehörte alles dazu, damit das Urteil milde ausfällt. Von dem Erbe habe ich mir einen guten Anwalt suchen lassen.“ sie sah die Straße hinauf, als eine leichte Briese zwischen den beiden herfegte. Es tat nun anders weh, an Jeany und den Tod ihrer Mutter zu denken. Sie konnte es zulassen, dass es ihr einen Stich inmitten ihres Herzens versetzte aber sie aktzeptierte das. Versuchte nicht mehr sich mit Händen und Füßen dagegen zu wehren. „ Mal sechs Monate lang klar zu kommen und zu denken war etwas anderes, als überstürzt mal alles hin zu schmeißen, abzuhauen, in einer Eskalation zu Enden um danach wieder für zwei Tage zu denken, alles sei wieder in Ordnung. Das konnte nicht so weiter gehen. Ich wünschte, ich hätte das anders gelernt. Das Opfer war ein Penner, ein Arschloch aber das genau das in mir steckt, habe ich nie Gedacht. Ich habe bei der Verhandlung Bilder von den Verletzungen gesehen, das werde ich nie wieder vergessen. Jetzt, wo das gerade passiert ist...“ sie meinte, die Situation zwischen den beiden in der Kneipe „... wünschte ich mir ein bisschen Gefühlskalt und Abgestumpft zu sein, vielleicht geht das hier draußen nicht gut.“ Lahja verzweifelte manchmal an sich, sie neigte den Kopf und strich sich über den Nacken. Es war komisch ihre Empfindungen mit Kilian zu teilen aber auch gut. Es war der nächste Mensch, nach Noah, der das hörte. „ Wie... geht es dir? Und Matt? Ist alles in Ordnung oder etwas passiert, seid dem ich weg war?“
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02.07.2015 18:37 |
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Kilian Thomas Carter
THE MISTAKES OF MY YOUTH
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RE: JOE'S BAR
Ich nickte immer wieder vorsichtig, während Lahja sprach, nur um sie wissen zu lassen, dass ich ihr zuhörte. Innerlich nahm ich mir selber vor nicht zu schnell auf das zu reagieren, was sie mir erzählte, sondern erst meine Antworten und Ratschläge im Kopf abzuwägen, damit nicht schon wieder etwas meinen Mund verließ, das ich hinterher bereuen musste. Auf die Art konnte ich mich auch von dem unruhigen, nervösen Gefühl in meinem Bauch ablenken, das ich normalerweise immer damit kompensierte, dass ich es unkontrolliert und wütend heraus schrie. Diesmal hielt ich es aber in mir, lenkte mich mit meinen eigenen Gedanken ab, atmete immer mal wieder tief die frische Luft in meine Lungen und wenn es zu viel wurde, wandte ich den Blick von meiner Tochter ab, sah ziellos die Straße herunter und ließ meine Gedanken für einen Moment abschweifen, so lange, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Und jetzt gerade schien das für mich zu funktionieren. Äußerlich blieb ich ruhig, machte ihr keine Vorwürfe und anstatt, dass ich ihr direkt meine Gedanken mitteilte, reagierte ich erst einmal auf ihre Fragen zu dem Leben hier draußen, und lenkte mich selber damit ab über Matt und mich zu reden. "Madison hat ihr Kind verloren", sagte ich leise, den Blick auf Lahjas Gesicht geheftet. "Vor ein paar Wochen schon, das war - hart. Ist es immer noch. Und bei mir -" Ich zog gleichgültig meine Schultern nach oben, sah wieder die Straße hinab. Eigentlich wollte ich sagen, dass es bei mir nichts Neues gab, dass ich nichts erzählen konnte, aber stattdessen kam etwas ganz anderes aus mir heraus. "Ich hab jemanden kennen gelernt. April heißt sie." Meine Lippen pressten sich aufeinander, zeitgleich hob ich eine Hand und schob mir meine gespreizten Finger durch die Haare. Konnte ich Lahja damit wirklich belasten? Jetzt schon? Andererseits, wäre nicht gerade jetzt der richtige Zeitpunkt ihr davon zu erzählen? Scheiße, wurde es nicht langsam wirklich Zeit, dass ich ehrlich zu meiner Tochter war? Unsicher suchte ich den Blick in ihre Augen, doch anstatt Lahja direkt mit der ganzen Wahrheit zu konfrontieren, schüttelte ich den Kopf. "Wie geht es bei dir jetzt weiter? Hast du so jemanden wie einen Bewährungshelfer an deiner Seite, der dich dabei unterstützt hier draußen wieder Zurecht zu kommen? Oder bist du auf dich allein gestellt?" Könnte sie das überhaupt? Konnte eine Therapie im Knast sie darauf vorbereiten den Versuchungen in Freiheit zu widerstehen? Und was war mit all den Personen, zu denen sie vor ihrer Inhaftierung Kontakt gehabt hatte? Wären die nicht ein schlechter Einfluss? "Wo wohnst du jetzt? Bist du bei Freunden unter gekommen? Hattest du zu irgendwem in den letzten sechs Monaten Kontakt oder hast du dich auch von denen komplett abgekapselt?"
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03.07.2015 10:23 |
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Lahja Emilia O'Neill
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RE: JOE'S BAR
Es war eines der wenigen Male in ihrem Leben, dass Kilian es schaffte, sich zu beherrschen und das auch Lahja dadurch spüren konnte, wie sich ihr Gemüt wieder beruhigte. Durch das, was sie in den letzten sechs Monaten gelernt und erlebt hatte, gelang ihr das besser und ihr Atem ging schon wesentlich ruhiger. Natürlich war es alles andere als Entspannt zwischen den beiden aber das lag viel mehr daran, dass sie sich so lange nicht gesehen hatten und sie auch immer wieder zu ihm sah. Sich sein Gesicht ansah, es hatte sich verdammt noch mal angefühl, als habe sie langsam vergessen, wie ihr eigener Vater aussah und das tat doch unglaublich weh. Sie hatte kein Bild im Gefängnis von ihm gehabt, nur ihre Erinnerung. Als er dann aber sagte, dass Matt und Maddi ihr Kind verloren hatten, senkte sie den Blick „ Das... tut mir unglaublich Leid. Bei Matt wollte ich auch vorbei, nur nicht heute.“ Jetzt wusste sie es noch weniger, wie sie ihm gegenüber treten sollte. Immer hatte ihr Quasi-Onkel für sie Verständnis gehabt aber auch jetzt noch? Es war so schwer, einzuschätzen, wie die Menschen nach so einer langen Zeit auf sie reagieren würden und sie schämte sich doch auch. Für ihre Tat, dafür, dass sie jeden Kontakt einfach blockiert hatte. Erst als Kilian von einer Frau sprach, April, die er kennengelernt hatte, wandt sie ihren Blick wieder ihrem Vater zu und nickte. Das musste sie verarbeiten aber auch noch etwas nachholen, die beiden waren auch nicht ganz im guten auseinander gegangen, was dieses Thema anging. „ Es tut mir Leid, was damals mit Summer passiert ist – du hast es verdient, jemanden kennen zu lernen.“ Es war ja nicht nur ihre Gewalt Thma in der Therapie gewesen, natürlich auch das Verhältnis zu ihren Eltern und Jeanys Tod. „ Ich dachte, du vergisst Mama dadurch. Das ist unsinn, das weiß ich jetzt. Wie habt ihr euch kennen gelernt? Und wie lange... kennt ihr euch?“ sie konnte ja nicht ahnen, unter welchen Umständen und wann das alles passiert war. Es war das erste mal in so einem Gespräch, dass Lahja echtes Interesse an dem hatte, was in dem Leben ihres Vaters vor sich ging und die beiden nicht darauf pochten, es dem anderen Möglichst unangenehm zu gestalten oder Machtspiele zu spielen. Das sollte auch dabei bleiben, wenn auch die nächsten Fragen Kilian wieder an seine Grenzen bringen sollten, sie war immerhin nicht allein gewesen, die letzten sechs Monate. „ Ich muss eine Bewährungshilfe suchen, wie gesagt, ich bin erst seid ein paar Stunden wieder draußen.“ Lahjas Blick hob sich gegen den Himmel, es war so schön, ihn zu betrachten, wann auch immer ihr danach war. „ Und ich lebe in einem Hotel, zumindest erstmal. Wie es weiter geht? Ich weiß noch nicht genau aber ich muss mir das schnell überlegen, sonst könnte ich... in einen alten Trott verfallen. Die Bewährungsstrafe ist auch noch ziemlich hoch.“ sagte sie Kleinlaut, nicht, dass sie vorhatte wieder rein zu gehen aber auch das musste nun mal gesagt werden. „Zu alten Freunden habe ich keinen Kontakt mehr – eigentlich hatte ich zu niemandem Kontakt außer zu Noah.“ prüfend sah sie Kilian eine Weile an, ob er das, was ihren Mund verließ, verarbeiten konnte. „ Das war nicht so ganz freiwillig, Chris war im Gefängnis bei mir. Ich wollte ihn nicht sehen aber Brooke und er haben... da drinnen etwas zu sagen.“ ihre Stimme war bitter durchzogen und das ungute Gefühl in ihrem Bauch, machte ihr das Sprechen schwerer. Warum konnte denn nicht alles einfach nur gut sein? „ Er hat Noahs Exfreundin gesucht, die nun seine Freundin ist oder eher war.“ Lahja strich sich angestrengt über die Stirn. „ Dad, das klingt wie aus einem schlechten Film und das wird... jetzt ehrlich hart, willst du das alles hören?“
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03.07.2015 20:22 |
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Kilian Thomas Carter
THE MISTAKES OF MY YOUTH
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RE: JOE'S BAR
"Matt wird sich freuen dich zu sehen", erwiderte ich nickend und nahm Lahja damit einerseits die Angst vor einem weiteren, ungewissen Wiedersehen und gab ihr gleichzeitig auch die Motivation dazu möglichst bald bei ihm vorbei zu schauen. Er war es innerhalb der letzten sechs Monate auch gewesen, der immer wieder - wenn wir während unseres Konfliktes miteinander mal über Lahja gesprochen hatten - ihre Position einnahm. Er beruhigte mich, versuchte mir gegenüber das Verhalten meiner Tochter zu erklären und nahm sie in Schutz vor meiner Wut und meiner Trauer. Es war gleichermaßen seiner als auch Aprils Verdienst, dass ich überhaupt den löblichen Vorsatz gefasst hatte Lahja diese Wut nicht spüren zu lassen, auch wenn das durch ihr unerwartetes Erscheinen geflissentlich nach hinten losgegangen war. Jetzt, wo wir ruhig und gesittet hier draußen saßen und miteinander redeten, wollte ich es aber auch gerne dabei belassen, deswegen betrachtete ich unsicher das Gesicht meiner Tochter und wägte ein weiteres Mal im Kopf ab, was ich ihr von April erzählen konnte. Letztendlich gab ich aber resignierend nach, hob eine Hand in meinen Nacken und fuhr mir mit festem Druck nervös über die Haut. Sie musste es wissen, keine Lügen mehr. Nichts mehr verheimlichen. "Ich glaube- das wird dir nicht gefallen, Lahja", bereitete ich sie ruhig auf das Folgende vor, hob den Blick daraufhin wieder in ihre Augen. "Ich will dir nur vorher sagen- das alles ändert nichts an meiner Beziehung zu Jeany. Ich will sie weder vergessen, noch möchte ich sie ersetzen, okay?" Mit einem schweren Nicken vergewisserte ich mich, dass meine Tochter das wirklich verstanden hatte, bevor ich tief die Luft in meine Lungen sog. "Ich hab April schon vor ein paar Monaten kennen gelernt, noch bevor du- in den Knast musstest. Und genauso lange wartet sie eigentlich auch darauf dich kennen zu lernen." Ich schluckte schwer, aus Angst, dass ich mit dieser Information jetzt tatsächlich die Fortschritte aus ihrer Therapie zunichte machte. "Sie ist die Halbschwester von Jeany, die Tochter aus einer Affäre von deinem Opa. Ich hatte keine Ahnung, dass es sie überhaupt gibt, und Jeany auch nicht, zumindest soweit ich weiß. Sie stand auf einmal vor meiner Haustür und hat nach ihr gesucht, aber- da hat Jeany schon nicht mehr gelebt. Am Anfang war das nur ein freundschaftlich-familiäres Verhältnis, ich war eine Zeit lang im Krankenhaus, sie ist Krankenschwester, da haben wir zufällig etwas mehr Zeit miteinander verbracht und wir haben uns gut verstanden. Und- das hat sich dann eben so entwickelt. Wir sind nicht in einer festen Beziehung, unter anderem auch, weil ich das ohne deine Zustimmung nicht möchte, aber- sie tut mir gut." Mein Herz schlug schwer, diesmal aus Angst davor, dass Lahja diese Beziehung falsch auffassen könnte.
Und dieses drückende Gefühl auf meiner Brust ließ auch nicht nach, als meine Tochter nach und nach meine Fragen abarbeitete und letztendlich nicht nur den Namen von ihrem Ex-Freund in den Mund nahm, sondern auch von Chris. Beide waren in den letzten Monaten bei ihr gewesen? Gerade Chris? Mein Körper verspannte sich wieder, diesmal allerdings nicht aus Wut auf meine Tochter, sondern auf dieses Arschloch, das nach und nach anscheinend jeden Menschen zerstörte, der mir wichtig war. Und der einfach nicht aufhörte meinen Weg zu kreuzen. Aber auch diese Wut war momentan nicht angebracht, nicht jetzt und hier, und deshalb versuchte ich auch mit tiefen Atemzügen die Emotionen in mir zu zügeln. "Ich will alles hören", brachte ich gepresst zwischen den Lippen hervor, nachdem ich mich wieder einigermaßen unter Kontrolle gebracht hatte, und heftete meinen Blick wieder auf das Gesicht meiner Tochter. Egal wie hart es werden würde, ich musste das hören.
KILIAN THOMAS CARTER # 40 YEARS OLD # JOE'S BAR
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03.07.2015 23:46 |
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Lahja Emilia O'Neill
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RE: JOE'S BAR
So langsam und schonend Kilian auch versuchte, ihr das alles beizubringen, Lahja konnte sich nicht darauf vorbereiten, dass sie ihn einfach nur geschockt anschaute, als er von Jeanys Halbschwester sprach. Das es noch Familie gab, von der Seite ihrer Mutter, die sie ihm vorenthalten hatte. Ein komisches Gefühl breitete sich in ihr aus, sowas sie Scheu aber auch Hoffnung. Wer war diese Frau? Sah sie ihrer Ma ähnlich? Trotzdem auch – ihr Vater war im Krankenhaus gewesen? Wann, verdammt wann war das alles denn passiert? Was hatte sie denn alles verpasst? „ Wann haben wir denn aufgehört eine Familie zu sein – eine komische, eine außergewöhnliche aber wir waren doch trotzdem eine Familie.“ sie sah auf den Asphalt. Es tat weh, daran zu denken, wie viel Mühe Jeanys sich gegeben hatte, die drei zusammen zu halten und wie sie doch an ihrer Lebensaufgabe gescheitert war, weil die beiden Sturköpfe sich nicht zusammen reißen konnten und das brachte Lahja schon wieder den Tränen nahe. In der Schule war sie immer die, mit den komischen Eltern aber das hatte doch nie gestört. Sie hatte beide immer geliebt. Weil es aber nichts brachte sich oder das verganene zu bedauern, nickte sie ein paar Mal, um damit klar zu kommen „ Kann... ich sie denn bald kennen lernen? Warum warst du... im Krankenhaus? War ich da auch noch nicht im Gefängnis? Wieso hast du sie mir nicht vorgestellt und hast... du ein Bild von ihr?“ Lahja äußerte die Fragen, die ihr als erstes durch den Kopf gingen, ohne zu Filtern. Auch Kilian schien heute endlich bereit sich ihr zu stellen und alles auf den Tisch zu bringen, was unausgesprochen so lange verheimlicht geblieben war. „ Merkt man... das die beiden Halbschwestern sind?“ Lahjas Familie war immer klein gewesen, natürlich irritierte sie die Vorstellung, Kilian mit einer anderen Frau und dann auch noch einer, die auch irgendwie zu ihrer Familie gehörte aber sie wollte diesmal mit der Kritik nicht vorpreschen, wenn er sagte, sie tat ihm gut. Viel eher Konzentrierte sie sich auf ihren Unangenehmen Teil. „ Dafür muss ich etwas ausholen. Als ich damals abgehauen bin, mit den Bands... hatte Noah eigentlich seine Freundin dabei, Lucy. Als wir zusammen gekommen sind, war sie so sauer darüber, dass sie hier geblieben ist, allem Anschein nach bei dem Sänger der anderen Band, Aiden.“ Lahja stich sich die dunklen Haare über eine Schulter und begann mit den Fingern darin zu spielen. Nun, diese Geschichte klang so durcheinander, sie würde sie selber kaum Glauben. „ Ihr Stalker Ex, dass ist Chris und er hat sie hier... wohl gesucht und auch gefunden. Die beiden sind wieder ein Paar geworden, warum auch immer.“ Es blieb ihr noch immer ein Rätsel, wie Lucy sich erneut auf diesen Menschen eingelassen hatte. „ Doch die beiden haben sich gestritten und sie ist weg gelaufen, um... um sich das Leben zu nehmen. Chris hat sie gesucht, er wusste, ich kenne Noah und Aiden und kam daraufhin zu mir.“ sie regte sich noch immer auf, wenn sie sein Selbstgerechtes Grinsen sah, wie er vor ihr gesessen hatte im Besucherraum und ihre Hände versprannten sich für einen Augenblick „ Noah hat für mich herausgefunden, dass sie in einer Psychatrischen Einrichtung ist, wegen des Versuchs, sich das Leben zu nehmen. Ich mag sie nicht aber ich konnte... sie doch nicht Chris ausliefern? Wirklich dafür Verantwortlich sein, ein Menschen auf dem Gewissen zu haben, wo ich doch... gerade die Zeit absaß, weil ich das fast getan hatte. Deswegen habe ich Chris belogen, ich musste ihm etwas liefern, er hätte mir das Leben im Gefängnis sonst zur Hölle gemacht. Ich habe Frauen gesehen, die fertig gemacht wurden, weil sie... bei Brookes Wünschen nicht mitgespielt hatten und ich hatte noch etwas mehr als drei Monate vor mir.“ sie sog die Luft tief ein, warum musste ausgerechnet sie mit diesen falschen Menschen Kontakt haben. Wieso immer wieder daran Erinnert werden, welche Fehltritte sie begangen hatte „ Er denkt, Lucy hat sich das Leben genommen und Aiden und sie sind in San Francisco. Um Gras über die Sache wachsen zu lassen. Mein Leben... wurde dadurch einfacher im Gefängnis.“ musste sie das mit den Drogen nun auch sagen, wäre er nicht Enttäuscht? Oder verstand er, das sie nicht anders handeln konnte? „ Noah kam jeden Monat ein mal vorbei, auch er ist in San Francisco und... ich habe ihn gebeten, mir zu Reflektieren, ob ich Fortschitte mache. Er... kennt mich so gut. Was er nicht weiß, für Brooke habe ich Drogen verkauft im Gefängnis, dass war der Soll dafür, dass sie mich in Ruhe lässt... Dad, ich wollte das nicht. Ich habe auch nichts genommen, das war so schwer aber ich schwöre dir, ich habe das nur weiter gegeben. Ich wollte da nur Heile wieder raus kommen.“ trotzdem fühlte sie sich so schuldig.
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04.07.2015 07:48 |
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Kilian Thomas Carter
THE MISTAKES OF MY YOUTH
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RE: JOE'S BAR
Ich ließ Lahja keine Sekunde aus den Augen, während all diese neuen Informationen in ihr arbeiteten, aus Angst davor, dass sie jede Sekunde daran zerbrechen würde, aber das tat sie nicht. Anstatt die Emotionen in ihr mit Wut zum kompensieren - so wie wir es immer getan hatten und so wie ich es auch eben getan hatte - kamen ihre echten Empfindungen hervor: Trauer und Überforderung. Sie schaffte es die Dinge zu akzeptieren und heraus zu lassen, die ihr Körper tatsächlich fühlte, unabhängig davon, ob die Tränen sie schwach wirken ließen. Hatte sie genau das in der Therapie gelernt? Würde sie es wirklich schaffen das auch hier draußen beizubehalten? Einfacher wurde es dadurch für mich aber auch nicht, im Gegenteil. Wut war wenigstens eine Emotion, die ich nachvollziehen und auf die ich reagieren konnte, aber wenn meine Tochter weinte, fühlte ich mich damit immer überfordert, auch diesmal. Und weil das Verhältnis zwischen uns noch immer so gespannt war, nutzte ich die erste Gelegenheit, die Lahja mir gab, um aus dieser Situation zu fliehen. "Ich hole eben mein Handy", entschuldigte ich mich, als sie mich nach einem Foto von April fragte, stand vom Boden auf und verschwand durch die Hintertür in der Kneipe, um kurz darauf wieder zurückzukehren, ein Bild von April schon auf dem Display geöffnet. Für den Bruchteil einer Sekunde hielt ich inne, starrte unsicher auf den Asphalt, aber anstatt mich wieder auf meinen vorherigen Platz zu setzen ließ ich mich diesmal neben Lahja an die Wand sinken, hielt den Bildschirm dabei in ihre Richtung. "Du kannst sie kennenlernen, sobald du das möchtest. Ich wollte- dich nicht überfordern damals, gerade nach dem Tod von Jeany, ich hatte Angst, dass es nicht gut für dich ist, wenn du sie kennen lernst. Ich glaube das war auch zu der Zeit, wo du unterwegs war, in New York oder San Francisco oder irgendwo dazwischen. Das war einfach alles so viel und ich wusste ja selber nicht einmal, wie ich mit ihr umgehen sollte. Das war- ich war dazu auch noch nicht bereit. Sie hat mir ihre Nummer hinterlassen, aber ich wollte sie eigentlich gar nicht anrufen, das hätte mich nur wieder an Jeany erinnert. Bis ich dann, wie gesagt, ins Krankenhaus musste." Noch einmal sah ich abschätzend von der Seite zu Lahja, überlegte erneut - wie immer - was ich ihr zumuten konnte, doch erinnerte mich selber daran, dass ich ehrlich und aufrichtig sein wollte. "Das war noch bevor du im Knast warst, ja. Es war einfach schwierig. Unser Verhältnis zueinander, das alles mit Chris, der Streit mit Matt, Jeanys Tod. Mir ging es wirklich nicht gut und ich hab eine Zeit lang auch versucht das mit Drogen zu betäuben. Darüber hab ich dann oft vergessen meine Medikamente zu nehmen, mein Immunsystem wurde immer schwächer und irgendwann bin ich einfach zusammen gebrochen. Da hab ich April dann wieder gesehen und sie war irgendwie die Einzige- mit der ich überhaupt reden konnte. Euch hab ich ja alle nach und nach vertrieben." Nachdem Lahja das Bild lange genug angesehen hatte, drehte ich das Display noch einmal in meine Richtung, betrachtete Aprils hübsches Gesicht und versuchte die Ähnlichkeiten und Differenzen zu Jeany darin zu erkennen, um meiner Tochter angemessen auf ihre Frage antworten zu können. "Ja und nein. Am Anfang hab ich nur die Ähnlichkeiten gesehen, die beiden haben, glaube ich, dieselben Augen. Und wenn sie gelächelt hat, dann war es immer, als würde Jeany mich anlächeln. Sie hat auch ein ebenso großes Herz wie deine Mama. Aber mittlerweile - ich sehe das alles nicht mehr. April ist April und Jeany ist Jeany, für mich haben meine Gefühle, die ich für beide hab, nichts miteinander zutun. Und das eine macht das andere nicht unwichtiger." Das war doch das, was Lahja verstehen musste, um mit dieser verqueren, engen Beziehung zurecht zu kommen, die ich zu April hatte.
Aber wir beide wurden heute anscheinend auf eine harte Probe gestellt, ich ebenso wie meine Tochter, als sie von dem berichtete, was im Gefängnis vorgegangen war. Während sie redete bereute ich manchmal mich so nah zu ihr gesetzt zu haben, weil ich eigentlich dringend den körperlichen Abstand brauchte, um das alles angemessen zu verarbeiten und den Rausch der Wut zu kontrollieren, doch ich blieb hier, neben ihr, den Blick starr auf den Asphalt gerichtet. Innerlich versuchte ich mich nur mit meiner Atmung zu beschäftigen, ruhig und regelmäßig, so lange bis alles gesagt war, was Lahja sagen wollte. Das, was mich vermutlich am meisten aufregen sollte - ihre erneuten Drogendeals hinter Gittern - ließ mich fast schon kalt, wurde nur mit einem Nicken bedacht. Ich kannte Brooke und ich wusste wie sie ihre Geschäfte führte, Lahja hätte nichts dagegen tun können. Allem voran war ich eher erleichtert, dass niemand sie erwischt hatte, denn das wären mit Sicherheit noch ein paar Monate oder gar Jahre zusätzliche Haftstrafe gewesen. Was mich viel mehr beschäftigte war Chris und dass er meiner Tochter erneut so nah gekommen war. Mein Herz begann schon wieder zu rasen, wenn ich nur an sein Gesicht dachte. "Ich will nicht, dass du Chris noch einmal in deine Nähe lässt!", sagte ich mit fester Stimme, auch wenn ich versuchte nicht zu bestimmend zu klingen. "Mach einen Bogen um ihn, rede nicht mit ihm, weich ihm aus. Egal wie sehr er dich provoziert. Dass du im Knast keine Wahl hattest, das versteh ich, aber jetzt- bleib einfach von ihm fern, okay? Und von Brooke auch. Das wars jetzt mit den Geschäften für sie, oder? Du hast damit deine Pflicht erledigt?" Auch wenn ich wünschte das ginge mir nicht so nah, natürlich traf es mich auch, dass Lahja mit Noah gesprochen hatte, mehrmals, aber nicht mit mir. Dass er ihr helfen konnte, aber nicht ich. Gerade der, der dafür verantwortlich war, dass das alles noch einmal so ausarten musste. Weil er sich von ihr getrennt hatte, als sie ihn am meisten brauchte. Dennoch blieb ich ruhig darüber, nickte einmal monoton und suchte von der Seite den Blick in Lahjas Augen. "Was ist das mit dir und Noah? Seid ihr wieder zusammen?"
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04.07.2015 12:56 |
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Lahja Emilia O'Neill
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RE: JOE'S BAR
Lahja nickte, sie versuchte das einfach alles so schnell zu verstehen und in sich aufzunehmen, wie Wortegesprochen werden konnten aber sie wusste jetzt schon, so einfach würde das nicht werden. Als Kilian sein Handy holte und sich danach neben sie setzte war das eine Vertrautheit, die schön war aber ihr auch Angst machte. Ihn so nahe bei sich zu haben und das nach so einer langen Weile, also fixierte sie sich auf das Bild und sah dort eine hübsche Blondine und natürlich versuchte sie gleich, die Ähnlichkeiten zu finden. Sie zoomte an manche stellen heran, versuchte sie sich dann wieder im ganzen vorzustellen, bis sie ihrem Vater das Handy wieder überließ. „ Jetzt... geht es dir aber wieder gut? Gesundheitlich?“ fragte sie als erstes, weil es ihr wichtig war. Weil sie doch wissen musste, dass mit ihrem Vater auch nichts passieren würde. Wenn in den letzten sechs Monaten irgendwas mit ihm gewesen wäre, sie hätte sich das niemals verziehen und das wurde ihr in dem Moment klar, wo sie die Frage aussprach. Weil das noch immer alles so viel war, kam sie nich drumherum sich mit dem Handrücken einmal über die Wangen zu wischen „ Ich mag sie gerne kennen lernen aber... erst einmal alleine? Ich glaube, dass ist komisch... mich euch zusammen vorzustellen und sie kennen zu lernen.“ sagte sie leise, verstand ihr Vater, was sie meinte? Er hatte eine ganze Weile zeit gehabt, sich an sie und seinen Anblick zu gewöhnen. Sie wusste auch noch nicht genau, wie sie das finden würde, ihren Vater mit jemand anderen zu sehen – wie Summer damals – also wollte sie sich die Chance nicht verbauen, gerade jemanden wie April in Ruhe kennen zu lernen. „ Auch... wenn das komisch ist, freue ich mich für dich. Du hast uns nicht alle vergrault... naja, Matt vielleicht aber nicht mich. Da haben wir beide dran gearbeitet.“ es war wichtig, dass auch sie Schuld in dem Konflikt mit ihrem Vater auf sich nahm, auch wenn er der Erwachsene war und genauso wichtig war es, sich nicht an allem Alleine die Schuld zu geben. Lahja hatte das in der Therapie gelernt. Auch wenn ihr Vater zu forsch mit ihr sprach, wie das mit Chris, war es wichtig nicht gleich wieder zu kontern – also beschäftigte sie sich eher mit dem seltsamen Gefühl, dass die beiden nur noch eine Handbreite trennte und sie es trotzdem nicht hinbekam, sich einfach gegen ihn zu lehnen. Gerade bei ihrem eigenen Dad war das so unfassbar schwer. „ Ich will Chris nicht wieder sehen, wo ich weiß, was er... mit Madison getan hat und auch mit Lucy. Brooke auch nicht aber... was wenn die beiden mich nicht in Ruhe lassen? Ich kann... doch gar nichts dagegen tun? Außer weglaufen.“ und das war das letzte, was sie Momentan wollte. Sie wollte daheim sein, so sehr sie sich gegen Los Angeles gesträubt hatte, es war ihre Heimat geworden und sie wollte zu ihrer Familie. „ Ich werde alles... tun was ich kann?“ Lahja wusste nicht mal, was mit April, Kilian und Chris passiert war. „ Bisher habe ich von beiden nichts gehört, du weißt, wie schnell sich das ändern kann.“ denn leider hatten die beiden so einen Draht ins Gefängnis, galt es etwas herauszufinden, fanden sie es heraus. „ Das mit Noah... ist schwer. Ich... mag ihn noch immer sehr, ich Liebe ihn sogar und er mich aber das reicht nicht. Er hat mich im Stich gelassen, bei der Festnahme habe ich gemerkt, wie einsam ich mich fühle und auch bin. Wie viel das einfach immer alles war. Keine Ahnung, ob das wieder... in Ordnung kommt.“ Das war so schwer, gerade Kilian musste es kennen, sich jemandem so nahe zu fühlen und so fern zu sein. Sie schlang die Arme um ihre angewinkelten Knie „ Ich darf nur eines nach dem anderen machen und mich nicht sofort hier draußen wieder in alles hineinstürzen und dem nicht gewachsen sein, das muss sich alles hinten anstellen. Ich brauche eine Arbeit, ich brauche eine Wohnung und ich muss darauf achten, nicht wieder vollkommen außer Kontrolle zu geraten. Das sind die... wichtigsten Dinge.“ sie resignierte, denn sie wollte so gerne wieder alles auf einmal und es tat weh, sich eingeschränkt zu fühlen, obwohl man frei war.
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04.07.2015 15:19 |
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Kilian Thomas Carter
THE MISTAKES OF MY YOUTH
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RE: JOE'S BAR
Ich sah meiner Tochter von der Seite in die Augen und nickte beruhigend. "Jetzt ist alles wieder gut, ja. Solange ich in Zukunft ein bisschen verantwortungsvoller bin, gibt es auch nichts zu befürchten." Bei diesem ängstlichen Blick ihrerseits wurde mir ganz warm ums Herzen. Nicht, weil ich wollte, dass sie sich schlecht fühlte, sondern weil gerade das doch ein Beweis dafür darstellte, dass ich ihr nicht egal war. Dass sie mich tatsächlich nicht sechs Monate von ihr fern gehalten hatte, weil sie einfach kein Interesse daran hatte mir gegenüber zu treten. "Ja sicher. Natürlich kannst du April erstmal alleine kennen lernen, ich glaube das wäre ihr auch lieber. Sie legt bestimmt mehr wert darauf, dass du sie als Jeanys Halbschwester kennen lernst, also irgendwie als- Teil der Familie, anstatt als neue Frau an meiner Seite." Noch einmal nickte ich ihr sanft zu und auch dabei legte sich ein wohliges Gefühl in meiner Brust nieder. April wartete schon seit Monaten darauf meine Tochter - ihre Nichte - kennen zu lernen, ich konnte es kaum erwarten den Blick in ihren Augen zu sehen, wenn ich ihr erzählen konnte, dass Lahja endlich von ihrer Existenz wusste und sie ebenso treffen wollte. Gerade jetzt konnten beide doch so sehr davon profitieren.
Dieses gute Gefühl in mir wurde durch Chris jedoch schnell wieder Zunichte gemacht, der ruhige Ausdruck auf meinem Gesicht verschwand, stattdessen presste ich fest die Kiefer aufeinander. "Nicht weglaufen!", warf ich als Erstes ein, musste mir innerlich aber eingestehen, dass sie Recht hatte. Was sollte sie denn gegen ihn und Brooke tun? "Sag ihnen einfach, dass du raus bist. Dass du nichts mehr damit zutun haben willst. Und wenn das nicht reicht, dann komm zu mir, okay? Versprichst du mir das? Dass du es mir erzählst, falls sie wirklich wollen, dass du weiterhin irgendwelche Jobs für sie erledigst?" Ich versuchte zu verbergen wie sich die Muskeln in meinem Körper wieder anspannten, allein beim Gedanken daran, dass Chris es wirklich wagen könnte meine Tochter wieder tiefer in diese illegalen Geschäfte hinein zu ziehen. Das mit April, das war schlimm genug, und ich wartete noch immer darauf mich dafür rächen zu können, aber wenn er Lahja noch einmal zu Nahe kam-
Kurz dachte ich darüber nach, ob ich in der Pflicht stand meiner Tochter davon zu erzählen, was mit April und Chris geschehen war, entschied mich aber letztendlich dagegen. Nicht, weil ich etwas vor ihr verheimlichen wollte, sondern weil es nicht an mir lag darüber zu reden. Das war Aprils Entscheidung. "Wenn du Hilfe brauchst, bei irgendwas - nicht nur mit Chris oder Brooke, sondern auch wenn du einen Platz zum Schlafen brauchst oder einen Job suchst - dann tu ich alles, was ich kann, okay? Sag mir nur, was du brauchst. Du kannst immer wieder bei mir einziehen, solange bis du was Eigenes hast, oder in der Kneipe ein paar Schichten übernehmen." Wieder sah ich meiner Tochter von der Seite ins Gesicht und als sie den Blick erwiderte, hob ich schwach meine Mundwinkel zu einem Lächeln. Nicht zu lange allerdings, denn da gab es auch noch etwas anderes, das ich ansprechen sollte. "Wir müssen- uns auch mal über dein Erbe unterhalten, Lahja. Das muss nicht jetzt sein - du hast andere Dinge, die erstmal wichtiger sind - aber du solltest vielleicht schonmal darüber nachdenken, ob dir das Geld wirklich gut tut, okay? Ich glaube es ist nicht hilfreich, dass du so ein Vermögen auf dem Konto hast."
KILIAN THOMAS CARTER # 40 YEARS OLD # JOE'S BAR
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05.07.2015 00:07 |
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Lahja Emilia O'Neill
ALL THIS ANGER RISE IN ME.
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RE: JOE'S BAR
Es gelang ihr nicht, zu verbergen, dass sie ihren Vater prüfend von der Seite anschaute. Sie war es nicht gewöhnt, dass er ehrlich zu ihr war – so in allen Dingen. Um sie nicht zu überfordern, seine Tochter zu schützen, das hatte sie nun langsam verstanden. Also wer sagte ihr, dass er seine Gesundheit nicht herunterspielte? Aber er sah gut aus, jetzt erst sah sie ihm an, dass April ihm allem Anschein nach wirklich gut tat, woran sie das fest machte, vermochte sie nicht einmal zu sagen. „ Wenn... noch mal was nicht in Ordnung ist, kann ich dir das Versprechen jetzt auch abnehmen, dass du mir dann Bescheid sagst? Von Jeany... habe ich mich zuerst fast nicht richtig verabschieden können, als sie sie beschlossen hatte, sich das Leben zu nehmen.“ sie hatte so ein Glück gehabt, sich mit ihrer Ma noch zu versöhnen und sie als Hilfe an ihrer Seite zu vermissen und nicht nur mit ratlosem Hass zurück zu bleiben. „Ich wusste nie, was mit... euch beiden wirklich los ist. Wenn es dir nicht gut geht, dann möchte ich das... auch Wissen. Diese Lügen haben doch schon so viel kaputt gemacht. Meine Therapeutin sagte zu mir, ich sehne mich danach, mich bei euch Sicher zu fühlen aber... ich traue dir nicht. Das muss... aufhören?“ konnte sie mit Kilian darüber sprechen, was sie mit der fremden Personen aufgearbeitet hatte oder nahm er es ihr übel, dass sie mit jemandem geredet hatte, den das doch alles nichts anging? „ Zuerst habe ich versucht mich gegen die Therapie zu wehren, jetzt denke ich, etwas besseres hätte ich nicht tun können. Ich habe viel über mich und uns gelernt. Dad, ich wollte nie... jetzt schon so Erwachsen sein, ist das... Egositisch? Diese Aussetzer waren auch immer ein Zeichen... euch die Verantwortung dafür zu geben um mich wieder... wie eine Jugendliche zu fühlen. Dafür ist zu viel passiert, dafür ist das alles zu schwer aber sie sagte mir, ich habe... das noch nicht aktzeptiert, Erwachsener zu sein, durch die Umstände.“ Lahja hatte sich auch vorgenommen ihrem Dad näher zu bringen, was in ihr vorging. Vielleicht brauchte sie wirklich auch ab und an nicht nur einen Freund wie Matt oder Noah, selbst niemanden wie Jeany, die ihr immer versucht hatte mit gutem Zureden etwas entgegen zu setzen. „ Ich habe euch auf der Nase herum getantz, ich weiß nicht, ob das nach dem Gefängnis noch... funktioniert aber sie sagte, ich habe nie gelernt, Regeln ernst zu nehmen, Grenzen zu respektieren. Die kamen auch immer... viel zu krass oder viel zu lasch und von zu vielen Seiten und nie stimmig.“ Die drei waren sich eben nie einig gewesen, was die Erziehung anging und das hatte Lahja verwirrt und zu jemandem gemacht, der immer ein Schlupfloch fand. Das hatte sie bei Noah in der Beziehung doch auch gespürt, wie sie sich immer wieder aus Situationen gewunden hatte, je nach Auslegung. Gab sie ihrem Dad also gerade ein Stück seiner Verantwortung zurück? Etwas zu sagen? Vielleicht, sie ging sogar noch ein Stück weiter. „ Ich würde... glaube ich noch mal nach Hause ziehen.“ nickte sie langsam auf seine Frage. „ Nicht, weil ich nichts finde oder wegen dem Geld, einfach weil... ich mich nicht selber belügen kann. Weil noch wer da ist, der zumindest ein wenig ein Auge darauf hat.“ natürlich war er Abends und Nachts arbeiten, dass hatte sie schon damals viel zu sehr ausgenutzt aber vielleicht half das ja? Es musste komisch für ihn sein, dass es freiwillig aus ihrem Mund kam. Der Chaos-Magnet, der sich nicht an Regeln hielt, unterwarf sich in vollem Bewusstsein. Weil sie Angst hatte, nicht alleine klar zu kommen. Wenn das nicht ein riesen Schritt war. „ Wenn die beiden kommen, dann komm ich zu dir? Meinst du, du schaffst das... ohne das ich dich selber in Gefahr bringe, wenn ich damit zu dir komme? Mit der Schuld immer für Chaos verantwortlich zu sein, kann... ich nicht mehr... Leben...“ das hatte sie doch schon bei Noah immer so verfolgt und weil sie sich gerade wirklich endlich mal klein machte vor Kilian, wie es für eine Tochter normal war, nahm sie seinen Arm ganz zaghaft und legte ihn um ihre Schulter um sich dann dagegen zu lehnen, fast schon bettelnd sah sie ihn an, dass er das jetzt einfach zuließ. Denn genau das war es, was ihr so gefehlt hatte und auch wenn Kilian mit ihren Tränen nicht umgehen konnte, gelang es ihr nun loszulassen und endlich die letzten sechs Monate, in denen sie darum gebangt hatte, ihr Vater wolle sie nach ihrer Tat nicht mal mehr ansehen, raus zu lassen. Lahja war jemand anderes geworden, für die anderen Menschen kühler und distanziert. Nur ihrem Dad gegenüber müsse sie endlich die Gefühle zulassen, nichts in Wut und Ablehnung verpacken sondern ihn dazu beanspruchen, wozu er da war – seiner Tochter immer halt zu geben. Sie dann zu lieben, wenn sie den Eindruck hatte, niemand sonst auf der Welt konnte das. Wie Jeany das getan hatte. Während sie sich an seinem Arm festhielt, weil sie Angst hatte, er würde ihr das zu schnell wieder nehmen, nickte sie wegen des Erbes „ Der Ausraster war... in einem Kreis, wo ich nicht hingehört habe. Ich habe viel zu viel Koks genommen, mit irgendwelchen Schnöseln. Diesmal waren es nicht... die Freunde von damals und ausgerastet bin ich, weil mich der Kerl darauf Aufmerksam gemacht hat, wo ich herkomme. Ich will das Geld... zumindest einen Teil... besser nutzen. Jeder, der aus Compton kommt und aufwächst hat dieselbe Chance verdient, wie dieser Sohn reicher Eltern. Es gibt ein Jugendzentrum hier, das Equitment ist nur alt oder kaum vorhanden. Deswegen chillen die Leute da nur zum kiffen oder ticken, abziehen oder prügeln.... ich will es modernisieren. Will da selber auch arbeiten, solange ich noch keinen Ausbildungsplatz habe und danach auch Ehrenamtlich. Opa und Oma würden sich verdammt ärgern, dass damit die Assozialen gefördert werden aber Ma wäre sicher auch Feuer und Flamme dafür gewesen.“ Lahja wusste, wie die Vergangenheit von Matt und Kilian hier ausgehsen hatte und auch was sie hier erlebt hatte, war nicht gerade ihnen klar, dass es manchmal einfach an Frust, Neid und Langeweile lag, dass man so viel Mist gebaut hatte. „ Wenn ich einen Lehrer finde, Bewerbungstraining ein mal die Woche oder... ein kleines Sportangebot?“ Lahja war nie so gewesen, sich über die anderen Gedanken zu machen aber es wurde Zeit, ihrem Leben Sinn zu geben.
|| DESTRUCTIVE » 23 YEARS OLD » DRUG ADDICTED ||
I need to feel something before I'm just nothin'.
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05.07.2015 09:09 |
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