RE: MIAMI
Unsicher schüttelte ich den Kopf über Jamies Frage, denn neben einer ordentlichen Standpauke von Matt hatte ich auch ein sehr unangenehmes Gespräch über mich ergehen lassen müssen. Über männliche Performance unter selbst auferlegtem Druck. Und darüber, dass er das Thema bereits ausgiebig mit Jamie durchgekaut hatte und ich mir keine Sorgen machen sollte, sie wusste bereits, dass meine Schwierigkeiten im Bett nicht an ihr persönlich lagen. Deshalb hatte ich auch gar nicht erst versucht das für Jamie klarzustellen, aber ja, natürlich, insgeheim hatte sie vermutlich nie aufgehört an sich und an ihrer eigenen Attraktivität zu zweifeln. So war sie einfach. Keine logische Erklärung könnte ihr die Unsicherheit nehmen. "Nein, das hatte überhaupt nichts mit dir zutun." Energisch schüttelte ich meinen Kopf und obwohl ihre Körpersprache nicht gerade den Eindruck erweckte als wäre sie mir wohl gesonnen, rutschte ich jetzt doch etwas näher an sie heran, um ihre schmalen Finger erneut in meine zu schließen. "Du hast absolut gar nichts falsch gemacht, Jamie, und- du bist so attraktiv. Wirklich. Du bist so schön, nicht nur äußerlich, sondern- alles an dir. Und es tut mir auch unfassbar Leid, dass ich dir einen Grund gegeben hab daran zu zweifeln, darum ging es aber nie." Ehrlich sah ich ihr in die Augen, so lange, bis dieser dumme Witz auch mich für einen Moment aus dem Konzept brachte, ich peinlich berührt den Blick abwandte und sogar ihre Hände wieder losließ. Eigentlich mochte ich diese ironischen Scherze, die irgendwie in ihrer Familie lagen, und ich konnte mich auch immer wieder darüber amüsieren, aber der hier traf mich jetzt doch ziemlich unerwartet. Unpassend. Gerade in dieser Situation.
Doch das Stammeln von Jamie und die missglückte Entschuldigung dahinter, verleitete sie wenigstens dazu auch ihre Gedanken mit mir zu teilen und so hart das auch war, aufrichtig sah ich ihr dabei wieder in die Augen. "Ich wollte dich nie so verletzen. Ich wollte nicht, dass du wegen mir so traurig bist, Jamie, ehrlich. Und ich weiß, dass ich dir versprochen hab nicht einfach so wieder zu gehen und ich weiß auch, dass das einfach- verdammt scheiße war. Alles, was passiert ist. Deshalb bin ich auch hier und deshalb entschuldige ich mich bei dir. Weil du das so nicht verdient hast." Unsicher rieb ich mir diesmal mit festem Druck über den Nacken, senkte dabei ebenfalls den Blick auf die Bettwäsche unter uns. "Ich bin auch nie davon ausgegangen, dass ich zu dir komme und du mir sofort alles verzeihst. Dass von einem Moment auf den nächsten alles wieder gut ist, aber- ich glaube ich hab zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl, dass ich weiß wer ich bin und was ich will. Du kannst das vielleicht nicht nachvollziehen, aber das ist- so überwältigend. Das fühlte sich so gut an, also- bitte--" Noch näher rutschte ich an Jamie heran, weil dieser Wunsch ihr nah zu sein gerade immer drängend wurde. Fast schon flehend vergrub ich meine Finger in ihren Oberschenkeln, lehnte mich so weit zu ihr herüber, dass meine Lippen sehnsüchtig auf die weiche Haut an ihrer Halsbeuge trafen, atmete dabei tief ihren vertrauten Geruch ein. "Bitte Jamie, ich brauch dich jetzt." Ihr so nah zu sein, das fühlte ich im Moment an wie der intensivste Adrenalinausstoß meines Lebens. Und gleichzeitig so geborgen und sicher. Zum ersten Mal war alles genau richtig, genau so wie es sein sollte.
AUGUSTUS EVANS # 25 YEARS OLD # HOMELESS
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