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KRANKENHAUS
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Matthew Dawson
WHERE IS MY MIND?
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Registriert seit: Jun 2015
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RE: KRANKENHAUS
Das, was hier gerade geschah, war wie ein schlechter Scherz. Nur nicht einmal halb so lustig. Völlig angespannt stand ich neben dem Bett von Madison und fixierte sie mit meinem Blick, während sie keine der Fragen von dem Arzt beantworten konnte. Sie wusste nicht wie sie hieß, welches Jahr wir hatten, wo wir lebten. Sie wusste nichts von dem Unfall, scheiße, sie wusste tatsächlich nicht einmal, wer ich war. Als hätte sie mich noch nie gesehen. Eigentlich wartete ich fast schon darauf, dass meine Frau jede Sekunde anfing zu lachen, mit dem Finger auf mich zeigte und sich darüber amüsierte, dass ich ihr diesen Gedächtnisverlust tatsächlich glauben wollte, aber das passierte nicht. Stattdessen bat sie mich nach draußen? Ein schmerzhaftes, unangenehmes Gefühl zog sich durch meinen ganzen Körper, während ich mit dem Blick zwischen dem Arzt und ihr hin und her wechselte. "Madison-", versuchte ich sie anzusprechen, ging sogar einen Schritt auf sie zu, aber ihr Arzt sah mich nur an und nickte. Versuchte mir dadurch zu verdeutlichen, dass es das Beste wäre vor die Tür zu gehen und dort auf ihn zu warten. War das sein Ernst? Ich war doch genauso verwirrt wie meine Frau, ich wollte ebenso wie sie wissen, was hier los war, aber als ich merkte, dass Madison auf ihrer Bitte beharren würde, wandte ich mich doch resignierend ab, ging nach draußen auf den Flur und zog die Tür hinter mir zu. Ich konnte noch nicht einmal ansatzweise realisieren, dass das gerade wirklich passierte. Eigentlich war ich doch immer noch so voller Euphorie darüber, dass sie nach vier Wochen endlich ihre Augen wieder aufschlug und jetzt passierte das? Jetzt erinnerte sie sich an nichts?
Ein paar Minuten lang lief ich vor der Tür unruhig auf und ab, versuchte das irgendwie zu verinnerlichen, aber da kamen so viele Fragen auf, die erst beantwortet wurden, als der Arzt von Madison hinaus kam und mich ein Stück zur Seite bat, um mit mir zu reden. Sie hatte ihr Gedächtnis verloren, sagte er. Ach was?! Sie könne sich momentan an nichts mehr erinnern, so als wäre sie nie geboren worden. Sogar die kleinsten Grundlagen seien weg. Ob der Zustand auf Dauer wäre, ob sie einen Teil ihrer Erinnerung zurück erlangte oder ob eventuell alles wieder kommen würde, das konnte man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Das sei eine schwierige Situation, er verstehe das, aber die Forschungen zeigten, dass es den Patienten einfacher fiel sich zu erinnern, wenn sie möglichst schnell in ihr gewohntes Umfeld zurück kehrten. In ihren Alltag. Wenn sie so lebten, wie vor dem Unfall. Unsicher sah ich zu der verschlossenen Tür und fragte mich, wie ich mit Madison so leben konnte wie zuvor, wenn das alles für sie nicht mehr existierte. Wenn sie unsere Geschichte nicht kannte. Aber ich nickte ergeben. Ein paar Tage, redete ich mir selber ein, vielleicht auch ein paar Wochen, dann wäre alles wieder da. Die Situation war schwierig, natürlich, aber Madison lebte, sie konnte mich ansehen, sie konnte reden, das war die Hauptsache und den Rest- den würden wir auch gemeinsam schaffen. So war es doch immer gewesen.
Ich stellte dem Arzt noch einige weitere grundlegende Fragen zu dieser Amnesie, zu dem weiteren Verlauf, zu meinem Verhalten und zu ihrem Verhalten, so lange bis mir nichts mehr einfiel, ich mich bei ihm bedankte und erneut gegen die Tür starrte. Okay. Und jetzt? Wie ging es weiter? Irgendetwas in mir drückte schwer auf meine Brust, als ich wieder zur Tür ging und mich gerade noch rechtzeitig daran erinnerte leise anzuklopfen, bevor ich die Klinke runter drückte und hinein ging. "Hi. Ich- entschuldige. Darf ich rein kommen?" Erst als Madison behutsam nickte, drückte ich die Tür hinter mir wieder zu, lief steif von dort zu dem Stuhl neben ihrem Bett, ohne sie aus den Augen zu lassen. Wie absurd sich das alles anfühlte. "Das ist- komisch. Dich so zu sehen. Wie- fühlst du dich?" Angespannt setzte ich mich, rieb mir mit meiner eigenen Hand fest über den Nacken. "Du- erinnerst dich wirklich an nichts? Irgendetwas aus deiner Kindheit? Gar nichts?"
MATTHEW NICHOLAS DAWSON # 39 YEARS OLD # HIPPIE PUNK
![[Bild: matt04.png]](https://i.postimg.cc/g2W8p0zz/matt04.png)
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21.09.2015 12:18 |
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