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SANTA BARBARA
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Charles Thompson
REFUSE TO LOSE
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RE: SANTA BARBARA
Ob ich Summer damit tatsächlich zu viel zugemutet hatte? Vielleicht. Aber es war auch nie meine Intention gewesen, dass diese Nacht so enden würde. Dass sie jetzt in dieses zur Unkenntlichkeit zerfetzte Gesicht eines fremden Mannes starren musste. Ganz bleich wurden ihre Wangen auf einmal, jegliche Fassung ging in ihr verloren, als sie über die Theke hinweg sah und mit den Augen ebenfalls an der Pistole hängen blieb, die er in der Hand hielt. "Du hast dich erschrocken?", fuhr ich sie etwas zu hart an. Mich konnte ein Anblick wie dieser zwar nicht mehr schocken und ich trauerte auch nicht um ein verlorenes Menschenleben, aber auch ich hätte das hier lieber verhindert. Das zog zu viel Aufmerksamkeit auf sich. Ein bewaffneter Raubüberfall, okay, das geschah immer wieder, so oft, dass die Bullen schnell das Interesse an der Suche nach einem Schuldigen verlieren würden. Aber eine verschwundene Person? Ein Mord? Scheiße! Fluchend stieß ich meinen Fuß gegen das Regal, einfach um meiner Unzufriedenheit mit der ganzen Situation Ausdruck zu verleihen, während Summer auf einmal ganz anders reagierte. Ich sah aus dem Augenwinkel wie sie sich abwandte, wie würgende Geräusche ihre Kehle verließen und sie sich danach die Tränen von den Wangen rieb. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein? Scheiße, ich war es wirklich nicht mehr gewohnt mit Laien zusammen zu arbeiten und ja, auch bei mir war damit zum ersten Mal der Punkt erreicht, an dem ich diesen absurden Vertrag zwischen uns anzweifelte. An dem ich vor allem meine eigene Entscheidungsgewalt anzweifelte. Wie konnte ich nur so unglaublich dumm sein und so einen großen Fehler begehen? "Reiß dich zusammen!", stieß ich deshalb wütend aus, fluchte noch einmal und verließ ohne einen weiteren Blick auf die dunkelhaarige Frau den Raum, um zu meinem Auto zu rennen, den Kofferraum zu öffnen und ihn mit einer großen Plastikplane sorgfältig auszulegen. Im Gegensatz zu Summers Kopf funktionierte meiner nämlich auch in solchen Stresssituationen noch ausgezeichnet und wenigstens schaffte ich es mir innerhalb von Sekunden einen Plan zurecht zu legen. Die Leiche musste weg, zweifellos. Und während ich den Rest lieber diskreter angegangen wäre, blieb uns eigentlich nur eine Option: Das ganze Ding in die Luft jagen. Wir konnten nicht die Nacht lang hier bleiben und alle Spuren sorgsam bereinigen, dafür hatte ich nicht einmal die nötigen Utensilien bei mir, also würden wir mit einem großen Knall eine riesige Unordnung hinterlassen und darauf hoffen, dass darunter das eigentliche Verbrechen unentdeckt blieb. Würde es wahrscheinlich nicht, aber die Behörden hatten deutlich mehr Schwierigkeiten die Spuren zu entziffern.
"Hilf mir ihn zum Auto zu tragen!", befahl ich Summer in einem Ton, der definitiv keine Widerworte zuließ, als ich wieder in die zerstörte Tankstelle zurück lief. Demonstrativ drückte ich ihr ein paar Lederhandschuhe gegen die Brust und bemerkte dabei auch äußerst unzufrieden, wie auch aus ihrer eigenen Hand rote Flüssigkeit lief. Hatte sie es jetzt tatsächlich noch geschafft sich zu verletzen? Fantastisch. Ganz fantastisch. "Scheiße, Summer." Entgegen meiner üblichen Zielstrebigkeit stellte ich mich direkt vor sie, nahm ihr Gesicht fest zwischen meine Hände und zwang sie dadurch mir direkt in die Augen zu sehen. Ich wusste nicht, woher die Tränen in ihrem Blick kamen, weshalb sie auf einmal weinte. Ob das nur mit ihrem Würgen zutun hatte, mit Überforderung oder ob sie tatsächlich wegen diesem fremden Mann auf einmal so emotional wurde, aber es musste aufhören. Meine Kiefer pressten sich hart aufeinander, mein Gesicht war genauso emotionslos wie immer, aber in meinen Augen lag eine sanfte Wärme, als ich meine Finger in ihre Haut drückte. Zärtlich und doch bestimmt. "Du musst dich zusammenreißen, okay? Tu, was ich dir sage. Zieh dir die Handschuhe an, dann nimm seine Füße und hilf mir den Körper zum Auto zu tragen. Jetzt!" Ich nickte einmal schwer, wartete auf ihr Einverständnis. Darauf, dass sie sich wieder fasste und das Richtige tat.
CHARLES LUCAS THOMPSON # 34 YEARS OLD # CRIMINAL
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05.10.2015 14:35 |
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