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AIDEN'S & LUCY'S FLAT
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Lucy Anderson
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Beitrag #8
RE: AIDEN # LUCY
Hätte Lucy doch nur ahnen können, dass Chris dieses Video im Internet finden würde, in dem sie ihre Liebe zurück gewonnen hatte. Mit Sicherheit hätte sie nichts anders gemacht, außer Aidens Kampf gegen das sozial Media ernster zu nehmen und dafür zu Sorgen, ihr Gesicht aus YouTube verschwinden zu lassen. Daran dachte sie jedoch nicht weil sie nicht einmal selber darauf gestoßen war. Lucy war mit Aiden Glücklich, sie liebte diesen jungen Mann, dessen Herz sie – wie auch immer – erobert hatte und der ihr auch in der schweren Zeit noch beistand. Mit dem ersten Mal Sex auf der Kirmes war zwar ein Stück des Eises zwischen den beiden gebrochen aber Lucy merkte doch, wie sie Tag für Tag noch immer mit der Erinnerung an Chris zu kämpfen hatte und das ihr altes Leben gar nicht wieder so zurück zu holen war, wie sie das gerne gehabt hätte. Denn zu ihren guten Eigenschaften gehörte nicht nur, Aidens endlich auch zuzugestehen die Hand von ihr zu halten oder das er ihren Kopf auf seiner Schulter mit einer festen Umarmung verbinden durfte, ohne ihr Angst einzujagen sondern auch ihre Liebe zu Freiheit, Wissen und ungebundenem Spaß waren doch nicht nur für die Beziehung sondern auch für ihr Glück so enorm wichtig. Dieser kranke Mann hatte es geschafft das höchste Gut von Lucy zu zerschmettern und zu rauben, denn obwohl sich ihre Einstellung im Herzen nicht verändert hatte, konnte sie nicht handeln und agieren, wie sie wollte, die Angst und die Panik sorgten immer wieder dafür, dass sie keinen Schritt vor die Tür machen konnte oder das sie beim Einkaufen alles fallen ließ und eilig nach Hause lief. Es war immer so schmerzhaft, das mit Aiden zu teilen, weil er in diesen Momenten genauso litt, weil er verstand, sie würde nie wieder die Frau werden, die damals so freigeistig in sein Leben gestolpert war. Denn Frei zu sein und so zu Leben, das waren für sie unterschiedliche Dinge geworden, ihr Kopf war noch immer an diese Beziehung, Gewalt, Manipulation und diese Vergewaltigung gebunden – und sie war es auch noch selber Schuld.
Damit Aiden nicht noch weitere Einbüßen machte und weil beiden klar war, von Luft und Liebe ließ sich nicht Leben, redete sie auf ihn ein, er sollte diese Tour antreten. Nicht weil sie ihn nicht bei sich haben wollte, sondern weil Lucy Aiden einfach liebte und er hegte zu dieser Musik so eine Leidenschaft, es reichte doch, dass einer von den beiden nicht wieder in die Realität zurück fand. Bis dahin machten die beiden sich eine schöne Zeit, in den vier Wänden war alles machbar und auch mit ihm alleine konnte sie sich die Stadt ansehen, wenn sie in den Morgenstunden Menschenleer war oder an Merkwürdigen Plätzen mit ganz speziellem Charme seinen Gedanken, Zitaten oder einfach seinem Herzschlag lauschen. Lucy versuchte ihm ihre Gedanken auch mitzuteilen, sie waren nur so viel Düsterer, nur wenn sie über ihn sprach, die Gefühle für ihn, dann gab ihr das genug Halt und Zuversicht, ein Lächeln auf ihre Züge zu zaubern und mit dem Elfenhaften Antlitz tief in seine wunderschönen Augen zu starren, ihn zu Küssen und darauf zu Hoffen, die Zeit würde diese tiefen Wunden gänzlich schließen. Irgendwann.
Doch das Schicksal hatte andere Pläne mit ihr oder eher ihr kranker Exfreund. Es war schon eine Überwindung die Wohnung zu verlassen, wenn Aiden nicht da war aber eigentlich schien das heute ein guter Start zu sein. Keine Panikattacke, keine Angstzustände – bis ihr dann beim nach Hause kommen etwas schwer im Magen lag. Wenn sie nur im geringsten geahnt hätte, diesmal lag sie mit dem Bauchgefühl richtig, sie wäre auf der Stelle davon gelaufen aber so redete sie sich ein, nicht zu Übertreiben. Hatte sie halt vergessen abzuschließen, wo sie penibel darauf achtete, es war keiner da! Oder war Aiden zu Überraschung her gekommen? Aus der minimalen Hoffnung kam schon die Freude aus ihr heraus aber nein, mit einem Mal starrte sie Chris ins Gesicht – wollte Schreien, davon laufen, Hilfe holen – er ließ ihr keine Chance.
Viel später wurde sie erst wieder wach, kam zu sich und ihr fehlten die Erinnerungen an den Tag gänzlich. Das Herz klopfte in ihrer Brust, sie war am Leben aber wo? Bis sie den Mann sah, der schon so lange ihr schlimmster Albtraum war. Nein! Sie war nach Hause gekommen und da stand er, da war er, da lauerte er ihr auf. Panik machte sich in ihr breit, sie wollte das Leid nicht erneut durchleben. Nicht wie er mit ihr schlief, ihr Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zerstörte, ihr das Leben schlichtweg zur Hölle machte. Oder noch mehr, als seine Spuren es ohnehin schon getan hatten. Deswegen begann sie zu Flehen, zu Betteln, zu Wimmern und zu Weinen er sollte sie einfach in Ruhe lassen. Die Vergangenheit die Vergangenheit sein lassen. Lucy sagte sogar in ihrer Verzweiflung, egal wie dumm das sein könnte, sie sehr sie Aiden liebte und wie glücklich er sie machte, er musste das doch verstehen. Gerade er, der so Besessen von ihr gewesen war. Das man sich nicht wehren konnte. Das er sie bitte einfach wieder gehen ließ. Chris schien sich daran zu Ergötzen und Lucy wusste nicht weiter, außer seinen Befehlen zu folgen und aufzustehen. Da erst nahm sie so richtig wahr, wo sie waren. Das Dach erinnerte sie an den schwärzesten Tag in ihrem Leben aber zugleich – war das nicht der Weg aus dem Elend? Ruhten tief in ihr nicht noch immer diese Gedanken, im Tode sei sie frei? War es nicht Aiden, der sie noch hier hielt, weil er ihr gesagt hatte, ohne sie wollte auch er nicht Leben? Hielt sie das nicht viel mehr davon ab, es nicht erneut Versucht zu haben, als das Leben mit der Scham und der Angst? Wie von selber bettelte sie noch immer, er möge sie Verschonen aber eigentlich waren ihre Augen auf den Abgrund gerichtet. Das war noch immer eine Lösung. Wie gerne sie noch ein paar letzte Worte an Aiden gesandt hätte, ihn Wissen lassen, dass es am Ende nicht Chris Wille und seine Waffe gewesen waren, die den letzten Schritt herbeigeführt hatten. Sondern ihr Wille. Das sie Chris nicht mit dem Gefühl der Macht in der Brust auf dem Dach stehen ließ sondern das es sie selber und ihr Verlangen nach Freiheit des Geistes gewesen war, die das Flehen verstummen ließen und Lucy ansetzte ihrem Tod entgegen zu laufen. Ihre Arme breiteten sich sogar noch aus, mit einem Lächeln auf den Lippen dachte sie an ihre große Liebe Aiden, seine Lippen und alle diese Erinnerungen der beiden und sie wusste, es war der richtige Weg, den sie gerade ging denn es überwogen die Bilder in ihrem Kopf an die Zeit bevor sie nach San Francisco gekommen waren und ihr Leben von Angst kontrolliert wurde. Nichts davon konnte Chris ihr nehmen oder kontrollieren, genauso nicht ihr restliches Leben. Was sie erreicht hatte. Was sie an Erfahrungen gesammelt hatte. All das, was binnen Sekunden vor dem geistigen Auge ablief hatte er ihr nicht nehmen können und er kam auch nicht einmal darin vor. Das ihr Körper auf dem Boden hart aufschlug, das spürte sie nicht mehr, der unfassbare Schmerz blieb aus – Lucy war sofort Tod. Im Alter von zweiundzwanzig Jahren. Es bleibt zu Hoffen, dass sich der Wunsch der Logik verliebten Person erfüllt und sie nun ihre Eltern nach so einer langen Zeit auf der Welt, wo sie sich schon so oft fehl am Platz gefühlt hatte, in die Arme schließen kann. Das sie die Zeit mit ihnen teilt, die ihr so jung verwehrt blieb und das Aiden und sie irgendwann an demselben Ort aufeinander treffen würden.

Die Gedanken sind frei,
Wer kann sie erraten?
Sie rauschen vorbei
Wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
Kein Jäger sie schießen.
Es bleibet dabei:
Die Gedanken sind frei.

Ich denke was ich will
Und was mich beglücket,[...]
Mein Wunsch und Begehren
Kann niemand verwehren.[...]
Und sperrt man mich ein
Im finsteren Kerker,
Das alles sind rein
Vergebliche Werke;
Denn meine Gedanken
Zerreißen die Schranken
Und Mauern entzwei:
Die Gedanken sind frei.
01.10.2015 22:01
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Nachrichten in diesem Thema
AIDEN'S & LUCY'S FLAT - Admiss - 30.07.2015, 20:47
RE: AIDEN # LUCY - Aiden Rutherford - 30.07.2015, 21:43
RE: AIDEN # LUCY - Lucy Anderson - 31.07.2015, 00:10
RE: AIDEN # LUCY - Aiden Rutherford - 31.07.2015, 02:25
RE: AIDEN # LUCY - Lucy Anderson - 31.07.2015, 12:47
RE: AIDEN # LUCY - Aiden Rutherford - 01.08.2015, 03:02
RE: AIDEN # LUCY - Chris John Millington - 22.09.2015, 13:16
RE: AIDEN # LUCY - Lucy Anderson - 01.10.2015 22:01