RE: SUMMER
Ich ließ Summer kein einziges Mal aus den Augen, während sie mir erzählte wie sie von dem aufmüpfigen kleinen Mädchen aus dem Ghetto zu dieser durchaus attraktiven, damenhaften Frau geworden war und versuchte mir gleichzeitig ihr jugendliches pummeliges Gesicht vorzustellen. Erfolglos. Ihre Gesichtszüge waren so weiblich und weich, sie wirkte so zart und verletzlich, aber je mehr Zeit ich mit ihr verbrachte und je mehr sie von sich selber erzählte, desto eher merkte ich auch, dass es nur eine Fassade sein musste. Sie schien nicht so als brauchte sie diese Männer an ihrer Seite als Bestätigung, sondern bloß als Geldgeber. Der Job, den sie machte, war bloß ein Job und sie zog sich dafür ein Kostüm an, das eigentlich absolut nicht ihrer starken Persönlichkeit entsprach. Erst als ihr Blick mich so provokativ traf, änderte ich den Ausdruck in meinen Augen, lehnte meinen Kopf ein wenig zur Seite und verzog meine Mundwinkel zu einem amüsierten, erhabenen Lächeln. "Da kann ich ja froh sein, dass ich dich nicht nur fürs Honig ums Maul schmieren und an meiner Seite stehen bezahlt hab, sonst wäre ich jetzt auch einer dieser dummen, selbstverliebten Idioten mit starken Ego Problemen, hm?" Scheiße, wenn sie so mit mir redete war die Anziehungskraft vom ersten Abend sofort wieder da. Ich spürte in jeder Faser meines Körpers wie sehr ich diese Frau noch immer begehrte, gerade weil ich sie nicht haben konnte. Beim nächsten Stich durch meine Haut war ich regelrecht dankbar für den Schmerz, der mich davon abhielt mich in etwas hinein zu steigern, das ich nur verlieren konnte. "Also ist das einfach nur deine Art Geld zu verdienen", schlussfolgerte ich nickend. "Viel Geld durch wenig Aufwand, kann ich nachvollziehen." Ein letztes Mal presste ich meine Kiefer auf den Gürtel, während Summer die Nadel durch mich hindurch zog und den letzten Knoten setzte, bevor ich tief einatmete und als Erstes nach der Flasche Whiskey griff, um mehrere große Schlucke daraus zu trinken. Außerordentlich schön war die Naht nicht und vermutlich würde Summer mit der unschönen Narbe auch Recht behalten, aber die Knoten würden halten und das war im Moment die Hauptsache. Ich tupfte die Wunde ein weiteres Mal mit dem Antiseptikum ab, dann nahm ich ein längliches, weißes Pflaster, klebte es mit ihrer Hilfe über die Naht und wickelte abschließend noch eine Mullbinde fest um meinen Arm, ehe ich den Gürtel endlich löste und vorsichtig meine Hand mehrmals zu einer Faust ballte, um die Durchblutung anzuregen. "Ich habs zwar schon gesagt, aber nochmal - Danke. Also bevor ich dich nachher umbringe und all meine Spuren verwische, was willst du wissen?" Ich lehnte mich im Stuhl ein wenig zurück, griff in meine Hosentasche und holte ein Päckchen Tabak heraus, das ich fragend in die Höhe hielt, um mich zu vergewissern, ob es in Ordnung war in Summers Wohnung zu rauchen.
CHARLES LUCAS THOMPSON # 34 YEARS OLD # CRIMINAL
![[Bild: chas01.png]](https://i.postimg.cc/9Q6PrBYh/chas01.png)
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