RE: MIAMI
Es war so ein unglaublich überwältigendes Gefühl Jamies Hände in meinem Nacken zu spüren, ihre Finger in meinem Haaransatz, und ihre Lippen auf meiner Haut, intensiver als jemals zuvor. Weil ich zum ersten Mal bereit war diese Emotionen auch zuzulassen, die sie in mir auslösen konnte. Zum ersten Mal gab es da nicht mehr diese penetrante Stimme in meinem Kopf, die mir ständig sagte, dass ich diese Zuneigung nicht verdiente. Dass sie nicht echt sein konnte. Es gab nicht mehr diese Unruhe in mir, diese ständige Suche nach meiner Identität. Das war auf einmal nicht mehr da, stattdessen spürte ich tief in mir so etwas wie Sicherheit. Selbstbewusstsein. Ruhe. Und trotzdem diese kribbelnde Wärme in meinem Bauch, wie in einem Rausch. Obwohl ich spürte, dass es Jamie eindeutig schwerer fiel die Anspannung von sich abfallen zu lassen und sich einfach nur diesen Emotionen hinzugeben, ließ ich nicht von ihr ab, küsste sie noch einmal zärtlich auf den Hals. Ich versuchte sie mit diesen Berührungen auf meine Seite zu ziehen, ihren Kopf auszuschalten und sie dahin zu drängen nur auf ihr Herz zu hören. Weil ich wusste wie anfällig Jamie für meine Nähe war.
Zu ihrer eigenen Sicherheit zählte sie noch einmal all die Dinge auf, die eigentlich gegen uns sprachen, während ich meine Hände ganz langsam über ihre Oberschenkel zog, doch letztendlich erreichte ich genau das, was ich erreichen wollte. Sie gab nach. Und als hätte ich nur auf diesen Augenblick gewartet hob ich meine Hände an ihre Wangen, zog meine Finger mit sanftem Druck über ihre weiche Haut und wechselte mit meinen Lippen von ihrem Hals auf ihren Mund. Warm traf unser Atem aufeinander und für ein paar Sekunden war es tatsächlich als würde alles um uns herum nicht mehr existieren. Dieses sterile Zimmer in Miami, Jamies Mutter und ihr krimineller Liebhaber, Madisons Unfall, der bevorstehende Umzug nach Italien, meine Familie, das verschwand völlig aus meinem Bewusstsein, bis unsere Lippen sich wieder voneinander lösten und ich die Augen öffnete, um sie ansehen zu können. "Nein, das ist alles passiert." Für mich hatte sich in den letzten Monaten mein Leben verändert, das würde ich nicht leugnen. Und ich würde auch nicht leugnen, dass ich Jamie auf dem Weg dorthin verletzt hatte. "Aber wir tun heute Nacht einfach so, als wäre alles andere unwichtig?" Sanft zog ich meine Fingerspitzen über ihre Haut, an ihrem Wangenknochen entlang bis hinunter zu ihrem Hals. "Italien, deine Mutter, der Freund deiner Mutter, die Mafia, der Unfall. Wir tun einfach so als gäbe es nichts Wichtigeres, als Momente wie diese hier." Mir fiel das nicht schwer, ich lebte für genau solche Momente. Momente, in denen man einfach voll da war. Die man nie vergessen würde. Das hier war definitiv einer dieser Momente, als ich mich auf dem Bett nach hinten sinken ließ, Jamie sanft mit mir zog und ihre Lippen erneut mit meinen verschloss. Vorsichtig aber liebevoll küsste ich sie, um in ihr keine falschen Assoziationen zu wecken. Ich wollte ihr einfach nur nah sein und heute Nacht ihre Wärme bei mir spüren.
AUGUSTUS EVANS # 25 YEARS OLD # HOMELESS
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