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KRANKENHAUS
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Matthew Dawson
WHERE IS MY MIND?
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RE: KRANKENHAUS
Das, was die Gesellschaft einem immer über verheiratete Männer erzählte, das war absolut nicht wahr. Selten war ich glücklicher gewesen, als in den letzten paar Tagen und noch nie zuvor hatte ich so viel Sex gehabt wie in unseren improvisierten Flitterwochen. Die paar Tage, die Madison und ich uns frei genommen hatten, fühlten sich an wie ein Rausch auf Wolke Sieben, selbst wenn wir zwischendurch doch noch ein paar Dinge am Haus erledigten, dann taten wir das nicht ohne einander kitschig verliebt in die Augen zu sehen oder doch früher oder später wieder übereinander her zu fallen. Das Einzige, was diese Freude jäh trübte, war Jamie und wie sie noch immer unglücklich durch das Haus schlurfte oder traurige Lieder auf ihrer Gitarre spielte. Anfangs hofften wir alle noch, dass Gus nach ein oder zwei Tagen wieder auftauchen würde, ihm lag doch ganz offensichtlich viel an meiner kleinen Schwester, aber nach einer Woche ohne jegliches Lebenszeichen von ihm hatten wir die Hoffnung fast aufgegeben. Stattdessen versuchten wir die Kleine andersartig aufzumuntern, zwangen sie dazu sich zwischen uns aufs Sofa zu kuscheln und einen semi-lustigen Film zu gucken, über den ich lauter lachte, als alle anderen. Einmal nahm ich Jamie auch mit zum Skatepark, versuchte sie auf mein Board zu stellen und ihr ein paar Dinge beizubringen, oder Madison probierte sie beim Shoppen oder gemeinsamen veganen Kochen auf andere Gedanken zu bringen. Der erste Liebeskummer musste schließlich auch angemessen bekämpft werden. Aber zu dem Zeitpunkt hatten wir auch noch keine Ahnung, dass bald jemand ganz anderes auf der Bildfläche erscheinen würde, die mit ihrem Auftreten alle Sehnsüchte nach Gus in den Hintergrund stellte.
Jamie und Madison waren mal wieder gemeinsam im Supermarkt, als es an der Tür klingelte und davor niemand anderes als unsere Mutter stand, mit einem deutlich jüngeren, südländisch aussehenden Mann an ihrer Seite. Sie sah anders aus - jugendlicher und lockerer - und genauso wirkte sie auch, als sie die Arme öffnete und mich an sich drücken wollte, aber meine erste, völlig überforderte Reaktion war die, dass ich sie von mir schob. Monatelang hatten wir kein Wort von ihr gehört, sie hatte Jamie einfach vor meiner Tür ausgesetzt und ja, wahrscheinlich müsste ich ihr dafür danken, weil ich die Kleine sonst nie so gut kennen gelernt hätte, aber verdammt, Jamie hatte ihre Mutter gebraucht. Und sie war nicht da gewesen. Hatte sich nicht einmal gemeldet. Und jetzt erschien sie hier mit einem viel jüngeren Liebhaber? Einfach in der Hoffnung ein paar Erklärungen von ihr zu bekommen, ließ ich die beiden zumindest ins Haus, bat sie in die Küche und setzte mich mit ihnen an den Tisch. Ich hörte mir an, wie Lisa von ihrem Trip nach Europa schwärmte, dass sie dort ihre Lebensfreude wieder gefunden hatte - unter anderem auch in Form dieses Adonis-Italieners, der ihr keine Sekunde von der Seite wich - und dass sie nie so glücklich gewesen wäre. Wie absurd es war das zu hören, während ihre Tochter hier durch die Hölle gegangen war. Doch davon sagte ich kein Wort, nicht einmal, als sie versuchte mir zu erklären, weshalb sie nun wieder hier war. Sie wollte gemeinsam mit Jamie und ihrem Freund umziehen, ein neues Leben anfangen, ganz von vorne starten. Von Jamies Vater hatte sie gehört, dass sie jetzt bei mir lebte und deshalb war sie hier. Sie wollte ihre Tochter mitnehmen. Und ich konnte nichts anderes tun, als nervös darüber zu lachen. Ich erzählte ihr, dass meine Schwester jetzt bei uns lebte, dass Madison und ich die Vormundschaft für sie übernommen hätten und dass sie ihre Pläne lieber schnell vergessen könnte, weil ich Jamie nirgendswo anders hingehen ließ, aber letztendlich wusste ich, dass auch das nicht an mir lag. Wenn meine kleine Schwester-Tochter tatsächlich wieder mit zu ihrer Mutter gehen wollte, dann musste ich das akzeptieren und das tat ich auch, indem ich die beiden Gäste hier warten ließ, bis Madison und Jamie zurück kehrten. Als sich die Haustür öffnete lief ich schnell in den Flur, versuchte die beiden auf den unerwarteten Besuch vorzubereiten, aber als Jamie dann tatsächlich zum ersten Mal auf ihre Mutter traf, nahm ich Madison und diesen unsympathischen Freund von Lisa mit mir und ging mit ihnen nach draußen. Damit die beiden Frauen ganz in Ruhe miteinander reden konnten. Wie dieses Gespräch genau aussah wusste ich nicht, aber meine Schwester schien dasselbe zu wollen wie ich: Sie wollte hier bleiben, bei uns. Ich sagte ihr, dass sie das nicht jetzt sofort entscheiden müsste, dass sie ruhig noch darüber nachdenken konnte, aber machte ihr auch klar wie sehr ich mich freuen würde, wenn sie tatsächlich blieb. Doch das war nun einmal keine leichte Sache, das konnte man nicht innerhalb von ein paar Minuten entscheiden und deshalb gab ich ihr all die Zeit, die sie brauchte.
Ich merkte in den folgenden Tagen, dass Lisa immer wieder bei uns erschien und versuchte ihre Tochter von sich zu überzeugen, aber dabei gab es auch einen Menschen, der damit nicht ganz so glücklich war. Ihr neuer Freund, ein typisch südländischer, sehr impulsiver junger Mann, der nicht nur einmal laut auf einer fremden Sprache fluchte und das Haus verließ, wenn meine Mutter Jamie mal wieder zu viel Aufmerksamkeit schenkte. Obwohl ich wortwörtlich zwar gar nichts verstand, glaubte ich aus dem Kontext zu erkennen, dass ihm das alles nicht schnell genug ging. Dass er endlich gemeinsam mit Lisa ein Haus kaufen und umziehen wollte. Ihm war es mit Sicherheit total egal, ob Jamie ein Teil von seinem Leben wurde oder nicht. Während ich es einerseits nicht erwarten konnte, dass Lisa und er endlich abhauten, am Besten ganz weit weg, wollte ich andererseits auch verhindern, dass Jamie schon wieder ohne ihre Mutter sein musste. Im Moment mochte sie vielleicht noch wütend auf Lisa sein, aber früher oder später- da würde sie den Rat ihrer Mama sicher brauchen. Deshalb setzte ich mich auch mehrmals mit ihr hin und sagte ihr immer wieder, dass jede Entscheidung in Ordnung sei. Und dass sie sich Zeit nehmen sollte, auch wenn dieser fremde Typ so drängte. Genau das sollte ich aber noch schneller bereuen, als mir lieb war.
Neben alledem musste das Leben aber natürlich normal weiterlaufen, das hieß, dass Madison und ich mittlerweile beide wieder arbeiteten und uns in unserer Freizeit um das Haus kümmerten. Heute hatte ich meinen freien Tag allerdings in der Werkstatt verbracht und das neue Getriebe in unseren VW-Bus eingebaut, das gestern dort angekommen war. Damit lief unser Auto von jetzt an technisch einwandfrei, Madison hatte auch schon fleißig die Fassade bemalt, es fehlte also nur noch die Inneneinrichtung. Weil Lisa sich für einen Besuch am Abend angemeldet hatte und ich Jamie erneut etwas Zeit alleine mit ihrer Mutter geben wollte, schrieb ich Madison kurzerhand, dass sie nach der Arbeit direkt zur Werkstatt kommen sollte, und nutzte die restliche Stunde, um den unansehnlichen hinteren Teil des Wagens mit ein paar Kissen und einer Decke auszustatten, weil ich fand es wäre mal wieder Zeit für einen kleinen Ausflug. Bevor Madison ankam schaffte ich es auch noch zum Supermarkt zu fahren und dort eine Kühlbox mit Bier aufzufüllen, die ich ebenfalls hinten rein stellte. Damit hatten wir dann alles beisammen, was wir für einen typischen Matt-und-Maddi-Abend benötigten und mussten nur noch etwa eine Stunde aus der Stadt raus fahren. Diesmal brachte ich meine Frau Richtung Osten, in die Wüste hinein, bog dort einfach irgendwo ab und fuhr so weit, bis wir einen einsamen Schotterweg fanden, der uns noch tiefer in das Nichts hinein führte. Erst, als wir keine industriellen Geräusche mehr hörten und keine Lichter mehr sahen, hielt ich den Bus an, auf einer riesigen, trockenen, freien Fläche mitten im Nirgendwo, kletterte dort mit meiner Frau, dem Bier, den Kissen und Decken auf das Dach und machte es uns bequem, damit wir einfach dort oben liegen und in die Sterne sehen konnten, die hier außerhalb der Stadt so unfassbar hell und klar wirkten. Wir tranken ein paar Bier - ich etwas weniger, weil ich noch zurück fahren musste -, kifften, rissen wie immer doofe Witze, schrien so laut wir konnten, weil uns hier in der Wüste niemand hören würde, und hatten natürlich auch irgendwann großartigen Sex mitten im Freien auf dem Dach unseres Autos, bevor wir uns spät in der Nacht wieder ankleideten, alles im Kofferraum verstauten und uns auf den Rückweg begaben.
MATTHEW NICHOLAS DAWSON # 39 YEARS OLD # HIPPIE PUNK
![[Bild: matt04.png]](https://i.postimg.cc/g2W8p0zz/matt04.png)
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19.09.2015 12:57 |
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