RE: SANTA BARBARA
Erst in der gestrigen Nacht, als ich mich wegen der Schmerzen in meiner Brust mal wieder unruhig im Bett hin und her quälte, kam mir die Idee zu dem, was heute geschehen würde. Summer musste definitiv auf die Probe gestellt werden, das war sicher. Ich hatte jetzt schon ein paar Mal gesehen wie sie in Extremsituationen reagierte und ich war auch zuversichtlich, dass da eine Kaltblütigkeit in ihr steckte, von der sie selber noch nicht einmal wusste, aber wenn sie mit mir zusammen arbeiten wollte, dann musste ich mich auf sie verlassen können. Egal, was geschah. Für mich war das total selbstverständlich, ich ging keine Risiken ein - zumindest nicht, wenn es sich vermeiden ließ -, aber mir war auch bewusst, dass diese impulsive dunkelhaarige Frau das nicht genauso sehen würde wie ich. Und deshalb verschwieg ich meinen Plan, vorerst. Ganz in Ruhe räumten wir am Morgen unsere wenigen Sachen zusammen, bezahlten die übrigen Nächte, die ich noch nicht bei unserer Ankunft beglichen hatte, und stiegen dann - nach kurzer Diskussion - in mein Auto, um damit den Weg nach San Francisco einzuschlagen. Absichtlich nahmen wir dafür die kleine, kurvige Küstenstraße, hauptsächlich deshalb, weil wir erst bei Einbruch der Nacht an meinem geplanten Ziel ankommen durften, aber Summer erklärte ich es damit, dass ich mit so einem auffälligen Auto lieber abseits der Hauptverkehrsstraßen fuhr, was ebenfalls der Wahrheit entsprach. Darüber hinaus gab es dort so fantastische Landschaften und Aussichten über die steilen Klippen und einsamen Strände, sodass ich mich als Beifahrer nicht nur langweilen musste. Fast schon romantisch, wie wir uns gegen Mittag in einem Café ein paar Sandwiches sowie Kaffee zum Mitnehmen besorgten und uns damit an einen dieser Strände setzten. Zumindest, wenn es so etwas wie Romantik in meinem Leben geben würde, dem war aber nicht so.
Am Abend, nach mittlerweile etwa sieben Stunden Fahrt, aßen wir noch einmal eine Kleinigkeit und legten dort eine so lange Pause ein, dass es bereits dunkel war, als wir uns wieder ins Auto setzten. Perfekt. Wir fuhren noch eine weitere Stunde auf dem Weg, den ich Summer angab, bevor ich sie bat an einem einsamen Parkplatz am Rande der Straße kurz zu Halten. Sie glaubte vermutlich ich wolle mich nur schnell erleichtern, aber als das Auto zum Stehen kam sah ich sie stattdessen von der Seite an, so undurchdringlich wie immer, und bat sie mit mir auszusteigen. Ihre Nachfragen ignorierte ich, bis ich die Kofferraumklappe öffnete, eine schwarze, unauffällige Sporttasche an mich heran zog und zwei vollautomatische Schnellfeuerwaffen herausholte. Große, schwere Kalaschnikows, die durchaus Eindruck machten. Wie selbstverständlich hielt ich ihr eine davon entgegen. "Ein paar Kilometer die Straße runter ist eine kleine Tankstelle." Das wusste ich, weil sie mir schon auf der Fahrt vor ein paar Tagen aufgefallen war, als ich mit meinem Bruder reden wollte. Andere Leute fuhren vielleicht lieber blind an solchen Optionen vorbei, für sie war eine Tankstelle einfach nur eine Tankstelle, aber wenn man so lebte wie ich, dann betrachtete man seine Umgebung auch ganz anders. Dann fiel jeder einsame Ort ins Auge, die Chancen an Geld zu kommen waren grenzenlos. Ich rechnete zwar damit, dass sich sowieso nicht viel in der Kasse befinden würde, aber darum ging es hierbei ja auch nicht. Ich hatte genug Geld. "Es läuft wie folgt ab: Ich fahre von jetzt an, werde dort anhalten, du springst raus und gehst direkt rein. Wer auch immer dort hinter der Kasse steht, derjenige soll das ganze Bargeld in eine Tasche stecken. Du musst laut schreien, Eindruck machen, von mir aus schmeiß ein paar Regale um, mach der Person Angst. Wenn das Geld drin ist, nimmst du die Tasche und kommst zurück zu mir. So schnell du kannst. Alles verstanden?" Zusätzlich zu der Waffe hielt ich Summer auch noch eine schwarze Sturmmaske entgegen. "Du schuldest mir noch einen Gefallen, das ist er."
CHARLES LUCAS THOMPSON # 34 YEARS OLD # CRIMINAL
![[Bild: chas01.png]](https://i.postimg.cc/9Q6PrBYh/chas01.png)
|