RE: SANTA BARBARA
Summer wollte etwas, um das Geschehene zu verstehen, aber um ehrlich zu sein fühlte ich mich da ebenso verloren wie sie. Der Plan war ein anderer gewesen, natürlich, ich wollte von ihr bloß, dass sie ihre Härte und ihr Durchsetzungsvermögen unter Beweis stellte, nur deshalb hatte ich sie mit einer großen, schweren Waffe in diese kleine, abgelegene Tankstelle geschickt. Dass die Situation letztendlich so anders ausgehen musste, das hatten wir beide uns selber zuzuschreiben, wir beide hatten Fehler begangen, aber vielleicht- musste das so sein? Vielleicht gab es einen Sinn dahinter? Diese Dinge, mit denen Summer jetzt ungeahnt konfrontiert wurde, das wäre früher oder später doch sowieso auf sie zugekommen. Ein Mord, die Flucht vor der Polizei, das Vergraben einer Leiche. Das gehörte ebenso zu meinem Geschäft wie teure Partys in großen Villen. Manchmal war es stressig, manchmal war es gefährlich und ja, möglicherweise war es gut, dass Summer diese nervenaufreibenden, schwierigen Seiten meiner Arbeit so frühzeitig mitbekam. Damit sie für sich selber entscheiden konnte, ob sie dem gewachsen war, und damit ich für mich entscheiden konnte, ob ich mich auf sie verlassen konnte. "Ich glaube wir können das alles morgen besser verstehen, als heute", wies ich sie deshalb auch ab, warf ihr einen weiteren tiefen Blick zu und startete dann den Motor, um weit in den Wald hinein zu fahren und eine geeignete Stelle zu finden, wo wir den Leichnam unentdeckt vergraben konnten.
Immer wieder fiel mir dabei auf wie sehr Summer mit sich kämpfte, aber auch wenn sie vermutlich glaubte, dass ihr wiederholtes Würgen sie schwach wirken ließ, interpretierte ich die Situation ganz anders. Sie würgte zwar, ja, sie musste auch immer wieder den Blick abwenden oder tief durchatmen, aber sie hielt durch. Mehr noch, jedes Mal aufs Neue zwang sie sich selber dazu den Geruch und den Anblick auszuhalten, anstatt sich einfach umzudrehen und dadurch den leichten Ausweg zu wählen. Wie schon so oft zuvor beeindruckte sie mich auch diesmal damit wie sie war und als wir gemeinsam zum Auto zurück gingen, konnte ich es mir nicht nehmen lassen ihr mehrmals von der Seite ins Gesicht zu sehen. Um nach dem zu suchen, was sich wohl noch alles in Summer verbarg, das man ihr nicht zutraute. Es stand definitiv noch ein Gespräch zwischen uns aus, über diesen ganzen Abend, aber als ich meine Reisetasche aus dem Auto nahm und darin nach einer neuen Jeans und einem Pullover suchte, verzog ich lieber meine Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln und sah vielsagend zu meiner Begleitung auf. "Das ist das Schöne an meiner Welt, Bonnie: Wir dürfen alles. Also nimm das kleine Schwarze, ich kann es kaum erwarten dich darin zu sehen." Dabei hatte ich für einen kurzen Moment tatsächlich vergessen, dass Summer sich dafür erst ihrer sandigen, dreckigen Kleidung entledigen musste, was mir durchaus noch besser gefiel, als das enge, schwarze Kleid, das sie aus ihrer Tasche hervor zog. So gut, dass mein verschmutztes Oberteil einfach im Sand landete und ich auch sonst alles stehen und liegen ließ, um mich auf die dunkelhaarige Frau zuzubewegen, während sie nur in ihren Dessous vor mir stand. Und während ich ihren Körper gegen das kalte Metall des Autos drückte, merkte ich, dass unsere Vorstellungen wenigstens beim Sex noch immer miteinander harmonierten. Daran konnte auch keine Leiche etwas ändern. Leidenschaftlich wie immer presste ich meine Lippen auf ihre erhitzte Haut, schloss ihre Beine um meine Hüften und hob sie auf die Motorhaube meines geliebten Wagens, um am heutigen Abend noch ein weiteres Mal das Gesetz zu brechen. Trotz der körperlichen Schmerzen, die uns beide einschränkten.
Als unsere verschwitzten, erschöpften Körper sich kurz darauf wieder voneinander lösten, fühlte es sich so an als wäre damit auch ein großer Teil der Anspannung zwischen uns verschwunden. Als wäre das unsere ganz eigene Art, um mit den Fehlern umzugehen, die wir heute begangen hatten. Nicht so kalt und beherrscht wie üblich, sondern viel eher locker und mit einem Lächeln auf den Lippen schloss ich deshalb auch Summers Kopf noch einmal in meine Hände und küsste sie auf die Lippen, bevor ich nach meiner Kleidung griff und mich wieder anzog. "Komm, suchen wir uns das beste Hotel in der Gegend, mit einem Jacuzzi mitten im Raum. Wir haben eh nichts mehr zu verlieren."
CHARLES LUCAS THOMPSON # 34 YEARS OLD # CRIMINAL
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