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DIAMONDS
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Adam Hudson
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Beitrag #10
RE: DIAMONDS
Nele schien meine Drohung und gleichzeitige Warnung tatsächlich in sich verinnerlicht zu haben, denn nach diesem einen drängenden Annäherungsversuch geschah dasselbe nicht noch einmal. In der ersten darauf folgenden Gesprächsstunde sprach ich sie erneut darauf an, entschuldigte mich für mein Verhalten und erklärte ihr noch einmal in Ruhe, dass wir diese Art von Verhältnis auf keinen Fall führen durften. Dass ich dadurch meinen Job riskierte und demnach auch unsere Therapie gefährdet wurde. Gerade dies traf sie offensichtlich so hart und jagte ihr eine solche Angst ein, dass wir uns seitdem wieder strikt an die Regeln hielten und es sogar verhinderten einander zu lange in die Augen zu sehen. Für ein paar Tage funktionierte das so, auch wenn ich mich trotzdem immer wieder dabei ertappte, wie ich meine Patientin doch ein wenig länger mit meinem Blick fixierte als nötig. Oder wie ich abends sogar in meinem Bett lag und das Bild ihres nackten, erregten Körpers vor Augen hatte. Aber dann drang ein Gespräch zwischen zwei Pflegern zu mir durch, die darüber redeten, dass am Morgen zwei Patienten in flagranti erwischt wurden, eine davon war Nele. Und das wiederum löste eine erneute Welle der Eifersucht in mir aus, so wie eine Woche zuvor, als ich sie gemeinsam mit Zac gesehen hatte. Seitdem kontrollierte ich schon immer wieder unauffällig ihre Besuchsliste, um mich zu vergewissern, dass er nicht erneut kam, doch diese Kontrolle wurde eindeutig schlimmer, als ich auch noch von dem anderen Patienten erfuhr. Ständig lief ich an ihrem Zimmer vorbei, ohne hinein zu gehen, einfach um mir sicher sein zu können, dass die Tür halb geöffnet war und sich niemand in ihrer Nähe befand, der dort nicht sein durfte. In unseren Therapiestunden fragte ich sie immer wieder nach ihren sexuellen Beziehungen, ließ es aber so aussehen, als ginge es mir dabei um ihre Genesung. Und das alles nur, weil es mich rasend machte zu wissen, dass jemand anderes das bekam, was ich nicht kriegen konnte. Nicht kriegen durfte. Um ehrlich zu sein, je mehr Zeit verging, desto mehr glaubte ich regelrecht besessen von Nele zu sein. Von dem Gedanken an sie. Von dem, was sie verkörperte, in ihrer jetzigen manischen Phase. Genau die Leichtigkeit, die Offenheit und die etwas durchgedrehte Art, die ich vor vielen Jahren gänzlich hinter mir gelassen hatte. Sie war für mich wie ein Ausweg aus der Ernsthaftigkeit, die schon seit einer gefühlten Ewigkeit mein Leben einnahm.
Und weil ich das alles so in ihr zentrierte, konnte ich die Eifersucht, die Kontrolle und die Besessenheit auch nicht ablegen, nachdem sie aus der Klinik in ihre erste eigene Wohnung entlassen wurde. Es vergingen nur zwei Tage, ehe ich im Computersystem ihren Namen aufrief und mir ihre aktuelle Adresse auf einem Zettel notierte, um noch am selben Abend dort vorbei zu fahren, mein Auto unauffällig am Straßenrand zu parken und das Haus zu beobachten. So lange, bis sie hinauskam und mein Herz bei ihrem Anblick einen Schlag aussetzte. Am ersten Tag blieb ich einfach dort im Auto sitzen, bis sie nur etwa eine halbe Stunde später wieder zurück kehrte - vermutlich musste sie nur ein paar Einkäufe erledigen -, aber dabei beließ ich es in den folgenden Tagen nicht. Ich ging immer weiter und eine Woche nach ihrer Entlassung war ich so sehr auf Nele fixiert, dass ich sie abends sogar heimlich bis in einen Club verfolgte. Wenn ich versuchte mich mit meinem eigenen Verhalten auseinander zu setzen, dann wusste ich nicht einmal, weshalb ich das tat, denn eigentlich musste ich Nele nur in unserer Therapie nach ihren Aktivitäten befragen und sie erzählte mir bereitwillig alles, was ich hören wollte. Sie verheimlichte nichts vor mir. Aber trotzdem konnte ich sie einfach nicht aus den Augen lassen. Vielleicht hatte ich unterbewusst Angst davor, dass sie sich durch die manische Phase ihrer Krankheit in eine brenzlige Situation manövrierte, was absurd war, denn wenn ich wirklich davon ausging, dass sie noch immer eine Gefahr für sich selber darstellte, dann hätte ich auch einfach ihre Entlassung noch weiter hinauszögern können. Doch an diesem Abend sollte ich eines Besseren belehrt werden. Vielleicht war die Situation nicht brenzlig, sie schien zu keiner Sekunde wirklich in Gefahr zu sein, aber nachdem mein Blick im Club immer wieder an ihr und einem anderen Mann hängen blieb, verschwanden die beiden auf einmal. Unauffällig versuchte ich ihnen zu folgen, sah wie sie ins Treppenhaus gingen, ließ ihnen ein wenig Vorsprung und schlich dann leise hinterher. Mir war selber nicht ganz klar, weshalb ich das nun wieder tat, denn ich konnte doch nicht einfach dazwischen marschieren, wenn sie sich einem anderen Mann hingab. Das war ihre Entscheidung, es ging mich nichts an und ich könnte es auch nicht logisch rechtfertigen. Aber vielleicht- vielleicht wollte ich sie auch einfach nur noch einmal so sehen. So absolut losgelöst und befriedigt, erregt und in Ekstase, so wie ich ihr Gesicht ständig vor meinem inneren Auge sah, und als ich leise die Tür zum Dach öffnete, sollte ich auch genau das bekommen. Ein helles Stöhnen drang zu mir durch, mein Atem ging ein wenig schneller, doch gerade als ich mal wieder an mir selber zweifelte, bewusst feststellte wie krank das hier eigentlich war, schlug die Stimmung zwischen den beiden auf einmal um. Dieser fremde Mann rüttelte an ihren Schultern, schien ihr Vorwürfe zu machen, wurde mit seiner Stimme ein wenig lauter, doch obwohl eigentlich noch immer keine Gefahr von ihm ausging, machte ich mich aus einem Kurzschluss heraus bemerkbar, indem ich die Tür hinter mir hart ins Schloss fallen ließ. "Ich glaube die Frau hat genug", sprach ich mit fester Stimme aus und streckte dabei ganz bewusst meinen Rücken durch, um mich noch ein wenig größer zu machen. Wie falsch das hier sein mochte, das verbannte ich nach ganz hinten in meinem Kopf, als ich auf die beiden zuging. "Nele, ist alles in Ordnung?"
08.09.2015 22:23
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DIAMONDS - Admiss - 09.08.2015, 21:23
RE: Diamonds - April Clinton - 09.08.2015, 21:24
RE: Diamonds - Kilian Thomas Carter - 10.08.2015, 10:17
RE: Diamonds - April Clinton - 10.08.2015, 19:25
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RE: DIAMONDS - Adam Hudson - 08.09.2015 22:23
RE: DIAMONDS - Nele Hensley - 09.09.2015, 06:29