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AIDEN'S & LUCY'S FLAT
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Chris John Millington
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Beitrag #7
RE: AIDEN # LUCY
Es war sicher nicht so, dass ich ständig vor dem Computer saß und das Internet nach Informationen über Aiden oder Lucy durchforstete. Wenn ich ganz ehrlich war, dann befand ich mich gerade auf einem sehr guten Weg, um das alles hinter mir zu lassen. Ich würde nicht vergessen, wie sie mein Kind auf dem Gewissen hatte, das nicht, aber ich wollte damit abschließen und mich selber davon nicht mehr belasten lassen und in Sky fand ich auch eine sehr zeitaufwändige Aufgabe, die mir dabei half. Mal abgesehen davon hatte ich überhaupt keinen Grund an dem zu zweifeln, was ich alles durch Lahja wusste, schließlich war ich selber auf dem Dach gewesen, hatte Lucys Abschiedsbrief lesen können, ihr Skateboard dort gesehen. Nie wieder tauchte irgendwo etwas über sie auf. Wenn sie noch Familie gehabt hätte, dann hätte ich die kontaktiert, aber das schien aussichtslos. Der Einzige, der ihr wirklich viel bedeutet hatte war Aiden, und den hatte ich effektiv direkt nach ihrem Verschwinden beschattet und wusste dadurch, dass sie sich nicht bei ihm verstecken konnte. Das ergäbe keinen Sinn. Lucy lebte nicht mehr, daran gab es keinen Zweifel. Bis ich eines Besseren belehrt wurde.
Ich konnte mich nicht einmal mehr daran erinnern wie ich überhaupt auf das Video stieß, vielleicht hatte ich mich einfach nur durch Youtube geklickt, um die Wartezeit im Auto schneller zu überbrücken, während ich dort saß und einen Job für Brooke erledigte, der daraus bestand jemanden zu beschatten und durchgehend auf die Tür eines fremden Hauses zu starren. Sie schien zwar noch immer nicht zu wissen, was da momentan zwischen Sky-Scarlett und mir vor sich ging, aber ihre Wut über meine letzte Missachtung ihrer Regeln ließ sie mich auch jetzt noch spüren. Indem sie mir immer mal wieder so stupide Aufgaben wie diese hier gab. Und als ich dort saß, ganz alleine, stolperte ich über den Mitschnitt eines Konzertes von Aidens Band mit dem sehr interessanten Titel "SwEeEeEtTt!!! AiDeNs GiRlFrIeNd On StAgE!!! CAST THE AFTERMATH 4-EVER!". Hatte er also eine neue Freundin gefunden, wie schön für ihn. Ein kaltes Lächeln zog sich über meine Lippen, als ich das Video anklickte, einfach um mir das Gesicht dieser jungen Dame zu speichern, in der Hoffnung, dass ich ihr irgendwann einmal über den Weg laufen und ihr Leben völlig zerstören könnte, aber noch ehe ich diesen Plan durchdenken konnte verging mir das Lächeln. Denn die Frau dort auf der Bühne, die das Mikrofon in die Hand nahm, das war nicht irgendeine neue Schlampe, das war Lucy. Lucy schrie dort direkt in Aidens Gesicht. Sie war es, die ihm sagte, dass sie ihn liebte. Meine Finger zitterten, mein Herz vibrierte, wie fixiert starrte ich den Bildschirm an und ließ das Video mehrmals durchlaufen, immer wieder, bestimmt für eine halbe Stunde. Bis die Wut mich auf einmal völlig einnahm und ich urplötzlich mein Handy mit voller Kraft auf das Armaturenbrett schlug. Und noch einmal. Bis es in meinen Fingern in tausend Teile brach und ich den elektronischen Müll einfach laut fluchend aus dem Fenster beförderte. Sie lebte. Sie lebte tatsächlich. Mit Aiden zusammen. Scheiß Hure. Scheiß Dreckshure.
Innerhalb weniger Stunden hatte ich durch meine Kontakte alles herausfinden können, was ich herausfinden musste. Das war nicht einfach, Lucy hatte sich seit ihrem Verschwinden bei keinem Amt gemeldet, aber einen Weg gab es immer und diesmal lief er über Aiden. Er hatte eine kleine Wohnung in San Francisco angemietet, das fand ein Bekannter von mir im System, und wenn man sich seine Kreditkartenauszüge ansah, dann lebte er selber momentan auch dort. Mit seiner wunderbaren Freundin vermutlich. Ich bekam die Adresse und der Rest war ein Kinderspiel. Der Musiker war im Moment sowieso mit seiner Band unterwegs, auch das war nicht schwer gewesen zu erfahren, sehr wahrscheinlich war Lucy also allein. Also fuhr ich noch in dieser Nacht nach Norden, platzierte mein Auto dort auf der gegenüberliegenden Straßenseite von besagter Wohnung und tat das, was ich den letzten Wochen sowieso dauernd tun musste: Ich wartete. Ich beobachtete die Tür. Das, was jetzt geschehen würde, musste gut durchdacht sein. Geplant. Ich durfte keine Fehler machen. Es müsste alles reibungslos funktionieren. Und während es einerseits zwar an meinen Nerven zerrte, dass diese Frau nicht endlich das bekam, was sie verdiente, war andererseits diese kribbelnde Vorfreude auch wunderschön. Die Schlampe würde sterben, heute noch. Wir würden einander heute noch in die Augen sehen, sie würde weinen und flehen und betteln. Blanke Angst würde sich in ihrem Blick spiegeln, vor mir. Vor dem, was ich ihr antun konnte. Oh, wie sie es noch bereuen würde mich jemals hintergangen zu haben. Aber nicht noch einmal, diesmal würde ich eigenhändig dafür sorgen, dass sie nie wieder die Chance bekam irgendjemanden zu hintergehen.
Als sich die Tür öffnete und meine Ex-Freundin wirklich dort erschien, war ich für einen kurzen Moment tatsächlich knapp davor all die sorgfältigen Pläne über Bord zu werfen, zu ihr auf die andere Straßenseite zu rennen und sie einfach jetzt sofort zu erwürgen. Weil ich es nicht ertragen konnte, dass sie noch eine Sekunde länger so etwas wie Freude am Leben empfand. Sich in Sicherheit wägte. Aber ich konnte mich noch so gerade kontrollieren, verfolgte sie mit meinem starren Blick bis sie nicht mehr zu sehen war und stieg erst dann aus meinem Wagen, um die Straße zu überqueren und mir Zutritt in das Gebäude zu verschaffen. Lucy und Aiden lebten im zweiten Stockwerk, das sah ich an dem Klingelschild vor der Tür, die ich geschickt mit zwei dünnen Metallstücken für mich öffnete. Sehr sporadisch war es hier eingerichtet, vermutlich fühlten sich die beiden hier noch nicht ganz heimisch. Verständlich. Klein war es auch. Auf so engem Raum lebten die beiden hier also. Aha. Ich nahm mir alle Zeit der Welt, um durch die Wohnung zu schleichen, mir alles genau anzusehen. Ich inhalierte tief den Duft von Lucys T-Shirt, das sie anscheinend zum Schlafen trug, ich zog meine Finger über die Dessous in einer Schublade, streichelte mit meinem Daumen über die Zahnbürste im Badezimmer. Zwar war da im Moment viel mehr Hass als Liebe ihr gegenüber, aber sie würde immer einen besonderen Platz in meinem nicht vorhandenen Herzen einnehmen. Sie würde mir nie gleichgültig sein.
Erst nachdem ich alles genau inspiziert hatte, tat ich das, wofür ich eigentlich hergekommen war. Ich öffnete Lucys Laptop, musste ein paar Mal mit dem Passwort herumspielen, aber fand letztendlich doch die richtige Kombination. Dann öffnete ich Youtube und rief genau das Video auf, das mich hierher gebracht hatte. In Dauerschleife ließ ich es abspielen, ohne Ton, sorgte dafür dass der Laptop an den Strom angeschlossen war und dass das Video auch noch spielen würde, wenn Aiden in zwei Tagen von seiner Tour zurück kehrte. Für den passenden Ton dazu öffnete ich in einem anderen Tab ein weiteres Video: Ein kurzer 10-sekündiger Ausschnitt aus dem Frankenstein-Film des Jahres 1935. Gruselige Musik spielte dort im Hintergrund und ein schlechter Schauspieler rief erschrocken den Satz She's alive... aliiiiive! Auch dieses Video stellte ich auf Dauerschleife, drehte den Ton auf volle Lautstärke und betrachtete zufrieden mein Werk. Wie melodramatisch. Aber Aiden würde es verstehen. Er würde wissen, dass ich es war. Und es würde ihn innerlich zerreißen, dass er trotzdem keine Beweise dafür hatte und nichts gegen mich tun konnte. Armer Junge.
Danach war Lucy an der Reihe. Ich wusste nicht genau wie lange sie weg sein würde, deshalb stellte ich mich jetzt schon direkt hinter die Tür, stocksteif und wartete erneut. Nervenzerrend lange. Mehrere Stunden vergingen, bis ich ein Geräusch im Flur hörte, dann einen Schlüssel im Schlüsselloch. Für einen kurzen Moment wurde es still, vermutlich weil sie sich wunderte, warum plötzlich nicht mehr verschlossen war. Sie hatte doch abgeschlossen, dachte sie vermutlich gerade selber ganz verwirrt. Oder hatte sie es doch vergessen? Mein Herz schlug schwer, aber nach ein paar Sekunden drückte sie trotzdem die Klinke nach unten und trat ein. Ihr Körper war angespannt, vermutlich hatte sie Angst, mit Recht. Aufmerksam sah sie um sich. Und gerade in dem Moment, in dem sie sich in meine Richtung wandte, in dem ihr Körper einen Schock durchzog, sie vor mir zurück wich, ihre Augen aufriss, stürzte ich auf sie zu und drückte ihr ein Tuch mit Chloroform über Nase und Lippen, bis sie in meinen Armen bewusstlos zusammen sackte. Armes Mädchen.
Bis spät in der Nacht blieben wir in ihrer Wohnung, diese ständigen Worte aus dem Lautsprecher hatten sich schon in mein Gehirn gebrannt und waren nur noch zu einem monotonen Hintergrundgeräusch geworden. Noch immer war ich darauf bedacht keine Spuren von mir zu hinterlassen, deshalb lag Lucy einfach ruhig auf der Matratze, während ich all die Dinge säuberte, die ich im Laufe des Tages mit meinen Fingern berührt hatte. Hier würde zwar keine Mordkommission nach Fingerspuren suchen, aber- nur für den Notfall. Erst als es ganz dunkel war und man keine Geräusch mehr von der Straße hörte, legte ich Lucys bewusstlosen Körper über meine Schulter, strich die Bettdecke auf der Matratze glatt und verließ mit ihr die Wohnung. Umsichtig blieb ich im Hauseingang stehen, vergewisserte mich, dass niemand uns beobachtete, und hechtete dann mit ihr über die Straße, zu meinem Wagen, in dem ich sie auf den Rücksitz legte. Und dann fuhren wir gemeinsam mein nächstes Ziel an: Eine stillgelegte Fabrik, etwas außerhalb der Stadt, ähnlich wie das Gebäude in Los Angeles. Dort kam selten jemand vorbei, das hatte ich vorher in Erfahrung gebracht, und ich hatte alle Zeit der Welt. Lucy stöhnte, als ich sie dort angekommen erneut über meine Schulter legte, das Narkosemittel ließ langsam nach, weil ich ihr seit dem Verlassen der Wohnung nicht erneut das Tuch über die Nase gelegt hatte. Aber erst, als wir oben auf dem Dach angekommen waren und als ich sie vor mir auf den Boden legte, kam sie langsam wieder zu Bewusstsein, blinzelte mit ihren Augenlidern. Erhaben stand ich neben ihr, sah auf ihren kleinen, geschwächten Körper herunter. Oh, wie gerne ich sie leiden lassen würde. Wie gerne ich wollte, dass sie noch einmal die Hölle auf Erden durchlebte. Ich wollte so gerne noch einmal gegen ihren Willen mit ihr schlafen oder ganz langsam ihre helle Haut mit einem Messer öffnen, um mir genüsslich anzusehen, wie sie vor Schmerzen schrie. Aber wenn ich wollte, dass dies hier als Selbstmord durchging, und dass die Polizei von San Francisco mir fern blieb, die Brooke leider Gottes nicht geschmiert hatte, dann war das so nicht möglich. Dann war das einzige Leid, das ich sie fühlen lassen durfte, wie sie hier oben auf dem Dach lag, wohl wissend, dass sie nicht mehr lange leben würde.
Aber wenigstens das reizte ich bis zum Äußersten. Ich starrte lange zu ihr herunter, während sie weinte und mich anflehte sie in Ruhe zu lassen. Wahrscheinlich wartete sie nur darauf, dass ich ihr Schmerzen zufügen würde, doch das sollte sie auch ruhig tun. Sie sollte leiden. Durchgehend richtete ich dabei meine Waffe auf ihren zitternden Körper, damit sie nicht auf dumme Ideen kam und erst als die Sonne aufging, befahl ich ihr aufzustehen. Ich befahl ihr bis an den Rand des Gebäudes zu laufen und obwohl ich sie auch gerne dort noch wimmern und flehen gesehen hätte, entschied sie etwas anderes. Ohne dass ich sie herunter stoßen musste, nur mit dem Lauf meiner Waffe zwischen ihren Schulterblättern, ließ sie auf einmal tatsächlich los und sprang. Mehrere Meter fiel ihr Körper in die Tiefe, dann ein dumpfer Aufprall, ein leises Knacken ihrer Knochen und sie lebte nicht mehr. Sie war tot, endgültig. In ein paar Tagen würde sie mit Sicherheit jemand hier finden, hoffentlich nicht zu schnell. Hoffentlich hatte Aiden noch ein paar Tage Zeit, in denen er völlig darüber verzweifelte, wo Lucy wohl sein könnte. Ob ich sie in meiner Gewalt hatte. Und dann konnte er leiden. Bis mir irgendwann eine gerechte Strafe für ihn einfiel. Irgendwann, wenn er schon nicht mehr mit mir rechnete. Wenn er wirklich eine neue Schlampe gefunden hatte. Bis dahin gab es noch eine weitere Person, die auf meiner Liste stand: Jetzt war erst einmal Lahja dran.
22.09.2015 13:16
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AIDEN'S & LUCY'S FLAT - Admiss - 30.07.2015, 20:47
RE: AIDEN # LUCY - Aiden Rutherford - 30.07.2015, 21:43
RE: AIDEN # LUCY - Lucy Anderson - 31.07.2015, 00:10
RE: AIDEN # LUCY - Aiden Rutherford - 31.07.2015, 02:25
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RE: AIDEN # LUCY - Chris John Millington - 22.09.2015 13:16
RE: AIDEN # LUCY - Lucy Anderson - 01.10.2015, 22:01