RE: SANTA BARBARA
Das konnte doch jetzt nicht sein Ernst sein, er Sprach doch sonst nie darüber, was in ihm vorging aber jetzt? Wollte er wirklich so sehr Wissen, wie sie zu der Frau geworden war, die nun neben ihm im Bett lag? Zuerst versuchte sie ganz Ruhig zu bleiben, neben ihm aber dann konnte sie die Anspannung nicht verbergen und letzten Endes hob sich ihr Oberkörper wieder und sie setzte sich, winkelte die Beine an und legte ihre Arme darum. Immer mal wieder sah sie so über die Schulter zu Chas und wenn ihr das zu viel wurde, dann wieder an die Tür auf der gegenüberliegenden Seite. Ob er das mit Absicht machte, so völlig ohne Regung und Emotion zu sprechen oder ob er das nicht gewöhnt war, das vermochte sie nicht zu sagen aber auch das lustige Kommentar am Ende brachte sie nur zu einem geistesabwesenden Auflachen. „Wie kannst du das alles ohne Wertung in deiner Stimme sagen, du bist wirklich ein bisschen verrückt.“ Trotzdem versuchte sie alle Tore in sich zu schließen, an sich herankommen zu lassen, wie sie diese Worte von innen Wärmten. Er hatte sie zusammengeschlagen, versuchte sie sich zu Erinnern und das tat man doch nicht, wenn man jemandem was gutes wollte aber auch ihr wollte es nicht gelingen, den Zusammenhang auszublenden und was ihr geblüht hätte, wenn er es nicht getan hätte. Scheiße, denn noch eher sie zu einem brauchbaren Ergebnis kam, erinnerte er sie an ihren Teil der Abmachung. So blieb ihr die Frage, was er tat, wenn sie erneut weg zog im Hals stecken und sie hob die Schultern. „ Okay... okay...“ wenn man etwas vierzehn Jahre nur mit sich selber herumtrug, war das gar nicht so leicht Auszusprechen, wie eine Blockade, die man erst lockern musste und so begann Summer so früh – eigentlich war alles gar nicht Nötig auszusprechen. „ Das ist jetzt... vielleicht gar nicht so eine ungewöhnliche Geschichte und das passiert bestimmt auch furchtbar oft, Trotzdem ist es meine Geschichte... ich habe das erlebt und es ist mit ein Grund, warum ich so bin wie ich bin.“ Chas sollte nur Wissen, ihr den nötigen Respekt dafür zu zollen, denn sie bräuchte zumindest da keinen dummen Witz. Glaubte sie zumindest. „ Meine Ma kam damals aus Spanien mit ihrer Familie hier her, das war damals ja nicht ungewöhnlich. Mein Dad ließ sie sitzen, als er raus bekam, sie würde ein Kind bekommen und wollte den amerikanischen Traum leben oder was auch immer. Als Putzfrau und Mutter war sie dann mehr als Glücklich als sie einen Vorarbeiter aus einer Fabrik kennen gelernt hat, der uns mit durchfütterte und da war es auch nicht wichtig, dass er sich jeden Abend zugesoffen hat. Erst hatte ich nicht viel mit ihm zu tun als Kind und in der Pupertät bekam ich dann meine Probleme mit ihm. Für mich habe ich schon immer eingestanden und das nicht leise, das kommt davon, wenn man Jahre gemobbt wird – also meine erste Auseinandersetzung mit ihm mit fünfzehn. Ich wollte ihn zur Rede stellen, warum er immer spannt, wenn ich Dusche oder mich umgezogen habe. Er stritt alles ab, in seinem Suff hat er mir eine Ohrfeige gegeben und gesagt ich bilde mir das ein. Ich hätte da schon gehen sollen, bin ich aber nicht sondern zu meiner Mutter und sie hat gelacht. Ein Jahr habe ich dann penibel darauf geachtet, ich hatte mir das nicht Eingebildet aber in Ordnung, sollte er eben gucken – mittlerweile sah ich schon eher aus wie jetzt.“ Schon ziemlich rapide für ein so junges Mädchen und auch, dass sie noch heute so offenherzig war. Damals hatte sie aber gerade angefangen, sich auch gut damit zu Fühlen, nicht mehr das hässliche Entlein zu sein. „ Mit sechzehn verschwunden bin ich nach der Nacht, als es nicht beim gucken geblieben ist. Ich hatte zu der Zeit meinen ersten Freund, wollte mit ihm das volle Programm aber mein Stiefvater kam dem Wunsch zuvor. Seid dem war ich nirgendwo mehr fest... in einer Bar bin ich durch ein paar Umwege zu dem Job gekommen. Keine Ahnung, mir ist das alles so wichtig, weil ich nicht mehr Abwarten werde, bis mir jemand etwas weg nimmt. Nicht meine Selbstbestimmung, nicht meine Freiheit und ich lasse mich auch von keinem Beleidigen. Die Autonomie? Ich mag das, irgendwo neu zu sein, alles auf Null setzen und keiner kennt einen. Irgendwann geht es immer tiefer und es kommen Fragen und immer wenn ich mich bei jemandem oder irgendwo zu Sicher fühle, dann muss ich weg. Keine Ahnung, du bist der Menschenkenner von uns beiden, du wirst das vielleicht besser Analysieren als ich. Seid vierzehn Jahren habe ich da nicht mehr gekramt und hatte ich auch nicht vor, ich mag mein Leben, so wie es ist.“ Öfter war gefallen, dass sie selber keine Ahnung hatte und so war das auch aber sie wusste schon, das ihr Verhalten mit dem Zusammenhing, was passiert war nur das Wie? Erst jetzt sah sie, wie ihr Körper unter der Erzählung zitterte, wie ätzend und so drückte sie auch ganz automatisch die Hände gegen ihre angewinkelten Knie, damit das aufhörte und legte das Kinn darauf ab und biss die Zähne zusammen. Immer mal wieder hatte sie versucht den Kopf in Chas Richtung zu drehen aber war gescheitert. Wieso konnte er denn nicht so kalt sein wie er?
|| GANGSTER ROMANCE » 32 YEARS OLD » CHAS ||
You're dealing with the devil, that's no lie.
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