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SAN FRANCISCO MOLOTOV'S BAR
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Noah Scott
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Beitrag #2
RE: MOLOTOV'S
Nach der Einschätzung von Haily war ich erst recht froh nicht sofort darauf reagieren zu müssen, weil wir vor dem kleinen Club ankamen und von meinen Freunden und Bekannten abgelenkt wurden, die dann auch - nach und nach - ihre Theorie allesamt bestätigten. Eigentlich wussten nur die drei Jungs aus meiner Band von der halboffenen Beziehung zu Lahja und selbst die waren bis jetzt auf dem Stand, dass ich einsam vor mich hin vegetierte, während meine Freundin einen anderen Kerl am Start hatte. Ergo: Sie verstanden das nicht. Die anderen Leute, die ich hier kannte, hatten absolut keine Ahnung davon, wie ich meine Beziehung führte oder führen wollte und über den Gedanken stellte ich dann auch fest, dass Haily selbst damit recht hatte. Ich wusste nicht einmal, was ich mir von meiner Beziehung erhoffte. Manchmal fühlte ich mich tatsächlich zwischen zwei Welten hin- und hergerissen. Während in unserem Haus alles so einfach schien, ich dort so offen sein konnte wie ich wollte und uns niemand komisch dafür ansah, wenn ich mich eng an die blonde Frau kuschelte oder wir mal wieder abends zusammen in meinem Zimmer verschwanden, war das hier etwas völlig anderes. Mir fiel auf, wie die Leute Haily immer wieder kritisch oder vielleicht sogar belustigt beäugten, aber nicht nur das. Als sie auf meinen Rücken sprang, danach ihre Wange dagegen lehnte und mir damit ganz nah kam, ernteten wir dafür auch verständnislose Blicke und das wiederum resultierte darin, dass ich mich unwohl fühlte. Und genau diese Unsicherheit bestätigte all ihre verdammten Theorien. Ich wusste nicht, wer ich war. Ich glaubte zwar zu wissen, wer ich sein wollte, aber ich hatte keine Ahnung, ob ich das auch sein konnte. Ob das in mir steckte. Aber wenn Haily eins damit vor allem erreichte, dann dass ich bereit war es endlich herauszufinden. Dass ich noch mehr versuchen wollte mich von diesen Normen zu lösen, die noch immer tief in mir steckten. Und obwohl es mir vor diesen Freunden eigentlich unangenehm war, legte ich gerade deshalb meinen Arm um ihre Schultern, zog sie dicht an mich und küsste sie auf die Schläfe. Für ein paar Sekunden hielt ich meine Lippen auf ihre Haut gedrückt und merkte dabei innerlich, dass sich die Anspannung immer mehr löste und sich wie von selbst ein Lächeln über mein Gesicht zog. "Noch will sich niemand hauen, das ist ja das Schöne. Das fängt immer erst an, wenn die Musik einsetzt und hört dann auch sofort wieder auf, wenn es vorbei ist. Komm." Ich griff erneut nach Hailys Hand, verkreuzte ihre Finger mit meinen und zog sie hinter mir her in den kleinen Club hinein. Wir bezahlten am Eingang beide den fälligen Eintritt und weil auf solchen Shows nie jemand die Tasche kontrollierte, nahm ich sie erst einmal mit in eine dunkle Ecke, wo wir den restlichen Portwein abwechselnd austrinken konnten. Und wo sie dann von mir endlich eine Antwort erhielt, sicher auch motiviert durch den Alkohol, der durch mein Blut floss und meine Zunge lockerte. "Ich glaube du hast Recht, mit dem, was du eben gesagt hast. Ich- weiß nicht wirklich, wer ich bin oder wer ich sein will oder ob das alles wirklich für mich gemacht ist, aber- ich sehe immer wie glücklich ihr seid. Ihr alle, aber im Moment- vor allem du. Du bist so frei und so offen und so ungebunden. Ohne Geld, ohne irgendetwas Materielles, ohne- diese typischen gesellschaftlichen Ziele vor Augen. Du bist von allem irgendwie so losgelöst und du findest diese Zufriedenheit und dieses Glück nur in dir selber und das ist- schön. Das ist doch das, was man will, oder? Ich war immer eher- dieser unzufriedene Junge, der mit sich selber nicht so recht klarkam, vielleicht bin ich deshalb auch hier in der Musik gelandet, aber ich denke mir- jetzt ist es vielleicht an der Zeit das zu ändern. Mich endlich mal so zu akzeptieren, wie ich bin. Und ich weiß nicht, ob das hier wirklich der richtige Weg ist, aber- bisher fühlt es sich ziemlich richtig an und das ist- echt ein gutes Gefühl. Also Danke. Was auch immer da noch kommen wird und wo mich das hinführt, ich glaube du wirst mir eine große Hilfe dabei sein." Auf meinem Gesicht lag ein zufriedener Ausdruck, wie immer, wenn ich in Hailys Nähe war, und der schwand auch nicht, als ich hinter ihrem Rücken beobachten konnte, dass ein paar meiner Freunde ebenfalls herein kamen. Selbst dann nicht, als sie grinsend und kopfschüttelnd zugleich in unsere Richtung deuteten und ganz offensichtlich noch immer nicht nachvollziehen konnten, dass ich mich gerade im Moment wirklich glücklich fühlte. Und dass das wichtiger war, als alles andere.
08.09.2015 12:00
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SAN FRANCISCO MOLOTOV'S BAR - Admiss - 08.09.2015, 12:00
RE: MOLOTOV'S - Noah Scott - 08.09.2015 12:00
RE: MOLOTOV'S - Haily Stone - 08.09.2015, 19:57
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RE: MOLOTOV'S - Haily Stone - 24.09.2015, 06:56
RE: MOLOTOV'S - Lahja Emilia O'Neill - 24.05.2016, 22:26